Samstag, 30. Juni 2007
Largo ist in Asien angekommen. Schnell wird deutlich, dass die Befreiung seines Freundes Simon besondere Maßnahmen erfordert. Largo nimmt Kontakt zu einem Nachtclubbesitzer auf, der ein ungewöhnliches Treffen für ihn arrangieren soll. Largo braucht die Hilfe der Triaden.
Im Tempel der himmlischen Glückseligkeit kommt es wenig später in dunkler Nacht zu einer Begegnung, die für Largo schicksalhaft sein wird. Der Mann, der Largo droht, ihn bei der geringsten unstimmigen Antwort zu töten, sieht zwar aus wie ein Mönch, aber seine Autorität begründet sich auf einer hohen Stellung in einer anderen Organisation. Largo gibt preis, woher er das Kennwort der Triaden kennt. Vor vielen Jahren hatte er das Glück, einem Angehörigen der Triaden das Leben zu retten. Largo weiß, dass das Einfordern eines Gefallens einen sehr hohen Preis fordern wird. Sein Gegenüber lässt keinen Zweifel daran, dass der Zahltag kommen wird.
Eines Tages – in sechs Monaten, zehn Jahren, vierzig Jahren – wird ein Mann aus meinem Volk zu Ihnen kommen und Sie an die drei Augen der Hüter des Tao erinnern. Und dann werden Sie gehorchen, wo immer Sie sich befinden oder wer Sie geworden sind. Blind und ohne Fragen zu stellen. Das ist der Preis für unsere Hilfe.
Largo findet sich mit dieser Situation ab und stimmt zu. Sein Freund Simon bereitet sich gerade auf seine Hinrichtung vor. Da die Weltöffentlichkeit in Form der Presse zu diesem Ereignis eingeladen ist, will man sich im ehemaligen Birma nicht vorwerfen lassen, man gebe auf seine Gefangenen nicht Acht. So kommt Simon Stunden vorher in den Genuss von ausgesuchter Körperpflege in Form von einigen attraktiven Körperpflegerinnen. Sauber und mit frischer Kleidung ausstaffiert macht sich Simon zusammen mit den anderen Delinquenten auf den Weg zum Richtplatz.
Derweil haben Largos neue Freunde ihr Wort gehalten. Ein ausgeklügelter, aber waghalsiger Plan nimmt Gestalt an. Das Befreiungskommando ist im Anflug auf die Festung Makiling.
Die Fortsetzung des ersten Teils (Makiling) reißt den Leser gleich von Beginn an mit. Die Tiger haben sich auf den Weg gemacht, um ihre Freunde zu befreien. Eine Geschichte in bester Söldner-Manier breitet sich vor dem Leser aus. Die Befreiungsaktion, in anderen Geschichten gerade einmal der Höhepunkt, ist hier der Start zu einer dramatischen Flucht voller gefährlicher Ereignisse.
Die Flucht führt querfeldein. Der Helikopter, der zur Flucht eingesetzt wurde, wird schnell zu einem zu auffälligen Element der Flüchtigen. Zeichner Philippe Francq setzt die Flucht und die Flugmanöver mit dem besten Auge eines Kameramanns um. Als Leser ist man hautnah dabei. Wie auf einer Kinoleinwand rast das Luftfahrzeug durch die Canyons. Weniger halsbrecherisch, dafür mit mehr Abenteueratmosphäre durchzogen, schildert sich die weitere Flucht durch das beinahe undurchdringliche Grün des Dschungels und über weite grüne Ebenen und Felder. Die Fremdartigkeit des Landes, der Landschaft, der Kultur wie auch der Menschen und ihrer Lebenssituation macht aus dieser Flucht einen Ausflug in eine andere Welt. Autor Jean van Hamme nutzt die Gelegenheit aber auch für eine amouröse Entwicklung.
Largo ist ein Frauentyp. Diese Zutat zieht sich durch viele Thriller, ist beinahe unverzichtbar. Aber er ist nicht unersättlich, wie es den Anschein bei seinem Freund Simon hat, der sich eher in Schwierigkeiten bringt. Malunai, die Freiheitskämpferin, ist bereit, ihre Jungfräulichkeit ihrer Dankbarkeit zu opfern und Largo mit einer gemeinsamen Nacht zu belohnen. Er lehnt ab – und macht sich damit für sie noch interessanter. Largo Winch ist ein Charakter, der für seine Freunde bis zur Selbstaufgabe alles Mögliche unternimmt. Die zeitweiligen Rückblicke in seine Sturm- und Drangzeit zeigen aber auch, wie erwachsen Largo mit seinem großen Erbe geworden ist. Sicherlich benimmt er sich nicht, wie der Herr über ein Wirtschaftsimperium sich benehmen sollte, aber auf seine Art übernimmt er vermutlich noch viel mehr Verantwortung.
Mit Largo Winch ist van Hamme eine Figur gelungen, die auf Augenhöhe mit Haudegen wie Andy Morgan, Dan Cooper oder Bruno Brazil. Zwar altern Comic-Figuren nicht so schnell wie der normale Mensch, aber seine Jugend lässt auch noch auf viele Abenteuer hoffen, die sich in seinen späteren Jahren abspielen werden.
Der Aufbau des Abenteuers ist durchaus filmisch zu nennen. Zwangsläufig überlegt man dank der schönen Umsetzung durch Francq, wer denn für eine Verfilmung in Frage käme. Einer, der in der gezeichneten Version schon einem bekannten Schauspieler nahe kommt, ist der Bildreporter French. Gene Hackman würde in dieser Rolle sicherlich brillieren. Eine Verfilmung für die Kinoleinwand von Largo Winch ist nicht weit hergeholt, denn schließlich hat es einen Ausflug ins Fernsehen gegeben.
Unter dem vorangestellten Motto von Albert Camus Das Ziel rechtfertigt die Mittel, aber wer rechtfertigt die Ziele? lässt sich tatsächlich die Leitschnur beschreiben, die sich durch den gesamten Band zieht. Jeder Akteur verfolgt seine eigenen Ziele und nicht jedes ist edel, nicht einmal das eines Largo Winch.
Eine ausgeklügelte Fluchtgeschichte mit sehr gelungenen und glaubhaften Charakteren in den Dschungeln Asiens. Der Schluss ist ungeheuer dramatisch. Francq und van Hamme untermauern, dass sie zu den Top-Teams im europäischen Comic gehören. 😀
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Galactus ruft den Silver Surfer zurück. Von allen Herolden war er stets der Favorit des Unsterblichen. Zwei Wesen sind aus einem intergalaktischen Gefängnis ausgebrochen und auf der Suche nach dem Weltenverzehrer.
