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Comic Blog


Donnerstag, 10. August 2006

Von Killern und Paketdiensten

Filed under: Webcomics — Michael um 17:07

Der Killer - OnlineWer eine Online-Version von Der Killer lesen möchte, findet mit dieser Flash-Variante eine nette Unterhaltung, spannend wie das gedruckte Original.
Weniger erwachsen, dafür mit viel, viel mehr Humor, geht es bei den mittlerweile 19 Epsioden der Webcomics von King Of Queens zu. Macher Fabian Ulrich fängt den Ulk der Reihe sehr schön in einer Art South Park trifft Doug and Carrie ein. Wem Fernseh-Wiederholungen und neue Folgen nicht genügen, findet hier etwas für die Werbepausen.

Links: Der Killer – Online-Version (in engl.), Webcomics von King Of Queens 😀

Mittwoch, 09. August 2006

Die Blueberry Chroniken – Die Jugend von Blueberry

Filed under: Abenteuer,Klassiker — Michael um 14:41

Die Blueberry Chroniken 1 - Die Jugend von BlueberryMike Donovan hat den Sklaven Long Sam wieder eingefangen. Diesen will er nun zurückbringen und an ihm ein Exempel statuieren lassen. Sein Plan stößt bei Tucker, dem Vater seiner angebeteten Harriet, auf keine Zustimmung. Tucker gefallen die Ideen des Nordens, die Abschaffung der Sklaverei nicht, doch er meint die Zeichen der Zeit erkannt zu haben. Diese Idee wird sich nicht aufhalten lassen. Er möchte Mike Donovan den Sklaven abkaufen, um dessen Auspeitschung zu verhindern. Mike weigert sich, und es kommt zu einem erbitterten Streit.
Die Umstände sind gegen Mike. Den wertvollen Säbel lehnt er im Tausch gegen Long Sam ab. Leider wird der Säbel zur Mordwaffe und Mike ist gezwungen, ein Leben zu führen, das er nie vorher geahnt hätte.

Mike flieht. Eben noch ein Südstaatler wird aus ihm auf der Seite der Yankees Mike Steve Blueberry. Der Krieg ist für Blueberry etwas völlig anderes als sein bisheriges Leben. Aber er ist bereit alles zu riskieren und setzt ständig alles auf eine Karte. Zwar kann Blueberry sein Leben aus den bedrohlichsten Situationen retten, doch das bedeutet nicht, dass er ein Glückskind ist.

Den Dank für die Zerstörung einer Brücke erntet ein anderer. Hinter den feindlichen Linien entgeht er zwar den Kugeln der Nordstaatler, für die er kämpft, dafür wollen ihm die Konförderierten ans Leben – eine ironische Situation, da er bei seinem Eintritt in die Nordarmee betonte, er werde nicht auf Südstaatler schießen. Sein häufiges Tauschen der Uniformen lässt ihn zwar nicht seine Loyalität vergessen, aber es wird von denjenigen, denen er Treue geschworen hat, falsch gedeutet. Eine Anklage gibt dem Verdacht zusätzliche Nahrung: Blueberry wird als Doppelagent zum Tode verurteilt.
Wieder überlebt er durch Glück und muss feststellen, dass nur der Hass auf seine Person der Auslöser für seine Befreiung war. Bis er seinen Namen endgültig – wenn auch nur teilweise – reinwaschen kann, vergeht noch einige Zeit.

