Samstag, 31. März 2007
Es ist eine dunkle Welt, die sich die Lebenden, die Toten und die Geister teilen. In dieser Welt ist Milo unterwegs. Er will ein Held sein. Was kann es besseres geben?
Aber Helden sind nie besonders gelitten, noch weniger, wenn sie Menschen sind. Und noch viel weniger, wenn sie die Regionen der Geister betreten. Doch Milo ist niemand, der sich ins Bockshorn jagen lässt. Die ersten, die versuchen, ihn aufzuhalten, müssen ihren Hochmut mit dem Leben bezahlen. Milo ist noch lange nicht an seinem Ziel. Bald stellt sich heraus, dass er der Auserwählte ist. Als solcher sind die Geister, die er auf seinem Weg besiegte, kleine Fische. Seine wahre Aufgabe ist viel größer. Vielleicht zu groß für ihn?
An Milos Seite ist Lin, eine magisch begabte Fee, und Alkuin, ehemals ein Gott und Kämpfer, nun ein alter Mann, der die jungen Leute anleitet und seine letzte Reise antritt. Nichts in dieser Gruppe ist, wie es zu Beginn scheint. Jeder der drei macht eine Wandlung durch. Am Ende steht Respekt und Zuneigung, wo keine vorher war und sogar Feindschaft, als einer, der sein Leben für die anderen gab, von den Toten zurückkehrt.
Die Welt von The Portent ist ungewöhnlich anders erzählt, als der Leser es von anderen Fantasy-Events her kennt. Diese Welt ist düsterer, einsamer. Die Lebewesen leben in einer seltsamen Form von Dunkelheit. Zwar gibt es den Tag- und Nachtwechsel, aber trotzdem entsteht der Eindruck einer ewig währenden Dunkelheit.
Diese Atmosphäre steigt von Kapitel zu Kapitel. Milos Gang hin zum Abenteuer, um seinen Status als Auserwählten zu erfüllen, ist wie ein Abstieg zur Hölle. Wer sich im Bereich von Fantasy-Comics umgetan hat, könnte möglicherweise einen Vergleich zu Die Gefährten der Dämmerung ziehen. Die mythische Atmosphäre ist ähnlich. Sie ist hier nicht direkt greifbar. Es gibt für den Leser keinen Halt an bekannten Elementen.
Das macht The Portent zu etwas ganz Besonderem. So manche Begegnung währt nur kurz. Andere Autoren würden aus einer aufmarschierenden Armee oder einem Baumgeist, der ein Kind entführt eine längere Episode machen. Autor und Zeichner Peter Bergting überrascht den Leser, indem er es, als wäre es die normalste Sache der Welt, eher wie in einer Fußnote abhandelt oder den Abschnitt im wahrsten Sinne des Wortes mit einem Knall beendet.
Bergting erklärt nicht. Der Leser wird zum Reisebegleiter. Er wird gezwungen, die Welt mit Milo zu erfahren. Es ist eine seltsame leere Welt. Sie verfügt nicht über überbordende Fantasy-Städte, es findet sich nicht einmal ein Gehöft auf ihrem Weg. Die Protagonisten, und so auch der Leser, erfahren zwar, dass die Menschen aus einem nahe gelegenen Dorf einem Baumgeist ein Kind opfern wollten, doch die Menschen selbst werden nicht gezeigt. Durch diesen Mangel an Leben oder auch Lebewesen bleibt die Landschaft leer und wird zu einem (Alp)Traumgebilde.
Allerdings wird die Welt auf diese Art selbst zu einem Darsteller. Anfangs ist sie einfach nur leer, später wird sie durch die unwirtliche Umgebung sogar zu einem Feind. Als die Helden die andere Welt betreten, um ihre eigene zu retten, wird dieser Aspekt noch viel offensichtlicher.
Ein sehr schöner Einfall ist der des sprechenden Raben, eine Tierart, die in der nordischen Mythologie an der Seite eine wichtige Rolle spielen und der auch hier eine ähnliche Aufgabe erfüllt. – Ich hätte mir ein bißchen mehr dieser tierischen Protagonisten gewünscht, weil es ganz wunderbar am Beispiel des Raben in die Geschichte hineinpasst.
Darf man sagen, dass die Geschichte ein wenig Schwermut umgibt?
Zieht man die Heimat von Bergting in Betracht, findet sich hier tatsächlich jener Schwermut der skandinavischen Länder, der Filme von Ingmar Bergman oder Wallander-Krimis durchströmt.
Das Leben fällt schwer in dieser Welt, weil Leben irgendwie nicht akzeptiert wird. Milo, der Held, nimmt lieber eine andere Herkunft an, als seinen eigenen Weg zu gehen. Allerdings nimmt er die fremde Identität mit aller Konsequenz an. So gesehen ist der vorliegende Band, je mehr man in The Portent in der Tiefe gräbt, ein sehr intelligenter Comic.
Am Ende steht die Hoffnung und die Aussicht auf etwas Besseres – was das sein kann, bleibt offen. Die aufgehende Sonne vertreibt die Schatten aus dem Tal. Ein schönes Bild und ein schöner Schluss nach einem fulminanten Showdown.
Der zeichnerische Stil von Peter Bergting folgt einer modernen Darstellungsweise, die ein Mike Mignola so populär gemacht hat. Dieser Stil wirkt leicht, ist etwas abstrahiert, er deutet manchmal nur an und wirkt, ganz gleich ob schwarzweiß oder in Farbe immer ein wenig düster.
So ist es auch kein Wunder, dass Peter Bergting auch schon für Hellboy gearbeitet hat. Sein Stil fügt sich wirklich auf das Beste in das bestehende Hellboy-Universum ein.
Noch ein kurzes Wort zur angehängten Bildergalerie.
Darin findet sich auch ein Bild von Michael Wieringo, der mit seiner Illustration seine Vorstellung von Milo, Lin und Alkuin zeigt. (Wieringo trat als ein wirklich guter Zeichner der F4 in Erscheinung.) Dieser vollkommen entgegengesetzte Stil zu Bergting zeigt sehr schön, wie die Zeichnungen eine Geschichte beeinflussen. Wieringo wirkt optisch eher etwas disneyhaft, so dass bereits die Illustration etwas schmusig märchenhaftes hat.
Bergting hingegen erzählt hart und kompromisslos und verdeutlicht das durch seine Zeichnungen. – Aber er erzählt auch nicht ohne Humor. Herrlich wie der große Held gegen den Baumgeist antreten will und auf recht einfache Weise gestoppt wird.
Eine andere Fantasy, mit skandinavischer Schwermut und fernöstlicher Melancholie, spannend, tragisch, abenteuerlich und voller phantastischer Einfälle, präsentiert in kalten bis feurig glühenden Farben. So kann über das Ende der Welt auch erzählt werden. Sehr gut!