Noch ein Krieg? Der Silver Surfer ist auf alles gefasst.
Nein. Nichts derart einfaches. Galactus bleibt die Ruhe selbst. Doch ein Feind, der auch ihm gefährlich werden kann, könnte die Grundfesten des Universums erschüttern. Der Surfer kehrt an die Seite seines früheren Herrn zurück, denn die entkommenen Gefangenen sind nicht die einzige Bedrohung. Annihilus hat die Negativ-Zone verlassen. Seine Legionen durchstreifen die Galaxis. Wo immer sie auf Lebewesen treffen, hinterlassen sie Tod und Vernichtung. Der Surfer nimmt den Kampf auf und stellt sich einem von Annihilus’ schlimmsten Schergen.
Galactus und der Silver Surfer sind nicht die einzigen Wesen, die sich mit dem Einfall der Fremden auseinandersetzen müssen.
Auch Ronan, der Ankläger, eigentlich unterwegs zwischen den Welten, um seinen Namen reinzuwaschen, kreuzt den Weg der Monster aus der Negativ-Zone. Ronans Rechtsprechung findet bei den Völkern, auf die er stößt, keinen Anklang. Die Gewalt, die er hinter sich zurücklässt, schert ihn nicht. Mitleidlos folgt er der Spur zu jener Frau, die ihn wieder entlasten kann.
Am Zielort angekommen, muss Ronan feststellen, dass er nicht der einzige Kree ist, der im Exil lebt. Die kleine Gemeinschaft ehemaliger Soldaten nimmt den Ankläger herzlich auf, erhoffen sie sich doch durch ihn Hilfe. Bald muss Ronan feststellen, dass diese Hilfe tatsächlich notwendig ist, weil noch eine andere Gruppe den Planeten zu seiner Heimstatt erkoren hat und nicht bereit ist zu teilen. Ronan stellt sich notgedrungen den ersten Angreifern. Ihr Kampf wird jedoch schnell zur Nebensache. Glorian, der Weltformer, hat es sich zur Aufgabe gemacht, aus diesem Planeten eine schöne Welt zu machen. Das noble Anliegen, vollkommen falsch ausgeführt, ruft Annihilus auf den Plan. Schönheit ist dem Anführer der Monströsitäten aus der Negativ-Zone ein Dorn im Auge. Aus einem örtlich begrenzten Kampf wird eine planetenweite Schlacht.
Annihilation erzählt vom Anfang vom Ende der Welt. Annihilus, ein alter Feind der Fantastischen Vier, ist es gelungen, eine riesige Horde aus der Negativ-Zone in das bekannte Universum zu führen. Seither rollt eine gewaltige Vernichtungswelle durch das All.
Das Marvel-Event Annihilation stellt verschiedene Marvel-Helden, die sonst eher in der zweiten Reihe angesiedelt sind, in den Mittelpunkt einer breit angelegten Geschichte. Zwar ist es ein wenig gemein, den Silver Surfer einen B-Helden zu nennen, aber der wirklich große Erfolg und die Sympathie, die anderen Helden über die Jahre zuteil wurde, ist ihm versagt geblieben – das mag zu einem guten Teil an seiner riesigen Macht liegen, die ihn zu weit von den normalen Helden entrückt. Der Surfer, immer ein gern gesehener Gast innerhalb des Erzählstrangs der Fantastischen Vier, stellt gerade hier seine Macht unter Beweis, indem er gegen eine Armada antritt, nachdem er von Galactus seine früheren Kräfte zurückerhalten hat.
Auch Ronan, ein Wesen, das den Fantastischen Vier begegnete, hat sein Zusammentreffen mit den Fremden. Während die Geschichte um den Silver Surfer eher klassisch im Marvel-Universum erählt wird, gewinnt die Handlung um Ronan fast schon Space Opera-Züge. Ohne auch nur irgendetwas von der Figur, den Kree oder die Vergangenheit dieses Volkes zu wissen, entfaltet sich dank des erzählerischen Talents von Autor Simon Furman ein spannendes Science Fiction Märchen. Bei genauer Betrachtung könnte dieses Abenteuer sogar im Star Wars-Universum spielen – sieht man einmal von Annihilus ab, der nicht so recht passen würde.
Zwei sehr starke Gegner stehen sich schließlich gegenüber. Ronan trifft eine Art weibliches Gegenstück. Auch sie wird von ähnlichen Ehrgefühlen gelenkt und sammelt die Verlorenen, Verstoßenen und die Heimatlosen um sich. Gamora genießt den Zweikampf, bis ein gemeinsamer Feind die beiden Gegner eint.
Der Aufbau der Geschichte ist klassisch. Durch die Elemente des Weltenformers und das Auftauchen der Legionen des Annihilus kommen jedoch unvorhersehbare Akteure ins Spiel, weshalb die Handlung bis zum offenen Ende hin mit Spannung zu lesen ist. Eine Fortsetzung erfolgt im nächsten Band.
Zeichner Jorge Lucas nimmt diesen klassischen Faden in seinen Bildern auf. Man fühlt sich als Leser an die guten alten Tage erinnert, denn es ist ein wenig John Buscema darin, ein wenig ausgefeilter zwar, doch Parallelen gibt es. Man könnte sagen, dass dieser Stil eine konsequente Fortführung des Altmeisters ist. Dieser glasklare Stil, der sich auf den Kern einer Szene beschränkt, wird durch die sehr einfache Farbgebung von Dave McCaig noch verstärkt. Für einen Koloristen wäre es ein Leichtes aus den vorgelegten Grafiken noch bombastischere Szenen zu schaffen. Diverse Koloristen haben dergleichen vorexerziert. Doch die Reduzierung trägt zum besseren Lesefluss bei und schafft gleichzeitig eine Art europäisch anmutenden Charakter der Bilder.
Insgesamt ein gelungenes Experiment abseits der Hauptserien. Gut zu sehen und zu wissen, dass sich Marvel diese Geschichten erlaubt und so seine Bandbreite noch erhöht. Leser, die einmal über andere Helden lesen möchten und Space Operas mögen, werden bestimmt ihren Spaß haben. 🙂
Freitag, 29. Juni 2007
Yangon, Hauptstadt von Myanmar. In der ehemaligen Stadt Rangoon, der Hauptstadt des ehemaligen Birma, sind Korruption und Intrigen an der Tagesordnung. Eines Tages ergibt sich für die Militärobrigkeit und den dortigen CIA-Kontaktmann eine großartige Gelegenheit. Mittels eines Köders wollen sie die Auseinandersetzungen mit den Rebellen im Goldenen Dreieck endlich beenden.
