Donnerstag, 31. Mai 2007
Lex Luthor befindet sich auf der gleichen Stufe wie die größten Kriegsverbrecher und Tyrannen, die es jemals in der menschlichen Geschichte gegeben hat. So ist jedenfalls die Meinung des Gerichts. Für Luthor klingt das Todesurteil eher wie ein Kompliment. Mehr konnte er sich gar nicht wünschen.
Clark Kent ist über den Interview-Termin mit diesem prominenten Verbrecher in der Todeszelle gar nicht erfreut. Luthor hingegen findet die Situation belustigend. Nicht zuletzt waren es die Beweise, wie er die Artikel nennt, des Daily Planet, die eine Verurteilung Luthors möglich machten. Lex, der sehr viele Freiheiten im Gefängnis genießt und weiter an seinen Gerätschaften basteln darf (immer unter Beobachtung), wird durch Zufall durch Clark vor einem tödlichen Stromschlag bewahrt. – Jeder Leser kann sich denken, dass hier alles andere als Zufall am Werk war.
Das Gespräch verläuft äußerst einseitig. Luthor wähnt sich bereits auf einer höheren Stufe der Evolution, während Clark nur ein Schreiberling ist, dem es gestattet wurde, sich die geistigen Ergüsse eines Luthor anzuhören.
Eines ist vollkommen deutlich: Luthors Selbstwertgefühl ist allein durch die Existenz eines Superman gehörig angeknackst worden. Ein edles Überwesen deklassiert Luthor vollkommen. So ist es kein Wunder, dass Lex regelrecht mit seinem Mordanschlag auf Superman prahlt.
Doch zwischendurch gilt es hinter den Gefängnismauern das eigene Leben zu bewahren. – Und das ist gar nicht so einfach.
Smallville wird wenig später zum Schauplatz einer ungewöhnlichen Begegnung. Für Superman sind Zeitreisen nichts Besonderes. Eine Begegnung mit Mitgliedern der Superman Squad, unterschiedlichsten Nachkommen Supermans aus verschiedenen Epochen, wird für Clark nicht nur ein ungewöhnliches, sondern auch ein schmerzhaftes Ereignis.
Mit All Star Superman 3 geht die etwas andere Erzählung um den Stählernen in die lang erwartete nächste Runde. Frank Quitely, bekannter Zeichner im Marvel-Universum in der New X-Men-Reihe, interpretiert Superman auf eine höchst eigentümliche, aber auch erfrischend neue Art. Aber Quitely kann nicht ganz aus seiner Haut, so erinnert Lex Luthor ein wenig an Professor X. Es mag ihm nachgesehen werden, denn Quitely kann das Mienenspiel eines Charakters vorzüglich auf Papier bannen.
In der ersten Episode Luthor, und wie er die Welt sah können beide Comic-Veteranen, Grant Morrison als Autor und Quitely, aus dem Vollen ihrer humoristischen Ader schöpfen. Clarks Versteckspiel ist je nach Geschichte ein offensichtliches oder unterschwelliges Thema gewesen. Aber ganz selten nur wurde Clarks zur Schau gestellte Tolpatschigkeit auf so treffliche Art erzählt. Sein Gesichtsausdruck, der tatsächlich der eines überraschten Tölpels ist, ist sehr komisch gelungen. Clarks Besuch im Gefängnis hat etwas von einer Sitcom. Witze erfolgen auf Teufel auf komm raus. Dabei ist völlig gleichgültig, ob jeder Witz zündet, ob er gut ist oder nicht. Wer sich einmal an die Achterbahnfahrt der Komik gewöhnt hat, lässt sich einfach treiben – und genießt.
Schließlich versinkt die Episode in einem wohl geordneten Chaos, in dem sich ein merkwürdiger (aber auch glaubwürdiger) Parasit präsentiert. Aber auch der Wahnsinn Luthors ist treffend stilisiert – er ist nicht mehr der Geschäftsmann, der zum Präsidenten aufsteigen könnte, sondern nur noch ein Irrer mit einem wahnsinnig hohen IQ.
Die Episode Begräbnis in Smallville ist alles andere als humorlos, doch Morrison webt zusätzlich eine gründliche Portion Nachdenklichkeit und Traurigkeit mit ein. Jeder Supie-Fan weiß, dass Pa Kent sterben muss. Die Umsetzung in dieser Form ist eindrucksvoll geworden – und kommt, obwohl man vorgewarnt ist, doch überraschend.
Die neue Erzählweise, das Aufrollen der altbekannten Geschichte in einer anderen Form ist nicht der übliche Transport in ein neues Jahrzehnt, vielmehr eine gelungene Mischung aus Altmodigkeit und vielen neuen Ideen. 😀
Dienstag, 29. Mai 2007
Die Indianer verbreiten Terror unter den weißen Siedlern. Die Übergriffe gefährden den dünn besiegelten Frieden. Blueberry gelingt es dank seiner guten Kontakte zu den Indianern, den Anführer der Aufrührer gefangen zu nehmen.
Aber es formieren sich auch Stimmen in den Reihen der Soldaten und der Siedler, die Blueberry wegen seiner Kontakte als Verräter bezeichnen. Die Tatsache, dass sich Blueberrys Rückkehr in der winterlich verschneiten Steppe verzögert, verschlimmern diese Mutmaßungen zusätzlich. Außerdem verhärten sich die Ahnungen über die Herkunft der Waffen, die von den Indianern bei ihren Überfällen benutzt wurden.
Die Waffen müssen aus Fort Navajo stammen.
Blueberry hat in der Zwischenzeit ganz andere Probleme. Er birgt den Überlebenden eines Postkutschenüberfalls, der ihn dringend sucht. Blueberrys Fähigkeiten als Problemlöser sind gefragt. Von höchster Stelle erhält er den Auftrag einer Bande von Waffenschiebern auf die Spur zu kommen.
