Donnerstag, 17. Mai 2007
Vor ein paar Tagen hatte ich die Gelegenheit in einem kleinen Frühstückscafé der besonderen Art Kaffee zu trinken. Es war vollkommen mit Comic-Zeichnungen dekoriert. Da fühlt man sich als Fan natürlich direkt wohl. Neben Drucken von Sin City und 300 fanden sich Bilder von Enki Bilal und mannshohe Grafiken. Frankensteins Monster von Jack Davis nahm sehr viel Platz ein (Die Abbildung findet sich hier.). Eine ebenso große Grafik von Jim Cutlass erwartete den Gast gleich neben dem Eingang zur Toilette (Man findet selten jemanden mit gezogener Waffe neben dem Eingang zum stillen Örtchen.). Die klassischen Helden wie Spider-Man und Wolverine fanden sich in wohl eigens gemalten Bildern. Ein Druck einer Bernie Wrightson-Szene sorgte ebenso für Nostalgie wie alte Marvel-Cover wie z.B. von Captain America. Eine Vitrine mit Szenen aus Sin City wie auch Figuren des Punishers und des Predators sorgten für ständiges Augenschweifen.
Von solchen Cafés müsste es mehr geben? 😀 Kennt Ihr welche in Eurer Umgegend?
Manchmal etabliert sich heimlich still und leise ein Gebäude in einer langen Reihe von Geschichten. Eines dieser Gebäude ist ein Geldspeicher. – Ein Geldspeicher? Wer Onkel Dagobert kennt, kommt an seinem Geldspeicher nicht vorbei. Besser gesagt, er kommt nicht hinein!
Ein derart geiziger Charakter wie Dagobert Duck kam natürlich auf Dauer mit einem normalen Haus für sein Geld aus. Es musste etwas Spektakuläres her, etwas Außergewöhnliches. Carl Barks entwickelte die Idee eines Geldspeichers, eine überdimensionale Spardose. Äußerlich gepanzert und innerlich an ein mit Geldstücken und Geldscheinen gefülltes Schwimmbad erinnernd, war der Geldspeicher häufig ein Handlungsort oder ein Ausgangspunkt so mancher Abenteuer.
Im Laufe der Jahre hat das Gebäude verschiedene architektonische Entwürfe durchlaufen. Nicht immer war ein Abriss und Neuaufbau für das neue Aussehen verantwortlich. Manchmal verschwand das gute Stück auch in der Tiefe der Erde oder wurde jenseits des großen Teiches (in Italien) neu gestaltet.
Jeder Donald Duck Leser, der Geschichten über seine Familie gelesen hat, wird irgendwann Onkel Dagoberts Vergnügen im Geldspeicher gesehen haben. Er schwimmt und paddelt darin herum. Jedes Sinken des Pegels verursacht bei ihm Verzweiflung und Übelkeit, wenn nicht Schlimmeres. Dagoberts Bemühungen sein Geld zu vermehren stehen in engem Zusammenhang mit dem Geldspeicher, der im Laufe der Zeit immer mehr zur Festung wurde.
In dieser 5. Ausgabe aus der Reihe Heimliche Helden sind einige Geschichten zusammengetragen worden, die beispielhaft die Entwicklung des Geldspeichers beleuchten. Die Zeitschiene der Erscheinungen beginnt im Jahr 1951, streift die 60er Jahre und springt sogleich ins neue Jahrtausend. Ganz zweifellos haben die alten Geschichten aus der Disneyschen Urzeit immer noch den meisten Charme. Carl Barks war ein Könner auf seinem Gebiet. Zeichner wie Tony Strobl und Luciano Bottaro folgen ihm mit ihrem Talent sicherlich gleichauf. Don Rosas Ruf ist natürlich bekannt und sicherlich berechtigt, wegen meiner Vorbelastung durch die vorher erwähnten Zeichner habe ich mich aber so richtig mit seinem Zeichenstil anfreunden können.
Im Vorwort wird die äußerliche Entwicklung des Geldspeichers geschildert, die sich in Geschichten wie Eingefrorenes Geld (1951, dt. 1954) oder Eiskalt erwischt (1957, hier in dt. Erstveröffentlichung). Es ist aus gestalterischer Sicht sehr interessant, was aus einem Würfel werden kann. Die Idee von Carl Barks, die Front des Speichers mit einem großen Dollar-Zeichen zu verzieren, ist sehr prägnant. Das aus der italienischen Ecke ausgeführte Design mit roter Kuppel und einem Doppel-D auf der Front ist etwas moderner und leichter. Die Symbiose der beiden Designs, wie sie in den Duck Tales zu sehen war, ist die perfekte Variante. (Mit den leicht gewölbten Außenseiten ist der Eindruck besonders cartoony.)
Der Einfallsreichtum dessen, was man mit einem Geldspeicher anstellen kann, lässt äußerst phantastische Ideenblüten entstehen. Der Geldspeicher platzt, sein Inneres verschwindet in den Tiefen der Erde, er fliegt durch die Luft und natürlich ist er der ständigen Bedrohung ausgesetzt, geknackt zu werden. – Der Geldspeicher ist oft ohne die Panzerknacker undenkbar. Diese Räuberbande hat natürlich mehrmals versucht, an das Geld von Bertel zu kommen, wie sie ihn liebevoll nennen, aber die Erstürmung des Geldspeichers gehört zu den Höhepunkten ihres Schaffens. Auch hierzu finden sich Auszüge mit kleinen Geschichten, die sehr unterschiedlich ausfallen. – Sich in Kisten hineinzuschmuggeln, ist noch einfach, in Donalds Identität in den Geldspeicher einzudringen, ist eher ungewöhnlich.
Ein Haus ist ein Haus, der Geldspeicher jedoch ist ein Symbol für den Reichtum und den Geiz von Onkel Dagobert geworden. Sicherlich haben reale Geldaufbewahrungsanlagen wie das legendäre Fort Knox auch Vorbildcharakter für den Geldspeicher gehabt, der zeitweise ähnlich waffenstarrend abgebildet wurde. Für die Abenteuer der Ducks ist der Geldspeicher mitunter so wichtig geworden wie die Panzerknacker.