Die Köder in diesem düsteren Spiel sind Marjan Texel, eine niederländische Polizeiinspektorin, und Simon Ovronnaz sind Freunde von Largo Winch, einem weltweit bekannten Multimilliardär. Winch hatte vor vielen Jahren freundschaftliche Kontakte zu rebellischen Stammesmitgliedern im Goldenen Dreieck geknüpft. Irgendwie muss es gelingen, Winch nach Myanmar zu locken, damit er sie zu den Verstecken der Rebellen und ihren Anführern bringt.
Marjan und Simon wollen eigentlich nur Urlaub machen. Auch Myanmar ist reich an kulturellen Schätzen und Gebäuden, die sich von Touristen erkunden lassen. Wenig später werden sie ohne Begründung von der örtlichen Polizei zu einer Unterredung gedrängt. Dann schnappt die Falle auch schon zu. Als Simon Marjan gegen die aufdringlichen Beamten beschützen will, kommt ein Polizei-Captain zu Tode. Marjan kommt während einer Gerichtsverhandlung noch glücklich davon. Simon hat Pech. Niemand glaubt ihm die Notwehrsituation. Ihn trifft die volle Härte des myanmarischen Gesetzes. Simon wird zum Tode verurteilt.
Largo Winch, derjenige, der angelockt werden soll, erfährt von den Problemen seines Freundes erst sehr spät. Doch sobald ihn Marjan persönlich von der anstehenden Hinrichtung unterrichtet hat, hält ihn nichts mehr. Auch Beamte der eigenen Regierung können Largo nicht aufhalten. Unterstützt von einem Berufsfotografen, der sich die Geschichte seines Lebens erhofft, bricht der junge Milliardär auf, um sich im Goldenen Dreieick Unterstützung für eine Befreiungsaktion zu suchen.
Basierend auf der Romanfigur Largo Winch, erschaffen von Jean van Hamme, ist eine Comic-Reihe entstanden, die in bester Tradition das Thriller-Genre in der Comic-Welt fortführt.
Largo Winczlav wird in jungen Jahren von dem Unternehmer Nerio Winch adoptiert. Largo ist ein Abenteurer. Er genießt das Leben. Ernsthaftigkeit und eine geregelte Lebensführung sind ihm fremd. Alles ändert sich für ihn, als sein Mentor und Adoptivvater stirbt. Plötzlich steht er an der Spitze eines riesigen internationalen Unternehmens. Largo muss sich nun mit zahlreichen Geschäftsführern auseinandersetzen, die allesamt mehr von den Geschäften verstehen als er. Und Largo bleibt sich treu, denn seine Vergangenheit holt ihn immer wieder ein und bringt ihn in Schwierigkeiten.
Sein Ehrgefühl und sein Sinn für Freundschaft bringen ihn dazu, persönlich einzugreifen. Sein Geld, über das er nun im Überfluss verfügt, und seine Verbindungen sind hilfreich, aber immer ist seine Anwesenheit ein wichtiger Garant, um eine Situation wirklich zu klären. Das 7. Abenteuer Makiling entführt den Leser mit auf eine Reise rund um die Welt. New York, Washington, Birma (Myanmar), Thailand, Großstadt, Chefetagen, Hochfinanz, Agenten, Politik, Dschungelkämpfe, sportliche Skiabfahrten, Liebe, Intrigen und vieles mehr bilden ein Gerüst für dieses gelungene Thriller-Szenario, das in seiner Machart an die Hochzeiten der guten Alben-Comic-Unterhaltung erinnert und diese eindeutig auf das Feinste wiederbelebt.
Die zeichnerische Verantwortung trägt Philippe Francq. Seine Grafiken zeigen eine realistische Welt, in der gläserne Wolkenkratzer und computerisierte Büros krasse Gegensätze zur wilden Natur in den Dschungeln Asiens und ihren bunten Städten bilden. Selbst wer in Sachen Comics unbedarft sein mag, aber vielleicht den einen oder anderen James-Bond-Film gesehen haben mag, wird sofort in dieses Szenario eintauchen können. Eine gesunde Mixtur aus Abenteuern von Harold Robbins oder Söldner-Filmen wie Die Wildgänse kommen spiegelt sich in dem hier geschilderten Auftakt zu einer spektakulären Rettungsaktion wider. Wie in einem guten Film mit exotischen Schauplätzen sind die Ansichten sehr gut ausgewählt und erfüllen die Geschichte mit Leben.
Farblich wechseln kühle Blautöne aus dem eisigen Winter an der amerikanischen Ostküste und warmes Grün des heißen Dschungels einander ab. Rote Sonnenuntergänge und dunkle Nachtszenarien lassen optisch wie szenisch keinerlei Langweile aufkommen. Darüber hinaus zeichnet sich der Strich von Francq durch eine feine Zerbrechlichkeit aus, die ein wenig an den Stil von Hermann erinnert, wie er z.B. in Andy Morgan oder Comanche zeigte.
Ein guter Trick der beiden Erzähler ist der zwischenzeitliche Szenariowechsel innerhalb einer Seite. Mitunter findet sich nur ein Bild des nächsten Szenarios am Ende der Seite. So wirkt der Wechsel zwischen amerikanischer Eiseskälte und asiatischem Dschungel noch eindringlicher und die Neugier auf die folgende Seite wird noch größer.
Die Geschichte gliedert sich in zwei Hauptbereiche. Kleine Nebenarme beschäftigen sich mit einigen wichtigen Charakteren, die der Handlung immer wieder neue Anstöße geben. Neben Largo, der gezwungen ist, in Asien selber aktiv zu werden, verfolgt der Leser die verzweifelte Lage von Simon, der durch alle Instanzen der myamarischen Justiz geht. Gerichtsverhandlung, Gefangenentransport, schlechte Behandlung, Fluchtversuch aus der alten Festung Makiling im Gebirge – Francq und van Hamme lassen nichts aus, um die Spannung auf den Höhepunkt zu treiben.
Ein genialer erster Teil einer Abenteuergeschichte an exotischen Schauplätzen. Largo Winch steht in der besten Albentradition neben den ganz Großen des Abenteuer- und Thriller-Genres.
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Mittwoch, 27. Juni 2007
Jay Garrick rennt so schnell, wie er kann. Die Speed Force existiert nicht mehr. Er ist ganz auf seine eigenen Kräfte angewiesen. Wieder einmal ist der schnellste Mensch der Welt die letzte Rettung.