Endlich erscheinen die Anfänge von Blueberry mit diesem ersten Band der Blueberry Chroniken – Die Jugend von Blueberry in einer gesammelten Ausgabe.
(Ich habe mich besonders über diese Ausgabe gefreut, da es auch ein Ausflug in vergangene Comic-Tage ist, als Blueberry hierzulande noch in Schwarzweiß Seite an Seite mit vielen anderen Helden erschien. Siehe: Mit Vollgas ins Abenteuer.)
Als Western und als Comic ist der Name Blueberry legendär. Er steht für Spannung, Abenteuer und einen außergewöhnlichen Helden, nicht immer sympathisch, nicht immer erfolgreich, sehr realistisch angelegt und im Laufe seines Comic-Lebens mit vielen aufregenden Episoden seitens seiner Macher Jean-Michel Charlier und Jean Giraud gesegnet. Charlier ist ein Comic-Autor, der sehr viel bewegt hat und an so manchem Klassiker beteiligt war, die heute immer noch Vorbildfunktion haben (Buck Danny, Mick Tangy, Der Rote Korsar). Giraud hat sich unter den Comic-Zeichnern zu einer lebenden Legende entwickelt. Als Moebius setzte er neue Maßstäbe, als Giraud zeigt er mit Blueberrys Jugendtagen noch einen anderen Zeichenstil, bodenständiger, nicht so experimentierfreudig, wie man es als Leser später von ihm geradezu gewohnt ist.

Interessant ist es, wie eine Figur, die dem Leser zuerst als gemeiner Schnösel nahe gebracht wird, einem mehr und mehr ans Herz wächst. Blueberry, oder besser Mike Donovan, entwickelt sich, nicht zuletzt, da sich in all den Miseren, die er durchlebt, plötzlich Menschen für ihn einsetzen, von denen er das nie angenommen hätte. Diesen Überraschungen stehen ebenso viele Enttäuschungen gegenüber (wenn nicht sogar mehr). Es lässt sich mit Fug und Recht behaupten, dass Charlier seinen Helden regelrecht durch die Hölle schickt und ihm nur selten eine Verschnaufpause gönnt. (Außerdem erfährt der Leser, woher Blueberry seine Boxernase hat.)

Die Kolorierung der Episoden ist mit gleich lockerem Strich geführt wie die Tuschestriche. (Es ist immer wieder faszinierend, wie einige wirklich simple Striche von Giraud umfassende Bilder ergeben.) Die Farben sind eindringlich gewählt, mal erdig, mal grell, immer der jeweiligen Stimmung angepasst und treffend.

Was eigentlich ein Ausflug in die Comic-Geschichte ist, kann sich mit aktuellen Produktionen jederzeit messen – man könnte auch sagen, aktuelle Produktionen müssen sich immer noch an diesen Werken messen lassen. Wer Western zugeneigt ist (oder wenigstens starkes Interesse an Comics hat), kommt an dieser Werkausgabe, die mit gut aufbereiteten zusätzlichen Informationen über Charlier, Giraud und den amerikanischen Bürgerkrieg angereichert ist, nicht vorbei. 😀

Bereits berichtet: Blueberry 42 – Der Schlächter von Cincinnati

Samstag, 05. August 2006

Betelgeuze – Der Andere

Filed under: Abenteuer,SciFi — Michael um 13:36

Betelgeuze 5 - Der AndereKim harrt seit zwei Monaten mit ihren neuen Weggefährten Inge, Mai Lan und Hector in einem kleinen Versteck aus. Bisher haben sie den Aufbruch nicht gewagt, da Hectors Bein noch nicht verheilt war. Doch inzwischen plagt alle die Ungeduld, besonders Hector hält es nicht mehr länger aus. Er will seine alte Bewegungsfreiheit wieder haben. Zu den Wünschen nach ein wenig Zivilisation kommen die Eifersüchteleien einer heranwachsenden Mai Lan.

In der Nacht wird Kim gerufen. Die Fluss-Mantrisse, jene merkwürdige Intelligenz, die für alle Beteiligten ein riesiges Rätsel darstellt, zieht Kim beinahe magisch an. Doch entgegen sonstigen Erfahrungen reagiert diese Mantrisse plötzlich sehr ungewohnt. Und es ist nicht das einzige Ungewöhnliche, was Kim geschieht. Sie macht eine Begegnung, wie sie noch niemals zuvor ein Mensch gemacht hat. Wieder lüften sich weitere Geheimnisse um die Mantrisse.