Ein rundum gelungener Querschnitt, angenehm nostalgisch von damaligen Comic-Größen gezeichnet, modern und liebevoll in die Gegenwart transportiert. Schön aufbereitet. Für Disney-Fans auf jeden Fall empfehlenswert. 🙂
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Dienstag, 15. Mai 2007
Wie können sie nur? Tony Stark hat sein Geheimnis endgültig gelüftet. Er ist der Iron Man. Vor einer Reportermeute hat er außerdem gestanden, dass er Alkoholiker ist. Damit nicht genug. Auch Peter Parker gesteht, wer er in Wirklichkeit ist: Spider-Man. Seitdem hat er bei der Zeitung Daily Bugle Hausverbot. Nicht alle Reporter sind begeistert über all die Schlagzeilen, die wie eine Flutwelle mit dem Inkrafttreten des Registrierungsgesetzes über sie hereinbrechen. Ein alter Kollege von Peter, Ben Urich, ist sehr traurig über die ersten Auswirkungen. – Natürlich kann er wie viele seiner Kollegen auch nicht die Schadenfreude verhehlen, die er angesichts von Jamesons Reaktion auf die Neuigkeit von Peters zweiter Identität empfindet. Eine Spürnase wie Jameson hat über all die Jahre nichts von Peters doppelter Persönlichkeit geahnt.
Aber nicht nur Urich macht sich Sorgen. Auch die Reporterin Sally Floyd, eine Freundin von Urich, macht sich ihre ganz eigenen Gedanken, nicht zuletzt wegen eines Gespräches mit Spider-Man, der sie in ihrer Wohnung besuchte. Sie forscht nach, was aus all den Superhelden wird, die sich nicht dem Registrierungsgesetz beugen wollen. Ihre Ergebnisse sind ernüchternd. Firestar, zeitweiliges Mitglied der Rächer, hängt ihre Superheldenaktivitäten an den Nagel. Ihr Studium ist ihr wichtiger geworden. Andere, weniger bekannte, Helden sind in den Untergrund gegangen. Die Angst geht um. Man ist bereit für die eigene Meinung zu kämpfen. Prodigy hat sich mut angetrunken und ist nichts willens, den Anordnungen eines Iron Man Folge zu leisten. Er wehrt sich und muss dafür einen hohen Preis zahlen.
Eine Gruppe im Untergrund versteckt sich wie eine Horde Verbrecher. Andere Helden tragen ihre Meinungsverschiedenheiten in aller Öffentlichkeit aus. Obwohl sie noch vor wenigen Tagen auf der gleichen Seite standen, bekämpfen sie sich nun bis aufs Blut. Bisher hat das Registrierungsgesetz nichts Gutes eingebracht.
Und damit nicht genug. Urich steht zu seiner Meinung – und steht sehr bald ohne Job da. Viel Zeit, um diese Tatsache zu verdauen, bleibt ihm nicht, denn er grübelt immer noch darüber, wie es dem Grünen Kobold gelingen konnte, ihm in einer Seitengasse aufzulauern. Eigentlich sollte dieser Superverbrecher doch eingesperrt sein.
Dunkle Zeiten sind angebrochen. Ein neuer Bürgerkrieg teilt das Land. Ein Ende dieser Tragödie ist nicht in Sicht.
Civil War: Front Line zeigt den neuen Bürgerkrieg aus der Sicht ganz normaler Leute. Es sind die Leute, die täglich auf den Straßen unterwegs sind und es sind jene, die sonst über die Taten der Helden und ihrer Feinde berichten. Was passiert, wenn ein Reporter Stellung bezieht? Im wahren Leben wie auch im Marvel-Universum erzeugt eine eigene Meinung automatisch Druck von außen. Wer diese Meinung auch gewichtig vertreten kann, wird entsprechende Reaktionen ernten. Selbst eine Meinung, die auch immer Rücksprache hält, ob sie richtig ist, wird stets einen Gegner finden. Die Traurigkeit dieser Erkenntnis wird von den Autoren dieser Handlungslinie, Paul Jenkins und Robert Kirkman in einer sehr düsteren Stimmung eingefangen.
Es ist erstaunlich, wie schnell so mancher Held sehr verzweifelt reagiert. Nur ein tiefer Verrat kann eine solche Reaktion hervorrufen. Der Verrat wird hier von Seiten der Regierung begangen – und von den eigenen Freunden!
Obwohl es zumeist sehr unbekannte Helden sind, die sich lieber in den Untergrund begeben, schafft es die Geschichte binnen weniger Szenen, einen hohen Sympathiewert für diese Randfiguren aufzubauen. Im Gegenzug verlieren die bekannten Helden massiv an Sympathie. Wir erleben die (Haupt-)Geschichte durch die Augen der beiden Reporter Ben Urich und Sally Floyd. Ihre Fassungslosigkeit wird zu unserer. Die Autoren haben sich sehr drastische Szenen ausgedacht. Wer Iron Man in verschiedenen Geschichten kennengelernt hat, wird wahrhaftig über das fehlende Einfühlungsvermögen von Tony Stark erstaunt. Zuerst hält er sich noch zurück. Spätestens wenn Shield die Eingreiftruppe der Helden verstärkt, wird aus den Aktionen der Regierung eine unaufhaltsame Kampflawine.
Optisch können Ramon Bachs sehr überzeugen. Vielleicht ist es auch seine realistische Darstellungsweise, die das Drama dieser Episoden untermauert. Es scheint so, als würde Bachs seine Hauptfiguren Urich und Floyd auch gut leiden können – sicherlich für einen Zeichner eine wichtige Voraussetzung für das Entstehen eines wirkungsvollen Charakters. Urich und Floyd, so unterschiedlich sie sind, wirken auch dank ihres geschichtlichen Hintergrundes echt.
Es macht Spaß, dieser Geschichte zu folgen. Der Blickwinkel ist ungewöhnlich und unverbraucht. Die Hauptcharaktere, keine Helden, sind sympathisch. Ihr Staunen wird das des Lesers. Eine ungewöhnliche Erzählweise, ein Vergleich des Civil War zu realen Kriegsauslösern der Vergangenheit, rundet dieses Comic-Ereignis wohltuend ab. 🙂
Montag, 14. Mai 2007
Nichts ist mehr in den Vereinigten Staaten so, wie es war. Die Helden von einst haben sich zurückgezogen, dienen der Regierung oder sind einfach verschwunden.