Bart Allen hingegen läuft nicht mehr. Ohne Speed Force ist er ein ganz normaler Mensch geworden. Die Inifinite Crisis, die ihm die Fähigkeiten eines Speedsters nahm, schlug auch tiefe Wunden in seine Seele. Einer seiner besten Freunde, der Flash Wally West, ließ (vermutlich) sein Leben. Aber seine Vergangenheit lässt Bart Allen nicht los. Das Unternehmen, in dem er arbeitet, wird bestreikt. Doch einer will sich nicht mit legalen Methoden abgeben. Ein geheimnisvoller Attentäter geht auf seine Weise gegen die Kapitalisten vor. Eine Explosion bei Keystone Motors wird zum Wendepunkt – nicht nur für Bart Allen.
Held sein oder vielleicht dem Tod ins Auge sehen? Die Speed Force könnte, falls Bart sie nicht zu beherrschen lernt, zum Tode führen. In der Folge muss Bart nicht nur seine Ängste niederringen, sondern auch noch gegen Feinde antreten, die tief in sein Privatleben eingreifen.
Die Figur des Flash hat ähnlich viele Stadien durchlaufen wie eine Green Lantern. – Eher noch mehr. Vier Flash-Varianten und ihre gesammelten Verwicklungen über die Jahre hinweg können bei den Comic-Fans schon für Verwirrung sorgen. Nach der Infinite Crisis bliebt uns nur ein Held wirklich erhalten – ohne Speed Force – und das war der allererste Flash Jay Garrick. Dabei konnte es aber nicht bleiben. Ein Held, außerdem einer, der seine besten Jahre hinter sich hat, mit einer Kopfbedeckung, die an die mythologische Figur des Hermes erinnert, passt nicht mehr so richtig in das neue Jahrtausend.
Flash – Diagnose Tempo-Tod erzählt von der Geburt eines neuen (und alten) Helden und fördert gleichzeitig einige Überraschungen zutage.
Bart Allen ist kein Unbekannter im DC-Universum. Sein Werdegang wird kurz in Erinnerungen dargestellt. Aus dem Kid Flash, einem Gründungsmitglied der ersten Teen Titans wurde ganz langsam ein Held. Aus dem Übermut der Jugend wurde ernst. Ganz besonders nach dem Verschwinden der Flashs Barry Allen und Wally West lastet nun auch eine große Verantwortung auf Bart. Da die Speed Force fehlt, eine Ausübung der Heldenpflichten nicht mehr machbar scheint, scheint auch Bart nicht so unglücklich darüber.
Die Überraschung für den Leser, die Absorption der Speed Force in einen einzigen Menschen, bildet den Grundstein für die Neuentstehung einer Comic-Legende.
Die Autoren Danny Bilson und Paul Demeo halten sich an die Gesetzmäßigkeiten einer Heldengeburt und stellen dem Helden die Entstehung eines Bösewichts gegenüber, dessen Kostüm ein wenig an Moon Knight erinnert. Natürlich ist es der gleiche Auslöser, der Bart wieder auf die Speed Force zugreifen und den Griffin, den Greif, entstehen lässt. Aber die Kraft, die Bart beinahe zu zerreißen droht, schürt nicht nur besondere Kräfte im Griffin, sondern sie zehrt auch an seiner Lebenskraft. Zu allem Überfluss ist das Alter Ego des Griffin, Griff, ein Freund von Bart. Die Tragödie ist schon immer ein fester Bestandteil des Comics gewesen. Held und Verbrecher bedingen sich gegenseitig, was zur unvermeidlichen Konfrontation führt.
Griff, als Mensch geschildert, der von einem starken Geltungsdrang beherrscht wird, möchte ebenfalls ein Held sein. Leider ist sein Egoismus viel zu groß. Er möchte ein Held sein, der für seine Taten bezahlt wird. Während eines Einsatzes verliert er den Blick für das Wesentliche und geht dafür auch über Leichen. Bart und Jay, die natürlich keine Miet-Helden sind, müssen zwangsläufig mit ihm aneinander geraten. Nach kurzer Zeit ist klar, dass die Flashs dem Griffin schlicht und ergreifend das Geschäft kaputt machen – so jedenfalls ist seine Sicht der Dinge.
Dieser Werdegang erstreckt sich über sechs Ausgaben mit dem Original-Titel Lightning In A Bottle, die hier zu einer Sonderausgabe zusammengefasst sind. Unterschiedliche Zeichner und Stile haben sich hier dieser Wiedergeburt angenommen, von denen Karl Kerschl und die Team-Arbeit von Ken Lashley und Sal Velluto besonders hervorstechen.
Kerschls Arbeit kommt ohne schwarze Outlines aus. Dadurch entsteht eine Mischung aus Manga und Zeichentrickeffekt. Diese Mischung macht aus dieser Episode etwas ganz Besonderes und lässt Neugier auf eine tatsächliche Zeichentrickserie oder eines –Films des Flash entstehen – die es so meines Wissens nach leider nicht gibt.
Die Zusammenarbeit von Lashley und Velluto ist optisch in der Nähe eines Alan Davis zu suchen ist. Lashleys übrige (hauptsächliche) Arbeiten an dieser Geschichte sind gut, aber Velluto verleiht dem Ganzen das Tüpfelchen auf dem I.
Eine faszinierende Neugeburt eines Helden. Dank der Rückblicke auch für Neueinsteiger interessant. Die Dramatik, die hier von Bilson und Demeo aufgebaut wird, gönnt der Hauptfigur nichts. Das ist ein düsterer Neubeginn, der es in sich hat. 🙂
Wer sich einmal anschauen möchte, wie neue Wege in Sachen Comics beschritten werden, sollte einen Blick auf Virgin Comics werfen. Virgin möchte mit diesem neuen Zweig wohl Indien erobern. Dahinter stehen klare finanzielle Interessen – die Unternehmensinformation hält damit keineswegs hinter dem Berg. Wer sich die Auswahl der Geschichten betrachtet, erkennt auch deutliche indische Einflüsse. So sind Shekhar Kapur’s Devi und Ramayan 3392 A.D. eine Art Bollywood gemischt mit Historie, Matrix und HdR. Optisch macht das Ganze einen ziemlich guten Eindruck.
Einige bekannte Namen, von denen ich es nicht erwartet hätte, begeben sich nun auf das Comic-Parkett. Mr. Madonna Guy Ritchie, John Woo und Nicolas Cage stehen mit ihren Namen für dieses neue Unternehmen. Die aufgeführten indischen Regisseure mögen auf ihrem Gebiet wohl auch nicht so unbekannt sein.
Wer mag, sollte sich die digitalen Comics anschauen. Manche Szenen des kostenlosen Lesefutters erinnern an bombastisches Kinovergnügen. Unter virgincomics.wordpress.com wird zum Thema gebloggt.
Man darf mal wieder gespannt sein. 🙂
Dienstag, 26. Juni 2007
In Oklahoma gibt es nichts? Welch ein Irrtum! Die gigantische Feuerlohe, die bei dem Einschlag des unbekannten Objektes gen Himmel schießt, zeugt von Kräften, der sich nur Superhelden entgegenstellen können.