Die Überraschungen reißen nicht ab. Nach langer Zeit begegnet Kim Alexa wieder, der Frau, die Kims Schicksal in der Kindheit eine völlig neue Richtung gab.
Viele Fragen werden beantwortet und ein großer Kreis schließt sich.

Betelgeuze 5 – Der Andere schließt einen großen Kreis, der mit der fünfteiligen Reihe Aldebaran begann. Die Geschichte ist auf leise Art phantastisch, sie benötigt keine großen Knalleffekte oder wahnsinnige Action. Aldebaran und Betelgeuze bestechen durch ihre tolle Weltenbeschreibung, die zuerst der Erde nicht unähnlich ist. Je mehr der Leser allerdings in diese Welten eindringt, umso mehr Details von Fauna und Flora zeigen sich, die so gar nichts mit der Erde gemein haben. Der Trick: Was zuerst so einfach wirkt, entpuppt sich als komplexes Konstrukt mit einem lange vorher gesponnenen Faden. (Einen ähnlich dichten Faden kenne ich nur von Serien wie Babylon 5.)
Autor und Zeichner Leo hat sich mit dieser insgesamt zehnbändigen Saga um die Kolonisierung des Weltraums durch die Menschheit bereits einen sehr guten Namen gemacht im literarischen Bereich der Comics.
Leo ist hierzulande außerdem noch bekannt durch die Reihe Kenya, einem Ausflug in Lovecraftsche Welten auf der guten alten Erde der 40er Jahre.
Eine weitere Zusammenarbeit mit dem Autor Rodolphe findet sich mit der kleinen Western-Reihe Trent. In gewohnt zerbrechlich wirkendem Stil wird hier ein Abschnitt aus dem Leben eines kanadischen Mounties erzählt. Wildnis, Western, Abenteuer, Krimi und Romantik, all das findet sich in dieser Erzählung und Leo stellt hier unter Beweis, dass er auch reale Themen hervorragend umzusetzen weiß.

Betelgeuze beschreibt das Erwachsenwerden von einigen wenigen Charakteren im Einzelnen und von der Menschheit in seiner Gesamtheit. Es verfolgt eine gewisse Philosophie, die in der Science Fiction nicht selten ist, aber zu der sich immer wieder neue Ansätze finden. (Einer der bekanntesten Ansätze dürfte wohl 2001: Odyssee im Weltraum von Arthur. C. Clarke sein.)
Kim geht einen ähnlichen Weg, wie es bereits Alexa tat, deren Leben sich durch den Kontakt mit der außerirdischen Lebensform Mantrisse weit über das normale Maß hinaus verlängerte. Kim empfängt ebenfalls die Kapseln der Mantrisse, kommuniziert mit ihr, erfährt neue Blickwinkel und durch ihre geistige Reife erlangt sie eigentlich, bei genauerer Betrachtung, eine neue evolutionäre Stufe. Ein Zustand, der ohne den Aufbruch zu den Sternen nie erreicht worden wäre.
Die ruhige Erzählweise von Betelgeuze, die Neugier der Hauptpersonen, die sich auf den Leser überträgt, daraus entsteht eine unwiderstehliche Spannung.
Leo setzt nicht auf Effekte, er setzt auf Größe und auf Rätsel. Die Größe zeigt sich einerseits in Form der Mantrisse, die in Betelgeuze in zwei verschiedenen Erscheinungsformen auftritt. Einerseits ist es die Optik, wie die Lebensformen sich zeigen, andererseits ist es das Erscheinen der Mantrissen, mal zart, mal gigantisch, zuweilen auch gewalttätig, primitiv, dann intellektuell haushoch überlegen.