Batman will diesen korrupten und degenerierten Zustand seines Landes nicht länger dulden. Mit der Befreiung alter Freunde legt Batman den Grundstein zu einer kleinen Revolution. Zunächst wendet er sich einem Mann zu, der schon lange in einer alptraumhaften Welt lebt. Ein weites Meer hält in gefangen. Nackt und waffenlos stellt er sich immer wieder Furcht erregenden Monstern. Eines Tages erhält er sein altes Leben zurück. – Atom kann wieder wachsen! Aber zuerst schmuggelt Catgirl den ehemaligen JLA-Helden heraus: Im Mund. Natürlich versucht sie, ihn nicht herunterzuschlucken. Aber im Eifer des Gefechts kommt es schon einmal zu ungewollten Reflexen.
Batman kämpft nicht allein. An seiner Seite streitet Catgirl, die als ehemaliger Robin aktiv war. Nun ist auch Atom wieder dabei. Die neuen Aktionen der Helden erregen auch die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit. In einer doch recht merkwürdig gewordenen Welt, in der nackte Nachrichtensprecherinnen sich über die Meldungen aus aller Welt auslassen, ist die Rückkehr von verschollenen Helden immer noch eine Sensation. In einer Welt, in der Superman nach der Pfeife der Regierung tanzt, scheint Gegenwehr etwas Außergewöhnliches zu sein. – Doch was soll Superman machen? Wenn er sich zur Wehr setzt, werden die letzten Abkömmlinge seines Volkes in der Flaschenstadt Kandor sterben.
Für Batman ist Krypton reine Nebensache. Was zählt ist das Hier und Jetzt. Die Bekämpfung von Lex Luthor und dem außerirdischen Genie Brainiac ist wichtiger. Bald wird auch der gute alte Flash befreit, der wie ein Hamster im Laufrad sein Leben fristete. Selbst auf die Freaks will Batman nicht verzichten. Der inzwischen wahnsinnig gewordene Plasticman stößt auch zur Gruppe. Superman wagt einen Versuch, Batman zu stoppen. Doch der dunkle Ritter hat vorgebeugt. Mit durch Kryptonit verstärkten Kampfhandschuhen prügelt Batman den Stählernen windelweich.
Mit Batman – Der dunkle Ritter schlägt zurück ist die Fledermaus-Version von Frank Miller wieder da. Um die Welt ist es schlechter bestellt, als jemals zuvor. Batman kann aber nicht mehr alleine vorgehen, um das Böse zu bekämpfen. So sammelt er nach und nach alte und neue Recken um sich. Bruce Wayne will tatsächlich eine Revolution.
Frank Miller ist ein Ausnahme-Autor im Bereich der Comics. Die Themen, die er zu Papier brachte, sind stets drastisch geschildert. Seine Welten sind gewalttätig und verzweifelt. Seine Helden sind tragisch, aber mutig. Miller überspitzt, karikiert und drückt einer Geschichte seinen ganz persönlichen Stempel auf. – Meistens jedenfalls. Miller spaltet die Gemüter, denn seine Darstellung und seine Erzählweise sind nicht jedermanns Sache.
Bei Themen wie Sin City oder 300 fällt es schwer, ihn in Relation zu anderen Comic-Schaffenden zu stellen. Seine Arbeiten in diesen Geschichten haben zu viele Alleinstellungsmerkmale. Als er sich den altbekannten Helden namens Batman vornahm, wurde er vergleichbar. Der dunkle Ritter kehrte mit einem Paukenschlag zurück und stellte ein ganzes Genre auf den Kopf. Mit dieser, man könnte sagen, Fortsetzung ist Batman wieder da.
Dieser Batman will sein altes Leben zurück, alte Freunde sollen an seiner Seite sein, neue Freunde sollen nach seinen Regeln agieren. Dieser Batman will der Zukunft ein Ende machen, denn die Vergangenheit war besser. Bleiben wir bei Millers Erzählweise: Diese Geschichte ist ein gewaltiges Mosaik. In wahrhaft vielen kleinen Bausteinchen entwickelt Miller nicht nur eine völlig andere Comic-Welt, sondern er setzt auch noch viele, viele Charaktere Stück für Stück zusammen – oder er demontiert sie.
Man kann den Eindruck gewinnen, dass Miller Superman nicht leiden kann, denn der Stählerne ist nicht wieder zu erkennen. Sicherlich kann man Clark zugute halten, dass er der Erde nicht den Rückenzugekehrt hat, wie es z.B. Green Lantern tat. Er hat nicht so schnell aufgegeben, wie es der Flash in seinem Laufrad tat. Aber Superman hat resigniert. Er ist kein Mann der Tat mehr. Er hat beschlossen, dass es keine Opfer mehr geben darf – auf keiner Seite. Für Batman ist er nur noch ein schwächliches Hindernis. Viele Helden von Miller haben ihre Illusionen und ihre Ideale verloren. Diese alten Helden gehören dazu. (Einzig Plasticman ist immer noch so durchgeknallt wie immer.)
Die neuen Helden wie Catgirl oder die Batmen kennen es noch nicht anders. Sie hatten nie richtige Ideale. Für sie steht die Action im Vordergrund. Diese Verrohung und Verkommenheit zieht sich durch die gesamte Gesellschaft. Viele Menschen glauben etwas zu sagen zu haben, aber etwas Sinnvolles kommt kaum dabei heraus. – Wenn es recht betrachtet wird, hat Miller unsere Meinungsvielfalt und die Unmenge an Leuten, die eine Expertise abgeben können, auf die absolute ironische Spitze getrieben.
Das macht den Comic absolut lesenswert. Dunkler bis tiefschwarzer Humor wartet hier an jeder Ecke. Dazwischen quillt die Verzweiflung hervor.
Der Geschichte steht die optische Darstellung gegenüber, die zweifellos einen Miller-Stil hat, aber an seine Spitzenwerke nicht heranreicht. Hier hätte er sich durchaus mehr Mühe geben können. Manches kleine Bild schlittert an der Krakelei vorbei. Andererseits entsteht ähnlich wie in seiner Erzählweise ein optisches Mosaik. Diese Klötzchenbauweise erfordert viel Aufmerksamkeit. Millers Geschichte ist nicht so glatt gestriegelt, wie so manches andere epische Werk aus dem DC-Universum.
Wer es nicht nur erzähltechnisch, sondern auch optisch unbequem mag, wird mit dieser Miller-Geschichte einen sehr langen Lesespaß vorfinden.