Wenig später sind die Fantastischen Vier zur Absturzstelle unterwegs, wo sich bereits ein Kontingent militärischer Einheiten eingefunden hat und den Bereich abriegelt. Gegen die aufmarschierenden Feinde sind die einfachen Soldaten allerdings machtlos. Ihre Feinde sind: Doombots. Sofort stürzt sich Ben ins Geschehen und es geht rund. Auch die Fackel teilt mächtig aus, wenngleich sie ein paar Probleme hat, genügend Kraft zu mobilisieren. Als die Kämpfe abflauen, gibt es für die Vier eine böse Überraschung. Dr. Doom ist zurück!
Gerade noch stellte sich Dr. Doom dem unvermeidlichen letzten Kampf in der Hölle, als der Sturz der Götter selbst die Festen des Bösen erschütterte und dem genialen Wahnsinnigen die Flucht ermöglichte. Doom kehrte zurück.
Doch Doom ist augenblicklich noch das geringste Problem der Helden. Ein Gefangenentransport ist auf dem Weg durch die Stadt. Keiner ahnt, dass der Denker und der Puppet Master ihre Finger im Spiel haben. Dr Weg durch die Yancy Street war nicht eingeplant. Ben Grimm kennt die Menschen dieser Straße, hatte er doch selbst oft genug Ärger mit ihnen. Die Aktion gerät zu einem Desaster und zwingt Ben zu einer folgenschweren Entscheidung.
Die Entwicklung der Auseinandersetzungen zwischen den Heldengruppen zwingt beide Seiten zu Wegen, die sie sonst nie eingeschlagen hätten. Die Gruppe um Iron Man holt sich Verstärkung bei den Thunder Bolts. Die ehemaligen Feinde und ungeliebten neuen Verbündeten stoßen nicht bei allen Beteiligten auf Zustimmung. Außerdem weiß der Anführer der Thunderbolts, Baron Zemo, durch seine Arroganz noch mehr Abneigung zu schüren. Zemos Plan ist sehr simpel. Langsam schart er Superverbrecher und abtrünnige Helden um sich. Die Überzeugungsarbeit gestaltet sich nicht immer einfach. Vor Captain America offenbart er, was aus ihm geworden ist. Aus dem smarten Schönling wurde ein Gesicht, das nur noch eine einzige Brandnarbe ist. Seine Absichten legt er in aller Deutlichkeit vor dem amerikanischsten aller Helden offen.
Aber reicht das aus, um Cap auf Zemos Seite zu bringen?
Die Marvel Monster Edition des Civil War beleuchtet die Entwicklung um die Spaltung der Helden aus verschiedenen Blickwinkeln. Bekannte Autoren und Zeichner bringen die Handlung dieses Marvel-Events voran. J. Michael Straczynski, der durch seine Arbeiten an der Fernsehserie Babylon 5 und der Comic-Reihe Spider-Man einen hohen Bekanntheitsgrad erlangte, findet sich hier ebenso wie Peter David. David ist als Roman- und Comic-Autor bekannt geworden. Zu seinen Arbeiten zählen Ausflüge in das Star Trek und das Babylon 5-Universum ebenso wie Szenarien zu Supergirl.
Dieses illustre Team, verstärkt um Dan Slott und Fabian Nicieza, hat sehr dichte und dramatische Episoden aus dem Civil War ersonnen.
Die Fantastischen Vier, bald wieder zurück auf der Kinoleinwand, sehen sich hier mit der Rückkehr eines ihrer Erzfeinde konfrontiert. Wir erinnern uns kurz. Dr. Doom hatte sich an seine familiären Wurzeln erinnert. Abseits von Technologie versuchte er seine langjährigen Gegner durch Magie zu vernichten. Für Doom wurde dieser Weg eine Reise in die Hölle. Die Fantastischen Vier rechneten nicht mit seiner Rückkehr. Umso spektakulärer fällt seine Rückkehr aus, die dem Leser einerseits zeigt, was in der Hölle geschah, andererseits, was Doom dazu bewogen hat, wieder einmal amerikanischen Boden zu betreten.
Aber damit nicht genug. Das Ende der Episode präsentiert eine weiteres rätselhaftes Ereignis (welches jüngst in Civil War 4 aufgelöst wurde und für einen Schock sorgte).
Die Episode über den Gefangenentransport, ebenfalls von Straczynski erzählt und von Mike McKone gekonnt zu Papier gebracht, legt noch einmal einen drauf. In den Konflikt der Helden werden weitere Normalsterbliche hineingezogen. Das Ereignis mag nicht so furchtbar sein wie die Auslöschung eines gesamten Ortes, aber für Ben Grimm ist es ein Auslöser, der sehr viel für ihn ändert. Es ist sehr schön geschildert, wie Ben, der sowieso eine der sympathischsten Figuren des Marvel-Universums ist, seinen Glauben an sein Land verliert.
Ähnlich umfangreich nehmen sich auch die Civil War-Einflüsse aus der Sicht der Thunderbolts aus. Baron Zemo verfolgt seine ganz eigenen Ziele in diesem Szenario. Man darf ankreiden, wieso aus Heldensicht solche Verbündeten geduldet werden. Überhaupt verschiebt sich der Charakter des Iron Man enorm innerhalb der Auseinandersetzungen, gehört er doch zu den treibenden Kräften hinter dem Registrierungsgesetz für Superwesen oder auch Helden. Immer mehr Kompromisse verschieben das Machtgefüge in Bahnen, die vorher undenkbar gewesen wären. Wie immer konnte es nur eine Frage der Zeit sein, bis andere Mächte in diesem offensichtlichen Machtvakuum und Durcheinander für sich nach Vorteilen suchen würden. Leider ist Tony Stark, Iron Mans alter Ego, mit viel zu vielen Problemen beschäftigt und erhält auch in seinem Privatkrieg gegen Captain America keine richtige Unterstützung.
Dank Autor Fabian Nicieza wächst die Sicht auf diesen Zwiespalt der Situation deutlich. – Inzwischen zeugen weitere Ereignisse davon, wie tiefgreifend auf Heldenseite noch vorgegangen wird und wie stark die Zweifel über das eigene Vorgehen werden.
Kleine Geschichten und She-Hulk und Quicksilver runden diese pralle Geschichtensammlung aus dem Civil War ab.