Die Spur führt weg von Fort Navajo, nachdem Blueberry bei der Klärung einer gefährlichen Situation geholfen hat. Die Indianer, die ihm freundschaftlich verbunden sind, tun ihr Übriges, um die Bedrohung durch ihr Volk abzuwenden. Bisher konnte Blueberry den Waffenschieberring nicht ausheben. Einer der Verantwortlichen ist flüchtig. Blueberry hängt sich an seine Fersen.
Blueberry wird der neue Polizist im Himmel, der Marshal von Heaven. Begeistert ist er von dieser Aufgabe nicht, aber der Befehl kommt von ganz oben, geradewegs aus Washington.
Diese Stadt ist auf dem besten Weg, eine Kloake zu werden.
Dieser Meinung ist nicht nur die junge Tess Bonaventura, die auf ihrer Ranch andere Frauen aufgenommen hat, um sie aus der Prostitution und der täglichen Erniedrigung zu befreien. Auch an anderer Stelle macht die städtische Obrigkeit sich Sorgen. Allerdings denkt sie dabei auch an die Horde von Sünderinnen, die gemeinsam auf einer Ranch lebt. Blueberry versucht, sich aus all dem herauszuhalten und einzig seinen Auftrag zu verfolgen. Das fällt ihm jedoch zunehmend schwerer.
Bald gibt es noch einige Rechnungen zu begleichen. Doch zuvor muss Blueberry wieder auf die Beine kommen. Da trifft es sich, dass er die Herzen einiger Menschen erwärmt hat, die sich nun fürsorglich um ihn kümmern.
Hinter jedem mutigen oder mächtigen Mann, steht eine Frau, für die es sich lohnt, mutig zu sein oder für die es sich lohnt, die Spitze zu kommen. Blueberry kann sich der Liebe seiner neuen Freundin gewiss sein. Ebenso kann auch sein Gegenspieler auf die Unterstützung seiner Frau zählen. Die Tragödie nimmt ihren Lauf.
In den Geschichten Auf Befehl Washingtons, Mission Sherman und Blutige Grenze hat Jean Giraud den Zeichenstift mit der Schreibmaschine vertauscht. An seiner Stelle zeichnen William Vance (Episode 1 + 2) und Michel Rouge, der die dritte abschließende Geschichte zeichnet.
Wer sich ein wenig mit Comic-Thrillern beschäftigt hat, wird vielleicht Vance’ Arbeiten von Bob Morane, Bruno Brazil und der Langzeitserie XIII her kennen. Von jemandem, der 1964 seinen Einstieg ins Comicgeschäft schaffte, kann man mit Fug und Recht behaupten, ein Comic-Veteran zu sein. Seine Männer sind harte und toughe Kerle, seine Fieslinge sind finstere Burschen mit zerfurchten Gesichtern. Seine Frauen sind jung und schlank, verführerisch und mutig. Vance’ Figuren sind stets wieder erkennbar. Seine Frauen sind stets identisch anzuschauen, sieht man einmal von Haar- und Hautfarben ab. Ähnlich wie bei Zeichnern vom Kaliber eines Hermann oder Romero ist das aber egal. Hier geht es nicht um Realismus, sondern um Unterhaltung. Wie in einem guten Thriller oder wie hier in einem guten Western sollen die Frauen schön sein.
Der genaue Gegensatz zur Weiblichkeit ist die knallharte Action, die auch vor den Frauen keinen Halt macht. Direkt in der Eingangsszene zeigt sich, was Vance unter Western versteht. Beim Betrachten der Bilder drängt sich einem weniger der Eindruck eines amerikanischen Westerns auf, sondern vielmehr der eines Spaghetti-Westerns, der unter den Fittichen eines Sergie Leone entstanden ist. Sehr oft blicken die Akteure den Leser direkt an und beziehen ihn scheinbar in die Handlung mit ein. Es ist viel Wut, mitunter auch Verzweiflung in diesen Gesichtern. Bei den Männern findet sich außerdem die Entschlossenheit, das Schicksal in die eigene Hand zu nehmen – so, wie es Blueberrys Art im Besonderen und die des Westmannes im Allgemeinen ist.
Ähnlich und doch weicher ist der Zeichenstil von Michel Rouge. Er tendiert mehr zur Visualisierung seines Vorgängers Jean Giraud. Blueberry sieht hier wieder mehr nach Belmondo aus. Schatten und Strichführung erinnern in weiten Teilen an Giraud.
Beeindruckend an der letzten Episode ist der Showdown, an dem Blueberry überhaupt nicht beteiligt ist. Mag der eine oder andere Leser kritisieren, dass Girauds Erzählweise nicht so komplex wie die eines Charlier ist, weiß er doch mit diesem Abschnitt sehr zu überraschen. Es ist schlüssig, wie der Wahnsinn und die Gier um sich greifen. Am Ende lässt dieser Schluss sogar Mitleid zu, denn irgendwie waren die Akteure gezwungen, so zu handeln.
Der tolle Eindruck dieses Abschnitts ist natürlich auch Rouge zu verdanken, dem es durch ein einzelnes Bild gelingt, den Irrsinn dieser Menschen auf den Punkt zu bringen. Vor der Kulisse einer grandiosen und scheinbar ewigen Landschaft ist es gleichgültig, wie sich der Mensch benimmt.
Abseits von Jean-Michel Charlier weiß auch Jean Giraud als Erzähler dieser in sich geschlossenen drei Episoden zu überzeugen. Vance und Rouge vermitteln als Zeichner einen deutlich härteren Eindruck als in bisherigen Geschichten. Ein knallhartes Western-Erlebnis in bester Italo-Tradition.
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Samstag, 26. Mai 2007
Dr. Julien Saunière hat die Attacke des Fremden dank der Hilfe seiner jugendlichen Freunde überlebt. Mit kindlichem Wagemut haben sie den unheimlichen Angreifer in die Flucht geschlagen. Juliens Verletzung ist vernachlässigbar. Deshalb nimmt er seine Ermittlungen auch sogleich wieder auf.