Ein gemeines Werk aus dem DC-Universum von Comic-Legende Frank Miller. Nicht jedermanns Sache, außergewöhnlich, hoch spannend und komplex, mit vielen überraschenden Wendungen.
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Sonntag, 13. Mai 2007
Mark Spector ist ein Wrack. Er sitzt die meiste Zeit allein in einem abgedunkelten Zimmer. Hinter ihm wacht düster die mannshohe Statue seines ägyptischen Rachegottes. – Dabei war er einmal ein Superheld namens Moon Knight. Jetzt ist er: Ganz unten!
Moon Knight gehörte zu den Helden, die sich in einem Kampf nichts schenken ließen. Mark setzte immer auf den größtmöglichen Einsatz. Wer sich mit Moon Knight anlegte, musste damit rechnen, nicht zu überleben. Sein letzter Kampf bescherte ihm einen Gegner, der mit der gleichen Härte zu Werke ging wie er selbst. Danach waren seine Beine nicht mehr zu gebrauchen. Mark lebte ein Leben mit Tabletten und Alkohol. Er vernachlässigte sich und jene, die einmal seine Freunde waren. In der Dunkelheit seines Zimmers hat der verzweifelte Mark nur noch einen Wunsch. Er will sein altes Leben zurück haben.
Sein Wunsch wird ihm erfüllt. – Mit allen Konsequenzen.
Eine geheimnisvolle Organisation hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Ende von Mark Spector zu besiegeln. Der Plan ist bis in das letzte Detail ausgeklügelt. Alles ist von langer Hand geplant. Nichts wurde dem Zufall überlassen. Der erste Stein in einer langen Kette fällt in Form eines Freundes, der brutal attackiert wird. Mark wehrt sich, aber er agiert impulsiv. Er ist noch lange nicht der alte Moon Knight.
Mark muss mit ansehen, wie sein Freund, dem beide Beine amputiert wurden, sein Leben mit weitaus größerer Leidenschaft anpackt, als er selbst. Doch Mark glaubt noch etwas mehr verloren zu haben als seine Beine. Er glaubt seinen Gott verloren zu haben. Der Rachegott spricht nicht mehr zu ihm. Alles, was ihm von seinem früheren Leben geblieben ist, sind seine Alpträume und die Erinnerungen an ein besseres Leben.
In Moon Knight – Ganz unten begegnet Mark Spector sich selbst und einem Feind, der eigentlich eher zur B-Liga der Superfeinde gehört: Taskmaster.
Charlie Huston, der bisher durch seine Kriminalromane aufgefallen ist, hat sich hier der Wiedergeburt eines eher unbekannteren Helden angenommen. Moon Knight ist zweifellos eine tolle optische Erscheinung, aber bisher stand er doch im Schatten von Helden wie Captain America oder Daredevil, von Helden, die ähnlich unspektakuläre Kräfte haben, aber ein deutlich schärferes Profil ihrer privaten Identität.
Huston hat dieses Problem erkannt und eine tolle Lösung erarbeitet. Mark Spector bekämpft sich selbst. Die verbitterte Kreatur taucht tief in sein innerstes Selbst ein und findet dort einen Feind vor, der schlimmer als alles ist, was ihm je begegnete. Sein Gott stellt ihn auf die Probe. Nur wenn Marc sich selbst überwinden kann, diese Mauer aus Schwächen, die er jahrelang aufgebaut hat, kann er wieder zu dem werden, was er sich am meisten wünscht.
Für diesen Moon Knight, der noch nicht ganz auf der Höhe ist, ist der Taskmaster ein schwerer Brocken. Der Taskmaster, jener Schurke mit den außergewöhnlichen Reflexen und dem fotografischen Gedächtnis, kopiert mit Vorliebe die Fähigkeiten seiner Feinde. Natürlich funktioniert dies nur im Rahmen von normalen Möglichkeiten. Spezielle Fähigkeiten wie Spideys Kletterkünste gehören nicht zu diesen Fertigkeiten. Die Kampfstäbe eines Daredevil hingegen kann er noch genauer ins Ziel bringen als der rote Teufel aus Hell’s Kitchen. Im Gegensatz zu früheren Auftritten hat der Taskmaster sich äußerlich verändert und ist schauriger geworden. – Wie schaurig er wirklich ist, wird in dieser Geschichte auf eindrucksvolle Weise gelüftet.
Der Wechsel zwischen der äußeren und inneren Handlung mag für den Leser zunächst verwirrend sein. Das legt sich jedoch nach kurzer Zeit. Sobald die Erzählweise von Huston offensichtlich geworden ist, greift in der Handlung ein Rädchen ins andere. Sobald sich Moon Knight wieder reaktiviert, ist dies fast schon die Rückkehr eines dunklen Rächers in Weiß.
Diese Rückkehr wurde von einem Zeichner in Szene gesetzt, der einen phantastischen Stil pflegt: David Finch. Hierzulande konnten die Leser seinen optisch grandiosen Auftakt zu den Neuen Rächern verfolgen. Neben Moon Knight war noch an Daredevil, X-Men und Hulk beteiligt. Finchs Bilder zeichnen sich durch einen hyperrealistischen und sehr exakten Stil aus. So ergibt sich für den Leser eine sehr erwachsene Geschichte, denn der Realismus lässt die Charaktere echt erscheinen. Dieser Realismus findet sich allerdings auch in einer zunehmend gezeigten Brutalität, die über einen reinen Faustkampf oder die üblichen abgeschossenen Kraftstrahlen weit hinausgehen. – Aber ich davon aus, dass sich die Leserschaft in den letzten Jahren mitgewandelt hat und diesen Realismus vertragen kann. Andererseits muss man sich bei der Darstellung von Gewalt immer fragen, ob sie die Geschichte trägt oder nur Selbstzweck ist. Hier wandelt Moon Knight teilweise auf einem schmalen Grat.
Der Zeichenstil von Finch ist sehr kraftvoll. Körper, Gesichter, Mimiken und Haltungen sind ungemein ausdruckstark. Wollte man einen Vergleich heranziehen, könnte man den Begriff Theatralik verwenden. Finch verwendet eine Art Bühneninszenierung, um die Vorgaben von Huston umzusetzen. Zusammen mit der Tusche-Crew (Danny Miki, Allan Martinez, Victor Olazaba), die einen sehr aufwendigen Job hat und dem Koloristen Frank D’Armata ergibt sich ein sehr düsteres Comeback, das dem Günstling eines Rachegottes angemessen ist. 😀
Montag, 07. Mai 2007
Es herrscht Krieg. Die Kontrahenten, Menschen und Krommioner, bekämpfen sich schon so lange, dass die Ursache für die kriegerische Auseinandersetzung bereits vergessen ist. Doch der Konflikt steht auf des Messers Schneide, denn die Krommioner scheinen eine ultimative Waffe gefunden zu haben.