Die Umwälzungen im Marvel-Universum brauchen sich hinter denen des DC-Universums nicht zu verstecken. Wer ein Lesevergnügen sucht, das wichtige Veränderungen rund um die Fantastischen Vier, Rächer und Thunderbolts einläutet, kann mit dieser Lektüre nichts falsch machen. 🙂
Nachtrag: Peter Davids Meinung zum neuen F4-Film
Montag, 25. Juni 2007
Eine wunderschöne Welt. Zerklüftet, wild, Gewässer und Berge offenbaren die gesamte Macht von Natur und der Gewalt der Götter. Alle Bewohner freuen sich auf die kommende fürstliche Hochzeit.
Während die Feiern vorbereitet werden, nähert sich ein Schiff über das weite Meer, von dem bereits furchtbare Gerüchte in Umlauf sind. Ein Mörder, ein unheimlicher Schlächter soll an Bord sein. Neva, ein Gefäß der Göttin, eine Seherin, die ihr Leben in der Abgeschiedenheit eines Tempels verbringt, sieht das Übel kommen. Warnungen können das Volk, die Wachen auf das Kommen des monströsen Wanderers vorbereiten. Aufhalten jedoch, können sie ihn nicht.
Das Horn des Fremden bläst Unheil verkündend, obwohl eine Ankündigung nicht mehr vonnöten ist. Drachenreiter stellen sich dem Eindringling in den Weg. Eine riesige Seeschlange will den vergleichsweise kleinen Angreifer aufhalten.
Neva erinnert sich. Vor langer Zeit, bevor sie ihr Leben den Göttern weihte, hatte auch sie einen Geliebten. Ein Krieg trennte sie, aber der Mann schwor, er werde zurückkehren, was es ihn auch kosten möge. Nun kommt er, bereit, den Schwur einzulösen. Dabei geht er über die Leichnahme von Göttern. Spawn ist da.
Spawn – Godslayer macht aus der sehr bekannten Vorlage des Hellspawn eine Fantasy-Geschichte mit epischem Ausmaß. Mit dem Land Endra-La hat Brian Holguin einen Ausschnitt einer phantastischen Welt geschaffen, die durch raue Schönheit besticht und eine Konzeption aufweist, wie der Leser sie vielleicht von germanischen Göttersagen her kennt. Zeichner Jay Anacletto (unter der Verstärkung von Lan Medina und Brian Haberlin) hat wieder einmal gezeigt, warum er einer der großen Künstler unter den Comic-Zeichnern ist.
Holguin lässt die Geschichte hauptsächlich von Neva aus dem Off erzählen. Aus der Sicht dieser in die Jahre gekommenen Frau, die sich an eine schöne Jugend mit einer aussichtsreichen Zukunft erinnert, lernt der Leser diese Welt kennen. Er macht diese Welt, die Landschaft und die Legenden zu einer Hauptfigur. Eines der Auftaktbilder, die Stadt Indru auf einer Klippe am Meer mit einem gewaltigen roten Mond im Hintergrund, verdeutlicht seine Vorgehensweise sehr gut.
Wie in einem gigantischen Bauwerk enthüllt Holguin ein Teil nach dem anderen. In einem Film würde man von Ausstattung und Hintergrundinformationen sprechen, hier wird es zu einer Leiter, die geradewegs zur Tragödie hinaufführt.
Der Spawn in dieser Geschichte ist vergleichsweise winzig gegenüber den Feinden, die sich ihm in den Weg stellen. Der Ur-Spawn zeigte schon, welchen Antrieb die Liebe darstellen kann. Holguin zelebriert dieses Thema regelrecht. Er macht eine monumentale und auch abstrahierte Geschichte daraus, der ein Normalsterblicher schwer folgen kann. Dieser Spawn räumt alles Sterbliche aus dem Weg. Selbst die Frau, die er einst liebte, muss den unvermeidlichen Weg gehen. Am Ende stellt sich ihm ein echter Gott in den Weg.
Es ist für den Leser schwer, dieser Mystik auf der Basis und Kenntnis eines gewöhnlichen Comics zu folgen. Bei genauer Betrachtung fühlt man sich an die vielfältige Sagenwelt erinnert, in die viele Aspekte einfließen, die nicht hinterfragt werden können.
Jay Anacletto und der für die Farbe verantwortliche Brian Haberlin haben ein optisches Meisterwerk geschaffen. Diese Bilder hätten durchaus ein größeres Format verdient. Manche Seiten würden tolle Postermotive abgeben, aber diese Bilder halten den Betrachter auch immer etwas zurück. Man kann ihnen nicht so nahe kommen wie anderen Comic-Bildern. Das ist der deutliche Nachteil.
Die doppelseitige Grafik, in der Lyra erwacht und die ihr anvertrauten Gläubigen rächen will, gehört bestimmt zu einem der schönsten Bilder seit langem in einem Comic. Aber bei aller Optik bleibt die Erzählung etwas auf der Strecke.
Geniale Bilder in einer tragischen Erzählung, der Ende leider allzu vorhersehbar ist. Optisch aber sicher ein Meilenstein im Spawn-Universum.
Sonntag, 24. Juni 2007
Der Kampf tobt. Das Unglaubliche ist geschehen. Freund kämpft gegen Freund. Iron Man geht ohne Gnade gegen Captain America vor und bestätigt diesen mit jedem Schlag und jedem Fetzen Kostüm, der zu Boden fällt.
Plötzlich halten die Frauen und Männer um Captain America inne. Ein neuer Gegner hat das Schlachtfeld betreten. Niemand hatte mehr mit diesem mächtigen Helden gerechnet. Thor ist zurück! Aber irgendetwas ist anders an dem Donnergott. Sein Blick ist finster, vom Wahnsinn umnebelt. Im nächsten Augenblick greift er an.
Mit brutaler Gewalt und gnadenlos setzt Thor seinen Hammer und elektrische Energien gegen den Feind ein. Frauen und Männer wirbeln herum wie Blattwerk. Der Boden bricht auf. Regen prasselt stürmisch hernieder. Thors Wiederkehr scheint zugleich die Tore der Hölle aufgestoßen zu haben. Falcon gelingt es, Captain America aus der Gefahrenzone zu bringen. Zugleich mit der Gewalt des Gottes fallen auch die letzten Hemmungen. Als sich Goliath dem Donnergott in den Weg stellt, geschieht das Unfassbare. Der Gott überschreitet die Grenze, die er stets einzuhalten versuchte. Und ein Held fällt.
Susan Storm ermöglicht denen, die sich auf Caps Seite stellten, die Flucht. Inmitten des abflauenden Regens weint der Beobachter.
Inzwischen nehmen auch Speedballs Probleme kein Ende. Gerade scheint er dem Knast entronnen, da kommt es auch schon schlimmer, als er es sich in seinen schlimmsten Träumen ausmalen konnte. Für Superverbrecher und Abweichler wurde ein neues Gefängnis geschaffen. Aus Fantasy Island in der Negativzone kann es kein Entkommen geben.
