Jimmy Wynberg besucht in den Ferien gute Freunde in Afrika. Die Aussicht, nach dem Ende der Ferien wieder nach Europa zurückzumüssen, reizt ihn überhaupt nicht. Zunächst genießt er seine letzten Ferientage, aber dann gerät er ihn höchste Gefahr.
Auf der Farm seines Freundes Schatzy fühlt er sich außerordentlich wohl. Inmitten dieses wundervollen Landstrichs möchte Schatzy eine Herberge einrichten. Die ersten Gäste, eine Frau mit einer Tochter in Jimmys Alter, mögen ihre Unterkunft. Jimmy freundet sich sogar mit Helene, dem Mädchen an, aber er muss feststellen, dass seine Vorstellungen von den Menschen dieses Landes gänzlich andere sind als von Helene. Ihre rassistische Einstellung kann er nicht leiden. Die beginnende Freundschaft endet so schnell, wie sie begann.
Da trifft es sich, dass Jimmy von Minister M’Boula eingeladen wird. In Europa hatte Jimmy das Glück sich mit dessen Sohn Napoleon anfreunden zu können. Jimmy freut sich sehr auf das Fest. Aber das Wiedersehen mit Napoleon fällt nicht so aus wie erwartet. Die Kluft zwischen Schwarz und Weiß, kulturelle Missverständnisse tun sich immer wieder grundlos auf – auch zwischen den Freunden.
Die Annäherung zwischen den Kulturen, von Minister M’Boula gefördert, stoßen nicht bei allen auf Entgegenkommen. Viele haben sich mit den alten verkrusteten Strukturen abgefunden, nutzen sie zu ihrer persönlichen Bereicherung aus. Bald ist Jimmy in eine Intrige verwickelt, in der es für ihn um das nackte Überleben geht. Denn obwohl er noch jung an Jahren ist, hat er sich bereits mächtige und skrupellose Feinde geschaffen.
Jimmy Wynberg – Der Niedergang der Weißen ist ein vollkommen klassisch frankobelgisch erzähltes und gezeichnetes Abenteuer. Zeichner Daniel Desorgher wuchs bis zum Alter von 12 Jahren im Kongo auf. Zusammen mit Autor Stephen Desberg bringt er eine Geschichte zu Papier, die den schmalen Grat der Verständigung recht gut inszeniert.
Nichts ist wirklich schwarz oder weiß, genauer, gut oder böse. Eine Seite verdammt die andere, ohne genaues Wissen oder auch wider besseres Wissen. Wer verletzt wird, warum auch immer, zieht sich schnell auf das Gebiet der Vorurteile zurück, denn dort kann er sich sicher wähnen. Man kann sich dort auf seine Gefühle verlassen und muss nicht nachdenken.
So ergeht es Napoleon, Minister M’Boulas Sohn, der wütend über Jimmys schlechte Gewinnermentalität ist. Sicher kann sich ein Gewinner freuen, doch er sollte sich hüten, den Verlierer runterzumachen. Napoleon deutet Jimmys Freude denn auch als weißes Geschwätz.
Ein wenig erinnerte mich der vorliegende Band, dessen Vorgänger noch in einem anderen Verlag erschienen, an eine Episode aus Peter und Alexander bei einem ihrer Ausflüge nach Afrika. Das Abenteuer-Duo, das mit ihrem Papagei, unterwegs ist, weist einen ähnlichen Zeichenstil auf. Außerdem erinnert Schatzy, Jimmys Mentor in Afrika, sehr an Nero aus Die Abenteuer von Nero und Co. Ob es tatsächlich Parallelen zu diesen doch recht alten Vorlagen gibt oder nicht, sei dahingestellt, der Stil mag altmodisch sein, aber er ist auch erfrischend geradlinig. Keine Schnörkel, keine Experimente, es ist eine zeichnerische Gestaltung, in der sich ein Leser sofort heimisch fühlen kann.
Die Erzählung ist so angelegt, dass sie sich ab einem gewissen Zeitpunkt von einem Schülererlebnis zu einem Abenteuer, fast einem Thriller wandelt. So gesehen, erinnert die Handlung an frühere Weihnachtsvierteiler. Es ist eine Geschichte für die ganze Familie und jede Altersstufe. Ein bißchen erzieherisch vielleicht, aber immer unterhaltsam und spannend. 🙂