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Mittwoch, 28. März 2007
John Constantine ist ein Detektiv der anderen Art. Wer Probleme mit der jenseitigen Welt oder gar der Hölle hat, ruft den abgehalfterten jungen Mann, der nicht ohne Zigaretten auskommt.
Du borgst in der einen Hölle, um die andere zu bezahlen, John Constantine. Der Totengott, der John bereits als Kind erschienen ist, erkennt sehr früh, wie es um John bestellt ist. Zu diesem Zeitpunkt weiß John selbst nicht einmal, was später aus ihm werden wird. Als Kind ist seine Fähigkeit, mit anderen Welten, vornehmlich Höllen und mythischen Sphären, Kontakt aufzunehmen, eher hinderlich. Man könnte auch sagen, dass es die reinste Qual ist.
Sehr viel später wird John mit dieser Fähigkeit und der Respektlosigkeit, mit der er jedem dunklen Wesen begegnet, zu einem Rettungsanker, der letzten Hoffnung, die es in paranormalen Fällen noch gibt.
Ein solcher Fall ist das Koma der kleinen Trish. John nimmt den Ball auf und will seinem Freund Chas, dem Vater der Kleinen, helfen. Die ersten Ergebnisse sind nicht ermutigend. Die Spur führt von London in die Stadt der Engel, nach Los Angeles. Der Dämon, der sich ihnen dort offenbart, wirkt auf John wie ein Haufen Exkremente mit einem gedrungenen Kopf und klebrigen Armen und Beinen. Die Lösung ist einfach. Wenn John dem Dämon einen Gefallen tut und die unirdische Konkurrenz des Dämons aus dem Weg schafft, lässt er den Geist der kleinen Trish wieder frei.
John macht sich an die Arbeit. Aber er weiß um die mangelnde Vertrauenswürdigkeit von Dämonen. Deshalb spielt er sein eigenes Spiel.
Am Ende gerät scheinbar alles außer Kontrolle. John ist derjenige, der die Hölle auf Erden gebracht hat.
John Constantine wurde einer breiteren Zuschauerschar durch die thematische Verfilmung mit Keanu Reeves in der Hauptrolle ein Begriff. Der paranormale Ermittler, der auf ähnlichen Spuren wandelt wie der von Clive Barker erfundene Ermittler Harry D’Amour, füllt eine Lücke in den Horrorgeschichten, in denen ansonsten die Hauptfiguren den Monstern eher ausgeliefert sind.
Constantine ist einer jener Detektive, deren Grundlage sich in den Geschichten von Erzählergrößen wie Dashiel Hammett oder Raymond Chandler findet. Ein einsamer Ermittler, heruntergekommen, mit einem eigenen Ehrbegriff ausgestattet oder einer eigenen Form von Moral. Ein solcher Mann glaubt alles gesehen zu haben – was im Falle von Constantine sogar stimmt. Nichts kann ihn mehr schrecken. Ein solcher Mensch raucht und trinkt zuviel, weil es sowieso keinen Unterschied macht. Im Gegensatz zum normalen Detektiv steigt Constantine noch einige Stufen tiefer in in den Untergrund, dorthin, wo finstere Mächte regieren und den Menschen das Leben schwer machen.
Constantine behandelt diese Dämonen nicht wie Monster, sondern wie Verbrecher. Natürlich wendet er die dazu nötigen Gesetzmäßigkeiten an, aber letztlich bleibt er dabei immer cool. (Auch eine Eigenschaft, die ein solcher Detektiv besitzen muss. Ein lockerer Spruch auf den Lippen muss noch in der verfahrensten Situation kommen.) Seine Vorgehensweise ist beeindruckend erzählt von Mike Carey. Man könnte Constantine auch als abgebrüht bezeichnen. Wie er sich in den verschiedenen Situationen bewährt, ist nicht nur toll geschrieben – es springt auch der Spannungsfunke direkt über.
Constantines erste Begegnung mit dem Totengott ist ungeheuer gelungen – und gruselig.
Leonardo Manco zeichnet sehr detailliert ein Wesen, dessen Knochen der menschlichen Anatomie so ähnlich und doch entsteht durch das folkloristische Äußere ein fremdartiges Wesen, das kaum besser entworfen sein könnte. Diese Gestaltung der Dämonen, bei denen Manco sich sehr viele Freiheiten nimmt und seinen Phantasien freien Lauf lässt, steht im vollkommenen Gegensatz zu der Präzision, die er mit der Zeichnung von Menschen, Fahrzeugen, Raum- und Stadtansichten zeigt. Auf diese Art wird all das Fremdartige exakt mit dem Bekannten verwoben zu einem hervorragenden Gruselerlebnis.
Constantines Hauptgegner ist wie ein Moloch angelegt. Rein äußerlich erinnert er an den Golgataner, wie er in dem Film Dogma zu sehen war. Ein sehr unappetitlicher Anblick, der jedoch mit einigen Überraschungen aufwarten kann, die selbst den sonst so nüchtern agierenden Constantine ein wenig aus der Bahn werfen.
Solche Szenen machen die vorliegende Geschichte mit ihren düsteren Bildern zu einem Fest für alle, die nicht nur Horror- und Gruselcomics mögen, sondern vielleicht auch von der Roman- oder Film-Seite her auf den Comic-Geschmack gebracht werden wollen.
Top! So kann Horror-Action-Grusel sein. Intelligent erzählt, spannend verpackt, perfekt gezeichnet. Mehr davon!
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Dienstag, 27. März 2007
Manhattan. Das Platinum Kiss ist ein besonderes Bordell mit einem Service, den es andernorts so nicht gibt. Stanley ist zufrieden und wird auch freundlich verabschiedet. Der Anblick, der sich ihm allerdings in der Eingangshalle bietet, ist der blanke Horror.
Dracula hat seine ersten Opfer gefunden. Mit sehr viel Energie macht er sich nicht nur daran, seine eigenen Heerscharen zu vermehren, sondern auch den Plan von Mr. Hyde in die Tat umzusetzen. Allerdings beherbergt New York noch ganz andere unheimliche Wesen, die dieses Gebiet durchaus als ihr Territorium beanspruchen.
Morde sind ein Fall für Detective Sara Pezzini. Die Ermittlerin der New Yorker Mordkommission hatte bereits häufig alle Hände voll zu tun und nicht zuletzt gerät sie immer wieder an Fälle, die übersinnlicher oder paranormaler Natur sind. Ein Blutbad wie jenes im Bordell ist nicht gerade Alltag, aber auch nichts Außergewöhnliches für sie.
