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Comic Blog


Sonntag, 04. Februar 2007

Ishanti – Die Tränen der Isis

Filed under: Abenteuer,Cartoon — Michael um 20:50

Ishanti - Die Tränen der IsisIshanti führt ein schönes Leben im Palast. Ihre Ausbildung zur heiligen Tempeltänzerin verläuft gut, doch irgendwie ist sie nicht zufrieden. So nutzt sie jede Gelegenheit, um den Palast zu verlassen. – Sehr zum Leidwesen ihres guten Freundes Mun.
Mun hat es nicht leicht mit dem jungen Mädchen. Zu ihrem Glück ist er ein Mann von großer Geduld. Eines Tages geschieht etwas Aufregendes. Besuch aus Saba trifft am königlichen Hof ein. Und mit diesem Besuch kommt Ofra Nektu, eine begnadete Tänzerin, der jede Tempeltänzerin nur nacheifern kann.
Doch dieser dient nicht nur den schönen Künsten. Ofra hat noch ein ganz anderes Ziel.

Hinter den Kulissen haben sich einige Götter zusammengetan, um etwas Unordnung, oder auch eine neue Ordnung in den Götterhimmel zu bringen. Allen voran Anubis und Horus haben einen Weg gefunden, wie sie sich an die Spitze der Götterschar zu bringen gedenken. Natürlich denken die Götter gar nicht daran, sich selbst die Finger schmutzig zu machen. Dafür haben sie immer einen Handlanger parat. Dieser Halunke heißt Razor El Naktub. Von Hause aus in einer verantwortungsvollen Position und sehr unangenehm für Menschen in niedrigen Stellungen, buckelt Razor wohlweislich vor Anubis und folgt den göttlichen Anweisungen.

Ohne es zu wollen wird Ishanti von ihrem Freund Tyi, einem Baulehrling, in ein haarsträubendes Abenteuer hineingezogen.

Ishanti ist der Prototyp eines jungen Mädchens, das mit einem enormen Talent in einem bestimmten Bereich gesegnet ist und dennoch auf ein noch reicheres Leben hofft, in dem es mehr erleben kann und die Welt da draußen kennenlernt. Sie ist ein bißchen jugendlich naiv, sehr freundlich, abenteuerlustig – mit einem Wort ist sie überaus sympathisch.
Die Welt, in der sie lebt, könnte für uns aus heutiger Sicht fremder nicht sein. Es ist eine Welt, in der Götter lebendig und Teil des Alltags sind.

Es ist aber auch eine Welt der Abenteuer und der Wunder. Der Nil ist ein Lebensspender und göttlich. Er kann helfen und töten. Tiere sind ein fester Bestandteil des Lebens, als Freund, zur Nahrung und als Feind.
Diese Welt betrachtet Ishanti gemeinsam mit ihrem kleinen Katzenbegleiter Ramses durch riesengroße, braune Kulleraugen. Tyi, der ihr richtiger Freund sein will und sie am liebsten vom Fleck weg heiraten möchte, und Mun, der väterliche Freund, sind als genaue Gegensätze konzipiert. Der eine ist die Versuchung in Person und sehr unvernünftig, der andere versucht den Ärger von Ishanti fernzuhalten.

Ishantis Welt und ihr Abenteuer sind für den Leser aber auch mit großem Humor durchdrungen. Es beginnt im Kleinen mit Ramses, der als Katze ein außergewöhnlicher Racker ist. Er besitzt einen ähnlichen Charakter wie die kleinen Katzenkinder in Aristocats und ist auch ein wenig kindlich wie Idefix, einer der tierischen Gefährten im Comic-Genre schlechthin. Wie sehr Ramses tatsächlich eine Verbeugung vor diesem Comic-Hund sein kann, findet sich in vielen Anspielungen. Besonders deutlich wird dies in einer Szene, in der Razor und sein Gefährte im Nil Schiffbruch erleiden. Der Kommentar von Razors Diener: Fluctuat Nec Mergitur, bei Teutates! Was ist das für eine komische Sprache? will Razor wissen. Keine Ahnung, es kam einfach so über mich, gibt der Diener zur Antwort.
Dadurch wird sehr deutlich in welche Richtung die Verbeugung von Crisse und Besson geht: Uderzo und Goscinny, durch Asterix und Obelix im Comic-Olymp gelandet sind.

Freilich haben Crisse und Besson noch nicht ganz zum Asterix’schen Humor gefunden, aber auch der kleine Gallier startete nicht von Null auf Hundert. Außerdem kann Ishanti noch nicht von einer ganzen Reihe von Insider-Witzen zehren.
Aber insgesamt besticht Ishanti durch einen derart liebenswerten Humor, dass man die Geschichte einfach lieben muss. Schuld daran sind nicht zuletzt Razor und seine göttlichen Spießgesellen. Selten haben sich Götter derart präsentiert. Außer Anubis und Horus, der ein wenig kurz geraten ist, geben sich auch Opet und Sobek (in gestalt von Nilpferd und Krokodil) die Ehre. Hier wird intrigiert, was das Zeug hält im besten Sinn einer besonders gemeinen Soap-Opera.

Ähnlich wie im Serienauftakt Canari entsteht unter der Zeichenfeder von Didier Crisse und Fred Besson ein Bilderfeuerwerk, die eine hohe Kunstfertigkeit der beiden Macher zur Schau stellt. Anders lässt es sich nicht beschreiben. Aber Crisse und Besson gehen noch einen deutlichen Schritt weiter. Was hier gezeigt wird, ist eine exzellente Computerkolorierung, die so perfekt ausschaut, dass es mich wirklich interessieren würde, wie lange die beiden für eine Seite gebraucht haben.
Es heißt, dass Don Lawrence, Altmeister von Trigan und Storm, am Ende ca. eine Woche für eine Albenseite gebraucht hat – und er arbeitete noch auf herkömmliche Weise. Zum Vergleich möchte ich behaupten, dass bei machen Seiten mit großer Detailvielfalt ähnlich viel Zeit ins Land gegangen ist. Künstlerisch und technisch betrachtet ist Ishanti ein absoluter Augenschmaus geworden.

Wie die erwähnten Uderzo und Goscinny haben auch Crisse und Besson ihre Charaktere überzeichnet, knubbelig, grazil oder wuchtig und in vielen anderen Formen, aber stets im besten frankobelgischen Stil, der bereits vor vielen Jahrzehnten bgeisterte, doch hier auf penible Weise in ein neues Jahrtausend transportiert wurde.

Großartige Grafiken, sehr cartoony, sehr detailverliebt, sehr penibel ausgearbeitet und mit einem feinen Humor geschrieben. Lange gab es nicht mehr ein so liebevoll gestaltetes Szenario im alten Ägypten. 😀

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