Die Kampfpilotin Exether Mega von den krommionischen Streitkräften weiß nichts von den Vorkommnissen, die auch sie bald in ihren Bann ziehen werden. Frauen, die nichts von einer Gefahr geahnt haben, werden plötzlich aus heiterem Himmel entführt. Obwohl Exether in einem Kampfflieger unterwegs ist, bedeutet dieses Luftfahrzeug keinen Schutz für sie. Die Entführer sind ihr bereits auf den Fersen.
In der Zwischenzeit bleiben die Bemühungen der Krommioner nicht unbeobachtet. Auf der Erde machen sich die Regierenden Sorgen darüber, welche Auswirkungen diese Entwicklung auf den Krieg haben könnte.
Letztlich sind beide Führungsspitzen bereits so degeneriert, dass diese Möglichkeit, die sich durch die neue Macht bietet in keiner Weise als Weg zum Frieden gedeutet wird. Ein Untergrundsender, der die Bevölkerung über die wahren Geschehnisse in Kriegsgebieten aufmerksam macht, wird als lästiges Übel betrachtet, ohne energisch dagegen vorzugehen.
Exether bemerkt schnell, dass Jagd auf sie gemacht wird. Der Zufall will es, dass sie ein abgestürztes Fahrzeug ihrer eigenen Leute ausfindig. Der einzige Überlebende, Doktor Khen, hat seltsamerweise nicht nur seine eigene Personenplakette dabei, sondern auch noch ein Duplikat ihrer Daten. Viel Zeit bleibt Exether nicht, um dem Rätsel auf den Grund zu gehen, denn die Verfolger sind bereits auf ihrer beider Spur.
Die Jagd erfolgt erbarmungslos. Schließlich wird Exether gefangen. Doktor Khen bleiben nicht viele Alternativen, aber bevor es noch schlimmer werden kann, will er wenigstens noch etwas gut machen.
Der Auftakt zum ersten Band von Die vierte Macht mit dem Titel Supramental lässt eine knallharte Science Fiction Welt vor dem Auge des Lesers entstehen. Die Zeichner-Legende Juan Gimenez, die Comic-Fans mindestens durch die ebenso legendären Metabarone bekannt sein dürfte, hat hier wieder einmal ein optisches Meisterwerk vorgelegt.
Diese in drei Bänden abgeschlossene Geschichte hat Gimenez über 17 Jahre hinweg begleitet. Immer wieder hat er an ihr gearbeitet. (Aus Lesersicht kann man nur sagen: Es hätte ruhig eher fertig sein können. 🙂 ) Grafisch geht Gimenez noch den althergebrachten Weg. Es gibt keine Computerkolorierung, Farben verlaufen auch schon mal über die Ränder, nicht jeder Strich sitzt gerade. Der optische Eindruck ist organisch, sehr künstlerisch und sehr perfekt. Es besteht gar keine Frage, dass in diesem Album nicht nur viel Arbeit steckt, sondern auch ein Können, das über Jahrzehnte hinweg immer mehr verfeinert wurde.
Gimenez’ Bilder leben von einer überbordenden Technik. Waffen, Panzerfahrzeuge, Kampfjäger sind spektakulär und könnten auch der Phantasie eines Ingenieurs entsprungen sein. Es ist wunderbar anzuschauen, wie detailfreudig gearbeitet worden ist. Diese Kleinarbeit setzt sich nicht nur in der Technik fort. Selbst in der Gestaltung von Kleidung oder medizinischen Finessen, die einigen Protagonisten das Leben erleichtern sollen, findet sich Gimenez feine Ausführung. (Als Leser versteht man, wo all die Zeit geblieben ist.) Wer sich technisch mit der Optik von Filmen wie Starship Troopers anfreunden konnte, wird an der Atmosphäre von Die vierte Macht seine helle Freunde haben.
Die Geschichte ist beinharte Military-SF mit einer Spur Mystery. Die Mischung macht’s. Was als Abenteuer in einer hoch technisierten Welt beginnt, wird zu einem Finale, dessen Ausmaße an so manche Reißer erinnern, die sich mit Telekinese und anderen Gedankenkräften befassten. Im Auftakt der Geschichte können noch Parallelen zu Der ewige Krieg gezogen. Diese Welt ist ähnlich. Sie ist vom Krieg zerfressen, die Menschen kennen es schon gar nicht mehr anders. Krieg ist zur Normalität geworden, Menschen sterben eben im Kampf, das ist eben so. Gimenez fängt diese Ausgangssituation in wenigen Seiten sein. Gleichzeitig eröffnet er die Jagd auf Exether. Die Geschichte ist, wie so viele SciFi-Kriegsszenarien, absolut düster und lässt keinerlei Raum für Hoffnung. – Damit folgt Gimenez aber einem gängigem Rezept in der Science Fiction. Die Spannung ist gleich von Beginn an sehr hoch und behält diesen Wert auch bei.
Eine wahnsinnig dunkle und mitreißende Science Fiction Geschichte von einem Altmeister des Comics. Juan Gimenez gehört zur alten Garde – die leider immer weniger wird. Gut, besser, spitze!
Die vierte Macht 1 – Supramental: Bei Amazon bestellen
Nachtrag:
Unter www.juangimenez.com finden sich viele Beispiele seiner Arbeiten. Besonders interessant dabei sind die Grafiken, die sich Arbeitsschritt für Arbeitsschritt bis zum fertigen Bild aufbauen. 😀
Sonntag, 06. Mai 2007
Der Drache kann nicht besiegt werden. Die Drachenritterin, die versuchte ihn zu töten, hat nicht überlebt. Die Schwestern der Rache greifen ein. Ihre Aktion ist schnell ausgeführt. Das Ergebnis ist gewaltig. In einem riesigen Umkreis überlebt nichts – auch kein Drache.
