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Comic Blog


Donnerstag, 31. August 2006

Athena Inc. – The Manhunter Project

Filed under: SciFi,Thriller — Michael um 13:01

@thena Inc. - The Manhunter ProjectGwen Dawson, von den Manhattan-Dawsons, gehört ganz eindeutig zum Jet-Set. Gerade ist sie mal wieder in Monaco. – Leider ist auch Mary in Monaco. Das ist nicht weiter verwunderlich, denn Gwen und Mary teilen den gleichen Körper.
Gwen ist die harmlose Frau, Mary ist die eiskalte Auftragsmörderin. Gwen weiß nichts von ihrem zweiten Ich, Mary allerdings ist über ihre andere Identität im Bilde.

Während Mary ihrer Arbeit nachgeht, wird Gwen abgeschaltet. Und Mary hat inzwischen gewaltige Probleme. Ihre Versuche, mit ihrem anderen Ich Kontakt aufnehmen zu wollen, sind anscheinend nicht unbeobachtet geblieben. Prompt wird ihr eine Falle gestellt. Sie bekommt es mit Verwandten zu tun. Killer wie sie, die sie stoppen sollen.
Mary hat es schwer gegen die eigene Verwandtschaft, aber schließlich kann sie sich durchsetzen.
Gwen indessen fühlt sich zusehends verwirrt. Auf ihrem Heimflug flüchtet sie sich gerne in Phantasien, um sich die Zeit zu verkürzen. Seltsamerweise wählt sie dafür ausgerechnet die Version eines weiblichen 007. Unterbewusst scheint sie verstanden zu haben, wenngleich sie die Stimme, die sich manchmal zusätzlich zu Wort meldet, lieber ignoriert.

Zwei Personen in einem Körper, eine genetisch konstruierte gespaltene Persönlichkeit: Das kann auf Dauer nicht gut gehen.

@thena Inc. – The Manhunter Project ist ein ungewöhnliches Projekt in der Welt der Comics. Die bildhafte Darstellung ist eindrucksvoll exakt, die textliche Gestaltung wie auch die Ausführung ist gewöhnungsbedürftig, aber wegen ihrer Andersartigkeit auch erfrischend neu – und auch sehr schnell ungewöhnlich spannend.

Autor Brian Haberlin hat an sehr vielen Produktionen im Bereich Comic mitgearbeitet. Er kennt die gestalterische Seite in vielfältiger Weise (u. a. Farben: Kiss Psycho Circus, Spawn, Cover: Spider-Man), aber auch die erzählerische Seite wie er in der Serie Witchblade oder mit Veröffentlichungen Die neun Ringe von Wu-Tang und Jinn gezeigt hat. Mit @thena Inc. bewegt er sich auf gewohnt phantastischem Gebiet, aber mit einer sehr starken Tendenz zu Thriller und Science Fiction.
Seine Aufgabe, zwei Personen in einer einzigen Figur zu manifestieren, dazu noch zwei völlig gegensätzliche Charaktere, löst er mit einigem Geschick, aber auch mit einigen Überraschungen.
Mary, die leicht psychopathische Killerin, versucht mehr und mehr in Gwens Welt einzudringen. Als Gwen schläft, hinterlässt Mary mit Lippenstift eine Botschaft auf einem Spiegel. Gwen, die später erwacht und diese Botschaft findet, deutet die Worte als Botschaft eines Stalkers. – Mary freut sich kurz über das Erschrecken Gwens, doch schließlich findet Gwen die Möglichkeit eines Stalkers cool!
Vielleicht gehört in man in gewissen Schichten nicht dazu, wenn man keinen Stalker hat. Für Gwen jedenfalls ist es das ultimative Mode-Accessoire.

Die Ironie, die alleine schon durch dieses kleine Erlebnis zum Ausdruck kommt, findet sich in so mancher Wendung des Comics. Haberlin setzt dem Schock den Humor gegenüber und nimmt den brutalen Szenen so die Schärfe – eigentlich very british, so schwarz ist der Humor.

Gestalterisch steht ihm Zeichner Jay Anacleto zur Seite, ein ziemliches Talent und Schwergewicht in Sachen fotorealistischer Zeichnungen. Zahlreiche Beispiele dazu finden sich mit Cover-Abbildungen oder Pin-Ups wie zu Aria. Im vorliegenden Band zum @thena-Auftakt ist Anacleto gezwungen, Momentaufnahmen zu kreieren. Gemäß einer filmischen Prämisse, dass sich schöne Menschen am besten verkaufen, sind auch Anacletos Menschen schön. Was vielleicht widersinnig im Rahmen eines brutalen Thrillers erscheinen mag, wirkt umso mehr, wenn schöne Menschen auf recht ernsthafte Weise unschöne Dinge tun. – Andererseits würde es dem Konzept von genetischer Perfektion nicht entsprechen, würde Mary auch einen weiblichen Mr. Hyde abgeben.

