Das Böse hat es sich nur versteckt, aber es schläft nicht. Diese Erfahrung macht auch der Industrielle Roderick Zinco, als er sich in die Höhle des Löwen wagt. Zinco kommt jedoch nicht unangekündigt, denn er hat eine Nachricht für die Nazischergen, die bereits einmal Hellboy das Leben schwer machten. Mit Zincos Hilfe sollen die Vorbereitungen für ihre dunklen Machenschaften komplexer und vorsichtiger werden. Besonders Ilsa hat einen finsteren und ausgefallenen Plan geschmiedet. Sie möchte ihre Geliebten von den Toten zurückholen: Vladimir Giurescu – ein Soldat, der die Jahrhunderte überdauerte und höchstwahrscheinlich ein Vampir.
Die Suche nach dem Vampir bleibt der B.U.A.P., der Behörde zur Untersuchung und Abwehr paranormaler Erscheinungen, nicht verborgen. Mehrere Teams werden gebildet, die mögliche Wiederbelebungsorte des Untoten untersuchen sollen. Hellboy bekommt ein Greenhorn zugeteilt und macht sich an die Arbeit, lässt das Greenhorn aber lieber im entscheidenden Moment zurück, denn Hellboy weiß, wenn er loslegt, gibt es Prügel und er mag es sich nicht leisten, wenn der Neue direkt in der ersten Mission verloren geht. Mit einem neuen Raketenrucksack springt Hellboy über dem Zielort ab.
Hellboy wäre jedoch nicht Hellboy, würde alles glatt gehen. Den Beginn einer rasanten Mission macht eine Rakete, die nicht so will, wie Hellboy gerne hätte.
Der Sturz mag den roten Helden auf den Boden der Tatsachen zurückliegen, was aber nichts daran ändert, dass er Auge in Auge mit einer Horde Nazis auch noch rot sieht.
Hellboy kämpft sich durch wie ein Rammbock. In der Folge hat er alle Hände voll und muss auch wieder seine Nehmerqualitäten unter Beweis stellen.
Inzwischen bleiben die gegnerischen Schergen nicht tatenlos. Ein alter Feind ist zurückgekehrt und führt seine Getreuen auf neue Pfade.
Nach dem grandiosen Auftakt nimmt Mike Mignola lose Enden des ersten Teils wieder auf und schickt Hellboy in Der Teufel erwacht erneut gegen einen alten und gewissenlosen Feind: Rasputin ist zurück und schmiedet hinter den Kulissen seine Intrigen.
Das wirklich Schöne an Mignolas Geschichte ist, dass man als Leser, der bereits mit Horrorgeschichten vertraut ist, vieles zu erkennen glaubt. In Wahrheit versteht es Mignola eine Geschichte zu erzählen, in der er mit erstaunlichem Geschick das über den Haufen wirft, was man zu kennen glaubte. Bekanntes wird durch Mignolas Einfälle und seine Rechercheergebnisse aus den verschiedensten Mythologien miteinander verquickt.
Gleich zu Beginn dankt Mignola Dracula und all den anderen Vampiren, die er geliebt hat. Der Weg, den er für seine Erzählung wählt, geht abseits von den bekannten Normen, die in früheren Jahren aber auch aktuell von anderen Autoren erfunden wurden. Mignolas Vampire sind ähnlich düster, aber sie sind weniger greifbar. Sie sind unheimlicher. Ihre Beziehung zu einem Teufel ist realer, weil sich eine göttliche Figur dem hier vorgelegten Vampir Vladimir Giurescu angenommen hat, ihn gleichsam adoptierte. Interessanterweise belässt es Mignola nicht dabei. Der Vampir wird zum Opfer. Beinahe könnte man Mitleid mit ihm haben.
Die Dämonen leiden unter Hellboys Attacken, sie verhalten sich menschlicher als es Monstern für gewöhnlich zu Gesicht steht. Dies ist auch ein besonderer Teil von Mignolas Comic-Welt. Es ist nicht alles nur schwarzweiß. Die Gegner bekommen charakterliche Tiefe, selbst jene Figuren, die so bösartig sind, dass man als Leser wahrlich keine Sympathien für sie empfinden kann. Aber ihr Verhalten und ihre Motivation wirken echt.
Unheimlich ist das Wort, was die gesamte Atmosphäre im vorliegenden Band beschreibt. Schaurig ist das Erwachen des Vampirs, während Hellboys Kommentare das Gruseln regelrecht unterwandern. Man kann nicht anders, man muss lachen und wird doch gleich wieder angespannt, denn nichts lässt einen vorher ahnen, welche Verwandlung als nächstes stattfindet oder ob dem Monster die Flucht gelingt oder nicht.
Mignolas Zeichenstil, den er hier seit dem ersten Band noch einmal vervollkommnet hat, könnte fast als Ethnolook beschrieben werden. Die Reduzierung auf das Wesentliche einer Figur, eines Gegenstands, einer Landschaft oder einer Szene ist als erzählerisches Element auf der gleichen Linie wie die Handlung, weshalb Hellboy auch ein äußerst kompakter Comic ist. Besser können Zeichnungen und Handlung nicht Hand in Hand gehen. Als Leser kann man von diesen dunklen Bildern nicht genug bekommen – erst, wenn die Geschichte ihr Ende gefunden hat.
Es ist bezeichnend für Mignola, dass die Figur Rasputin ihren eigenen Epilog erhält.
Eine unheimlich gute Erzählung von Mike Mignola aus den frühen Tagen von Hellboy. Gruselfans kommen an diesem Standardwerk der Horror-Comics einfach nicht vorbei.
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