Kurze Zeit darauf kommt eine kleine Expedition in das Gebiet. Eigentlich sollten Hairin und seine Begleiter, die blinde Cousine Saira und seine kleine Nichte Amel, längst auf der Heimreise sein, denn Hairins Bruder erwartet sie längst zurück. So aber sind die drei die ersten, die das zerstörte Gebiet durchqueren und einige gute Funde machen. Darunter befindet sich auch das Schwert einer Drachenritterin – jener Ritterin, die den Kampf mit dem Monster nicht überlebte.
Derweil ist auch die Drachenritterin Mara auf dem Weg in ein verseuchtes Gebiet. Ihre Aufgabe muss gelöst werden, bevor die Schwestern der Rache eingreifen können. Ihre Ankunft in Ortschaften verbreitet sich stets wie ein Lauffeuer. Ein Drachenritter weckt Hoffnungen und zeugt von Abenteuern, die sich jene, die sie erblicken, gerne in Gedanken ausmalen.
Mara wird gebeten einen Fall zu entscheiden, um herauszufinden, ob es sich vielleicht um das von Drachen verbreitete Übel handelt. Hier kann Mara beweisen, dass Drachenritter viel mehr sind als nur Kriegerinnen. Ihr besonnenes Auftreten bringt ihr zusätzlichen Respekt bei den Menschen ein. Schnell kann der Verdacht beseitigt werden. Es ist nur die Pest – was schlimm genug ist.
Hairin, der inzwischen nach Hause zurückgekehrt ist, wird von seinem Bruder heftig zurechtgewiesen. Der kleine Abstecher in das ehemals verseuchte Land hat dem Familienunternehmen viel Zeit und Geld gekostet. Der große Bruder hat genug von den Eskapaden Hairins. Die nächste Expedition begleitet er selbst.
Ohne es zu wissen haben sie ein ähnliches Ziel wie die Drachenritterin. Schließlich geraten sie in einen Landstrich, der ohnehin nicht bewohnt ist, weil er seit jeher wüstenähnliche Eigenschaften besitzt. Nach und nach verändern sich die Verhaltensweisen der Reisenden. Immer mehr Aggression und körperliche Gewalt wird nach oben gespült. Als sich der Einfluss des Übels nicht mehr leugnen lässt, beginnen die ersten körperlichen Veränderungen. Es gibt kein Zurück mehr.
In der dritten inhaltlich abgeschlossenen Episode aus der Reihe Die Legende der Drachenritter mit dem Titel Das leblose Land breitet das Autorenduo Ange eine sehr tragische Geschichte vor dem Leser aus.
Wie in einer Tragödie ist das Ende vorgezeichnet. Der Weg dorthin allerdings hält Überraschungen bereit, die zeitweilig sehr mitreißend sind. Zwei Blickwinkel werden dem Leser gestattet. Amel, das kleine Mädchen, schaut diese Welt mit Augen, die Hoffnung und Wunder suchen. In diesen Augen sind Drachenritter besonders faszinierend. Mara ist die Drachenritterin. Sie ist sehr selbständig und professionell in ihrer Arbeit, doch die Grundlage für ihren Status nagt auch an ihr. Um den Drachen bekämpfen zu können, muss sie ihre Jungfräulichkeit bewahren, damit sie vor dem Übel gefeit ist. Doch zahlt sie mit diesem Preis auch dafür, niemals eine eigene Familie haben zu können.
Mara dürfte die Drachenritterin aus den bisherigen drei Bänden sein, die angesichts ihres jugendlichen Alters sehr erwachsen wirkt. Wie sie während der Pest-Diagnose gezeigt wird, während ihrer Auseinandersetzung mit Wegelagerern und im Gespräch mit Stadtoberen, ist in jeder Szene absolut auf den Punkt gebracht.
Sie ist aber auch ein Gegensatz zu Amel, in deren Familie es mehr Leid als alles andere gibt. Mara ist nur sich selbst und dem Orden verantwortlich. Zwar hat sie noch eine verheiratete Schwester, aber eine richtige Familie ist es nicht, da sie sich emotional davon lösen kann, um effektiv ihren Job zu verrichten.
In der Familie von Amel ist von Effektivität keine Spur zu sehen. Der älteste Bruder tyrannisiert die Familie aus einem Minderwertigkeitsgefühl heraus. In seinem Innersten ist er zutiefst verstört und auch einsam. Erst das Übel kehrt das Innerste nach außen. Die Auseinandersetzung, die der Leser daraufhin zu sehen bekommt, ist verstörend und gruselig.
Ange liefern hier ein Paradestück ab, dass aus der Feder eines Altmeisters wie Stephen King entsprungen sein könnte.
Der Zeichner Sylvain Guinebaud hat einen sehr schönen Zeichenstil, sehr realistisch, mit einer Spur Disney. Die fast schon heiter zu nennende Optik dieses Stils steht in einem guten Gegensatz zur Handlung, macht sie doch die zeitweise auftretenden Auswüchse besonders drastisch und erschreckend. Dies mag auch an der sehr gelungenen Farbgebung durch Stéphane Paitreau, der einen milchig, echten Farbauftrag pflegt.
Wie auch in den Vorgängerbänden liegt natürlich ein wichtiges Augenmerk auf den Drachen. Hier dürfen wir gleich zwei Exemplare sehen. Diese sind eher klassisch, ein wenig echsenhaft, bedrohlich anzuschauen, aber mehr realistisch ausgeführt. Das passt sehr gut in das Konzept des Bandes, dessen Schwerpunkt eindeutig in der Familie zu suchen ist, dort, wo das wirkliche Grauen am Ende ausbricht.
Interessant ist das Auftreten der Schwestern der Rache, die gleich zu Beginn ein wahres Inferno entfachen, das an die Explosion einer Atombombe erinnert. Es wäre wünschenswert, wenn Ange das Rätsel um diese magische Fähigkeit noch irgendwann lüften.
Perfekte Fantasy, sehr feinfühlig und realistisch erzählt. Der Zeichenstil unterstreicht die gelungene Atmosphäre, die in einem wahren Horrorszenario mündet. Top! 😀
Die Legende der Drachenritter 3 – Das leblose Land: Bei Amazon bestellen
Samstag, 05. Mai 2007
Der Joker erhält eine einmalige Chance und nutzt sie. Er tötet Batman! – Das glaubt er wenigstens. Plötzlich zieht Batman eine Pistole und schießt!