Womit wir wieder beim Thema wären, denn nichts anderes ist die Person Gwen/Mary, eine gespaltene Persönlichkeit im Stile des Grusel-Klassikers von Robert Louis Stevenson. Die neue Auslegung des Themas, der Transport in eine Zeit von Matrix und Johnny Mnemonic, grafisch topp umgesetzt und auf ungewöhnliche Weise erzählt, sollten allen gefallen, die Thriller und die Welt von William Gibson mögen. 😀

Link: Brian Haberlin

Mittwoch, 23. August 2006

Fluch der Karibik 2

Filed under: Abenteuer,Comics im Film,Mystery — Michael um 22:43

Fluch der Karibik 2Captain Jack Sparrow ist zurück! Und auf der Flucht! Mal wieder! Mittels eines Sarges kann er aus der Festung entkommen. Endlich hat er den Hinweis gefunden, den er so dringend gesucht hat.
Ein Schlüssel? Nein, es ist die Zeichnung eines Schlüssels. Und was macht ein Schlüssel? – Die Erläuterung dieser Frage verwirrt die Besatzung der Black Pearl ebenso wie Sparrow selbst. Es ist an der Zeit die Segel zu setzen, nur wohin genau? Ungefähr da lang. Jacks Verwirrung hat einen guten Grund, wie es ihm bald von dem noch halbwegs lebendigen Stiefelriemen Bill auseinandergesetzt wird. Der gefürchtete Davy Jones, Kapitän des legendären Flying Dutchman, will den Pakt einlösen, den Sparrow einst mit ihm schloß. Sparrow wollte Kapitän der Black Pearl werden und er war Kapitän der Black Pearl: Nun ist Zahltag.
Jacks einzige Hoffnung: Sofort an Land, denn Jones kann kein Land betreten. Jacks Panik überträgt sich schnell auf seine Besatzung. Eiligst wird der Kurs auf das nächste Eiland angelegt.

Inzwischen hat Will Turner ein ganz anderes Problem. Ihm und seiner Verlobten Elisabeth Swann wird zur Last gelegt, einem Piraten zur Flucht verholfen zu haben. Die Eastindia-Company, eine mächtige englische Handelsgesellschaft, hat ein besonderes Interesse an Jack Sparrow. Es wird Zeit für einen weiteren Pakt. Will und Elisabeth entgehen ihrer Hinrichtung, wenn Will ein besonderes Stück von Sparrow entwenden kann: Einen Kompass, der überall und nirgends hinzeigt und den Jack stets bei sich trägt. Im Gegenzug soll Sparrow englische Kaperbriefe erhalten, die ihn bemächtigen seine Piraterie auf legalem Wege zu betreiben. Will nimmt an und macht sich auf die Suche.

Seine Suche entpuppt sich als völlig neues Abenteuer, denn ehe er sich versieht, hat ihn Jack Sparrow mit auf eine Reise genommen, die ihn in die Nähe einer anderen Geisterbesatzung bringt.
Und nicht nur das: Elisabeth gelingt die Flucht. Durch eine List gelingt es ihr, die beiden Männer, mit denen sie so viel verbindet, nach langer Reise wieder zu finden. Obwohl bereits so gefährliche Situationen hinter den dreien liegen, gehen die Abenteuer jetzt erst richtig los.

Fluch der Karibik 2 wurde von Autor Stefano Ambrosio auf der Basis des Original-Drehbuches erzählt. Ambrosio ist bereits durch seine Arbeiten an der Disney-Comic-Serie Micky X bekannt. Die Kinovorlage des zweiten Teils des Welterfolgs der Piratensaga macht es ihm einerseits leicht, andererseits muss er auch ziemliche Kürzungen vornehmen und kann nicht auf jeden Witz eingehen. Ambrosio gelingt es aber, den Kern der Erzählung herauszuziehen und die Schlüsselszenen hervorzuheben.
Im Comic wie im Film steht Jack Sparrow dabei natürlich im Mittelpunkt. Hektik, verschreckte Augen, Panik, chaotisches Verhalten, Selbstsucht, mit dem Kopf durch die Wand, diese und noch mehr Attribute stehen für die Figur des Jack Sparrow. Sein bisweilen tapsiges Verhalten erkennt der Leser sofort wieder, aber auch ohne den Film gesehen zu haben, kann sich der Leser der Nervensäge Jack Sparrow nicht entziehen.

In dieser Comic-Geschichte kommt der gestalterischen Zunft, allen voran Zeichner und Inker Giovanni Rigano eine besondere Aufgabe zu. – Nicht nur, wo Disney draufsteht, ist auch Disney drin, sondern auch, wenn es so gestaltet ist. Wer moderne Disney-Klassiker wie Atlantis oder Tarzan gesehen hat, hat auch sogleich den zeichnerischen Stil vor Augen, in dem die Comic-Umsetzung zu Fluch der Karibik 2 zu Papier gebracht wurde. Rigano ist es zu verdanken, dass Sparrow auch im Comic eine so tolle Figur macht. Und nicht nur das. Angesichts der Umsetzung ist es erstaunlich, dass es noch keine Zeichentrickserie zur Filmtrilogie gibt, denn die hier gezeichneten Figuren können die Grundlage für diese Serie bieten. Rigano und seine Kollegen, die hier kolorierend zur Tat schreiten, Silvano Scolari, Andrea Cagol und Stefano Attardi leisten hier ganze Arbeit. Schwarze Outlines werden hier auf das nötigste beschränkt. Feine Hintergründe und farblich schön gestaltete perspektivische Ansichten geben den Bildern eine filmische Tiefe, wie der Disney-Fan sie bereits aus Filmen und Trickserien her kennt.
Besonders beeindruckend ist hier natürlich das Schiff von Davy Jones (wie auch Davy Jones selbst).