Seine alte Freundin, die Ärztin Dr. Tournon, hat etwas herausgefunden, das sie wegen ihrer Freundschaft zu Julien ihm nicht vorenthalten möchte. Der seltsame Spruch Et In Arcadia Ego ist der Wahlspruch der Lorraines, einer alten und sehr mächtigen Adelsfamilie in Frankreich. Die Erkenntnis aus dieser simplen Tatsache ist einfach: Sollte der Hochadel in die unheimlichen Vorkommnisse verwickelt sein, kann es sehr gefährlich werden – noch gefährlicher als es ohnehin schon ist.
Aber wer zur Hölle baute Salomons Tempel in der Pariser Kanalisation nach?
Ungeachtet der Gefahren und der Inquisitoren auf den nächtlichen Straßen von Paris dringt Julien wieder in die Katakomben der Stadt vor. Die Geheimdokumente, die er vorfindet, erzählen eine Geschichte, die weit in die Vergangenheit reicht und die Erinnerungen an die Tempelritter wachrufen. Während Julien seine Nachforschungen betreibt und sehr bald den Unmut einflussreicher Persönlichkeiten auf sich zieht, gärt es auch in der Politik. Stimmen, die sich lange Zeit gegen den Kolonialismus Frankreichs ausgesprochen haben, da eine aggressive Expansion nur kriegerische Auseinandersetzungen nach sich ziehen kann, drehen ihre Fahne plötzlich in den Wind. In Frankreich brechen neue Zeiten an. Die Falken in den Spitzen der Politik haben die Oberhand gewonnen.
Von all dem wähnt sich Julien unberührt, aber er irrt sich gewaltig. Die Mächtigen haben in streng geheimen Zirkeln ihre Macht seit alters her bewahrt und vermehrt. Und sie sind immer noch süchtig nach mehr Macht. Wie es ausschaut, sind sie die Arbeit im Geheimen Leid und wollen sich und ihre Ziele endlich offenbaren.
Mehr noch: Wo der Adel seine Spielchen treibt, kann sich die Kirche nicht lange zurückhalten, zumal Julien in ihre Kreise eindringt. Der Doktor hat in ein Wespennest gestochen, er spielt ein Spiel, das er noch nicht vollends versteht. Sein Einsatz ist sein Leben.
Die Edition rund um Rex Mundi geht in die zweite Runde. Der unterirdische Fluss zeigt dem Leser eine alternative Welt, die sehr an unsere erinnert und auch viel mit ihr gemeinsam hat. An verschiedenen Stellen des Zeitstranges kam es zu Abweichungen. Sieht man einmal von den Einflüssen der Magie in dieser Welt ab, wäre eine Entwicklung dieser Art nicht undenkbar gewesen. Rex Mundi ist ein Mystery-Thriller im besten Sinne. Nicht nur die Jagd nach dem Heiligen Gral fasziniert letztendlich, sondern es fesseln auch die Intrigen, die politische Situation und die zahlreichen Hintergrundinformationen, die auf ähnliche Weise eingewoben wurden, wie es der Mystery-Fan vielleicht von Das geheime Dreieck her kennt.
In den hier zusammengefassten 6 Kapiteln entwickelt sich die Hauptfigur Dr. Julien Saunière weiter. Sein Verhalten wird bedächtiger. Die verschiedenen Ereignisse haben ihn vorsichtiger werden lassen. Wer uralte Computerspiele kennt, kann sich bei Juliens Nachforschungen in Tunneln und den Rätseln, die er lösen will, an Adventures erinnert fühlen. Auf den Spuren der Mystery-Welle, die von Veröffentlichungen wie Sakrileg und Illuminati eingeläutet wurde, weicht Rex Mundi sehr schnell von ausgetretenen Pfaden ab und geht einen vollkommen eigenen Weg.
Allein die Beschreibung dieser Welt, die Julien enorme Probleme bereitet, weil ein eigener Kopf (ohne Macht) hier nicht gern gesehen ist, erzeugt enorm viel Spannung. Die Möglichkeit, die Wort- und Bilderrätsel mitzuverfolgen, bildet die nächste Stufe der Spannung. Die Aufbereitung der Vergangenheit ist glänzend hinzugefügt.
Die Vielfalt der Informationen erlauben ähnlich wie in einem gut konstruierten Thriller keinerlei Unaufmerksamkeiten. Jedes kleine Stück komplettiert das Puzzle oder vervollständigt die Fährte zum nächsten wichtigen Teil.
Juliens Nachforschungen zusammen mit dem Rabbi sind ein gutes Beispiel. Allein in wenigen Szenen entfaltet der Autor Arvid Nelson eine derartige Komplexität, dass es beinahe schon wie ein Streifzug durch antike Geschichte und Religion wirkt. Glaubt man sich als Leser auf der sicheren Spur und rätselt mit, wird im nächsten Augenblick ein Krimi daraus, in dem schaurig entstellte Leichen gefunden werden. Julien grübelt darüber nach, ob der Mörder vielleicht ein Golem sein könnte. – Ob das tatsächlich der Fall ist, soll hier natürlich nicht verraten werden.
Was mich persönlich sehr fasziniert, ist die Gestaltung der französischen Gesellschaft und daraus resultierend die Gestaltung einer ganzen Welt. Die Aufteilung der herrschenden Schicht in König, Robe und Schwert ist mit all ihren Facetten einfach stimmig. Die Rückblicke, die an wahren Begebenheiten angelehnt sind, sorgen für einen realistischen Hintergrund. So gibt es ein Wiedersehen mit dem Mann mit der eisernen Maske, dem Untergang der Templer und auch mit dem kleinen Korsen, der es hier nicht zum Kaiser von Frankreich schafft, sondern (freilich von der Geschichte abweichend) in einem Verlies sein Leben lässt.