Niemand könnte über Batmans Verhalten erstaunter sein als der Joker. (Obwohl er Batman auch schon in einer ähnlichen Verfassung erlebt hat.) Kurz darauf wird er seltsamerweise von Batman gerettet – dem echten Batman. Während Commissioner Gordon von seiner Begegnung mit dem Joker erholt und das Gift abbaut, das ihm ein schiefes Grinsen im Gesicht beschert hat, geht Batman alias Bruce Wayne seiner täglichen Beschäftigung nach.
Diese Beschäftigung hat jedoch rein gar nichts mehr mit dem Auftreten eines nichtsnutzigen Playboys zu tun, der sich die Tage und Nächte mit mehr oder weniger heiratswilligen jungen Frauen um die Ohren schlägt. Selbst Butler Alfred, der auch eine ruhige Phase zu schätzen weiß, kommt nicht umhin, ihn auf dieses doch sehr langweilige Verhalten hinzuweisen. Ob Bruce will oder nicht, er muss an seinem verruchten Image arbeiten. Was liegt näher, als der Besuch bei einer Vernissage, bei der er inmitten von luftig bekleideten Damen Stoff für die Klatschspalten liefern kann.
Allerdings wird Bruce bereits beobachtet. Jemand ist zurückgekehrt, den er lange nicht mehr gesehen hat. Diese Person hat noch jemanden mitgebracht, von dem Bruce nichts weiß. Vorab jedoch muss Bruce das tun, was Batman mitunter am besten kann: Kämpfen.
Was eben noch eine gelungene Party war, wird zu einem Schlachtfeld, auf dem sich Batman gegen einen Man-Bat behaupten muss – und noch einen, und noch einen, und noch einen. Einem Unbekannten ist es gelungen, das Man-Bat-Programm zu perfektionieren, um eine kleine Armee dieser Kreaturen zu züchten. Mit Schwertern ausgerüstet, stürzen sie sich gesammelt auf Batman, der in eine der gefährlichsten Situationen seines Lebens gerät.
Batman 4 läutet einen Zweiteiler ein, der Batman eine ziemliche Nuss zu knacken gibt. Zu einem von Batmans sehr alten Feinden zählt der mysteriöse Ra’s al Ghul. Dieser Feind, der irgendwo zwischen Mogul und Dämon angesiedelt war, hatte eine Tochter, die Bruce Wayne (oder besser dem Detectiv, wie er immer genannt wurde) sehr wohl gesonnen war. Wie es aussieht, hat während eines alten Abenteuers tatsächlich ein Abenteuer stattgefunden, eines von der romantischen Art. Obwohl dieses Abenteuer für den Leser schon länger zurückliegt, hat diese Affäre vor gar nicht langer Zeit Früchte getragen: Batman hat einen Sohn namens Damian.
Dieser von Autor Grant Morrison erdachte Sohn ist dem Verhalten nach eine ähnliche düstere Kreatur wie sein Namensvetter aus der alten Omen-Trilogie (Der vierte Teil zählt nicht.). Die Tochter von Ra’s al Ghul, Thalia, die wahrlich einiges von ihrem Vater gewöhnt ist und so manches drastische Erlebnis mitgemacht hat, kann diesen Sprössling nicht mehr bändigen. Lieber befiehlt sie einer Heerschar von mannsgroßen Fledermäusen, als weiter auf dieses kleine Biest aufzupassen.
Doch zurück zum Anfang. Aus Bruce Wayne ist Langweiler geworden. Der Tagesablauf, den Morrison hier schildert ist sehr durchgeplant und ausgefüllt, aber erfüllend ist er wohl nicht. Bruce lebt und arbeitet konzentriert – konzentriert auf seine zweite Existenz und vernachlässigt dabei total seine Tarnidentität, sofern man sie so nennen will. Immerhin ist Wayne auch der Chef eines Multimillionendollar-Unternehmens. Davon ist aber auch nichts mehr zu merken. Bruce’ wilde Zeit liegt solange zurück, dass Butler Alfred dem ehemaligen Playboy Verhaltensregeln und vorgefertigte Sätze mit auf den Weg geben muss. – Daraus hat Morrison eine sehr schöne Szene gemacht.
Zeichner Andy Kubert ist ein Comic-Talent, wie er mehrmals in größeren Publikationen unter Beweis stellen konnte. Sein Batman ist ebenso versiert, wie es seine Arbeiten in Marvels Ultimativem Universum waren oder auch im Comic-Ereignis 1602. Demzufolge ist es keine Überraschung, dass die vorliegende Batman-Ausgabe perfekte Unterhaltung aus der Welt des dunklen Ritters ist. Dank der Farbgebung von Dave Stewart entsteht eine schöne Plastizität.
Eine feine Idee ist Batmans Kampf in einer Ausstellung, in der sich viele Bilder finden, die ganz offensichtlich auf Comic-Vorlagen basieren. Im Sinne eines Roy Lichtenstein, der den Comic auf die Leinwand bannte, finden sich auch hier Grafiken, die außerdem den Kampf an der einen und anderen Stelle kommentieren.
Wer es noch ausgefallener mag, wird sich auch über die Zusammenarbeit von Batman und Riddler freuen. Der abgeschlossene Kriminalfall in der zweiten Hälfte des Bandes bildet einen guten Kontrast und hat einen eher klassischen Aufbau. – Batman ist wieder da! Sehr gut. 🙂
Vom 7. bis zum 10. Juni öffnet das Comicfestival in München wieder seine Pforten. Täglich von 10.00 bis 19.00 Uhr dreht sich alles im Alten Rathaus und in den Kunstarkaden am Marienplatz alles rund um das Thema Comic. Erwartet werden u.a. Hermann, Francis Bergèse, Marko Djurdjevic, David Lloyd und auch Timo Würz, nationale und internationale Zeichnergrößen. Mehr Infos unter www.comicfestival.de.
Wer einen Blick in ein außergewöhnliches Großer-Bruder-Projekt werfen möchte, sollte sich die ersten drei Tage von We Watch ansehen. Zeichnerisch erleben die Kandidaten eine ziemlich aufregende Zeit. Schade nur, dass es momentan unter www.wewatch-comic.de nicht so richtig weitergeht. Dieses Projekt hat das Zeug zu einem kleinen Online-Comic-Klassiker.
