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Comic Blog


Donnerstag, 31. August 2006

Athena Inc. – The Manhunter Project

Filed under: SciFi,Thriller — Michael um 13:01

@thena Inc. - The Manhunter ProjectGwen Dawson, von den Manhattan-Dawsons, gehört ganz eindeutig zum Jet-Set. Gerade ist sie mal wieder in Monaco. – Leider ist auch Mary in Monaco. Das ist nicht weiter verwunderlich, denn Gwen und Mary teilen den gleichen Körper.
Gwen ist die harmlose Frau, Mary ist die eiskalte Auftragsmörderin. Gwen weiß nichts von ihrem zweiten Ich, Mary allerdings ist über ihre andere Identität im Bilde.

Während Mary ihrer Arbeit nachgeht, wird Gwen abgeschaltet. Und Mary hat inzwischen gewaltige Probleme. Ihre Versuche, mit ihrem anderen Ich Kontakt aufnehmen zu wollen, sind anscheinend nicht unbeobachtet geblieben. Prompt wird ihr eine Falle gestellt. Sie bekommt es mit Verwandten zu tun. Killer wie sie, die sie stoppen sollen.
Mary hat es schwer gegen die eigene Verwandtschaft, aber schließlich kann sie sich durchsetzen.
Gwen indessen fühlt sich zusehends verwirrt. Auf ihrem Heimflug flüchtet sie sich gerne in Phantasien, um sich die Zeit zu verkürzen. Seltsamerweise wählt sie dafür ausgerechnet die Version eines weiblichen 007. Unterbewusst scheint sie verstanden zu haben, wenngleich sie die Stimme, die sich manchmal zusätzlich zu Wort meldet, lieber ignoriert.

Zwei Personen in einem Körper, eine genetisch konstruierte gespaltene Persönlichkeit: Das kann auf Dauer nicht gut gehen.

@thena Inc. – The Manhunter Project ist ein ungewöhnliches Projekt in der Welt der Comics. Die bildhafte Darstellung ist eindrucksvoll exakt, die textliche Gestaltung wie auch die Ausführung ist gewöhnungsbedürftig, aber wegen ihrer Andersartigkeit auch erfrischend neu – und auch sehr schnell ungewöhnlich spannend.

Autor Brian Haberlin hat an sehr vielen Produktionen im Bereich Comic mitgearbeitet. Er kennt die gestalterische Seite in vielfältiger Weise (u. a. Farben: Kiss Psycho Circus, Spawn, Cover: Spider-Man), aber auch die erzählerische Seite wie er in der Serie Witchblade oder mit Veröffentlichungen Die neun Ringe von Wu-Tang und Jinn gezeigt hat. Mit @thena Inc. bewegt er sich auf gewohnt phantastischem Gebiet, aber mit einer sehr starken Tendenz zu Thriller und Science Fiction.
Seine Aufgabe, zwei Personen in einer einzigen Figur zu manifestieren, dazu noch zwei völlig gegensätzliche Charaktere, löst er mit einigem Geschick, aber auch mit einigen Überraschungen.
Mary, die leicht psychopathische Killerin, versucht mehr und mehr in Gwens Welt einzudringen. Als Gwen schläft, hinterlässt Mary mit Lippenstift eine Botschaft auf einem Spiegel. Gwen, die später erwacht und diese Botschaft findet, deutet die Worte als Botschaft eines Stalkers. – Mary freut sich kurz über das Erschrecken Gwens, doch schließlich findet Gwen die Möglichkeit eines Stalkers cool!
Vielleicht gehört in man in gewissen Schichten nicht dazu, wenn man keinen Stalker hat. Für Gwen jedenfalls ist es das ultimative Mode-Accessoire.

Die Ironie, die alleine schon durch dieses kleine Erlebnis zum Ausdruck kommt, findet sich in so mancher Wendung des Comics. Haberlin setzt dem Schock den Humor gegenüber und nimmt den brutalen Szenen so die Schärfe – eigentlich very british, so schwarz ist der Humor.

Gestalterisch steht ihm Zeichner Jay Anacleto zur Seite, ein ziemliches Talent und Schwergewicht in Sachen fotorealistischer Zeichnungen. Zahlreiche Beispiele dazu finden sich mit Cover-Abbildungen oder Pin-Ups wie zu Aria. Im vorliegenden Band zum @thena-Auftakt ist Anacleto gezwungen, Momentaufnahmen zu kreieren. Gemäß einer filmischen Prämisse, dass sich schöne Menschen am besten verkaufen, sind auch Anacletos Menschen schön. Was vielleicht widersinnig im Rahmen eines brutalen Thrillers erscheinen mag, wirkt umso mehr, wenn schöne Menschen auf recht ernsthafte Weise unschöne Dinge tun. – Andererseits würde es dem Konzept von genetischer Perfektion nicht entsprechen, würde Mary auch einen weiblichen Mr. Hyde abgeben.

Womit wir wieder beim Thema wären, denn nichts anderes ist die Person Gwen/Mary, eine gespaltene Persönlichkeit im Stile des Grusel-Klassikers von Robert Louis Stevenson. Die neue Auslegung des Themas, der Transport in eine Zeit von Matrix und Johnny Mnemonic, grafisch topp umgesetzt und auf ungewöhnliche Weise erzählt, sollten allen gefallen, die Thriller und die Welt von William Gibson mögen. 😀

Link: Brian Haberlin

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