Der Comic zum Film schafft es, völlig für sich alleine zu stehen und gewinnt der Geschichte sogar neue Aspekte ab. Die italienische Comic-Schmiede von Disney leistet hier ganze Arbeit, spannend und etwas für’s Auge: Fans von Abenteuern kommen hier voll auf ihre Kosten. 😀

Dienstag, 22. August 2006

Tomb Raider: Arabian Nights

Filed under: Abenteuer,Mystery — Michael um 22:44

Tomb Raider: Arabian NightsEigentlich wollte Lara Croft nur ihrer gewohnten Arbeit nachgehen: Archäologie. Aber wie so oft kommt es ganz anders im Leben der Schatzjägerin. Die Arbeit im Mittleren Osten ist bereits schwierig genug, doch wenn man zusätzlich von riesigen Käfern angegriffen wird, die einen in eine märchenhafte Welt verschleppen, die nur aus Mythen bekannt ist, dann kann das Abenteuer beginnen.

Scheherazade, eine Name aus tausend und einer Nacht, eine Frau, die Nacht für Nacht Geschichten erzählt, nur damit sie am Leben bleibt. Nur ein Mythos ist ein Mythos, die Realität sieht noch etwas anders aus. Scheherazade befindet sich in der Gewalt eines Dämons, der sie zwingt, sie auf ewig zu unterhalten – oder besser, solange ihr ständig etwas Neues einfällt. Scheherazade ist dieser Aufgabe ein wenig überdrüssig geworden. Als Lara Croft durch einen magischen Zufall bei ihr erscheint, hat sie eine Idee. Lara kann ihre Stelle einnehmen. Aber Lara wäre nicht jene legendäre Abenteurergestalt würde sie sich so leicht in ihr Schicksal fügen.

Sie zieht Scheherazade auf ihre Seite, findet neue Freunde in einer von einem Dämon geschaffenen Welt. Das einzige Ziel lautet: Entkommen.

Tomb Raider: Arabian Nights wurde von Zeichner Billy Tan toll in Szene gesetzt. In altbewährter Aquarelltechnik, die sich wunderbar von den inzwischen üblichen Computerkolorierungen abhebt, begibt sich Lara Croft auf eine Reise und in ein Abenteuer, das selbst für sie ungewöhnlich ist. Tan ist ein begehrter Künstler, bewegte sich stilsicher auf dem Parkett von Marvel, der Fantasy (Red Sonja) und wie im vorliegenden Fall im Universum von Top Cow, der amerikanischen Verlagsschmiede von Lara Croft, die hierzulande bei Inifinty erscheint. Neben Lara setzte er auch die Witchblade, Darkness sowie Aspen (Fathom) in Szene.
Häufig hat Tan auf inzwischen übliche Weise gearbeitet, vom Zeichenbrett in den Rechner, hier geht er auf erfrischende und überraschende Weise einen sehr künstlerischen Weg. So wird in der Tat jedes Bild zu einem kleinen Kunstwerk. Tans Bilder werden so greifbarer, durch den Farbauftrag wird der Comic organischer, zurück zu den Wurzeln könnte man sagen – wenn Tan nicht mit einem Programm gearbeitet hat, dass diese Technik simuliert, war diese Arbeit eine Herausforderung, da Fehler hier nicht so leicht korrigiert werden können.
Er spielt sehr schön mit den Farben und Lichtern. Die künstlerische Technik harmoniert mit der märchenhaften Geschichte. Das dürfte dem Leser spätestens dann bewusst werden, wenn die Jagd über Gebirgshöhen geht – auf dem Rücken von fliegenden Teppichen.

Autorin Fiona Avery ist eine versierte Comic-Autorin. Sie hat für Witchblade geschrieben – in dem tollen Dreiteiler Witchblade Obakemono, ebenfalls eine Zusammenarbeit mit Billy Tan. Auch für Tomb Raider hat sie schon vorher Szenarien verfasst.
Im erwähnten Witchblade Dreiteiler hat sie bewiesen, dass sie sich in ein Thema, eine Mythologie einarbeiten kann. Sicherlich kann sie stets nur einen Ausschnitt für ihren Text wählen, aber wer die Geschichte liest, kann das größere Hintergrundwissen in vielen Details erkennen. Avery stellt auch gerne bestehende Fakten und Mythen auf den Kopf. So ist der Leser von Öllampen gewohnt, dass ein Geist aus der Öffnung schießt – ob nun gut oder böse, das sei dahin gestellt. Für Lara geht es genau in die andere Richtung – geradewegs in die Lampe hinein.