Sara ist nicht die einzige in New York, die besondere Fähigkeiten besitzt. Sie ist die Trägerin der Witchblade, einer mystischen Waffe, die in der Hauptsache von Frauen getragen werden kann. Die Witchblade sucht sich ihre Trägerin immer selbst aus und wehrt jeden, der sich ihrer bemächtigen will, ohne eingeladen zu sein, vehement ab.
Wie wehrhaft die Witchblade sein kann, in jeder Beziehung, musste auch Jackie Estacado erfahren, ein Mafioso, der ebenfalls das kleine New York seine Heimat nennt. Estacado ist der Träger der Darkness, der Finsternis, einer Macht, die ihm in der Dunkelheit zu Diensten ist und eigentlich jeden Wunsch erfüllen kann, den er sich ausdenkt. Ihm zur Seite stehen die Darklings, Horden von großen und kleinen Dämonen, die aus der Dunkelheit erwachsen und seinen Befehlen gehorchen.
Neben der Polizei kann auch die Mafia es nicht leiden, wenn jemand Neues in ihrem Revier wildert und ihre Kreise stört – schon gar nicht solche, die Geld einbringen wie im Platinum Kiss.
Sara nimmt die Ermittlungen auf. Schockiert stellt sie fest, dass die Witchblade ohne ihr Zutun auf den Tatort reagiert. Hier geht es nicht mit rechten Dingen zu.
Wie sehr sie damit richtig liegt, zeigt sich bald an einer überaus gefährlichen Begegnung. Sara macht die Bekanntschaft von Frankensteins Monster.
Der Horror-Reigen wird mit der 3. Episode von Monster War fortgesetzt. Mit dieser Episode findet sich ein neuer Zeichner ein, der die Darstellung ein wenig anders angeht: Vitor Ishimura.
Werfen wir einen Blick auf die namensgebende Hauptbegegnung dieser Episode: Witchblade vs. Frankenstein. Unterschiedlichere Kreaturen könnten nicht aufeinander treffen. Groß, kantig und unheimlich trifft schlank, sexy und nicht weniger unheimlich. Die Witchblade muss hier unter Beweis stellen, dass sie nicht nur austeilen, sondern auch einstecken kann.
Das Monster von Frankenstein ist ein mehr als ebenbürtiger Gegner, denn ein Wesen, das den Tod sucht und nicht sterben kann, ist selbst für die Witchblade nicht so leicht auszuschalten. Interessant ist die Idee, die hinter dem Überfall des Monsters steckt. Das soll an dieser Stelle aber nicht verraten werden. Aber die Autoren Christopher Golden und Tom Sniegoski haben sich etwas einfallen lassen.
Der Kampf zwischen den beiden Wesen ist hart. Sie schenken sich nichts. Das Monster führt den Kampf anfänglich noch leidenschaftslos, was sich nach den ersten Verletzungen schnell ändert. Der Aufbau der Seiten wechselt hier von ganzseitigen Bildern hin zu rasant schräg oder geordnet gerade aufgeteilten Seiten.
Zeichner Ishimura arbeitet ähnlich wie seine Vorgängerin Joyce Chin, aber er ist etwas detailärmer. Welcher Stil einem nun besser gefällt, muss jeder Leser für sich selbst feststellen.
Noch ein Wort zum Cover, das in diesem Fall auch wieder von Joyce Chin ist. In der Mitte ist die (wieder einmal) leicht bekleidete Witchblade Sara Pezzini zu sehen. Ebenso wie ihre Mitstreiterinnen Lara Croft und Magdalena krankt sie an einer viel zu groß geratenen Oberweite, die schon gesundheitsschädlich sein dürfte. – Immerhin ist der BH recht einfallsreich, wenn er auch ein wenig unbequem ausschaut. Der Hit der nächsten Modesaison dürfte er nicht werden.
Eine gelungene Horror-Fortsetzung voller Action und unheimlicher Begegnungen. Der Plan des Mr. Hyde festigt sich. Der Showdown steht kurz bevor. Angesichts der Vorbereitungen von Golden und Sniegoski sieht es bereits sehr vielversprechend aus.
Samstag, 24. März 2007
Die Zivilisation ist schlecht. Sie meint es nicht gut mit einem Barbaren. An jeder Ecke, in jeder Stadt wartet jemand, der einen Barbaren über das Ohr hauen will. Sogar Wirte erhöhen ihre Preise, wenn Conan etwas bestellt. – Könnte es damit zusammen hängen, dass er die Schenken regelmäßig demoliert?
Aber Conan will sich nicht unterkriegen lassen. Er ist ein Dieb und geht mit entsprechender Professionalität zu Werke. Allerdings hat er auch ein Problem. Ein Dieb braucht stets auch die Möglichkeit, sein Diebesgut zu Geld zu machen. Bei kleinen Dingen mag es noch angehen – obwohl Conan grundsätzlich einen schlechteren Preis bekommt als andere. Bei Gegenständen, die wegen ihres Bekanntheitsgrads als unverkäuflich gelten, finden sich keine Hehler. Conan bohrt weiter. Schließlich findet sich jemand, der ihm einen Kontakt zu einem Hehler verschaffen will, der alles verkaufen kann. Und wieder hält man den Barbaren für zu dumm.
Conan wird diese herablassende Behandlung endgültig zu viel. Die Verbrecher, die dachten, sie könnten den Barbaren nicht nur über das Ohr hauen, sondern auch töten, sehen sich ganz schnell eines Besseren belehrt. Und endlich findet Conan seinen Hehler. Doch damit fangen die Abenteuer wie immer erst an.
Es gibt einen Turm, einen sehr besonderen Turm. Seine Mauer ist spiegelglatt, und er besitzt keinerlei Eingangstür im Bodenbereich. In ihm soll sich, nach der vorherrschenden Legende und vor dem Hintergrund zahlreicher Gerüchte, das berühmte Elefantenherz befinden, ein sagenhafter Edelstein.
Niemand, so heißt es, könne ihn stehlen.
Das lässt Conan sich nicht zweimal sagen. Er macht sich auf dem Weg zum Turm. Das Eindringen in den umgebenden Park hinter der Mauer fällt ihm leicht – zu leicht und Conan wird schnell misstrauisch. Und richtig: Er ist nicht allein. Der ebenfalls legendäre Prinz der Diebe hatte eine ähnliche Idee. Doch der vermeintliche Kontrahent ist auch ehrenhaft. Gemeinsam wollen sie den Einbruch wagen.
Conan und seine Abenteuer um den Elefantenturm gehören zu den merkwürdigsten, düstersten und auch tollsten Geschichten aus seinem Leben – die außerdem aus der Feder des Meisters Robert E. Howard selbst stammen.
Wie Co-Zeichner Michael WM. Kaluta ausführt, zog er ein 40 Jahre altes Conan-Buch aus dem Regal, um sich die Geschichte noch einmal durchzulesen. Ich kann die Faszination, die er damals und heute beim Lesen dieser Geschichte erlebt, sehr gut nachvollziehen.