In Schläfer macht Wonder Man eine Entdeckung, die ihn sehr schockiert. Die Umwälzungen in der menschlichen Gesellschaft hat eine weitere Gruppe dazu animiert, wieder aus dem Abseits zu treten.
Drei verschiedene Episoden warten in dieser Ausgabe mit Schockeffekten auf. Diese fallen durchaus unterschiedlich stark aus, doch aus jeder erwächst eine folgenschwere Konsequenz. Dem größten Schock begegnet der Leser in der neuesten Folge der Handlung zum Civil War. Der Auftritt von Thor ist von Mark Millar derart gruselig inszeniert, dass man als Fan nur mit ungläubigem Blick weiterblättern kann. Das starre Auftreten des Gottes und seine Sprüche, die jedes Mitleid fehlen lassen, wecken ein wenig die Erinnerung an Zombies, die im Marvel-Universum binnen kurzer Zeit einen hohen Beliebtheitsgrad bei den Lesern sammeln konnten. Ein Gott, der Amok läuft, lässt den Leser erahnen, welche Kraft in Thor verborgen liegt und wie sehr er sich in der Vergangenheit gezügelt haben muss. Millar belässt es aber nicht mit diesem Schock. Gegen Ende trumpft er noch einmal auf und schafft einen unheimlichen Cliffhanger, der enorme Neugier auf den nächsten Teil erschafft.
Steve McNiven gehört zu den Zeichnern, die auf einem sehr hohen Niveau arbeiten. Ähnliche Leistungen bringen Leute wie Jim Lee oder David Finch. Obwohl die Bilder sehr viele Details zeigen, sind die Seiten doch so gestaltet, dass sie mit ruhigen Blicken zu lesen sind. Andere Zeichner, die so viele Informationen in ihren Bildern unterbringen müssen, gestalten mitunter derart hektische Bilder, so dass ein Lesen keinen rechten Spaß mehr macht. Es mag an der Farbgebung von Morry Hollowell, die dank einer imaginären Lichtquelle den Blick immer auf das Wesentliche lenkt und so das jeweilige Zentrum des Bildes festlegt.
In den bisherigen Folgen von Angeklagt hatte es Speedball schon nicht leicht. Jetzt gibt Paul Jenkins der Geschichte eine neue Wendung, die den Civil War in immer finstere Bahnen lenkt. In Schläfer, ebenfalls von Paul Jenkins, wird diese strenge Linie fortgesetzt. Der Civil War bringt die dem Leser bekannte Marvel-Welt vollends an den Rand des Abgrunds.
Keine Verschnaufpause für die Helden. Die heimliche Überschrift dieser Ausgabe lautet: Extratragisch!
Samstag, 23. Juni 2007
Februar 1958. Das dichte Schneetreiben verbirgt die Ankunft verschiedener hochrangiger Inder in einem herrschaftlichen Anwesen. Ebenso verborgen bleiben die beiden Agenten, die den russischen Wagen vor dem Haus halten sehen.
Die Entwicklungen, die zu diesem Treffen geführt haben, liegen weit in der Vergangenheit begraben. Vor vielen Jahren war auch Philip Angus Mortimer ein junger Mann. Eine Reise führt ihn auf einem Besuch zu seinen Eltern nach Indien. Hier lernt er während einer Auseinandersetzung seinen späteren langjährigen Freund Francis Peroy Blake kennen. Ein kleiner Inder bewahrt die beiden Engländer vor Schlimmerem. Jedermann um sie herum zollt dem Eingreifen des Mahatma Ghandi Respekt. Sofort sind die Gewalttätigkeiten beendet.
Jene vergangenen Tage sind für Mortimer spannend und auch glücklich. Indien ist nicht mehr bereit, das Joch der englischen Kolonialisten zu tragen. Der Nationalstolz wächst, nicht zuletzt durch Ghandi. Doch nicht jeder ist bereit, den gewaltlosen Weg Ghandis mit zu gehen. Mortimer hatte sich darauf gefreut, seinen alten indischen Freund Sushil wiederzusehen. Doch nun muss er feststellen, dass Freundschaften zwischen den Menschen verschiedener Kulturen nicht mehr möglich sein sollen. Sushil lässt sich durch den Überschwang der Gefühle seines Freundes erweichen und nimmt sogar ein Geschenk von ihm an.
Mortimer gerät immer tiefer in die Geschehnisse Indiens im Jahre 1933. Neben Ghandi macht auch ein Kaiser von Indien namens Asoka von sich Reden. Dieser geheimnisvolle Mann, der nie ohne Maske zu sehen ist, wiegelt zum Aufstand auf. Gemäßigter und für Mortimer viel eindrucksvoller ist seine Tochter Gita. Es entwickelt sich eine zarte Liebe, die Asoka voller Misstrauen und Unbehagen beobachtet. Eine Tragödie naht.
Jahre später in der Gegenwart des Jahres 1958. Die Vorbereitungen zur Weltausstellung in Brüssel sind in vollem Gange. Mortimer ist als wissenschaftlicher Mitarbeiter verschiedenen Projekten zugetan. Seit kurzer Zeit plagen ihn geheimnisvolle und furchtbare Alpträume, die alle mit seiner Vergangenheit zu tun haben. Sie sind jedoch nur die Vorboten für wirkliches Übel, das sehr bald die Weltausstellung heimsuchen wird.
Blake und Mortimer gehören zu den Abenteuer-Duos, die sich einen festen Platz erobert haben. Das liegt an der liebevollen und sehr strukturierten Erzählung wie auch an einer sehr penibel ausgeführten grafischen Umsetzung. Dank dieser feinen Bilder werden vergangene Zeiten lebendig und trotzdem finden sich viele phantastische Elemente, wie sie so oft mit dem Zeitalter des Kalten Krieges verknüpft wurden.
Autor Yves Sente hat eine vielschichtige Geschichte geschaffen, in der alles zu finden ist, was zu einem guten Abenteuer dieses Genres gehört. Die Jugendzeit unserer Helden wird zu einem wichtigen Bestandteil der Erzählung, weshalb auch Neueinsteiger der Serie sich sehr gut einfinden können. Der Leser sieht, wie die Charaktere der jungen Männer geformt wurden, insbesondere von Mortimer dessen Herz in Indien gebrochen wurde. Die Darstellung der gesellschaftlichen Verhältnisse Indiens, als sich hinter Ghandi eine landesweite Bewegung formierte, ist eindringlich und für einen Abenteuer-Comic eher ungewöhnlich. Das Land und die realistisch geschilderten Menschen sind die Grundlage für das phantastische Element des Kaisers Asoka. Dieser historische Herrscher, der wohl eher friedvoll orientiert war, wandelt hier auf kriegerischen Spuren und umgibt sich mit riesigen weißen Pavianen, einer Art tierischer Leibgarde.