Lara Croft hat viele Abenteuer erlebt. Sie sah die wahnsinnigsten Artefakte, kämpfte an der Seite der Witchblade, begegnete lebendigen Göttern und sogar Sagengestalten wie Morgan Le Fey. Doch mit der Geschichte aus Tausendundeiner Nacht hat Fiona Avery der Tomb Raider-Reihe eine wirklich außergewöhnliche und schöne Episode hinzugefügt.

Fazit: Fein gestaltet, schön erzählt, ein kleines Highlight im Tomb Raider-Universum.
😀

Links: Billy Tan, Fiona Avery

Samstag, 19. August 2006

All Star Batman

Filed under: Superhelden — Michael um 15:38

All Star Batman 2Black Canary gibt sich die Ehre. In einer miesen Spelunke schenkt sie dem allerletzten Pöbel hinter der Theke Whisky und Bier aus. – Aber der Job gefällt ihr ganz und gar nicht. Dieses Missfallen lässt sie die anwesenden Gäste schließlich auch massiv spüren. Auslöser ihres Dampfablassens ist eine unerlaubte Hand auf ihrem Gesäß – sie ist eine durchsetzungsfreudige Frau, die sich nichts mehr gefallen lassen will.

Vicki Vale, Reporterin, hat ihre Durchsetzungsfähigkeit und ihr Selbstbewusstsein mit schweren Verletzungen bezahlt. Jetzt ringt sie mit dem Tode. Nur Spezialisten können ihr noch helfen. Ein Kasper aus Metropolis soll Batman den Gefallen tun und einen bestimmten Arzt aus Paris holen. – Und Superman macht sich tatsächlich, wenn auch ziemlich wütend, auf den Weg.

Batmans eigentliches Augenmerk liegt allerdings auf seinem neuen Begleiter Dick Grayson. Der Junge, der erst vor kurzer Zeit seine gesamte Verwandtschaft verloren hat, soll in die Fußstapfen des Mitternachtsdetektiven treten. Der unrasierte Grobian im Fledermausdress ist jedoch nicht zimperlich in der Wahl seiner Mittel – auch nicht gegenüber einem Zwölfjährigen. Wo Grayson übernachtet, ist Batman gleichgültig und Nahrung kann sich der Junge schließlich auch selber fangen.
Gut für Dick, dass Butler Alfred im Gegensatz zu Batman ein Herz für Kinder hat.

All Star Batman geht in die zweite Runde. Autor Frank Miller erweitert hier nicht nur die wenig sympathische Gestalt Batmans, sondern er lässt auch noch andere Charaktere auf der Bühne auftreten. Black Canary ist eine zwar gut aussehende, aber leicht psychopathische Frau, durchtrainiert, aber gemeingefährlich. Man sollte meinen, mit all diesen Eigenschaften ist sie die perfekte Frau für Batman – zumal sie in der Bar jemanden verprügelt, der einem Oliver Queen alias Green Arrow recht ähnlich sieht.

Die Geschichte um Batman selbst bezieht ihren Unterhaltungswert weniger aus der Action, sondern vielmehr aus der doch recht anderen Erzählweise und den andersartigen Charakteren. Frank Miller versteht es auf ungewohnte Art beide Leserlager auf die Geschichte einzuschwören: Jene, die Batman seit langem kennen und jene, die ihn neu kennen lernen. Für beide Leserschaften hat Miller einiges zu bieten. Batmans Charakter ist sehr, sehr ungewohnt für Stammleser und ebenfalls sehr ungewöhnlich für jene, die dachten, sie würden den typischen Superhelden kennen.
Batman ist endgültig zu einer Figur geworden, bei der die Trennlinie zwischen ihm und denen, die er jagt, sehr, sehr dünn geworden ist.
Er ist ein großes, auch gemeines Kind, ist stolz auf das, was er erreicht hat, will beeindrucken – eigentlich benimmt er sich wie ein tödlich gekränkter Mensch, der ein Superheld sein will und rein gar nichts von Edelmut hält.

Miller setzt in dieser Geschichte ganz auf die Fähigkeiten seines Co-Stars, dem Zeichner Jim Lee. Und dieser zeigt hier, warum er im Bereich Comic wirklich ein Star ist: Seine Bilder sind unglaublich gut geworden. Dank ihm erhält das Thema Batman eine völlig neue Dimension. – Im wahrsten Sinne des Wortes.
Bereits in Hush, einem anderen ungewöhnlichen Batman-Mehrteiler, hatte Lee die Gelegenheit, die Bathöhle auf Papier zu bannen. Die Einblicke, die er dem Leser dort nahe brachte, waren schon toll. Das Ausklappbild der Bathöhle im vorliegenden Band toppt diese Einsichten noch einmal. Die Perspektive ist einzigartig gewählt (das Bild zieht sich über 6 Seiten) und besticht durch viele Details: Batmans Fahrzeugsammlung, seine Rüstungssammlung, ein hochtechnisiertes Batmobil im Einsatz und viele andere Kleinigkeiten – die dank der versierten Tuscheumsetzung von Scott Williams und der Farbgebung von Alex Sinclair noch beeindruckender wirkt.
Da der Leser bestimmt ein wenig staunt über so viel High Tech, ist es sehr zu verstehen, warum Batman beleidigt ist, als Dick Grayson nicht eingestehen will, wie sehr ihn das Ganze in Erstaunen versetzt. Batmans Meinung über das Kind: Ich glaube, ich mag ihn nicht. So ein Arsch.