Betelgeuze 5 – Der Andere löst sehr viele Rätsel auf, zur Zufriedenheit des Lesers natürlich, aber es verbleiben auch noch Fragen – weshalb eine Folgereihe namens Antares bereits angekündigt ist.
Für den Leser bedeutet dies keinen Nachteil, denn jede Reihe ist in sich abgeschlossen. Allerdings gehört diese Form der Science Fiction für mich zur süchtig machenden Variante, bei der ich einfach immer wissen möchte, wie es weitergeht.

Beide Daumen rauf für ein echtes Juwel in Sachen Comic und SciFi. 😀

Freitag, 04. August 2006

Sin City – Bräute, Bier und blaue Bohnen

Filed under: Thriller — Michael um 18:02

Sin City 6 - Bräute, Bier und blaue BohnenBlue Eyes. Blaue Augen, sie wecken Vertrauen, sie wecken Begehrlichkeiten. Ein Mann begegnet einer alten Liebe. Aufs Neue verfällt er der Frau, die er nie vergessen konnte. Es wird die letzte Begegnung seines Lebens.
Auch Marv ist wieder zurück. Rächend, teilweise sehr schweigsam, immer dem Alkohol zugeneigt, brutal und doch mit einem Herz aus Gold versehen. Wie in der Vergangenheit scheint er weiterhin nahezu schmerzempfindlich zu sein. Er fliegt durch Scheiben und steckt Fleischwunden so einfach weg wie einen Mückenstich.

Dwight ist im Gegensatz zu Marv ein Mann, auf den die Frauen fliegen. Als ein Freund anruft, ist Dwight sofort zur Stelle. Allerdings sind auch Killer zugegen – und eine Frau befindet sich in Not. Dieser Mischung kann Dwight nicht widerstehen. Leider finden sich Gelegenheiten zu einem Stelldichein recht selten, wenn Killer hartnäckig hinter einem her sind.

Sin City 6 – Bräute, Bier und blaue Bohnen ist ein Wiedersehen mit alten Bekannten. Zu meiner Freude (und hoffentlich auch der anderer Leser) ist Marv wieder dabei, die Figur, die Sin City wohl am besten verkörpert. Er ist ein einsamer Charakter, respektiert von denen, die ihn etwas kennen, ohne wirkliche Freunde, mit Nerven aus Stahl und irgendwie stets auf der Suche nach ein wenig Liebe. Er kann es nicht leiden, wenn Schwächere leiden, solche, die sich wehren können. Als er miterleben muss, wie ein Obdachloser von Jugendlichen zum Spaß gequält wird, gibt Marv ihnen ihre eigene Medizin zu schlucken.
Zwar ist es ein Konzept von Auge um Auge, Zahn um Zahn, aber Miller wendet es wegen des zwielichtigen Charakters von Marv mit großem Geschick an. Herausragend ist eine Geschichte, die beinahe vollkommen ohne Text auskommt: Stille Nacht. Miller nutzt hier (fast nur) ganzseitige Bilder, um diese Kurzgeschichte zu erzählen. Eindrucksvoll schaut es aus, wenn Marv durch das Schneetreiben stapft, sein Gesicht in einer Nahansicht gezeigt wird. Diese Bilder sind kleine, handwerklich sehr gut ausgeführte, Kunstwerke, die durch ihre Schattierungen eine tolle Wirkung erzielen. – Aber Marv gehört wahrscheinlich mit seinen markigen und leicht erkennbaren Gesichtszügen zweifellos zu Millers Lieblingsfiguren. (Reine Spekulation. Sollte es nicht so sein, wäre es schwer begreifbar, warum er der Figur soviel Aufmerksamkeit geschenkt hat.)