Wer schöne schwarzweiße Knuffel-Comics mag, sollte einen Blick auf die Seite von Bob Flynn werfen. Die Comics Snowmen and Sneak-Attacks und The Bottomless Closet sind Funnies im besten Sinne und machen einen Heidenspaß beim Lesen. Unter bob.bigw.org/bobcomic/ findet Ihr außerdem noch Informationen über Bob. 😀
Freitag, 04. Mai 2007
Die Jagd ist eröffnet. Wieder einmal sind Yorick, Agentin 355 und Dr. Mann auf der Flucht. Yorick hat seinen Spaß dabei, von Cowgirls verfolgt zu werden. Für Mann und 355 ist es bitterer ernst.
355 muss erneut unter Beweis stellen, wie kaltblütig sie in einer bedrohlichen Situation bleiben kann. Die Reise geht weiter, allerdings sind sie die Schwierigkeiten, die durch das Beisein des letzten Mannes entstehen, leid. Während Yorick bei einer alten Freundin und Kollegin zurückbleibt, wollen Dr. Mann und 355 dafür sorgen, dass der kleine Affe Ampersand die lebensrettenden Medikamente erhält. – Ampersand ist zwar ein nervtötendes Tier, aber immerhin scheint er auch das einzige männliche Tier (nach Yorick) zu sein.
Die ehemalige Agentin 711 ist zunächst sehr gastfreundlich. Das ändert sich jedoch über Nacht. Plötzlich findet sich Yorick in einem Sadomaso-Alptraum wieder. Fein kopfüber aufgehängt, an Händen und Füßen gefesselt, entpuppt sich Agentin 711 als Domina, die keinen Widerspruch duldet.
Aus dem vermeintlichen Sexspiel, für das Yorick keinerlei Interesse entwickeln kann, wird eine Reise in seine Erinnerungen und sein innerstes Selbst.
Dieser Trip ist allerdings nicht die einzige Hürde, die Yorick zu nehmen hat. In Arizona ist die Straße durch Überreste einer militaristischen Untergrundbewegung versperrt. Nichts und niemand, weder Hilfslieferungen noch sonstige Unterstützungen, konnte die teilweise verminte Landstraße passieren. Die Entscheidung fällt den drei Reisenden sehr schwer. Die Zeit drängt, wenn Dr. Mann mit ihren Forschungen noch etwas ausrichten will, dann muss es bald geschehen. Einen anderen Weg zu suchen, hieße, einen riesigen Umweg zu machen.
Dr. Mann erwägt, eine eigene Lösung auszuprobieren. Leider geht sie davon aus, dass in dieser Welt noch ausreichender Menschenverstand vorhanden ist. Nur haben die Waffen längst die Oberhand über den Verstand gewonnen. Dr. Mann bringt sie alle in Gefahr.
Die vierte Episode von Y – The Last Man besitzt den schönen Untertitel Offenbarungen. Das Fehlen von Männern hat Verhaltensblüten heranwachsen lassen, die niemand vorhersehen konnte. Y ist ein Road-Movie durch ein zusammengebrochenes Amerika als Abbild der gesamten Welt.
Yorick muss sich in dieser Folge erklären. Der berühmte einzige Mann auf der Welt glaubt immer noch an die große Liebe zu seiner Freundin, die sich leider auf der anderen Seite des Globus in Australien befindet. Angesichts der Probleme, in den ehemaligen USA von der Ost- zur Westküste zu gelangen, bedeutet die Reise nach Down Under eine lebenslange Aufgabe zu werden.
Trotzdem hat Yorick seine Hoffnung, die Freundin wiederzusehen, noch nicht verloren. Die Frage ist, warum? Als sich Agentin 711 mit Peitsche und Drogen in das Unterbewusstsein Yoricks hackt, erfährt auch der Leser einiges über den Mann und viele Fragen klären sich.
Es lässt sich nicht sagen, ob dieses Wissen um Yoricks Person gleich zu Beginn der Handlung als Hintergrundinformation des Autoren Brian K. Vaughan existiert hat, gleichwohl fügt es sich aber gut in die Handlung ein und klärt tatsächlich einige offene Fragen. Die Antworten sind logisch und treffend – realistisch, denn was als Traum eines Mannes im Witz klassifiziert wird, ist in Wahrheit unter diesen Verhältnissen nur noch beklemmend. Yoricks Gefühle, die im Mittelpunkt dieser Teilepisode stehen (und die sich später noch zeigen), werden für den Leser sehr glaubhaft dargestellt.
Ebenso realistisch ist das Land, wenngleich es etwas zu leer erscheint. Man könnte sich auch Flüchtlingsströme vorstellen, die durch das Land ziehen und mit der Sperre dieser wahnsinnigen Frauen kurzen Prozess machen. Wie es ausschaut, und auch in vorherigen Episoden geschildert wurde, bleiben die Menschen lieber an angestammten Orten, als ihr Glück in viel versprechenderen Landstrichen zu versuchen.
Realistisch ist auch die Gewalt, die sich wieder eingeschlichen hat und offen praktiziert wird. Der Westen ist wieder wild, wahrscheinlich wilder, als es die alten Siedler und Pioniere je gekannt haben. Vaughan beschreibt Land, in dem durch den Tod der Männer der Wahnsinn endlich seinen Durchbruch erleben konnte – ohne von den meisten überlebenden Frauen als solcher erkannt zu werden.
Zeichnerin Pia Guerra hat in dieser Ausgabe Verstärkung durch Goran Parlov erhalten, der ihren zeichnerischen Stil aber sehr gut aufgreift. Ein Unterschied ist erst auf den zweiten Blick zu erkennen und könnte ebenso gut ein Experiment von Guerra gewesen sein.
Guerras Zeichenstil ist schnörkellos und wird von Inker José Marzán Jr. mit der gleichen Exaktheit umgesetzt. Dieser Effekt, wie auch die zugrunde sparsame liegende Kolorierung von Zylonol lässt einen halbdokumentarischen Charakter der Handlung entstehen. Nichts lenkt von der Geschichte ab. Man muss sich nicht in Details vertiefen, sondern kann die Handlung uneingeschränkt verfolgen.
Die Spannung steigt! Das Ziel des reisenden Trios rückt näher, doch mit jedem Schritt entweicht die Hoffnung ein Stück weiter weg. Ein gelungenes und schlüssiges Endzeitszenario mit einigen Rätseln im Hintergrund, die noch der Lösung bedürfen. Perfekte Unterhaltung.
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