Nein, dieser Batman ist weder zimperlich, noch kann man ihn wirklich leiden – aber dafür ist die Geschichte eine echte Ausnahmeerscheinung. Miller und Lee geben mehr als nur ihr Bestes! 😀
(Für Fans von Miller gibt es außerdem noch eine Coversammlung zu All Star Batman, die Miller in seinem sofort erkennbaren Stil geschaffen hat.)

Freitag, 18. August 2006

The Lurkers

Filed under: Mystery,Thriller — Michael um 17:35

The LurkersEin Friedhof, ein offenes Grab, ein Unhold verübt ein unbeschreibliches Verbrechen, dass selbst den erfahrenen Detective Dietz nach so vielen Jahren Dienst schockiert. Die Beschreibungen eines Augenzeugen machen den Fall umso rätselhafter. Aber Dietz lässt sich nicht irritieren. Er vertieft sich in die reinen Fakten, drängt seine aufgewühlten Gefühle in den Hintergrund. Leider sind die Fakten nicht so, wie er es gerne hätte: Sie werfen weitere Fragen auf und mögliche Antworten lassen keine rationalen Schlüsse zu.
Dietz befindet sich scheinbar auf der Spur eines Unholds, der seit hunderten von Jahren verstorben ist. – Was natürlich Unsinn ist. Aus Dietz’ Sicht.

Es bleibt nicht bei einem Toten. Bald werden Dietz und sein Kollege Bennett zu einem weiteren Tatort gerufen. Die nächste Tat ist schlimmer als die vorherige. Eine Gruppe ausgewachsener Männer umringt die Toten und kann es kaum fassen. Dietz und Bennett überspielen ihren Schock. Der Tag war lang. Dietz fährt nach Hause, er macht es sich bequem, sofern das nach all den Ereignissen möglich ist.
Plötzlich fährt ihm der Schrecken in die Glieder. Dietz erhält ungebetenen Besuch. Doch Dietz ist nicht ängstlich, er macht sich an die Verfolgung des Unbekannten und streckt diesen mit seiner Schusswaffe nieder. Die Freude währt nur kurz und wird schnell durch eine Überraschung abgelöst. Dietz hat den Falschen erwischt.

Die Toten stellen sich auf Dietz’ Seite. Leider nützt Dietz diese Verstärkung nicht sehr viel, denn der Mörder ist uralt, verschlagen und mächtig. Selbst die Toten haben ihm kaum etwas entgegen zu setzen. Schließlich gerät selbst Dietz’ Familie in Gefahr.

The Lurkers ist eine sehr dicht erzählte Horror-Geschichte. Ein Polizist gerät ungewollt in eine Welt der Schatten, des Zwielichts und wird mit Gestalten, Legenden und dem Grauen konfrontiert, die er bislang eher für pure Phantasie gehalten hat. Dietz ist ein waschechter Cop, lang gedient, erfahren und abgeklärt. Der erste Fall, der noch kein Mord ist, mit dem er es hier zu tun bekommt, geht selbst ihm hart an die Nieren. Weit aufgerissene Augen künden von dem Schrecken, der von den Fundorten ausgeht.
So muss es sein, wenn man den Verstand verliert. Wenn man anfängt Dinge zu sehen. Dietz, der Cop, der glaubte, den Durchblick zu haben, erlebt die Welt plötzlich aus einer völlig neuen Sicht.

Autor Steve Niles und Zeichner Hector Casanova nehmen den Leser mit auf eine Reise in eine verwunschene Wirklichkeit, die nichts als die Nacht oder wenigstens die Dunkelheit kennt.
Die Erzählung geht konsequent ihren Weg von Beginn an. Es findet sich keine zögerliche Stelle, keine Irreführung des Lesers, obwohl dieser mal mehr als Dietz weiß (oder zu wissen glaubt), mal auf dem gleichen Wissensstand ist wie der Hauptcharakter. Zu Beginn lässt es sich noch annehmen, dass der Irre vielleicht doch noch menschlicher Natur ist. Später hat der Leser das Wissen um die Übernatürlichkeit Dietz voraus.
Steve Niles erfindet eine neue Grusel-Legende, ähnlich der von Vampiren, Werwölfen oder Ghouls und fügt diesen einen Nachtmahr hinzu, der im Gegensatz zu den eher tierischen Horrorgestalten mit einer enormen Schläue zu Werke geht – und mit der Brutalität eines Gangsters, der einem Cop das Leben schwer machen will. Aber im Grundsatz hat Niles ein Wesen erschaffen, das sich hinter bestehenden Klassikern nicht zu verstecken braucht.
Die Geschichte hat sogar bei aller Dramatik (und einem gewissen Ekelfaktor) etwas Romantisches, was nicht zuletzt an den Toten liegt, die in der Dunkelheit ein beinahe schüchternes Dasein fristen. (Es erinnert ein wenig an eine alte französische Gruselmär.)