Sicherlich hat Conan in all seinen Abenteuern mit den seltsamsten Wesen zu tun gehabt, doch die Begegnung mit dem elefantösen Wesen namens Yag-Kosha ist ganz bestimmt eine der stimmigsten. Yag-Kosha, von dem Conan zu Beginn glaubt, er habe es nur mit einem weiteren Götzen oder Dämonen zu tun, entpuppt sich als gequälte uralte Seele, die sich nichts sehnlicher wünscht, als zu sterben, um ihrem Gefängnis endgültig zu entfliehen.
Die Geschichte um Yag-Kosha ist auch eine Geschichte in der Geschichte. In ihr hat Howard diverse Informationen dieser wilden, urwüchsigen Welt eingebaut, die eigentlich schon faszinierend genug sind. Durch das Auftreten dieser fremden Lebewesen, von denen Yag-Kosha der letzte seiner Art ist, entsteht ein kleines Highlight des Fantasy-Genres. Das Besondere ist sicherlich die Selbstverständlichkeit, mit der die Geschichte erzählt wird. Neben Conan erlebt der Leser, was sich vor Äonen zugetragen hat.
Zeichner Cary Nord gibt der Welt von Conan wieder das Gesicht – mit Bravour, wie es in den vorhergehenden Ausgaben auch schon der Fall war. Für den Einschub von Yag-Koshas persönlichen Erlebnissen wurde der Zeichner Michael WM. Kaluta verpflichtet. Durch den vollkommen anderen Zeichenstil, gestaltet sich dieser Rückblick noch eindrucksvoller.
Die Gestaltung der Elefantenwesen, von Nord wie auch von Kaluta, ist eindrucksvoll gelungen. Man erkennt ein elefantenähnliches Wesen, aber es besitzt auch viele eigene Aspekte des jeweiligen Künstlers.
Ich kann nicht mehr sagen, ob ich es mir seinerzeit dergestalt vorgestellt habe, aber in seiner Ausführung ist es beeindruckend geworden und trifft sicherlich die Vorlage von Howard auf eine sehr respektvolle Weise.
Respekt ist ein gutes Stichwort.
Gehen wir einmal davon aus, dass Howards Arbeiten (und denen seiner erzählerischen Nachfolger) eine gewisse Grundrichtung, ein gewisser Geist innewohnt, dann hat der adaptierende Autor Kurt Busiek diese Grundhaltung gut getroffen und geht sehr respektvoll mit der Vorlage um. (Ähnlich wie es seinerzeit mit der ersten Verfilmung geschah – meiner Meinung nach.) Conan erlebt diese Welt aus einer denkbar schlechten Sichtweise heraus. Ständig versucht ihn jemand zu linken. Selbst vor Frauen ist er nicht sicher, sogar Huren wollen ihm mit erhöhten Preisen das Fell über die Ohren ziehen. Die Welt ist grau, dunkel, düster, die Magie ist finster. Eigentlich hat diese Welt einem Menschen nichts Gutes zu bieten. Conan hat nur sein Talent und sein Schwert. Er nimmt das, was Crom ihm mitgegeben hat und lässt sich nicht unterkriegen. In diesen frühen Tagen seiner Abenteuer ist Conan noch weit davon entfernt, seinen Geist allzu sehr anzustrengen. Er ist jemand, der mit einem Schwert weiterkommt.
Das Besondere an der Episode des Elefantenturms ist das einschneidende Erlebnis, das damit einhergeht. Am Ende steht nicht nur eine Tat aus Mitleid, sondern auch eine wichtige Erfahrung: Selbstlosigkeit. Denn Conan gewinnt nichts Materielles aus diesem Abenteuer.
Eine der besten Geschichten aus Conans Vergangenheit vom Top-Team Busiek und Nord in Szene gesetzt – mit der Hilfe von Kaluta. Beste Fantasy-Unterhaltung mit einem wunderbar knurrigen Conan, der hier ein Stück mehr erwachsen wird. 😀
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Donnerstag, 22. März 2007
Gregory ist ein kleiner Junge in einer Zwangsjacke. Irgendwo in einer Anstalt weggesperrt lebt er in seiner ganz eigenen Welt.
Gregory soll geheilt werden, jedenfalls werden diverse Anstrengungen unternommen, um zu Gregory vorzudringen. Mit Tests, einer neuen Umgebung, sogar mit der Freiheit. Aber Gregory weiß auch, was gut für ihn ist.
Ick Gregory, sagt er und mehr muss er auch nicht wissen.
Gregory schwimmt absolut gegen den Strom und nimmt sich jede Freiheit, die sich ein Comic nehmen kann. Autor Marc Hempel lässt seinen Gregory, einen kleinen Jungen, der eine Zelle in einer Nervenheilanstalt bewohnt, Abenteuer erleben, das Leben erleben, wie der Leser es aus dieser Sicht kaum kennen kann. – Verrückt? Das sind die anderen!
Gregory ist keine Figur, mit der man Mitleid haben muss, weil sie so traurig und verloren ist, weil sie möglicherweise so krank ist.
Ich musste herzhaft mit Gregory lachen, nicht über ihn. Gregory nimmt das Leben selber von der lustigen Seite. Warum nicht einmal lachen, einfach darüber, dass man da sein darf – wo auch immer. Gregory hat diese Fähigkeit. Aber er lebt auch in dieser kleinen Welt, die überschaubar ist.
Da ist die Zwangsjacke, der Abfluss, das Zellengitter und die Tür und noch ein paar Kleinigkeiten, die sich bequem alle aufzählen lassen.
Seine Arme kann er nicht benutzen, aber es besteht auch keine Veranlassung dazu, da es nichts gibt, was sich mit den Händen bewegen lässt. Viel lieber schreit Gregory seine Begeisterung heraus. – Denn wie es sich auch zeigt, machen Hände und Freiheit so viel Spaß auch nicht. Zuerst ist es ganz schön, aber dann? Irgendwann ist alles ausprobiert. Was dann noch bleibt, ist die Angst vor der eigenen Courage. Wieviel bequemer ist doch da eine Zwangsjacke, die einem alle Entscheidungen abnimmt?
Nein, Gregory ist nicht so anders wie wir.
Nur ein einziges Mal hat man wirkliches Mitleid mit Gregory: Als Gregory entlassen wird. Die Welt da draußen bringt in nicht dazu, sich zu bewegen. Dazu ist sie bereits so schon hektisch genug. Der Mikrokosmos eines einzelnen Individuums scheint hier nicht mehr möglich zu sein. Allein, hilflos und vollkommen überfordert bleibt Gregory da stehen, wo man ihn frei gelassen hat.