Eric J zeichnet in eleganten Formen. Seine Figuren haben etwas Unechtes, etwas von Schaufensterpuppen, dank ihrer Eleganz heben sie die Geschichte auf eine höhere Stufe als einen herkömmlichen Thriller. Auf Hollywood-Ebene würde man von einem Hochglanz-Krimi reden. Aber die gesamte geschilderte französische Gesellschaft mit ihrem Adel, Klerus und den Gilden ist hier bereits durch Nelson auf Hochglanz getrimmt. Es wird in einigen Szenen sehr deutlich, wie sehr naserümpfend sich die gezeigten Franzosen über dem Rest der Welt stehend wähnen. Die doch optisch sehr dunkle Darstellung der Bilder, durch Jeromy Cox, schafft eine Atmosphäre aus Antiquiertheit und Big Brother-Gefühl. Ein gutes Beispiel für diese Stilelemente sind die in Masken auftretenden Inquisitoren, deren starre Gesichter alles zu sehen scheinen, an venezianische Karnevalsmasken erinnern und doch keine Gefühlsregung verraten.
Für Mystery- und Thriller-Fans ist diese kleine Reihe ein Muss. Wer nach einer wirklich herausragenden Erzählung in diesem Genre sucht, wird Rex Mundi lieben. 😀
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Freitag, 25. Mai 2007
Peter Parker ist glücklich. Die Menschen lieben Spider-Man. Sie jubeln ihm zu. Leider hat Mary Jane (Kirsten Dunst) alles andere als Erfolg. Ihr erster großer Auftritt auf einer Bühne floppt. Und Peter ist so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass er ihren Kummer nicht bemerkt.
Damit nicht genug. Harry Osborne (James Franco) hat nicht vergessen, wen er eines Nachts neben der Leiche seines Vaters gefunden hat: Spider-Man alias Peter Parker (Tobey Maguire). Nachdem er einen Handel mit Doctor Octopus geschlossen hatte, der leider nicht zum gewünschten Erfolg führte, will er sich nun der Techniken bedienen, die schon sein Vater nutzte. Ausgestattet mit diversen technischen Spielereien schwingt sich Harry in die Luft, um einen vollkommen überraschten Peter zu attackieren.
Diese Attacken hindern Peter nicht daran, seinem Job nachzugehen und die Leute in New York zu retten und so die Straßen sicherer zu machen. Bei dieser Gelegenheit rettet er auch Gwen Stacy, ihres Zeichens Tochter des amtierenden Polizei-Captains und rein zufällig eine Studienkollegin. – Letzteres ist eine Tatsache, die er vor M.J. verschwiegen hat. M.J. fragt sich zurecht, warum er ihr diesen Umstand nicht erzählt hat.
Am Boden gehen die Auseinandersetzungen weiter. Eddie Brock (Topher Grace) will Peter den Job abluchsen. Spider-Man in besonderen Situationen fotografieren, das können auch andere, denkt sich Eddie und ahnt nicht, wen er da herausfordert.
Denn Peter ist zeitweise nicht mehr das, was er einmal war. Während eines trauten Zusammenseins mit M.J. ging ganz in der Nähe ein kleiner Meteorid nieder, der eine merkwürdige Fracht mit sich führte. Das schwarze, an Teer erinnernde Lebewesen heftet sich auch sogleich an Peters Moped und wenig später an Peter selbst.
Inzwischen hat auch Flint Marko (Thomas Haden Church) ein Problem. Er ist nicht nur auf der Flucht, sondern er will auch noch das Geld für Behandlungskosten seiner Tochter auftreiben. Leider gerät er auf der Flucht in ein Sperrgebiet, in dem ein wissenschaftliches Experiment stattfindet. Am nächsten Morgen ist der Sandman geboren und Spider-Man hat einen Feind.
Es vergeht nicht viel Zeit und alles scheint in die Brüche zu gehen. Peters Beziehung zu M.J., seine neu erwachte Freundschaft zu Harry, seine Beliebtheit bei den New Yorker Bürgern, sein Fotografen-Job und auch seine gesamte Persönlichkeit.
Das Finale (?) der Saga um die freundliche Spinne von nebenan geht mit Spider-Man 3 in einen überbordenden Endspurt. Gleich drei Gegner muss Peter Parker bewältigen. Außerdem gilt es die eigene dunkle Seite zu besiegen, Mary Jane muss zurück gewonnen, die Trauer um Onkel Ben endlich überwunden werden. Das ist im wahrsten Sinne des Wortes sehr viel Stoff für einen einzigen Film – als Fan hätte man sich eine ähnliche Lösung wie in Kill Bill gewünscht. Zuviel Material für einen Film? Mach’ zwei daraus.
So jedoch ist ein Film entstanden, der Nicht-Comic-Spidey-Fans vielleicht angesichts der Fülle der Informationen überfordern kann. (Ähnliche Stellungnahmen konnte ich zum Ende des Filmes im Publikum hören.)
Den Zuschauer erwarten Venom, Sandman, Gwen Stacy, Harrys Kampf-Auftritt, Stan Lees Gastauftritt, Bruce Campbells kleine humoristische Einlage, ein Jonah Jameson, der etwas zu kurz kommt, ein Mini-Auftritt von Willem Dafoe als Stimme aus dem Jenseits. Die Aufnahmen rund um Spider-Man, seine Kämpfe mit und ohne Kostüm, gewohnt in rotblau und in schwarz, sind spektakulär und für jeden Fan bereits den Eintritt wert. Spider-Man kann inzwischen Netzklumpen abschießen, hat also deutlich dazugelernt. Venom tritt so auf, wie es von den Comics her bekannt ist. Eine kleine Erklärung um die Herkunft des Symbionten fällt ein wenig kurz aus, kann aber in der Fülle anderer Informationen kaum anders bewältigt werden, ist doch die Entstehung des Sandman auch fast nichts weiter als eine Fußnote.
Gwen Stacy, die eigentlich durch den Grünen Kobold getötet wurde, hat hier ihren Auftritt. Einerseits ist sie ein wenig in Peter und Spider-Man verschossen, anderseits wird sie von Peter in seiner dunklen Phase für eine Eifersuchtsszene ausgenutzt. Sieht man davon ab, dass die Kontinuität der Comics nicht beibehalten wurde, ist der Einbau von Gwen Stacy gelungen – wenn auch, wie alles andere, nur angeschnitten und nicht in letzter Konsequenz genutzt.
