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Comic Blog


Freitag, 01. Dezember 2006

Sin City 7 – Einmal Hölle und zurück

Filed under: Thriller — Michael um 14:42

Sin City 7 - Einmal Hölle und zurückDer Commander geht einer für seine Ausbildung äußerst unüblichen Arbeit nach: er malt. Sein jüngstes Motiv ist schlüpfriger Natur. Nackte Frau unter Laken. Leider ist es seinem Auftraggeber nicht schlüpfrig genug. Der Künstler in ihm verweigert sich. Er könnte es so, wie der Kunde es wünscht, aber sein Starrsinn ist ihm im Weg. Lieber denkt er sich einen anderen Weg aus, um die nächste Miete aufzutreiben.
An diesem Wendepunkt angelangt, kreuzt eine Frau seinen Weg, nur um sich im nächsten Moment von einem Felsen in die Tiefe zu stürzen. Wallace zögert nicht lange. Der ehemalige Soldat einer Elitetruppe, hoch dekoriert, stürzt sich hinterher und rettet die junge Frau. Sein Leben bekommt einen neuen Sinn.
Durch einen dummen Zufall hat er eine Frau kennengelernt, die ein ähnliches Leben wie er führt. Und sie ist jemand, der sich ehrlich für ihn interessiert – und was noch viel wichtiger ist, sie versteht ihn außerdem noch.
Als Esther sehr unsanft wieder aus seinem Leben gerissen wird, sieht Wallace rot.

Ich werde jemanden umbringen. Ziehen Sie ihre Sachen an. Jemand, der im Hintergrund seine Fäden spinnt, möchte Wallace aus dem Weg haben. Doch die Menschen um ihn herum täuschen sich gewaltig in Wallace, den sie dank seiner langen Haare alle für einen späten Hippie halten.
Wallace ist wehrhaft, wie er gegen Gangster und Polizei beweisen muss. Dabei ist nicht völlig allein. Ausgerechnet Freunde aus der Zeit, die er hinter sich lassen wollte, stehen ihm bei. Lange sieht es sehr düster für ihn aus. Dann wendet sich das Blatt und Wallace startet seinen Rachefeldzug und seinen letzten Rettungsversuch, von dem er nicht einmal weiß, ob er noch rechtzeitig kommt.

Frank Millers letzte Geschichte der Sin City-Saga bildet einen opulenten Abschluss einer Thriller-Reihe, die so im Bereich der Comics ihresgleichen sucht. Auf satten 296 Seiten (plus Pin-Ups und Covern) erzählt er eine Geschichte, die zweifellos die intensivste der Reihe ist.

Wer ist Wallace? Wallace ist Soldat gewesen und bemüht sich nun, ein unbescholtenes Leben zu führen. Gleichzeitig hat Wallace Charakter. Er ist nicht bereit, sich zu verbiegen, auch nicht für Geld. Charakterfeste Menschen stolpern irgendwann über ihre Prinzipien. In diesem Fall ist es allerdings nicht sein Verschulden, sondern Kollege Zufall, der ihm in die Quere kommt. Miller lockt seine Helden gerne mit Frauen in die Falle, den falschen oder den richtigen Weg. Seine Frauen sind entweder sündhaft (böse) oder unschuldig. Damit folgt er den Gesetzen des Film Noir. – Miller wäre jedoch nicht Miller, würde er nicht mit diesen Gesetzen spielen und viel weiter gehen, als es besagte Filmgattung je getan hat.
Frauen werden in diesem Band für die Hauptfigur zu einem echten Problem. Miller lässt gleich drei verschiedene Typen auf Wallace los:
Nummer 1 braucht Schutz. Nummer 2 ist die Femme Fatale, die Wallace reinlegen soll. Nummer 3 ist die eiskalte Mörderin mit Hang zum Sadismus.

Wallace bleibt stets etwas rätselhaft. Als Leser weiß man nie, ob er in die Falle tappt, ob er sie erkennt oder ob er ein eigenes Spiel spielt. Wallace hebt die Spannung manchmal unerträglich hoch, weshalb man diesen Thriller erst zum guten Schluss wieder schließen kann.
Ist Wallace ein wichtiges Element in dieser Geschichte, ist der Makrokosmos des Verbrechens in Sin City eine weitere erzählerische Säule der Handlung. Nach und nach enthüllen sich die Hintermänner und deren Hintermänner und deren . . . Und mit jeder Enthüllung wird die Welt von Sin City schwärzer.

Einmal jedoch kommt Farbe ins Spiel. Wallace wird von seinen Feinden auf einen Drogentrip geschickt. Die Welt wird bunt. Puttenengel, Dinosaurier, Rambo, Moses, Captain America, Big Guy und Rusty, Lone Wolf und Cub und andere geben sich hier ein Stelldichein. Verwirrend für Wallace, äußerst spaßig für den Leser.

Wallace ist der für mich bislang sympathischste Charakter der Reihe. Zwar kämpft er gegen andere, aber er kämpft auch gegen sich selbst. Selbst wenn man in Aktion gesehen hat, verhält er sich weiter so, als könne er nicht gewinnen, ist zurückhaltend, beinahe schüchtern.

Mit Wallace hat Frank Miller einen Charakter erschaffen, dem der Leser so richtig die Daumen drücken kann. Die Handlung zieht den Leser hinein und lässt ihn nicht mehr los. – Mit diesem Werk bestätigt Miller vollkommen zu Recht, dass Sin City als Bester Internationaler Comic auf der Frankfurter Buchmesse 2006 ausgezeichnet wurde. 😀

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