Sein Sozialarbeiter sieht ihn stundenlang draußen stehen, vielleicht tagelang. Schließlich ist der kleine Gregory so erbarmungswürdig, dass sie ihn wieder hereinholen.
Aber warum lassen sie ihn überhaupt frei? – Weil einer wie Gregory da draußen gar nicht auffällt.
Dieser Eindruck entsteht jedenfalls, wenn man sich die kleinen Geschichten von Marc Hempel durchliest – und dies mit wachsender Begeisterung, weil der Spaß hier mit dem Lesen kommt. Man muss einfach wissen, was noch mit Gregory passiert.
Hempel muss gewusst haben, dass eine Figur wie Gregory alleine nicht besteht. Aus diesem Grund erhält er Mitstreiter, freiwillige Insassen, wenn auch keine menschlichen. Herman Vermin ist eine vorlaute schwarze Ratte, die einen richtigen Narren an Gregory gefressen hat. In seiner Begleitung taucht öfter die kleine Maus Wendell auf, deren Interesse nur auf Käse ausgerichtet ist.
Eigentlich ist Gregory eine Philosophie des täglichen Wahnsinns in uns selbst, doch die Ratte Vermin legt noch einen drauf. Vermin hat seine eigenen Vorstellungen vom Leben – und vom Tod. Er hat das Pech öfters von Gregorys Pfleger mit einer Schaufel platt gehauen zu werden. Vermin muss jedem von seinen Vorstellungen erzählen. So falsch liegt er damit nicht, leider verstehen ihn insbesondere menschliche Zuhörer nicht. Daher verkommt seine Philosophie zu einem tierischen Kabinettstückchen.
Zeichnerisch sind die Bilder schwarzweiß gehalten, skizziert, sehr anarchisch – sofern man Zeichnungen so betiteln kann. Einfach und schlicht, aber trotzdem entsteht nicht der Eindruck, dass etwas fehlt. Die Welt, die Hempel in kleinen, unterschiedlich langen Episoden erzählt, braucht nicht mehr, schließlich erfährt der Leser sie zumeist durch die Augen von Gregory (an der Seite von Gregory).
Wichtiger als die Zeichnungen ist vielmehr die Art des Erzählens. Hempel lässt sich nicht allein auf einen Weg ein, sondern variiert vielfach. Da finden sich reine Bilderabfolgen, die nur von Lauten unterbrochen werden – Laute, die Gregory hört oder selber ausstößt. Es gibt Erzähler, die aus dem Off um die Wette streiten, was als nächstes passieren wird. Da ist die Sicht aus Gregorys Augen, als sich die Erwachsenen seines Falles annehmen. Und schlussendlich gibt es die beiden Nager, die sich in Gregorys Welt einschleichen und diese mit ihrem Aktionismus bereichern, was Gregory zuweilen doch recht verdutzt dreinschauen lässt.
Gregory: Das bedeutet Spaß von Anfang bis Ende, ein intelligenter Humor, der einen hinterrücks trifft, der einen grinsen lässt, schmunzeln und lauthals lachen. Gregory ist eine Überraschung und zeigt, wie Comics auch funktionieren können! 😀
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Dienstag, 20. März 2007
Mifa hat es nicht leicht. Sie ist der Profimörderin in die Falle gegangen, die vor kurzer Zeit noch den Auftrag hatte, den flüchtigen Harrison Banks zu töten. Über Mifa erhofft sich die Verbrecherin nun doch noch an ihr Ziel zu kommen.
Mifa, die ihr Gewissen immer noch schwer mit der Schuld belastet, Harrison einmal selbst gegen eine Belohnung den Behörden übergeben zu haben, will sich alle Mühe geben, um Harrison in seiner Not beizustehen. Sie schmiedet einen Plan, doch dazu muss sie sich einem Feind stellen, der ihre kleine Gemeinschaft bereits in Gefahr gebracht hat.
Dem Mann, der Mifa schon an ein Bordell verkauft hat, aus dem Harrison sie rettete: Der Schakal.
Den Schakal in seinem Versteck aufzusuchen, kann viele unbekannte Gefahren bergen. Diese Erfahrung musste auch Harrison machen, als er sich mit der Boa des Schakals anlegte. Mifa nimmt all ihren Mut zusammen. Und wie es sich bald herausstellt, wird sie diesen Mut auch brauchen.
Harrison hat derweil nicht weniger schwierige Probleme. Nachdem er auf Golden City erwischt wurde, glaubt ihm dort immer noch niemand, dass nicht er der Doppelgänger ist. Sein Klon, dessen Entstehungsgeschichte er inzwischen kennt, hat die Lage fest im Griff. Die Führungsebene von Golden City will sich nicht länger mit einem Sicherheitsrisiko wie einem Doppelgänger befassen. Weil selbst ein Hochsicherheitsgefängnis Harrison nicht halten konnte, beschließt man abseits jeder offiziellen Justiz seine Hinrichtung. Zwei Beamte der privaten Polizei von Golden City sollen diesen Job ausführen.
Aber Aufopferung und die Macht des Geldes sind schuld, dass diese Pläne durchkreuzt werden. Die Profikillerin, die eine letzte Chance sieht, an ihr Geld zu kommen, macht sich an die Befreiung von Banks. Doch wie immer kommt es ganz anders, als alle Beteiligten gedacht haben.
Denn die Privatpolizisten haben Banks nicht getötet, sondern ihn an eine Jagdgesellschaft verkauft, die sich einen Spaß daraus macht besonderes Wild zur Strecke zu bringen: Menschen!
Die Welt von Golden City hält nur noch für die Reichsten der Reichen alle Annehmlichkeiten des Lebens bereit. Für alle anderen ist es ein täglicher Kampf. Wer Pech hat, muss sogar um seine nackte Existenz bangen.
Mit einem lauten Knall und einer eiskalten Schussfahrt schließt mit Golden City 6 – Jessica eine tolle Science Fiction- und Abenteuer-Geschichte ihre Pforten. Daniel Pecqueur hat es geschafft, die Spannung bis zum Schluss durchzuhalten und jede einzelne Episode mit einem eigenen ansteigenden Spannungsbogen zu unterlegen. Am Ende bleibt keine Frage unbeantwortet und es wartet noch die oder andere Überraschung auf den Leser – teilweise traurig, teilweise sehr interessant, aber auch drastisch.
Pecqueur wirft einfach ein paar gängige erzählerische Mittel über Bord. Sobald die angestammten Pfade verlassen sind, scheint alles möglich – aber das wusste der Leser eigentlich schon angesichts der überbordenden Technisierung dieser Welt und der Phantasie ihrer Bewohner im täglichen Überlebenskampf.