Flint Marko alias Sandman wurde mehr Gut-Profil verliehen, als es in den Comics der Fall ist. Die Betonung darauf, dass er eigentlich der arme Junge ist, der eigentlich nur immer zur falschen Zeit am falschen Ort landet, ist etwas zu dick aufgetragen. Spätestens nach dem dritten Hinweis dieser Art sollte es der Zuschauer begriffen haben. Der Gutmensch Marko hatte zwar auch eine gewisse Phase in den Comics, ihn aber als den tatsächlichen Mörder von Onkel Ben einzubauen, hinkt etwas – das schien auch den Machern des Films aufgefallen zu sein, denn nicht umsonst beschwert sich Peter, dass die Polizei es zwei Jahre lang unterlassen hat, diesen Umstand den nächsten Verwandten mitzuteilen.
Ein paar ungelöste Fragen schmälern das Kinovergnügen. Nachdem Peter den Symbionten losgeworden ist, stellt sich für ihn anscheinend nicht die Frage, dem verschwundenen Wesen nachzuspüren. Schließlich geht von der schwarzen Substanz eine Gefahr aus. Wie kommt Peter eigentlich nackt nach Hause? Wie gelingt es Venom derart schnell, Sandman aufzuspüren?
Aber das sind letztlich Kleinigkeiten, die vor dem Gesamtfilm mit seiner Überlange verblassen.
Ich persönlich hätte mir für den Abschluss der Trilogie den Auftritt der Echse (Lizard) gewünscht, nachdem Dr. Connors bereits im zweiten Teil eingeführt worden ist. Als Charakter und Bösewicht hätte Connors sicherlich mehr Tiefe in die Geschichte eingebracht. Ich könnte mir aber vorstellen, dass die Macher nicht schon wieder, zum dritten Mal, einen Wissenschaftler zum Bösewicht machen wollten.
Was bleibt unter dem Strich? Perfektes Popcorn-Kino, zweifellos, nur als Spider-Man-Film vielleicht nicht ganz so liebevoll und mit Hang zum Perfektionismus umgesetzt, wie es in den ersten beiden Teilen der Fall war. Ganz bestimmt ist es eine Comic-Verfilmung, die dank der vielen Details zum öfteren Anschauen einlädt. 😀
Donnerstag, 24. Mai 2007
Auch 2007 startet wieder der Nachwuchszeichenwettbewerb:
MangaMagie VI – 12- bis 26-jährige Talente können in zwei Altersgruppen bis zu 1.000 € gewinnen!
Zum sechsten Mal sind erneut alle jungen Zeichentalente aufgerufen, beim MangaMagie-Nachwuchszeichenwettbewerb mitzumachen. Die Buchhandlungen Ludwig rufen auch 2007 gemeinsam mit dem Fachmagazin AnimaniA sowie dem Verband der Bahnhofsbuchhändler, der DB Station & Service AG bundesweit auf, einen eigenen Manga zu zeichnen.
MangaMagie – der zweitgrößte deutsche Manga-Wettbewerb – wird von den sechs großen Mangaverlagen Carlsen Comics, Panini, Egmont/Ehapa, Tokyopop und Heyne sowie der Verlagsgruppe Droemer/Knaur unterstützt. Im letzten Jahr hatten sich rund 1000 Jugendliche zwischen 12 und 19 Jahren beteiligt. Die Einrichtung zweier Altersgruppen ermöglicht es jetzt auch Älteren mitzumachen.
Teilnahmebedingungen:
Jeder zwischen 12 und 26 Jahren kann mitmachen. Es gibt die zwei Altersgruppen, die AG I (Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren) und die AG II (junge Erwachsene zwischen 18 und 26 Jahren), Stichtag für die Alterszuordnung ist der 31.8.2007. Bei der Einreichung ist die Altersgruppe anzugeben, Altersnachweis: Ausweiskopie! (Ausreichendes Rückporto sichert Rücksendung!)
Jeder Beitrag ist mit einem Titel zu versehen. Der Beitrag ist in japanischer Leserichtung anzufertigen.
Der selbst gezeichnete Manga darf den Umfang von acht DIN A4 Seiten (inkl. Titel!) nicht überschreiten, Name und Anschrift sind auf den Rückseiten zu vermerken. Bei jedem Beitrag sind die Seiten durchzunummerieren. Der Zeichner bestätigt mit der Einreichung, den Manga selbst angefertigt zu haben und stimmt einer kostenfreien Veröffentlichung ganz oder in Auszügen zu.
Einsendeschluss: 31. August 2007 (Poststempel!)
Einsendung an: Buchhandlungen LUDWIG, „MangaMagie VI, Hauptbahnhof, 50667 Köln
Eine inhaltliche Bewertung findet durch eine Jury statt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Preise:
Altersgruppe I (12-17 J.): 1. Platz: 500 €
2.- 10. Platz: attraktive Mangapakete
Altersgruppe II (18-26 J.): 1. Platz: 1.000 € (Sitz in der Jury bei MangaMagie VII)
2.- 10. Platz: attraktive Mangapakete
Preisverleihung (Bekanntgabe der Gewinner):
voraussichtl. am 27. Oktober 2007, 16.00 Uhr in der Piazzetta des Historischen Rathauses zu Köln
Weitere Infos unter www.animania.de
Quelle: Presseinformation Buchhandlungen Ludwig, Mai 2007
Wer sagt’s denn? Es geht wieder los! 😀
Wer vor kurzem die Radiosendung zum 100. Geburtstag von Hergé verpasst hat, kann sich diese auch online anhören: Tagesschau-Beitrag.
Am Abschluss des Artikels findet Ihr den Link zur Audio-Datei. 🙂
Mittwoch, 23. Mai 2007
Aus Freunden sind Feinde geworden. Spider-Man hat ein Problem mit der Lagebesprechung. Iron Mans Anweisungen sind militärisch wie und je angesichts der schwierigen Aufgabe. – Und Peter gefällt die Situation überhaupt nicht.
