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Comic Blog


Mittwoch, 29. November 2006

Marshal Blueberry

Filed under: Abenteuer,Klassiker — Michael um 18:33

Marshal BlueberryAn der mexikanischen Grenze herrscht das Chaos. Immer häufiger werden weiße Siedler von indianischen Banden überfallen und getötet. Die Übergriffe sind brutal und machen vor nichts halt: Männer, Frauen und Kinder. Fort Navajo füllt sich mit Flüchtlingen.
Wieder einmal wird Mike Blueberry ausgeschickt, um mit den Indianern zu verhandeln. Wieder einmal muss Blueberry sich beeilen, denn ihm wurde von seinen Vorgesetzten ein Ultimatum gesetzt. Doch dass es inzwischen Stimmen gibt, die Blueberry wegen seiner guten Kontakte zu den Indianern als Verräter bezeichnen, ist neu.

Die Verhandlungen gestalten sich äußerst zäh, obwohl Blueberry höchstmögliche Geduld an den Tag legt. Er hat Glück. Seine indianischen Freunde zeigen sich verständig.
Was nützt uns die Tapferkeit in einer Welt, die verrückt geworden ist?! So lautet das Fazit des Häuptlings, der gerade noch von Blueberry für die Tapferkeit seines Volkes gerühmt worden ist. Blueberry wähnt sich in einer glücklichen Position. Mit seiner kleinen Truppe macht er sich auf den Rückweg durch die dicht verschneite Landschaft.

Daheim sehen die Zurückgebliebenen die Angelegenheit ganz anders. Argwöhnisch werfen alle immer wieder einen Blick auf die Uhr, aber Blueberry ist noch nicht wie versprochen zurück.
Außerdem haben sie noch ganz andere Probleme. Die Waffen, mit denen die Indianer ausgerüstet wurden, stammen aus Fort Navajo. Leider konnte es dem verdächtigen Mr. Newman nie nachgewiesen werden. All dies stört die Indianer nicht. Für sie ist es eine willkommene Situation, dass die meisten Soldaten zu einer Strafaktion ausgerückt sind. So besteht die Verteidigung des Forts aus einer kleinen Stammbesatzung, alten Männern, Frauen und Kindern – Menschen, die sich verbissen wehren, aber kaum Aussichten auf Erfolg haben.

Unterdessen klärt die Blueberry die Angelegenheit auf seine Weise: durchgreifend, hart und wie immer ein wenig ungestüm, ohne Rücksicht auf sich selbst.

Marshal Blueberry schickt den Zeichner Jean Giraud an die Autorenfront. Wir schreiben das Jahr 1868. Chronologisch angesiedelt sind die Ereignisse zwischen den Blueberry-Alben 10 und 13. Die Zeichnungen hat der Künstler William Vance übernommen.

William Vance kennen Fans von Serien wie Bob Morane, Bruno Brazil oder auch XIII. Nach solchen Thrillern, in denen Vance bewiesen hat, dass er knallharte Geschichten zu zeichnen vermag, hat es ihn mit Blueberry auch in den Wilden Westen verschlagen. Man kaum wohl mit Recht behaupten, dass seine Strichführung er dem Westernhelden, der von Charlier und Giraud erschaffen wurde, einen ganz eigenen Charakter verleiht.
Girauds Zeichenstil in den früheren Jahren war schnell geführt, zuweilen skizzenhaft auf das Papier geworfen.
Im Gegensatz dazu ist Vance’ Zeichenstil eher dokumentarisch, wie der eines Gerichtszeichners, exakt in jedem Strich. Die Figuren wirken härter, besitzen aber einen ähnlichen Realismus wie seinerzeit die Zeichnungen von Giraud. Vance hat sich sehr auf Gesichter konzentriert. Wer die Szenen genau beachtet, wird sehen, dass er Gesichter häufig in den Mittelpunkt der Szene setzt. Die Mimik unterstreicht die Handlung. Bei den Belagerten im Fort lässt sich Verzweiflung ablesen, bei Blueberry ist es Durchsetzungsvermögen und Entschlossenheit.

Aus anderen Geschichten weiß der Leser, dass Vance auch ein Könner von Landschaft und Technik ist. Hier kann dies Talent nicht voll einsetzen, denn es herrscht Winter in Arizona, entsprechend liegt eine dicke Schneedecke über der Landschaft und es schneit zwischendurch immer wieder. Ein Blick auf das spannende Intro und die Bilder, in denen Pferde zu sehen sind, lässt erahnen, zu wieviel mehr Vance noch fähig ist.

Jean Giraud schreibt nun den Plot und hat die Aufgabe seines langjährigen Kollegen Jean-Michel Charlier übernommen. Auffällig ist die Humorlosigkeit der Geschichte. Es fehlt die Belmondo-Schnauze, eine gewisse Schnoddrigkeit, weshalb der Blueberry-Fan einfach nur einen harten Western zu lesen bekommt, ganz im Stile italienischer Spaghetti-Western der besseren Art. Aus Belmondo wurde ein Eastwood. Jeder mag für sich entscheiden, ob er diese Linie bei Blueberry mag.
Spannend wie seine Vorgänger ist es allemal.

Ein Blueberry aus einer neuen Sichtweise, härter als gewohnt. Western pur! 😀

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