Wer den Comic betrachtet, wird möglicherweise Stilähnlichkeiten zu einem anderen Meister des Makabren herstellen können. Hector Casanova setzt die Geschichte von Niles um, wie es vielleicht ein Tim Burton machen würde. Wer Produktionszeichnungen, aber auch die phantastischen Filme wie Corpse Bride, Sleepy Hollow oder Nightmare Before Christmas, dieses außergewöhnlichen Regisseurs kennt, wird auch den gestalterischen Stil dieses Comics ziemlich genau vor Augen haben. Er muss nur die eher putzigen Ausgestaltungen beiseite lassen und die gruseligen Aspekte hernehmen und schon befindet man sich in der Welt des Hector Casanova. Dank ihm gelingt es Dietz’ Feind wirklich, einen Schauer zu erzeugen – er ist richtig eklig, gruselig, am Ende kann der Leser ihn wirklich flüstern hören. So gut finde ich ihn gelungen.

The Lurkers, die in der Dunkelheit lauern, herumschleichen, haben einen hohen Gruselfaktor, sind atmosphärisch gezeichnet und haben mich als Freund von Horrorgeschichten sehr angesprochen. Die Schlusssequenz hat sogar etwas von Poesie, selten in Comics zu finden – aber es funktioniert, wie der gesamte Band, ausgesprochen gut. 😀

Donnerstag, 17. August 2006

Superman Returns – Endlich im Kino!

Filed under: Comics im Film,Superhelden — Michael um 14:41

Superman ReturnsHeftige Erschütterungen lassen das alte Farmhaus von Martha Kent (Eva Marie Saint) erbeben. Eine Raumschiffkonstruktion geht auf ihrem Grund und Boden nieder. – Ihr Sohn Clark (Brandon Routh) ist zurückgekehrt.
Voller Hoffnung war Superman aufgebrochen, um vielleicht doch noch ein größeres Relikt von Krypton zu entdecken, nachdem irdische Wissenschaftler den früheren Standort von Kal-Els Heimatwelt ausmachten. Aber seine Suche war erfolglos. Ein Blick in den Fernseher reißt ihn auch nicht aus seiner Resignation. Immer noch gehen sich die Menschen gegenseitig an die Kehle. Zum guten Schluss soll seine alte Freundin (und heimliche Liebe) Lois Lane (Kate Bosworth) auch noch den Pulitzer-Preis erhalten: Für einen Artikel, der beschreibt, dass es die Welt auch ohne Superman geben kann. Zusätzlich hat Lois einen Mann, Richard White (James Marsden), und einen Sohn!
Und als würde das noch nicht ausreichen, muss Clark noch erfahren, dass sein alter Feind Lex Luthor (Kevin Spacey) wieder auf freiem Fuß ist, weil Superman während seiner Abwesenheit nicht zu einer Zeugenaussage erschienen ist.
Es ist wirklich nicht die Zeit für einen Neustart, wie es scheint.

Zuerst verhält er sich ruhig, schafft es sogar, seinen alten Job als Reporter beim Daily Planet zurück zu bekommen. Als ein Testflug eines neuen Shuttles zu einem Fiasko gerät, hält es ihn jedoch nicht mehr auf dem Barhocker. Superman macht sich auf den Weg. Die Rettungsaktion könnte dramatischer nicht sein – fulminant meldet sich Superman im Licht der Öffentlichkeit zurück und wird sogleich jubelnd empfangen.
Luthor teilt diese Begeisterung nicht. Er hat sich uralte Krypton-Technologie angeeignet. Damit möchte er einmal mehr seine Land-Pläne in die Tat umsetzen und gleichzeitig den Mythos Superman beenden. Dafür will Lex sogar Milliarden Menschenleben auslöschen.

Und Superman geht dem Verbrechergenie in die Falle.

Superman Returns – Und wie! Gleich zu Beginn darf der Zuschauer die Zerstörung Kryptons miterleben. Gleich darauf erfolgt ein musikalischer Auftakt, wie Fans es dank John Williams von den alten Filmen her kennen. Selbst die Schriftzüge tauchen fliegend wie dereinst in den Filmen mit Christoper Reeve auf – (Film-Nostalgiker dürfen ein kleines Tränchen verdrücken.). Regisseur Bryan Singer gab zugunsten von Superman den dritten Teil von X-Men ab. (Was erklärt, warum James Marsden alias Cyclops so schnell das Zeitliche segnete, denn er musste auch noch zum Set von Superman – ein Scherz, aber weiß man’s?)