Der Gefangenentransport wird eine schwierige Angelegenheit. Alle beteiligten Bewacher wissen das – die Superhelden sind ebenso im Bilde wie die normalen Sicherheitsbeamten. Die Stimmung ist äußerst angespannt, denn jeder weiß, dass die potentiellen Angreifer Freunde sein werden.
Sind sie wirklich noch Freunde? Kann es sein, dass eine Gesetzesvorgabe Freunde durch einen schlichten Beschluss zu Feinden gemacht hat?
Nicht nur Sicherheitskräfte und Superhelden sind nervös. Entlang der Strecke des Gefangenentransports haben sich Demonstranten eingefunden. Auch hier ist die Meinung gespalten. Spider-Man versucht die Übersicht zu behalten. Die Scanner zeigen keine nennenswerten Gefahren an. Iron Man glaubt, alles im Griff zu haben. Plötzlich meldet sich der Spinnensinn. Die Angreifer nähern sich – von unten.
Sofort wird der Transport umgeleitet. Die Helden bemerken ihren Fehler viel zu spät, denn auf der neuen Route durch die Yancy Street haben schon ganz andere Helden schlechte Erfahrungen gemacht. Schließlich kommt es zu einem Kampf, den Spider-Man nie gewollt hat.
Peter hätte seinen Mund halten sollen. Aber, nein, er musste es Iron Man nachmachen und vor aller Augen seine wahre Identität enthüllen.
Spidey wird zur besonderen Zielscheibe. Es geht steil in die Tiefe. Unterdessen, noch im Sturz, kommt es zu einer saftigen Prügelei mit Scarecrow. Die Halluzinationen, hervorgerufen durch die kleinen Spielereien des Schurken, gaukeln Spidey sogar das Auftauchen des grünen Kobold vor. Aber Spideys neue Ausrüstung birgt Überraschungen, an die sich so mancher Feind noch nicht gewöhnt hat. Und auch mit seinem Humor kommt nicht jeder Feind klar.
Manche sind einfach genervt davon, dass sein Mundwerk nie stillzustehen scheint (was teilweise auch auf seine Freunde zutrifft), wieder andere scheinen nicht zu verstehen, wann etwas ernst gemeint ist oder nicht. So verhält es sich auch mit Will-O-The-Wisp, dessen Name Spidey schon zum Lachen bringen sollte. Allerdings unterschätzt er seinen Feind auch und erhält im nächsten Moment die Quittung für seine Unachtsamkeit.
In Ausgabe 37 der Spider-Man-Saga treffen sich in zwei Episoden ein paar sehr bekannte Macher aus der Comic-Szene. Mit J. Michael Straczynski ist sogar ein Autor am Start, der sich bereits mit vielen spannenden Spidey-Szenarien etabliert hat. Erprobt im Science Fiction-Genre mit der Fernsehserie Babylon 5 hat er sich schon lange einen Namen im Bereich der Comics gemacht.
Seine Arbeiten im Team zusammen mit John Romita Jr. sind sicherlich kleine Meilensteine der Spider-Man-Saga. In der 3. Episode zu Krieg im eigenen Land hat er einmal mehr einen Partner gefunden, der einen ähnlichen Stil wie Romita zu Papier bringt: Ron Garney zeichnet etwas exakter und doch hinterlassen die Bilder wenigstens den Eindruck, als sei Garney bei Romita in die Schule gegangen.
Garneys satter Zeichenstil reißt mit. Die Bilder sind klasse, aber sie stellen sich nicht mit einem überproportionalen Einsatz von Details der Geschichte in den Weg. Dank der Bildwahl, der –Folge und der Perspektiven entsteht ein filmischer Eindruck. Auch ist es ein Glück, dass Garney durch die Vorlage der Geschichte mit vielen verschiedenen Helden arbeiten darf. Spider-Man (ich will das alte Kostüm zurück) im Kampf mit Captain America ist optisch rasant und grafisch absolut überzeugend.
Garney ist ein Zeichner in bester Marvel-Tradition!
Ein Zeichner ganz anderen Kalibers ist Angel Medina, der Fans bestens bekannt aus dem Horror-Klassiker Spawn sein dürfte. Die Optik seiner Arbeiten, der feine Tuschesstrich, mit dem ihn Inker wie hier Scott Hanna unterstützen, all das macht aus seinen Bildern etwas ganz besonderes. Medina läuft immer dann zur Hochform auf, wenn die Handlung ein Stück weit ins Unheimliche abgleitet. Ähnlich wie Bernie Wrightson, der auch schon eine Spidey-Geschichte gestaltet hat, drückt auch Medina Spider-Man seinen Stempel auf. Der grüne Kobold hat selten wahnsinniger ausgesehen – und selten so gruselig. Das Abschlussbild des Bandes verdeutlicht Medinas Fingerspitzengefühl als Gruselexperte zusätzlich.
Ein sehr gelungener Band aus der Spider-Man-Reihe, der nicht nur aus der allgemeinen Saga, sondern auch aus dem Civil War-Ereignis herausragt. 🙂
Das Comicfestival in München – 7. bis 10. Juni 2007!
Mit großen Ambitionen findet in diesem Jahr das Comicfestival München statt, diesmal im Alten Rathaus in der Münchner Innenstadt. Die Veranstalter wollen die Szene-Veranstaltung als feste Instanz, alternierend mit dem Comic-Salon in Erlangen, etablieren und haben tief in die Comic-Kiste gegriffen, um den Fans möglichst viel zu bieten. Neben vielen deutschen Zeichner-Stars wird auch internationale Prominenz erwartet.
Zwei Top-Zeichner signieren am Panini-Stand: Marko Djurdjevic (u.a. X-Men, am Samstag) und David Lloyd (V wie Vendetta, Samstag und Sonntag).
Außerdem ist im Umfeld der Messe eine große V wie Vendetta Ausstellung mit 40 Originalseiten aus David Lloyds persönlicher Sammlung zu sehen.
Quelle: Panini Pressemitteilung Mai 2007
Montag, 21. Mai 2007
Die Insel ist ein Paradies. Nach all den Kämpfen und diesem scheinbar ewig andauerndem Krieg können die beiden Kampfpiloten Ar’n und Slhoka für einen kleinen Augenblick glücklich sein.