Wie Pecqueur die losen Fäden zusammenbringt, lässt sich am besten als eine Abfolge kleiner Geschichten und Rückblicke erklären. Plötzlich erfährt der Leser zum Beispiel die Hintergrundgeschichte des Schakals. Man erfährt nicht nur, wie er wurde, was er ist, sondern auch wie er entstand. Sicherlich hat der Schakal zahlreiche Missetaten begangen, dennoch gelingt es Pecqueur eine Spur Mitleid für diese Kreatur zu entlocken.
Harrison Banks, die Hauptfigur der gesamten Erzählung, ehemals ein reicher Spross aus der Wiege von Golden City, sah sich mit einer rasanten Talfahrt seines Lebens konfrontiert, die Pequeur zum guten Schluss noch einmal steigert. Auch hier überraschen die Reaktionen einiger Beteiligter.
Und der Schluss selbst ist einfach schön. Anders lässt es sich nicht ausdrücken.
Nicolas Malfin trägt die andere Hälfte der Verantwortung für diesen wirklich sehr feinen Leseschmaus (fast möchte ich sagen grandios, denn ich bin wirklich davon begeistert).
Seine Ansichten, seine technischen Details und Perspektiven zeigen eine bekannte und doch fremdartige Welt. Sie ist uns sehr nah, weshalb die Einfühlung durch den Leser sehr leicht fällt.
Dabei bleiben die Zeichnungen immer sehr zerbrechlich. Golden City gehört zu den Comics, bei denen die Qualität der Cover und der Innenseiten identisch sind. Dank des Teams Pierre Schelle und Stéphane Rosa erstrahlen die Bilder richtig plastisch.
Kleine Details, in den Zeichnungen wie auch in den Farben, sorgen für viel Abwechslung und dafür, dass das Auge ständig Halt findet und wie beiläufig immer etwas Neues entdeckt. Mit einem Wort: Die Atmosphäre ist perfekt inszeniert.
Eine ganz tolles Science Fiction-Abenteuer findet mit dieser Episode ihren Abschluss – sehr schade! Ich kann nur jedem SciFi-Begeisterten raten, der die Serie noch nicht kennt, einen Blick in Band 1 zu werfen und wenn’s gefällt: Dranbleiben. 😀
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Montag, 19. März 2007
Lara Croft beherbergt zwei ungewöhnliche Gäste: Dr. Jekyll und die Magdalena. Jekyll ist inzwischen ein sehr normaler Mensch geworden, denn seine finstere Hälfte ist ihm abhanden gekommen, sehr zum Verdruss von Lara. Die Magdalena hingegen erlebt gerade eine ganz neue Seite an sich.
Seit sie von Dracula gebissen wurde, breitet sich das vampirische Gift immer weiter in ihr aus. Sie wehrt sich gegen ihre Fesseln, doch vergeblich. Jekyll und Lara stellen sie immer wieder ruhig, so gut sie es vermögen.
Lara erinnert sich an ihre Expedition an den Polarkreis. Es sollte eine ganz harmlose Expedition sein. Dann wurde ihre Gruppe überfallen. Der Angreifer hatte einen nackten Oberkörper. Die Kälte schien ihm nicht auszumachen. Auch die Expeditionsteilnehmer hatten den Mann nichts entgegenzusetzen.
Außerdem war Laras Expeditionsziel kurz darauf verschwunden. Die riesige eingefrorene Gestalt im Eisblock war weg.
Waren die Alpträume der Magdalena bisher beunruhigend aber doch harmlos, sind sie nun absolut grauenvoll. Diese Furcht gibt ihr zusätzliche Kraft und es gelingt ihr, die Fesseln zu sprengen.
In der Zwischenzeit hat Lara ganz andere Probleme. Eigentlich wollte sie ein Mittel zur Rettung der Magdalena finden. Natürlich wird es eines dieser Abenteuer, die zur Achterbahnfahrt werden – und noch mehr, denn an ihrem Ziel erwartet Lara ein Wesen, das selbst sie, die schon so vieles gesehen hat, verblüfft.
In der zweiten Folge von Monster War mit dem Untertitel Tomb Raider vs. The Wolf-Men warten nicht nur weitere Abenteuer auf den Leser, sondern es kommt auch Licht ins Dunkel um die Pläne von Mr. Hyde.
Was sich dem Leser hier bietet, dank des zeichnerischen Könnens von Joyce Chin wirft ein völlig neues Bild auf Kaninchen, wenn auch kein sehr gutes. Und es zeigt auf sehr drastische Art, was Hyde sich für die Zukunft der Welt vorstellt. Das kann nur Chaos erwachsen. Sein Begleiter in diesem Szenario, Dracula persönlich, kann diese Vorstellung nicht schrecken. Im Gegenteil, denn Hyde möchte mit der Hilfe des Vampirs, die Schrecken noch verstärken.
Die Autoren Christopher Golden und Tom Sniegoski haben ein bisher gelungenes Szenario angelegt. Der Genre-Fan wird vieles wieder erkennen, auch die eine oder andere Hommage. Laras Ausflug ins ewige Eis erinnert natürlich an die Ereignisse aus Frankenstein aber auch an The Thing. Leider ist die Szene ein wenig kurz. Die beiden Autoren hätten ein wenig tiefer in diesen Teil der Geschichte einsteigen können.
Aber das ist nur ein persönlicher Wunsch, denn natürlich liegt das Hauptaugenmerk dieses Mehrteilers auf der Begegnung der klassischen Horror-Figuren mit den neuen Helden aus Mystery und Abenteuer.
Deshalb bekommt es Lara mit einem Wolfswesen zu tun, das es in sich hat. Von Chin wie eine Gottheit gezeichnet, könnte dieses Wesen auch einem Computerspiel entsprungen sein. Wer in diesem Zusammenhang die Bilder von Samwise zu Warcraft kennt, wird sich einen Stil dieses Wesens vorstellen können. Der Vergleich ist nicht weit hergeholt, schließlich ist auch Lara ein Game-Ikone.
Lara kommt sehr oft gut klar, doch in dieser Auseinandersetzung zeigen sich doch ein paar Schwierigkeiten.
Im zweiten Teil nimmt die Geschichte deutlich Fahrt auf. Die Flucht der Magdalena und die Ankündigung von Mr. Hyde lassen für den Rest der Handlung ein rasantes Finale erahnen. Spannend war schon diese Folge. So darf es weitergehen. 🙂
Samstag, 17. März 2007
Es war einmal in noch fernerer Zukunft. Die Galaxie, wie wir sie kennen, ist zur Geschichte geworden. Luke Skywalker ist tot. Die Sith sind wieder erstarkt. Die Jedi agieren im Verborgenen und andere, die begabt in der Macht sind, dienen dem Imperator als imperiale Ritter. Es ist die Zeit von Star Wars Legacy.
