Mifa hat es nicht leicht. Sie ist der Profimörderin in die Falle gegangen, die vor kurzer Zeit noch den Auftrag hatte, den flüchtigen Harrison Banks zu töten. Über Mifa erhofft sich die Verbrecherin nun doch noch an ihr Ziel zu kommen.
Mifa, die ihr Gewissen immer noch schwer mit der Schuld belastet, Harrison einmal selbst gegen eine Belohnung den Behörden übergeben zu haben, will sich alle Mühe geben, um Harrison in seiner Not beizustehen. Sie schmiedet einen Plan, doch dazu muss sie sich einem Feind stellen, der ihre kleine Gemeinschaft bereits in Gefahr gebracht hat.
Dem Mann, der Mifa schon an ein Bordell verkauft hat, aus dem Harrison sie rettete: Der Schakal.
Den Schakal in seinem Versteck aufzusuchen, kann viele unbekannte Gefahren bergen. Diese Erfahrung musste auch Harrison machen, als er sich mit der Boa des Schakals anlegte. Mifa nimmt all ihren Mut zusammen. Und wie es sich bald herausstellt, wird sie diesen Mut auch brauchen.
Harrison hat derweil nicht weniger schwierige Probleme. Nachdem er auf Golden City erwischt wurde, glaubt ihm dort immer noch niemand, dass nicht er der Doppelgänger ist. Sein Klon, dessen Entstehungsgeschichte er inzwischen kennt, hat die Lage fest im Griff. Die Führungsebene von Golden City will sich nicht länger mit einem Sicherheitsrisiko wie einem Doppelgänger befassen. Weil selbst ein Hochsicherheitsgefängnis Harrison nicht halten konnte, beschließt man abseits jeder offiziellen Justiz seine Hinrichtung. Zwei Beamte der privaten Polizei von Golden City sollen diesen Job ausführen.
Aber Aufopferung und die Macht des Geldes sind schuld, dass diese Pläne durchkreuzt werden. Die Profikillerin, die eine letzte Chance sieht, an ihr Geld zu kommen, macht sich an die Befreiung von Banks. Doch wie immer kommt es ganz anders, als alle Beteiligten gedacht haben.
Denn die Privatpolizisten haben Banks nicht getötet, sondern ihn an eine Jagdgesellschaft verkauft, die sich einen Spaß daraus macht besonderes Wild zur Strecke zu bringen: Menschen!
Die Welt von Golden City hält nur noch für die Reichsten der Reichen alle Annehmlichkeiten des Lebens bereit. Für alle anderen ist es ein täglicher Kampf. Wer Pech hat, muss sogar um seine nackte Existenz bangen.
Mit einem lauten Knall und einer eiskalten Schussfahrt schließt mit Golden City 6 – Jessica eine tolle Science Fiction- und Abenteuer-Geschichte ihre Pforten. Daniel Pecqueur hat es geschafft, die Spannung bis zum Schluss durchzuhalten und jede einzelne Episode mit einem eigenen ansteigenden Spannungsbogen zu unterlegen. Am Ende bleibt keine Frage unbeantwortet und es wartet noch die oder andere Überraschung auf den Leser – teilweise traurig, teilweise sehr interessant, aber auch drastisch.
Pecqueur wirft einfach ein paar gängige erzählerische Mittel über Bord. Sobald die angestammten Pfade verlassen sind, scheint alles möglich – aber das wusste der Leser eigentlich schon angesichts der überbordenden Technisierung dieser Welt und der Phantasie ihrer Bewohner im täglichen Überlebenskampf.
Wie Pecqueur die losen Fäden zusammenbringt, lässt sich am besten als eine Abfolge kleiner Geschichten und Rückblicke erklären. Plötzlich erfährt der Leser zum Beispiel die Hintergrundgeschichte des Schakals. Man erfährt nicht nur, wie er wurde, was er ist, sondern auch wie er entstand. Sicherlich hat der Schakal zahlreiche Missetaten begangen, dennoch gelingt es Pecqueur eine Spur Mitleid für diese Kreatur zu entlocken.
Harrison Banks, die Hauptfigur der gesamten Erzählung, ehemals ein reicher Spross aus der Wiege von Golden City, sah sich mit einer rasanten Talfahrt seines Lebens konfrontiert, die Pequeur zum guten Schluss noch einmal steigert. Auch hier überraschen die Reaktionen einiger Beteiligter.
Und der Schluss selbst ist einfach schön. Anders lässt es sich nicht ausdrücken.
Nicolas Malfin trägt die andere Hälfte der Verantwortung für diesen wirklich sehr feinen Leseschmaus (fast möchte ich sagen grandios, denn ich bin wirklich davon begeistert).
Seine Ansichten, seine technischen Details und Perspektiven zeigen eine bekannte und doch fremdartige Welt. Sie ist uns sehr nah, weshalb die Einfühlung durch den Leser sehr leicht fällt.
Dabei bleiben die Zeichnungen immer sehr zerbrechlich. Golden City gehört zu den Comics, bei denen die Qualität der Cover und der Innenseiten identisch sind. Dank des Teams Pierre Schelle und Stéphane Rosa erstrahlen die Bilder richtig plastisch.
Kleine Details, in den Zeichnungen wie auch in den Farben, sorgen für viel Abwechslung und dafür, dass das Auge ständig Halt findet und wie beiläufig immer etwas Neues entdeckt. Mit einem Wort: Die Atmosphäre ist perfekt inszeniert.
Eine ganz tolles Science Fiction-Abenteuer findet mit dieser Episode ihren Abschluss – sehr schade! Ich kann nur jedem SciFi-Begeisterten raten, der die Serie noch nicht kennt, einen Blick in Band 1 zu werfen und wenn’s gefällt: Dranbleiben. 😀
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