Ihr Aufenthalt beginnt alles andere als paradiesisch. Ein Motor ihres Jagdfliegers wurde durch einen Angriff schwer beschädigt. Alles, was den beiden noch übrig bleibt, ist eine Notlandung. Weil sie Glück im Unglück haben, bringen sie die Maschine auf einem kleinen unerforschten Einland herunter. Bisher hat keine der Kriegsparteien diesen Inseln Aufmerksamkeit geschenkt. An Einwohner, die auf diesen Inseln existieren könnten, hat niemand gedacht.
Ar’n Arunja und Slhoka Gunja machen sehr schnell die Erfahrung, dass das Volk, das sie auf der Insel antreffen, bei weitem nicht so primitiv ist, wie sie anfänglich annehmen. In Wahrheit finden sich im Inselinneren uralte Artefakte, deren Bedeutung kaum zu erahnen ist. Wann sie erbaut wurden, liegt im Dunkel der Vergangenheit verborgen.
Für die beiden Soldaten, die nichts anderes als den Krieg kennen gelernt haben, bedeutet ihr Absturz die Reise in eine andere Welt, die sie nicht einmal erahnt haben.
Besonders für Slhoka erschließt sich ein vollkommen neues Leben. Leidjill, eine Einheimische, zeigt ihm, wie schön die Liebe und das Leben zu zweit sein kann. Slhoka genießt die Zeit an ihrer Seite. Ihre Zuneigung wird inniger. Slhoka lässt ebenfalls von der unbekannten Mystik dieses Ortes gefangen nehmen. Aus der anfänglichen Arroganz gegenüber der Religion wird Neugier. Slhoka wird nicht überzeugt, dass es noch etwas Unbekanntes auf der Insel gibt, doch die Anzeichen sind seltsam. Bei einer Zeremonie, die Leidjill und Slhoka auf den Ruinen der Traumbögen durchführen, erscheint ihnen Shani, ein Rachegott. Leidjill ist entsetzt, denn Shani bedeutet nichts als Unheil.
Slhoka teilt ihre Furcht nicht. Wenig später wird er allerdings eines Besseren belehrt. Ihre Zuflucht wird auch von weiteren Angehörigen ihres Volkes entdeckt. Der Krieg hat das Paradies gefunden. Slhokas Angehörige reagieren nicht mit der gleichen Sensibilität auf die Idylle. Jeder, der nicht schnell genug fliehen kann, wird getötet.
Slhoka erlebt die Tragödie seines Lebens. Doch es geschieht noch mehr. Irgendwie hat dieser fremde Ort ihn beeinflusst. Aus Slhoka ist etwas Neues geworden, etwas, das niemand zuvor gesehen hat. Vorerst hat Slhoka mit seinen neuen Kräften nur ein Ziel: Rache.
Slhoka ist der Start einer neuen SciFi-Serie, mit der Ulrig Godderidge seine Sporen als Comic-Autor eines Mehrteilers verdient. Godderidge hält sich nicht mit einer langen Einleitung auf. Zusammen mit Ar’n und Slhoka stürzt der Leser ins Abenteuer.
Die Richtlinie des gebrauchten Universums, einstmals von Star Wars vorgegeben, findet sich sogleich auf der ersten Seite dieses Science Fiction Abenteuers. Der Jagdflieger der beiden Helden ist vielfach geflickt. Er sieht aus, als habe er bereits ungeheuer viele Gefechte erlebt. Seine Piloten mögen zwar jung aussehen, haben aber bestimmt angesichts des siebten Kriegsjahres kaum andere Erinnerungen als Krieg im Hinterkopf. Doch auch diese beiden abgebrühten Soldaten können noch überrascht werden. Der Abschuss ihrer Maschine erfolgte ohne jede Vorwarnung. Eine Rakete war auf den Scannern nicht zu sehen.
Godderidge steigt direkt mit einem kleinen Rätsel und Action in die Handlung ein. Ist der Leser so aufmerksam geworden, sieht er sogleich die Bedrohlichkeit der Insel in Form eines riesigen Monsters. Im nächsten Augenblick fallen die Helden aus diesem Horror-Szenario in ein Paradies, das nicht vorhersehbar war.
Dieses Paradies birgt natürlich auch seine Gefahren. Dank der Einheimischen sind diese jedoch zu meistern. Godderidge geht keine Experimente mit diesem Paradies ein. Ähnliche abgeschiedene Flecken Erde finden sich schon in Klassikern wie Tarzan. Eine vergessene Welt wie diese, hier eine vergessene Insel hat schon immer die Phantasie angeregt. Zwischen urweltlichen Pflanzen und Ruinen scheint alles möglich zu sein. So ist es auch hier. In den Ruinen dieser Geschichte existiert eine Art indianischer Mythos, nicht ein einzelner, sondern Paare erfahren dort, was ihr Totem ist.
Magie trifft auf Technik. Plötzlich nimmt die Geschichte, die man einzuschätzen glaubte, eine völlig neue Wendung. Der gut kennen gelernten Inselwelt steht nun eine kriegerische Zivilisation gegenüber, die ein wenig mittelalterlich wirkt und trotzdem Techniken zu bieten hat, die wir in dieser Form nicht kennen. Der Wechsel des Szenarios ist spannend wie auch der Kontrast, den dieses neue Szenario zu bieten hat.
Die optische Umsetzung hat der Zeichner Adrien Floch übernommen. SciFi-Fans werden ihn aktuell vielleicht von der Serie Die Schiffbrüchigen von Ythag her kennen. Ein Schwerpunkt von Flochs großem Talent liegt in der Darstellung einer lebendigen Umgebung. Die Insel wie auch die schönen Siedlungen und Städte (die man in einer solchen kriegerischen Gesellschaft nicht erwartet hätte) hinterlassen einen eher märchenhaften Eindruck. Dadurch wirken die technischen Kriegsgeräte wie ein Einbruch, ein Fehler.