Nicht weniger gelungen sind die Geschichten um Blue Eyes. Eine Frau, die tötet (oder auch mordet), kennen die Leser bereits mit den Mädchen, die ihren Stadtteil selber schützen, insbesondere Miho, die dafür ein großes Talent entwickelt hat. Blue Eyes ist anders. Sie mordet für Geld, im Auftrag. Der Leser begegnet der jungen Frau, als sie ihre Abschlussprüfung ablegt.
Im Gegensatz zu Marv, der immer ein bißchen brummelig an solche Angelegenheiten herangeht (und auch ohne Geld derlei Aufgaben erledigt), zieht Blue Eyes ein gewisses sexuelles Verlangen aus ihrer Arbeit. Sex and Crime liegen im Auftritt von Blue Eyes wirklich eng beieinander. Erfreulicherweise hat Miller für einen ihrer Auftritte wieder einmal die gruselige Sammlung von Dinosaurier-Statuen gewählt. Daraus hat Miller für den Betrachter einige sehr schöne stimmungsvolle Bilder gezaubert.

Wer die Bösen mag, kann sich auf den Auftritt von Mr. Klump und Mr. Shlubb freuen. Die in Sin City mit den Spitznamen behafteten Killer namens Fat Man und Little Boy gehen hier einmal mehr auf gewohnt geschwätzige Art ihrer Arbeit nach. Die Episode ist zwar recht kurz – aber Miller zeigt hier mit seinem Talent, dass sie nicht länger sein muss. Hinzu kommt, dass sie die einzige Episode ist, die als Komödie angelegt ist.
Zu einer scherzhaften Pointe ist Miller noch bei anderen Geschichten aufgelegt. Nicht zuletzt, wenn er dem Leser die wahre Liebe von Dwights Unbekannter mit dem roten Lippenstift zeigt.

Der Leser wird mit einer der Geschichten auch eine Mini-Episode aus der ersten Verfilmung entdecken. Der Kunde hat immer Recht hat Dank seines Szenarios etwas von einem Bond-Film. Eine einsame Frau auf einer Terrasse, ein elegant gekleideter Mann, der nicht umhin kann, die Frau im Abendkleid auf direkte und trotzdem charmante Art anzuflirten. Der breitschultrige Mann mit der Zigarette könnte wirklich die Doppelnull zum Vorbild gehabt haben. Leider hat er nicht Art des britischen Agenten, mit Frauen umzugehen: Auch eine Form von Miller, mit Humor umzugehen.

Die Kurzgeschichten schließen Lücken im bisherigen Lebenslauf manches Sin City Charakters, aber sie bieten auch neue Sichtwinkel und nicht weniger Spannung als die langen Erzählungen, die Miller mit den Vorläuferbänden schrieb. Eine Cover-Galerie rundet den Band im Anschluss ab, der den Endspurt von Millers Sin City Saga einleitet: Wer einen Miller mag, der auf hemingwayschen Krimispuren wandelt, wird mit dieser prallen Sammlung von Kurzgeschichten bestens unterhalten. 😀

Golden City – Polarnacht

Filed under: SciFi,Thriller — Michael um 14:10

Golden City 3 - PolarnachtHarrison Banks erreicht sein neues Zuhause, ein Hochsicherheitsgefängnis in der Polarregion. Niemand entkommt aus dem steinernen Würfel. Sollte es doch jemandem gelingen, erwarten ihn draußen die tödliche Kälte und gewaltige Jäger in Form von Eisbären. Banks fügt sich in sein Schicksal, eine andere Wahl bleibt ihm nicht. Entrechtet und namenlos, mit einer Nummer versehen, auf die er zu hören hat und wie alle anderen mit einem Sprechverbot belegt, übernimmt er die Aufgaben, die ihm zugeteilt werden, ohne zu murren.

