Im Jahr 1108 der offiziellen Zeitrechnung im Kaiserreich Pajan streifen der Ronin Okko und seine beiden Getreuen durch die Lande – immer auf der Jagd nach Dämonen und Monstern. Gegen gute Entlohnung schlagen sich die drei Dämonenjäger durch die Lande. Okko, der Samurai ohne Herrn, leitet dabei seine beiden Freunde, den maskierten Noburo und den Mönch Noshin, an. Noburo ist ein Gigant und äußerst agil im Kampf. Selbst eine auswegslose Situation entmutigt ihn nicht. Noshin, ein Genießer, dem ein Gläschen Sake über alles geht, steht in engem Kontakt zu den Geistern, die über die Elemente wachen.
Eines Abends, als Okko seinen gerechten Lohn bei einem Fürsten einstreicht, geraten seine Freunde in eine sehr gefährliche Lage. Die Lasterhöhle, in der sie auf ihren Meister warten, wird überfallen. Alle Geishas werden von Piraten entführt. – Schnell wird klar, dass es sich dabei nicht um gewöhnliche Piraten handelt, denn an ihrer Seite greift ein Kampf-Bunraku ein, der selbst gegen den starken Noburo besteht.
Noburo und Noshin kommen mit dem Leben davon. Damit wäre für sie und ihren Herrn die Angelegenheit erledigt, gäbe es da nicht noch einen Überlebenden: Tikku, der einen kleinen Jungen, der geschworen hatte auf seine Schwester Kleiner Karpfen aufzupassen, die als Geisha arbeitete.
Tikku weiß, dass er alleine nichts unternehmen kann. Er bittet Okko ihm bei der Suche und der Befreiung zu helfen. Im Gegenzug will er Okko dienen. Okko nimmt an und das Quartett nimmt die Verfolgung auf.
Die Spur führt zu einer weiteren Lasterhöhle und nichts hat sie auf das Grauen vorbereitet, das sie dort erwartet. Fast gibt Tikku die Hoffnung auf, wäre da nicht eine geringe Ahnung, dass Kleiner Karpfen doch noch zu retten ist.
Okko – Das Buch des Wassers ist der deutschsprachige Auftakt einer sehr gelobten französischen Serie, in der klassische japanische Szenarien, mythologische Elemente und Horror zusammenfließen.
Hub, der seine Sporen zuvor durch Design im Film- (Das fünfte Element) und Spielebereich verdiente, hat hier als Autor und Zeichner eine ungewöhnliche Geschichte kreiert, die, da nicht einzuordnen, dem Leser immer neue Überraschungen präsentiert.
Was bereits zu Beginn auffällt, ist die Ausgestaltung dieser fremdartigen Welt. Hub bietet großartige Landschaftsbilder und Grafiken von Naturphänomen. Hütten, Paläste, Schiffe und verschiedenste Kleidungsstücke reihen sich mit allergrößter Detailverliebtheit aneinander. Hub zeichnet die Art von Bildern, die sich nach Einzelheiten regelrecht absuchen lassen. Diese Einzelheiten setzen sich in Tätowierungen und Stoffmuster fort, mit einem Wort: Hub überlässt nichts dem Zufall und gestaltet mit einer enormen Bilderwucht.
Als Autor weiß Hub, oder besser Humbert Chabuel, ebenfalls zu überzeugen. Die Geschichte um Okko beginnt in einer Art, die Fans asiatischer Geschichten in der einen oder anderen Form schon in Lone Wolf und Cub oder in Filmen von Akira Kurosawa gesehen haben. Ein Ronin hat seine Söldnerarbeit erledigt und präsentiert seinem vorübergehenden Herrn den erschlagenen Feind. Nur handelt es sich bei diesem Feind um den Leichnam eines Dämonen, dessen Kopf zu Okkos Füßen liegt.
Dieser kleine Aspekt, der scheinbar völlig nebensächlich und mit einer gelassenen Selbstverständlichkeit in diese ansonsten reale Welt eingebracht wird, fasziniert gleich von Beginn an. Wie alle Hauptfiguren, die hart und humorlos wie Okko sind, laufen ihnen mitunter Charaktere wie Noshin mit ihrem Humor den Rang ab. Seine Fähigkeiten der Beschwörung von Geistern ist für alle Beteiligten nicht nur ein sehr wichtiges Hilfsmittel, es bringt auch einen sehr großen Fantasy-Anteil in die Geschichte mit ein. Der Leser, der glaubt, er würde nach einiger Zeit alle Fertigkeiten des Mönchs und alle Erscheinungsformen der Geister kennen, wird sehr positiv (und überraschend) eines Besseren belehrt.
Noburo ist das Rätsel der drei Kämpfer. Was hinter der Maske dieses Furcht einflößenden Kämpfers vorgeht, bleibt vorerst ein Geheimnis. Seine Fähigkeit, mit Wunden fertig zu werden, ist eines von vielen Kleinigkeiten, die den Leser weiterhin neugierig machen.
Die Heimat des Satorro bildet mit seiner Fremdartigkeit einen fremdartigen und auch gruseligen Mikrokosmos. Ein wenig meint man die Vorbelastung von Hub durch Computerspiele wiederzuentdecken, denn die Auflösung des gesamten Rätsels gestaltet sich ähnlich facettenreich, wie der Spieler es von einschlägigen Games her kennt. Der Riese, der gejagt wird ist nur ein kleiner Teil, der anfänglich nebensächlich erscheint, später jedoch wirklich gut aufgelöst wird.
Die vorliegende deutsche Ausgabe fasst die inhaltlich zusammengehörenden ersten beiden Geschichten der Serie zusammen. Ein Glück, denn der Cliffhanger nach dem ersten Teil wäre ohne direkte Fortsetzung kaum zu ertragen gewesen.
Eine faszinierende Abenteuerreise in japanisch anmutende Fantasy, Mythologie und Horror, aufregend und innovativ erzählt. 🙂
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