Ich glaube, dass dieser Bruch gewollt ist, denn er passt zu der Handlung, in der sich alsbald die Magie der Technik in den Weg stellt.
Mystische Science Fiction, von versierter Hand geschrieben, technisch optimal in Szene gesetzt von Adrien Floch. Die Mischung zwischen SciFi und Fantasy lässt eine tolle Spannung entstehen. 😀
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Freitag, 18. Mai 2007
Torpedo ist zurück. Luca Torelli, der Killer mit dem Spitznamen einer U-Boot-Waffe, legt sich wieder mächtig ins Zeug, um die Drecksarbeit anderer zu erledigen. – Und manchmal ist es auch schlicht die Rache, die ihn antreibt.
Wie tötet man jemanden, dessen Spitzname Neunleben lautet? Luca gibt sich jedenfalls alle Mühe. Gerade als er glaubt, er habe es geschafft, wird er wieder eines Besseren belehrt. In der Geschichte Die Kunst definitiv zu liquidieren führt Luca ins Krankenhaus, wo er als Arzt verkleidet seiner Arbeit nachgeht. Das hat reichlich dunklen Witz. Überhaupt muss Luca sich in sehr vielen Rollen behaupten. Er täuscht vor, ein Privatdetektiv zu sein. In der Prohibitionszeit macht er sich mit einer Wagenladung Alkohol auf den Weg. Als Leibwächter versagt er völlig. In Sing Sing, einem Gefängnis mit legendärem Ruf in den Vereinigten Staaten, weiß er sich bei seinen Mitgefangenen auf seine gewohnte und schnodderige Art zu behaupten.
Luca Torelli ist ein richtiges Ekelpaket. Es gibt nichts, was man an ihm leiden kann. Er besitzt keine Ehre. Er ist brutal. Er vergewaltigt Frauen, wie es ihm gerade in den Kram passt. Überhaupt macht er alles so, wie es ihm gerade in den Kram passt.
Warum bereiten seine Geschichten dennoch so viel Lesevergnügen? – Vielleicht liegt es daran, dass jeder Mann gerne mal ein richtiges Schwein wäre. Allerdings, und das macht Autor Enrique Sánchez Abuli sehr schnell deutlich, folgt auf jeder gesetzlichen und moralischen Entgleisung die Strafe auf dem Fuß. Auch das macht den Spaß an der zweiten Ausgabe aus der Torpedo-Reihe deutlich.
Spiel’s noch einmal, Sam hat wenig mit dem allseits bekannten Casablanca zu tun. Eine Frau wurde entführt und Luca nutzt die Gelegenheit, um ein wenig Extrageld einzustreichen. Zuvor gilt es jedoch die Entführer außer Gefecht zu setzen. Das gestaltet sich wegen Lucas Zügellosigkeit mal wieder sehr schwierig. Luca hat jedoch auch mal wieder ein Schweineglück.
Die Kamellen Dame, kein Schreibfehler, gehört zu den Frauen, die sich zu wehren weiß. Abuli fixiert sich nicht auf das stetig gleiche Frauenmuster der mehr oder weniger hilflosen oder auch notgeilen Schlampe. Nur meint Luca wohl, dass es in dieser Welt nichts anderes gibt. Entsprechend schlittert er auch in die wohlverdiente Misere.
Auf der anderen Seite bestärkt Abuli ihn wie in Tic Tac in seinem Glauben. Na, ein Killer muss auch Erfolg haben und wenig Menschenkenntnis gehört auch zum Job.
Der unglaublich böse Witz wie er beispielhaft in Miami Bitch und Ein fürchterliches Honorar zu finden ist, lässt Torpedo deutlich aus dem Thriller-Genre herausragen – übergreifend, unabhängig vom Medium. Torpedo gibt sich ähnlich düster wie Sin City, aber der Humor hebt die vielen Geschichten im Stile des Film Noir auf eine ganz andere Stufe. In Tic Tac und in Miami Bitch ist es ihm vergönnt, Gauner aufs Kreuz zu legen – man weint keinem der Beteiligten auch nur eine Träne nach. In anderen Situationen, wie in West Sad Story, erhält Luca seine Strafe. So moralisch erzählt Abuli seine Geschichten doch. – Natürlich nicht so moralisch, dass die Konsequenz in Lucas Tod liegen würde.
Man darf nicht vergessen, dass Lucas Welt abseits des Gesetzes liegt. Innerhalb dieser Welt hält er sich schon an Regeln – meist handelt es sich dabei um das Gesetz des Stärkeren oder dessen mit der größeren Ganovenschläue.
Die Atmosphäre dieser Welt ist vom Zeichner Jordi Bernet ungeheuer gut eingefangen. Fast könnte man meinen, dass in der nächsten Szene James Cagney oder Edward G. Robinson um die Ecke kommt – oder um die Ecke gebracht wird, um im dunklen Humor der Geschichten zu bleiben. Ein halb verhungerter Clint Eastwood hätte Luca Torelli spielen können. Mit der Schnodderschnauze, die er in Dirty Harry führt, würde es wirklich gepasst haben.
Bernets Strich ist absolut locker und stilsicher ausgeführt. Schatten werden selten ganz hart geführt. Mit leicht geführtem Pinselstrich wird so ein Verlauf simuliert oder Verläufe angedeutet. Optisch macht er aus Luca und seinem Gefolgsmann Rascal ein komisches Duo, deren Auftreten und ihre Brutalität im genauen Gegensatz zu ihrem Äußeren stehen. In der letzten Episode Ein fürchterliches Honorar, die besonders lang ausfällt, darf Bernet einige neue Seiten an Luca zeigen. Es ist wirklich lustig, wie aus Luca plötzlich ein Charmeur wird und wie es Bernet Vergnügen bereitet, diese Szenen zu zeichnen.
Perfekte, düster-komische Thriller- und Krimi-Unterhaltung, gelungen in seiner Erzählweise, immer in der richtigen Länge, sehr kurzweilig und man kann den Band als Gangsterfilm-Fan erst nach der letzten Seite weglegen. 😀
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