Banks erträgt sein Schicksal mit einer stoischen Gelassenheit. – Sein Verhalten wäre anders, wüsste er, wie sein Doppelgänger in der Zwischenzeit sein Leben auf Golden City genießt. Allerdings weiß er auch nicht, dass seine ihm unbekannten Widersacher ihn immer noch umbringen wollen. Bald findet der erste Anschlag auf sein Leben statt, den er noch als Unfall interpretiert.
Banks hat eigentlich keine Chance. Das weiß er auch, und er steht kurz davor diese Tatsache zu akzeptieren und folgenschwer zu resignieren. Da erhält das Gefängnis keinen ungewohnten, so doch ungewöhnlichen Besuch: Schwester Lea. Die Frau ist stets im Einsatz für die Benachteiligten, die Armen und Kranken. Sie ist die Frau, die Banks möglicherweise glauben könnte, da sie und er gemeinsame Erinnerungen haben, die Banks’ Doppelgänger unmöglich wissen kann. Banks setzt alles auf eine Karte, die letzte, die er noch hat. – Aber, wird das ausreichen?

Golden City 3 – Polarnacht bietet dem Leser einen neuen geografischen Schwerpunkt. Diesmal geht die erzählerische Reise in die Arktis. Alle Beteiligten geben die Unwirtlichkeit dieses Fleckens Erde mit stimmungsvoller Handlung und entsprechend atmosphärischen Bildern wieder.
Autor Daniel Pecqueur treibt die Spannung auf verschiedenen Ebenen voran. Im Vordergrund steht das Gefängnis, welches es mit seiner Tristesse mit ähnlichen Schilderungen der jüngeren Vergangenheit aufnehmen kann (z. B. Fortress – Die Festung, Homero). Pecqueurs Gefängnis ist ein sauberer und doch grausam unmenschlicher Ort. Häftlinge werden zu Nummern, zu Arbeitssklaven ohne das Recht zu sprechen. Ihr Arbeitsumfeld, die Tiefen der arktischen See, könnte gefährlicher und lebensfeindlicher kaum sein.

Für die Fortsetzung von Golden City haben sich Pecqueur und Zeichner Nicolas Malfin ein außerirdisches Ambiente gewählt. Anders lässt sich diese Region der Erde nicht beschreiben, denn dieser Ort bietet dem Menschen keine Gelegenheit, ohne Hilfsmittel zu überleben. Das Besondere sind die Aussichten für den Leser. Malfin fängt die Weite und Leere der Arktis, die erdrückende Schwere der Tiefsee mit scheinbar leichter Hand ein. Selten war eine Science Fiction Episode allein durch ihr Umfeld so düster.
Die Technik, die einen Menschen an diesem Ort am Leben erhält, muss sehr ausgereift sein. Malfin stellt diese Maschinen und Anzüge sehr anschaulich und realistisch dar. Neben den technischen Aspekten legt diese Comic-Produktion auch sehr viel wert auf eine aussagekräftige Architektur. Diese Sammlung von Einzelheiten schafft so unter dem Strich ein vielschichtiges Bild einer nicht unmöglichen Zukunft der Erde.
In diesem Band setzen sich zwei kleine Ausflüge in die Vergangenheit deutlich von der normalen Erzählweise ab. Malfin und seine Kollegen Pierre Schelle und Stéphane Rosa, die für die Farbgebung zuständig sind, haben dafür eine rotgoldene Grundstimmung gewählt. Während die erste geschilderte Erinnerung tatsächlich ein goldenes Zeitalter einleitete (nämlich den Bau von Golden City selbst), entführt die zweite Erinnerung in die Kindheit von Banks. Die gezeigten, geradezu verträumten, Landschaften stehen in starkem Kontrast zu jeglichem sonstigen Szenario in Golden City. Hier findet sich der erste Moment, dem keine Künstlichkeit anhaftet – und in dem Banks in Kindertagen eine Bekanntschaft machte, der es später auch tatsächlich an jedweder Habsucht fehlt.