Der neue Superman-Film besticht durch ausgefeilte Optik, Ton und eine Geschichte, die sich viel Zeit nimmt, um die Leinwand-Rückkehr von Superman regelrecht zu zelebrieren. Als Luthor mit seinen Kumpanen in die Festung der Einsamkeit eindringt, kann der Zuschauer noch einmal Marlon Brando als Jor-El auf der Leinwand sehen (Film-Nostalgiker dürfen noch einmal ein Tränchen verdrücken.).
Spacey hat nicht so ganz den Charme seiner Vorgängers Gene Hackman, aber den Wahnsinn der Figur bringt er ausgezeichnet auf die Leinwand. Eva Marie Saint hat eine kleine Rolle als Martha Kent (Cineasten dürften sie aus dem großartigen Hitchcock-Film Der unsichtbare Dritte kennen.) James Marsden liefert einen passablen Richard White ab, Lois’ Mann, bleibt jedoch austauschbar. Frank Langella, der schon als Dracula auf der Leinwand zu sehen war, besticht nicht zuletzt dank seiner imposanten Größe und des markanten Gesichts. Er verleiht der Figur des Perry White weitaus mehr Würde, als es sein Vorgänger Jackie Cooper tat.

Bleiben Brandon Routh als Superman und Kate Bosworth als Lois Lane: Beide sind sie relative Newcomer und trotzdem gelingt es insbesondere Routh den Part von Superman alias Clark Kent erstaunlich gut einzufangen.
Singer ist es auch wegen Routh’ Fähigkeiten gelungen, an die alten Filme (Superman 1 + 2) anzuknüpfen. Routh agiert als Kent mit einer ähnlichen Tapsigkeit, wie es schon Christopher Reeve gelang. Etwas mehr als 150 Minuten lang werden die Comic-Fans (und hoffentlich auch normale Zuschauer) in das DC-Universum entführt. Und doch gibt es keine Längen, steht die Unterhaltung und Spannung immer vorne an.
Es verwundert nur, dass Superman so jung ist: 5 Jahre war er verschwunden. Zur Zeit seines Verschwindens muss er eher Superboy gewesen sein. Mit Lois Lane verhält es sich ebenso. Aber das lässt sich wegen des filmischen Feuerwerks insgesamt verschmerzen.

Die Ausstattung, die sich bereits in kleinsten Details wie der Oberfläche von Supermans Dress äußert (was wegen seiner gedeckten Farben sehr gefällt), ist zur Gänze perfekt. Die Tricktechnik bietet alles auf, was möglich ist, weshalb aus Superman Returns ein halber Katastrophenfilm geworden ist, von dem sich sogar Poseidon noch eine Scheibe abschneiden kann. Dabei drängt sich die Technik nicht in den Vordergrund, sondern stützt die Geschichte.

Ich halte die Rückkehr von Superman auf die Leinwand für sehr gelungen. Hollywood nimmt seine Comic-Helden inzwischen sehr ernst. Das haben die Fans immer gewollt. Besser geht es kaum noch, oder? 😀

Mittwoch, 16. August 2006

Heldentod

Filed under: Abenteuer,Superhelden — Michael um 13:38

HeldentodRick Master ist tot! Gerade noch hatte seine Freundin Nadine einen schlimmen Alptraum, aus dem sie bleich, aber doch erleichtert erwacht, weil sie weiß, dass es nicht echt ist. Nur ein Geheimnis ist immer noch offen, der geheimnisvolle 666 geht um und niemand ist vor ihm sicher – auch Rick Master nicht. Wenig später wird er von einem Unbekannten auf offener Straße zusammen mit seiner Freundin erschossen.
So geschehen in der wirklich gelungenen Doppelfolge Die Nummer des Teufels und Gesammelte Verbrechen.
Allerdings wird diese kleine Episode schnell aufgeklärt. Auf sehr gelungene Art werden das Krimi- und das Comic-Genre auf die Schippe genommen. Aus der Figur Rick Master wird die Comic-Figur Rick Master, ein Comic wird zur Drohung eines gemeingefährlichen Verbrechers auf der Basis einer uralten Jack London-Geschichte: Das Mordbüro (Wurde von Jack London nicht vollendet.).

Superman ist tot – na, mittlerweile nicht mehr. Doomsday erledigte ihn einstmals in einem ziemlich tollen Verlagscoup, anders lässt sich das wohl nicht sagen. Wenn ein ur-amerikanisches Sinnbild stirbt, leidet die ganze Nation. Der Tag, an dem Superman starb ist eigentlich nichts anderes als ein einziger Kampf von vorne bis hinten. Die JLA, eine Form von B-Movie-Besetzung, Heldennamen, die der Leser schnell ad acta legt, wird derart flott weggeputzt, dass der Leser selbst ohne Medienkampagne ahnen kann, wo der Hase die Ohren anlegt. – Obwohl es einen solch starken Einschnitt im Comic-Universum von DC bedeutete, läuft Dan Jurgens hier nicht zu seiner Hochform auf.