Cade Skywalker verlor einst während seiner Jedi-Ausbildung seinen Vater – ein Jedi, dessen Vater ein Jedi ist? Auch hier hat sich einiges geändert. Der Orden der Sith wollte die Jedi ein- für allemal vernichten. Inzwischen hat Darth Krayt den Orden der Sith völlig reorganisiert. Die Regel der zwei Sith gilt nicht mehr. Dem Orden, und somit der Führung von Darth Krayt, unterstehen nun mehrere Sith. – Was nichts daran ändert, dass die Ausbildung hart ist und auch ein Meister keine Gnade zu erwarten hat.
Nachdem Cade alleine auf sich gestellt ist und die Jedi abgetaucht sind, wuchs er in der Gesellschaft von Piraten auf. Die Ideale, die als Padawan lernte, hat er vollkommen verdrängt. Mehr noch: Cade verabscheut die Jedi, die er für den Tod seines Vaters verantwortlich macht.
Die Galaxie wird von einem Imperator beherrscht, der sich selbst die Macht zunutze gemacht hat. Ihm dienen imperiale Ritter treu, ebenfalls in der Macht begabt und am Lichtschwert ausgebildet. Aber wieder einmal ist dem Imperator keine lang währende Macht auf dem Thron beschieden, denn die Sith strecken ihre Hand nach der Macht aus. Darth Krayt befehligt fortan das Zentrum der Macht.
Vor diesem Hintergrund bestreitet Cae Skywalker sein wenig beschauliches Leben als Kopfgeldjäger. Zusammen mit seiner kleinen Crew, der in ihn verliebten Deliah Blue und dem notorisch unzufriedenen Jariah Syn, jagt er von einem Auftrag zum anderen. Eines Tages gerät er in eine Falle, die nicht ihm selbst gilt, sondern der Tochter des entflohenen Imperators.
Wenig später kreuzen sich ihre Wege nicht nur mit denen einer Gruppe der verbliebenen Jedi sondern auch mit den Sith. Aus einem kleinen Auftrag, der eher zufällig entstand, wird eine Situation, die alle Beteiligten den Kopf kosten kann – und das im wahrsten Sinne des Wortes.
Star Wars ist zurück. (Naja, eigentlich war es nie richtig weg.) Die unterschiedlichsten Zeitlinien dieses Universums wurden bisher beleuchtet. Sei es die ferne Vergangenheit und die Kriege gegen die Sith. Die Vorgeschichte zu den Ur-Abenteuern mit Luke (auch als Episode I-III bekannt), alles mögliche, was zwischen den verschiedenen Film-Abenteuern liegt, jene Abenteuer, die an Episode VI (Die Rückkehr der Jedi-Ritter) anschließen und die Legacy-Periode, in der die Galaxis wieder im Chaos zu versinken droht – den Sith sei Dank.
Der vorliegende Band beginnt mit einer Einführung der vorkommenden Personen. Das ist dienlich, wäre aber nicht notwendig, da die Charaktere innerhalb der Geschichte selbst ausreichende Schlüsselszenen besitzen, um selbsterklärend zu sein.
Natürlich gibt es auch den einen oder anderen Gaststar wie Luke Skywalker. Außerdem ist dank der Einführung zu erwarten, dass der Wookie Chak auftauchen wird – Fans lernten ihn bereits als Jungen kennen (Klonkriege VIII – Der unsichtbare Feind).
Star Wars-Comics zeichnen sich durch eine hohe grafische Qualität aus. Das gilt auch für den ersten Band von Legacy.
Befreit von den bisherigen Charakteren (weitestgehend jedenfalls) kann Zeichner Jan Duursema seiner Phantasie freien Lauf lassen. Aus den verschiedenen Völkern, die das Star Wars Universum bereithält, bedient er sich bei den eher bekannteren (ein wenig mehr Experimentierfreude wäre schön gewesen), aber immerhin können die Sith vollkommen auftrumpfen.
Besonders in der neuen Trilogie wurden uns einige Sith vorgeführt, von denen Darth Maul sicherlich der optisch beeindruckendste war. Mit Legacy wird dieses Konzept fortgesetzt. Die Tätowierungen, die schon Maul auszeichneten, und die rote Hautfarbe sind nun zum Erkennungssymbol der Sith geworden.
Um der Eintönigkeit vorzubeugen gibt es natürlich auch den einen oder anderen Ausnahmefall wie Darth Nihl, dessen schwarzweiße Aufmachung eher an einen Zombie erinnern.
Cade, Deliah und Jariah wirken ein wenig wie Bandmitglieder, jung, modern, ein wenig Gebraucht-Look, Rastahaare, stark geschminkt, Dreitagebart. Das passt jedoch. Zwar sind sie bereits lange im Geschäft und entsprechend abgebrüht, aber es fehlt ihnen die Weisheit, die Luke in dieser Geschichte verkörpert.
(Interessant, dass es nun Luke ist, der anderen nun in seiner Astralform erscheint.)
Autor John Ostrander erzählt die geradlinige Geschichte eines tragischen Helden, der miterleben musste, wie sein Vater für Ideale starb, die der Sohn nun nicht mehr mittragen will. Doch er hat seine Ausbildung nicht vergessen. Eigentlich hat er gar nichts vergessen, er unterdrückt nur jede Erinnerung daran geradezu zwanghaft, sogar mit Drogen, wenn es sein muss.
Der tragische Held funktioniert ebenso wie die Charaktere um ihn herum. Erfreulich ist der Handlungsort Bastion, der den Lesern spätestens seit der Wiedererweckung des ersten Imperators bekannt sein dürfte.
Wer mehr an der dunklen Seite interessiert ist, wird sich über Darth Krayt freuen. Seine Aufmachung ist monströs und er ist ein Sith, den seine Vorgänger für einen Emporkömmling halten. – Es wäre interessant gewesen, wenn er auch Palpatine begegnet wäre. Denn Palpatine hatte immerhin eine Lösung für Krayts Problem gefunden. Schade, dass Krayt dies nicht bekannt ist.
Eine besondere Erwähnung verdienen die Cover von Adam Hughes. Seine Bilder wirken wie Portraitaufnahmen. Es scheint fast, als hätten Sith, Jedi, imperiale Ritter und sogar Luke Skywalker höchstpersönlich dafür Modell gestanden. Das ist optisch überaus beeindruckend. (Gibt es davon keine Poster?)
Eine rundum gelungener Start in eine neue Star Wars Zeitschiene. Das Gute: Mit Vorwissen an die Geschichte heranzugehen ist nett, aber wegen des Neuanfangs nicht erforderlich. Neuzugänge könnten mit dieser Space Opera auf den Geschmack gebracht werden. 😀
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Freitag, 16. März 2007
Es ist ein grauer Februar. Harvey langweilt sich. Er ist ein Junge, der gerne etwas unternehmen möchte. Er glaubt mit zehn Jahren kein Kind mehr zu sein. Er trödelt herum, was ihm seine Mutter vorwirft. Harvey ist einfach nicht zufrieden. – Da taucht ein gewisser Rictus auf.