Der vorliegende Band endet mit einem wirklich gemein spannenden Cliffhanger. Insgesamt hält der dritte Band von Golden City seinen Spannungsbogen aufrecht und das Schicksal von Harrison Banks ist so ungewiss wie nie zuvor. Auch dank ihrer Atmosphäre ist die Reihe für mich eine der besten Science Fiction Serien der letzten Zeit. 😀

Mittwoch, 02. August 2006

Morgana – Die Himmelspforte

Filed under: Abenteuer,SciFi — Michael um 18:05

Morgana 1 - Die HimmelspforteDie Stadt Deneth Skaag wird belagert. Belagerer wie Verteidiger führen den Kampf mit unerbittlicher Härte. Über die Stadt wacht eine den Verteidigern heilige Reliquie. Eben diese Reliquie ist nicht nur Schutz, sondern auch das Ziel von Morgana und ihres Begleiters Rosso.
Unbemerkt von den Kämpfern beider Seiten finden die beiden Freunde einen unterirdischen Weg in die Stadt. Obwohl sie auf Weisung ihres metallenen Mentors Merlin handelt, werden Morgana und Rosso nicht freundlich empfangen. Morgana setzt ihr Können ein, um ihre Fähigkeiten vorzuführen. Sie will zeigen, wozu sie in der Lage ist, was sie tun könnte und trotzdem unterlässt. Ihr Zuvorkommen stößt zunächst auf keinerlei Gegenliebe.

Morgana mischt sich in einen Krieg ein, der nicht der ihre ist, noch es jemals sein wird. Sie versucht die ihre zugewiesene Aufgabe mit Ehre und Respekt vor den Sieth zu erfüllen, denen sie das heilige Artefakt entwenden soll. Die Angriffe der Tromak, die eigentlich nichts weiter wollen, als ihre Stadt zurück zu erobern, stören sie dabei ungemein. Und noch etwas beunruhigt sie.
Unter den Angreifern befindet sich Vorrtt, ein mächtiger Magier und Krieger, mächtiger als sie. Beide haben sie das gleiche Ziel. Morgana will sich Vorrtt stellen, obwohl sie weiß, dass es nicht klug und noch viel zu früh ist. Doch Morgana ist jung und hat ihr Ungestüm manchmal nicht im Griff.

Schließlich ereilt alle Protagonisten die Ungeduld und die Ereignisse überstürzen sich. Morgana sieht sehr schnell ein, dass sie einen Fehler begangen hat. Vorrtt lässt sie diese Lektion auf sehr schmerzhafte Weise lernen.

Morgana 1 – Die Himmelspforte ist der Auftakt einer neuen fünfbändigen Reihe, einer sehr einfallsreichen Mischung aus Fantasy und Science Fiction. Eine enorme Detailfülle und eine gewaltige Menge an Hintergrundinformationen, die sich dem Leser nach und nach enthüllen, bilden ein regelrechtes Panorama vor dem äußeren und inneren Auge. Die Welt, die hier von Mario Alberti und Luca Enoch geschaffen wurde, strotzt wegen seiner vielen Einzelheiten regelrecht vor Kraft. Die Zeichnungen von Mario Alberti (also in einer Doppelfunktion als Szenarist und Zeichner dabei) eifern der inhaltlichen Detailfülle nach.

Der Leser wird sehr schnell mit der eigentlichen Geschichte konfrontiert. Ein kleiner Prolog wirft mehr Fragen auf, als er enthüllt. Allerdings ist das Lüften von Fragen nicht die Vorgehensweise der Erzähler. Es setzt das Hintergrundwissen der Leser voraus – obwohl der Leser noch gar nichts wissen kann, da es sich um den Auftakt der Geschichte handelt. Seltsamerweise funktioniert das Konzept. Alberti und Enoch fangen einen mit viel Spannung ein. Der Leser erlebt diese Welt aus dem Blickwinkel von Morgana. Für sie ist alles ebenso neu, aber auch sie stellt kaum Fragen. Für sie ergeben sich die Informationen aus dem jeweiligen Moment, sie empfängt die Antworten, wenn sie sie benötigt. Diese Erzählweise macht die Handlung unvorhersehbar und auch rätselhaft. Die beiden Erzähler konzentrieren sich auf die immer faszinierender werdende Figur der Morgana. Die Kriegerin wird von Szene zu Szene vielschichtiger, wächst weit über die anfänglich gezeigte perfekte Kämpferin hinaus.