Asoka ist der Supergegner, der Feind aus der Vergangenheit, der nach Jahrzehnten wieder erscheint und Mortimer erneut bedroht, weil er sich an ihm rächen will. Anfänglich noch ein Freiheitskämpfer wird aus ihm später ein Terrorist, der sich der Technik bedient, nur um Unheil zu verbreiten – denn als die ersten Gewaltakte über die Aufbauten der Weltausstellung hereinbrechen sind noch keinerlei Forderungen gestellt worden.
Die bedrohliche Atmosphäre und der Irrsinn des Asoka, den Sente von Seite zu Seite entwickelt, bieten einen sehr schönen Spannungsbogen, der bis zum Schluss anhält. Auf die Auflösung muss der Leser leider bis zum zweiten Teil warten.
Die Zeichnungen werden von André Juillard übernommen. Seine Figuren sind technisch gesehen aus bester frankobelgischer Schule. Die Abbildungen der Welt aus den 30er und 50er Jahren des letzten Jahrhunderts sorgen dafür, dass ein sehr echtes und nostalgisches Flair entsteht. Der Wechsel der Schauplätze birgt ein weiteres Spannungselement. Belgien, Indien, Antarktis – verschiedener könnten die Standorte dieser Geschichte nicht sein. Dieser Gegensatz lädt zu immer neuen Entdeckungen ein, weshalb man nicht nur liest, sondern sich auch noch in aller Ruhe die Szenen anschaut. Die Abbildungen von Fahrzeugen, Gebäuden, Landschaften, aber auch von Kleidungen lassen sich regelrecht genießen. – Wer mag, sollte modische und technische Eigenheiten dieser Zeitabschnitte recherchieren und vergleichen. Die fundierte Darstellung im Comic wird bestimmt für Erstaunen sorgen.
Abenteuer pur, Zeitgeschichte, Liebe, Freundschaft, Tragödie, Supergegner, spannende Wendungen, Blake und Mortimer zeigen, wie Abenteuer erzählt werden können. Daran kommen Comic-Fans gepflegter Erzählungen nicht vorbei. 😀
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Kameras und Mikrofone sind auf Peter Parker gerichtet. Seine Maske hält er in den Händen. Ansonsten trägt er noch sein altes Kostüm. Nun weiß jeder seine wahre Identität.
Tony Stark spricht Peter Mut zu. Peters Gesichtsausdruck spricht Bände. Er ist überhaupt nicht begeistert über die Situation. Immer noch existiert da ein leiser Zweifel. Hat er richtig gehandelt? Ist er auf der richtigen Seite? Oder hat er gerade die Menschen, die ihm die Liebsten auf der Welt sind, ans Messer geliefert? Auch in Wakanda versucht Reed Richards Überzeugungsarbeit zu leisten. T’challa, der Black Panther, ehemaliges Mitglied der Rächer und Regierungsoberhaupt von Wakanda, kann sich der Argumentation von Richards nicht anschließen.
Auch Doctor Strange sind die Pläne von Tony Stark nicht geheuer. Er hat sich zum Fasten in die Arktis zurückgezogen. Selbst unter den bekanntesten Helden gibt es zahlreiche Vorbehalte gegen die Registrierung der Superhelden. Auch Emma Frost kann sich noch gut an das Fehlen von Helden erinnern, als die Übergriffe gegen Mutanten Überhand nahmen und Genosha vernichtet wurde. Wo waren die Helden in jenen Tagen? Die Kluft zwischen den Anhängern von Tony Stark alias Iron Man und Captain America wird immer tiefer. Eine handgreiflich ausgetragene Konfrontation wünscht sich keine Seite, aber die Wahrscheinlichkeit dafür wird ständig größer.
Für einen Helden ist die Arbeit Undercover nicht leicht. Für die Helden um Captain America, die sich neue Privatidentitäten zugelegt haben, wird die Heldenarbeit noch schwieriger. Schließlich treffen beide Gruppen aufeinander.
Die Schwierigkeiten und der aufziehende Sturm könnten im Civil War kaum schlimmer sein. An allen Ecken und Enden werden Intrigen gesponnen und Vorbereitungen getroffen. Das Marvel-Universum ist paranoid geworden. – Magneto dürfte seine helle Freude daran haben. Ebenso wie der Leser, denn nichts ist mehr sicher, nichts ist mehr vorhersagbar. Die Helden wurden von der Leine gelassen und verhalten sich nun ziemlich eigenmächtig.
Die Helden, die eben noch vorhersehbar waren, gehen nun gegeneinander vor, schmieden Pläne für alle Eventualitäten oder tauchen in den Untergrund ab. Eine sehr schöne Szene findet sich bei einer Zusammenkunft, die Captain America ins Leben gerufen hat. Hercules, Daredevil und Goliath sitzen in einem ganz normalen Diner und haben sich nett verkleidet. Abgesehen von Captain America kommen sich die anderen wie eine Neuauflage der Village People vor.
Was für ein Name ist Rockwell Dodsworth? wundert sich Goliath. Der Einfallsreichtum des untergetauchten Nick Fury ist recht groß gewesen. Aus dem überdimensionalen Helden Goliath wurde ein Gemeindeaußendienstmitarbeiter. – Eigentlich eine nette Umschreibung für die Arbeit eines Helden.
Die umfangreichste Episode dieser Ausgabe endet mit einem Knaller, der nur noch das Sahnehäubchen ist. Optisch kann man nur Spaß an dieser Ausgabe haben. Die Kampfszenen sind überraschend und waren so noch nicht zu sehen. Yellow Jacket gegen Goliath oder Hercules gegen Shehulk und andere Paarungen – an Dramatik und Realismus wird hier einiges geboten.
Dieser Realismus findet einen noch stärkeren Ausdruck in der Episode um Speedball. Der junge Held war an einer der größten Katastrophen in der Geschichte des Marvel-Universums beteiligt. Nun sitzt er im Gefängnis. Ähnlich wie bei einem Polizisten, ist es für einen ehemaligen Helden nicht leicht im Knast. Hier haben es alle auf ihn abgesehen, Wärter und Häftlinge.
Dieses Drama, das für einen Superhelden-Comic eher ungewöhnlich ist, wird abgelöst durch eine weitere Epsiode um Wonder Man, der seine eigenen Schwierigkeiten mit den neuen Gesetzen hat.
Ein vielschichtiger Erzählabschnitt im Marvel-Universum, der das Superhelden-Genre noch erwachsener werden lässt.