Der unheimliche Mann mit dem Zylinder und dem breiten Grinsen macht dem Jungen einen unglaublichen Vorschlag. Ein kleiner Ausflug zu einem Ferienhaus, als Gast eines gewissen Mr. Hood, wird ihm die Langeweile schnell vertreiben. Zunächst ist Harvey skeptisch, lässt sich aber doch überreden. Aus einem kurzen Ausflug wir eine sehr lange Zeit.
Harvey ist nicht alleine im Ferienhaus. Für das Wohl der kleinen Gäste ist die alte Mrs. Griffin verantwortlich, die den Kindern alles auftischt, was sie gerne hätten. Das Haus selbst ist riesig. Hier gibt es alles, was ein Kinderherz nur begehren kann. Jede Menge Verstecke, alle möglichen Sachen, mit denen es sich spielen lässt. Es gibt keine Verbote. Frühling, Sommer, Herbst und Winter spielen sich an einem einzigen Tag ab. Jedweden Feiertag wie Halloween oder Weihnachten feiern die Kinder jeden Tag.
Harveys Freund Wendell, der bereits länger da ist, zeigt ihm alles. In Wendells Zimmer türmen sich schon die Geschenke von vielen Weihnachtsabenden, mehr als ein Kind jemals erleben kann.
Am Anfang macht sich Harvey noch keine Sorgen, schließlich darf er auch mit seinen Eltern telefonieren, die ihm versichern, dass alles seine Ordnung hat. Doch spätestens mit dem Auftritt von Mr. Jive und der sehr merkwürdigen Marr ändert sich Harveys Einstellung zu diesem Kinderparadies.
Gemeinsam mit Wendell plant er die Flucht. Was sollte leichter sein, als einfach den Weg zurückzugehen, den sie gekommen sind? Es wird schwieriger, als sie sich vorstellen können, denn Mr. Hood denkt gar nicht daran, sie gehen zu lassen.
Mit Der Dieb der Zeit legt einer der Großmeister des Horrors und des Gruselns, Clive Barker, dem Leser eine ungewöhnliche Märchengeschichte ans Herz. Genre-Fans kennen Barker als Autor von Szenarien wie Hellraiser oder Cabal – Die Brut der Nacht. Seine Bücher des Blutes lehrten das Gruseln und sein Privatdetektiv Harry D’Amour dürfte wohl zu den ungewöhnlichsten Ermittlern gehören (der auch einen Leinwandauftritt mit der Verfilmung Lord of Illusions hatte). Kurzum, Clive Barker dürfte mit vielen Geschichten das Genre in den letzten Jahren mitgeprägt haben.
Nach eigener Aussage war die Geschichte um Harvey auf einmal da. Eine Geschichte, die niemand so recht wollte und die er seinem Verlag für einen Dollar zur Veröffentlichung anbot. Der Verlag nahm an. Barker illustrierte die Geschichte außerdem noch. Inzwischen hat sich das Buch, nach Barkers Aussage, alleine in Amerika 1,5 Millionen mal verkauft.
Wer Clive Barker kennt, wird seine Handschrift zweifelsfrei wieder erkennen. Er ist ein Autor, der das Erfinden von sehr ausgefallenen Kreaturen und Charakteren liebt. Harvey ist der Charakter, der stellvertretend für den Leser über diese Monster staunt und sie fürchten lernt. Kris Oprisko adaptierte die Geschichte für den Comic.
Rictus, der erste Unheimliche, dem Harvey begegnet (siehe auch Cover), besticht durch einen riesigen breiten Mund, dessen Zähne bereits Furcht einflößend sind. Abgesehen von Mrs. Griffin sind alle Bewohner dieses Ferienhauses etwas anders. Durch die Kinderaugen ist ihr Aussehen nicht einmal besonders ungewöhnlich. Mr. Jive ist ein langer Schlaks, ein wenig wie ein zu groß geratener Joker, der mit ähnlichen Einflüsterungen arbeitet wie Rictus.
Diesen unheimlichen Gestalten gegenüber steht das Haus. Bereits häufig erhielt ein Haus einen gruseligen Charakter, man denke nur an die Verfilmung Monster House, in der sich auch Kinder mit dem Eigenleben eines Hauses auseinandersetzen müssen. (Erwachsenere Zuschauer mögen auch an die House-Filme denken.)
Obwohl ein unheimliches Haus bereits oft thematisiert wurde, handelt es sich hier nicht um einen Abklatsch. Ganz im Gegenteil. In einem solchen Haus ist alles möglich und Barker reizt das Thema vollkommen aus. Viele neue Effekte und Ideen fließen ein, so dass bis kurz vor Schluss offen ist, wie es ausgehen wird.
Das ist perfekt erzählt, schlägt, wie man es von Barker gewohnt ist, unerwartete Haken und wartet mit sehr sympathischen Helden auf.
Die Gestaltung des Comics, vorgenommen von Gabriel Hernandez erinnert an den grafischen Stil von Tim Burton, wie er in seinen animierten Märchen praktizierte. Lange dünge, oder aufgepumpte Gestalten, in jedem Fall aber sehr fragil anzuschauen, so präsentieren sich die Figuren, die Harvey und Wendell das Leben schwer machen. Das ist im Rahmen der Handlung nicht nur sehr gelungen, sondern ist auch ziemlich modern und besitzt auch einen sehr künstlerischen Anstrich.
Kleine Details bereichern das Szenario eher beiläufig – man wundert sich plötzlich über eine Prozession von Gartenzwergen, die durch das Bild läuft. Aber in dieser Welt ist alles möglich. Die Kinder müssen es sich nur wünschen.
Erzählung und Grafik harmonieren auf bestmögliche Weise.
Wer eine phantastische Geschichte mag, eine richtig geballte Ladung Fantasy und Märchen, der wird mit dieser schaurigen Handlung von Horror-Altmeister Clive Barker bestens bedient. 😀
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Im Rahmen der Jüdischen Kulturtage gibt es in Köln noch bis Ende März die Ausstellung Mit „Superman fing alles an – Jüdische Künstler prägen den Comic“ zu sehen.
Jerry Siegel und Joe Shuster schufen den wohl bekanntesten Superhelden aller Zeiten, den Prototypen, wenn man es so nennen will. Doch damit nicht genug. Längst sind die Themen kritischer geworden, wie es auch Art Spiegelman mit seiner Umsetzung des Holocaust-Themas Maus zeigte.
All das und noch vieles mehr ist im Altes Pfandhaus, Kartäuserwall 20, Köln von montags bis samstags von 14.00 bis 19.00 Uhr zu sehen. Der Eintritt ist frei.