Interessant ist die Verquickung von Fantasy- und Science Fiction-Elementen. Der Planet selber ist noch recht mittelalterlich, seine technische Entwicklungsstufe niedrig. Mit dem Eingreifen von außen ändert sich die Gewichtung dramatisch. Durch die Hilfe des Magiers Vorrtt halten neue Techniken bei den Belagerern Einzug. Geschütze schlagen gleichzeitig neben altmodischer Reiterei zu.
Ruhige Szenen, Landschafts- oder Gebäudeabbildungen wechseln sich mit rasanten Kampfes- oder Actionszenen ab, zu Wasser, zu Lande und auch in der Luft.
Diese Mischung ist von Mario Alberti farblich in eher erdigen, atmosphärisch düsteren Farben umgesetzt. Wo die Farben greller sind, bilden sie deutliche Hinweise auf wichtige Akzente der Handlung oder der gezeigten Welt. Bilder und Geschichte ergeben so eine sehr schöne Einheit. Was während des Betrachtens der Bilder regelrecht begeistert sind wirklich kleinste Details wie Verschönerungen an Fernrohren, an Kleidung, an Gebäuden und und und. In diesem Sinne bietet die fein gezeichnete Cover-Abbildung einen guten Ausblick auf die Art und Weise, wie auch das ganze Album gestaltet ist.

Der Auftakt der Erzählungen um Morgana überzeugt mich in seiner gesamten Bandbreite, von der Handlung bis zur künstlerischen Umsetzung. Außerdem gehört er zu der Art von Comics, die man nach dem ersten Lesen gleich wieder von vorn beginnen kann, um noch einmal die Bilder eingehend zu betrachten. – Einfach, weil sie so gut sind. 😀

MangaMagie V – Die Jury steht fest

Filed under: Meldungen — Michael um 17:08

Manga Magie 2006Gut vier Wochen vor Ende der 5. MangaMagie (Einsendeschluss/Poststempel 31. August 2006) hat sich die Jury gebildet, die über die Sieger des Wettbewerbs entscheiden wird. Zur Jury gehören Thomas Webler (Juryvorsitz, Chefredakteur, AniMania), Astrid Finke (Lektorin, Heyne Verlag), Dr. Winfried Gellner (Kulturamt Stadt Köln), Dr. Joachim Kaps (Geschäftsführer, Tokyopop), Judith Park (Gewinnerin MangaMagie I.), Marlies Sauer (Schulamt Stadt Köln), Kai-Steffen Schwarz (Programmleiter, Carlsen Comics), Georg Tempel (Geschäftsleitung, Egmont Manga & Anime), Steffen Volkmer (Leitender Redakteur, Panini Verlag), Annett Wagner (Lektorin, Verlagsgruppe Droemer/Knaur), Dominik Zirwes (Leiter Comicabteilungen, Buchhandlungen Ludwig).

Die Preisverleihung wird am 28. Oktober 2006 ab 16.00 Uhr in der Piazzetta des Historischen Rathauses zu Köln stattfinden.

Weitere Infos unter www.mangamagie.com und im MangaMagie-Forum unter www.animania.de.
Quelle: Pressemitteilung 3/06, Buchhandlungen Ludwig

Jetzt wird es langsam richtig spannend. Vertreter namhafter Institutionen und (vielleicht wichtiger) Verlage werden sich mit hunderten von Einsendungen beschäftigen. Da dürften die Köpfe rauchen, nehme ich an. Auf jeden Fall bin ich auf die Gewinner gespannt. 🙂