Cannon Hawke ist eingesperrt. Ein Zustand, der weder ihm, noch dem anderen Ich in Cannons Körper gefällt.
Cannon bricht aus. Seine Vorgehensweise ist äußerst brutal, ein Verhalten, das nicht seinem Charakter entspricht. Das andere Ich heißt Taras. Einst ein Feind, der von Cannon besiegt wurde, sollte er wiedererweckt werden, aber die Wiederbelebung scheiterte. Taras’ Bewusstsein nistete sich in Cannons Gehirn ein. Von dem anderen Ich weiß Cannon jedoch nichts.
Wenig später erhält Akiko Nigata eine Nachricht von einem Hotel in Prag. Cannon Hawke, häufiger Gast des Hotels, hat sich völlig unerwartet im Hotel einquartiert. Allerdings lässt sein Verhalten völlig zu wünschen übrig. Gäste beschweren sich über die Lautstärke und vermutliche Randaliererei. Akiko bietet sich ein schlimmes Bild bei ihrer Ankunft. Cannon scheint vollkommen aufgelöst. Zusammengekauert und ängstlich hat er nichts mehr mit dem starken jungen Mann gemein, den alle kennen.
Es wird Zeit für Cannon, wieder zu sich selbst zu finden und das verlorene Selbstvertrauen wieder aufzubauen. Wer glaubt, nicht mehr zwischen Realität und Fiktion unterscheiden zu können, kann zu einer Gefahr für sich und andere werden.
Doch vorerst meint Cannon wieder alles unter Kontrolle zu haben. Seine Recherchen führen ihn zu einem internationalen Geschäftsmann und Waffenhändler. Cannon weiß nur eine Lösung: Dem Mann einen Besuch abstatten und auf den Busch klopfen.
Cannon Hawke lernt der Neuleser hier sogleich als Jetsetter kennen: Prag/Tschechien, Interlaken/Schweiz oder Tokio/Japan, Cannon ist auf der Weltbühne zu Hause, eine Art Cosmopolit der aus dem Ozean kam.
Ähnliche Konzepte müssen sich Vergleiche gefallen lassen, so auch Cannon Hawke, einem Fathom-Spin-off der erfolgreichen Serie von Comic-Ikone Michael Turner. Es könnte durchaus sein, dass Fathom und somit auch Cannon diverse Inspirationen erfahren haben. Die Fähigkeit, Wasser nach eigenen Vorstellungen zu formen und zu benutzen, begegnete dem Genre-Fan bereits in Abyss von James Cameron. Noch viel früher werden sich vielleicht noch einige an Bobby Ewings – Entschuldigung, natürlich Patrick Duffys Ausflug in die Tiefen der Meere erinnern, als er Der Mann aus Atlantis war. Die Fernsehserie entstand in der zweiten Hälfte der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts. Jüngst schickte das Fernsehen die Zuschauer mit Surface in die Tiefe.
Sicherlich ist Cannon kein Mark Harris, da seine Fähigkeiten deutlich weiter reichen als die des Mannes aus Atlantis. Doch beiden haftet eine besondere Faszination an. Ein Mann, kein Außerirdischer, agiert in unserer Welt und trotzdem besitzt er Fähigkeiten über das menschliche Maß hinaus. Er kann sich in dem von uns so geliebten und gefürchteten Element Wasser so leicht bewegen wie jeder x-beliebige von uns an Land – im Vergleich sogar besser.
Cannon beherrscht außerdem noch das Wasser, kann das Wasser kontrollieren, in ihm aufgehen, mit ihm verschmelzen. Zusammen mit seinen weltmännischen Fähigkeiten ist er ein wenig wie ein Mark Harris, der mit James Bond gekreuzt wurde.
Letztlich zeigt dieser kleine Vergleich, dass das Interesse an Meeresszenarien gepaart mit Action ungebrochen ist. In Fathom, ebenso wie in Cannon Hawke, spinnen der Erfinder Michael Turner und Autor J.T. Krul den Faden weiter. Lotete man früher das technisch Machbare aus und verwendete es für Geschichten, wird hier das Vorhandene getoppt, wird das Außergewöhnliche zum Normalen. Aber das Phantastische wird von Krul wieder gebremst, indem Cannon auch die Kontrolle verliert – ohne Schwäche könnte man als Leser nicht mitfiebern.
Die Leser konnten Zeichner Marcus To bereits mit Sonderheft 5 der Fathom-Serie kennen lernen. Mit der Kurzgeschichte um Cannons Initiation gestaltete To eine Episode aus Cannons Jugendtagen aufs trefflichste.
War in der 0-Ausgabe von Cannon Hawke noch Zeichner Koi Turnbull federführend und somit im direkten Vergleich zu To, kann ich für mich nur feststellen, dass mir Tos Bilder besser gefallen als jene von Turnbull. Tos Bilder sind etwas glatter, erinnern mehr an Zeichentrickszenen, die Figuren wirken auf den ersten Blick eine Spur sympathischer. – Ein sehr objektiver Eindruck natürlich.
Nach einem rätselhaften Auftakt nimmt die Geschichte schnell Fahrt auf. Man darf wirklich gespannt sein, wie Cannon mit dem Feind in seinem eigenen Körper fertig werden wird. 😀