Übrigens – Spider-Man ist auch tot – nun, auch nicht mehr. Unser guter alter Peter Parker besiegte Morlun zwar mit allerletzter Kraft, nur, verließ ihn dieselbe dann auch. Was zurück blieb, war Peters leere Hülle und ein neuer Spidey – der noch viele Fragen offen lässt.
Die Geschichte war nicht übel, teilweise szenisch beeindruckend (Die grafisch schwächeren Episoden dürften wohl von Pat Lee sein, ich habe ihn eigentlich in vielen Produktionen immer sehr gern gesehen, aber hier bleibt er hinter seinen eigenen Fähigkeiten zurück. Ob er keine rechte Lust mehr hat? Wie klasse war doch sein Projekt Warlands!). Aber zurück zu Spidey: Er dürfte wohl der erste Superheld sein, der von sich sagen kann, dass sein erster Körper aufgefressen wurde.

Hawkeye ist ebenfalls tot – und ich vermute, er bleibt es auch. Denn das Ultimative Universum ist doch ziemlich rabiat und konsequent. Andererseits: Colossus war tot. Und ist wieder da. 😀 Aber das geschah im normalen Marvel-Universum. (Langsam kann der Leser schon durcheinander kommen, oder?)

Mr. Hyde ist auch tot. Der Unsichtbare auch. Ich hoffe, sie bleiben es. Die Fortsetzung der Liga der außergewöhnlichen Gentlemen in einem Szenario von H. G. Wells hatte außer der Einleitung nichts Gutes zu bieten. Wer es drastisch mag, wird sich vielleicht das eine oder andere Mal gruseln, wer eine wirklich außergewöhnliche Art sehen will, wie ein Außerirdischer das Zeitliche segnet, entdeckt dank Mr. Hyde auch etwas Neues – darüber hinaus kann ich nachträglich auf diesen merkwürdigen Storymix verzichten. Es wirkt auf der Basis eines tollen ersten Teils nur nachgeschoben.

Batman auch tot? Na, offiziell nicht, natürlich nicht, aber wer sich den tollen Fanfilm Grayson anschaut, kann vielleicht auch auf Batman in dieser Geschichte verzichten. In dieser kleinen Handlungsvorschau wird vieles gekippt, was bisher in Stein gemeißelt war (und Supie stirbt hier auch). Dieses kleine Comic-Film-Juwel (man muss auch immer die Möglichkeiten der Macher in Betracht ziehen) sollte niemand verpassen.

Links: Jack London, Dan Jurgens, Superman vs. Aliens von Dan Jurgens, H. G. Wells, Grayson, Untamed Cinema (Macher von Grayson)

Samstag, 12. August 2006

Die Künstler: Martin Frei

Filed under: Die Künstler — Michael um 14:18

Martin Frei CollageSeit vielen Jahren gehört Martin Frei zu den bekannten deutschen Comiczeichnern mit einer großen Bandbreite an Comic-Geschichten. Zum Erscheinen seines neuen Werkes Asanghia – Der Vorleser der Vam-Pyräi beantwortete Herr Frei dem Comicblog ein paar Fragen.

CB: Superbabe, Tatort, Gregor Ka, Kurzer Prozess, MAD und nun Asanghia. Sie decken Genres wie Satire, Komik, Krimi, Science Fiction, Grusel und Fantasy ab, manchmal gibt es auch thematische Überschneidungen. Mit Asanghia findet sich ein eindeutiger Schwerpunkt, der Fantasy lautet. In Ihrem Schaffenswerk ist Fantasy eher eine Ausnahme. Wie entstand bei Ihnen der Wunsch, Asanghia ins Leben zu rufen?

Martin Frei: In meinen letzten Arbeiten hatte ich viele externe Bildquellen wie Fotos etc. zu verarbeiten, so dass der Wunsch entstand, mal etwas zu machen, dessen Formensprache komplett aus mir heraus geboren wurde. Eine fremde Fantasywelt kommt da gerade recht. Und ich wollte eine abgeschlossene Geschichte auf 46 Seiten erzählen, ohne zu textlastig zu werden. Von der Seite her kann man sagen, dass das Fantasy-Genre sehr gut für dramaturgische Verkürzungen geeignet ist, die es erlauben die Handlung schneller voranzubringen und dennoch eine interessante Story zu erzählen.

CB: Die wilden Vam-Pyräi, oder besser Vampire, sind hier die Feinde der Menschen, während Asanghia eine friedliche Angehörige dieses Volkes ist und sogar mit Menschen zusammenlebt. Das Auftreten des Fürstenhauses der Vam-Pyräi ist recht klassisch. Warum wählten Sie Vampire als Gegenpart zu den Menschen in dieser Geschichte?

Martin Frei: Das hat mit der Zugänglichkeit der Geschichte zu tun. Der Comic sollte nicht nur für Fantasyfreaks verständlich sein, sondern für jeden interessierten Leser. Unter einem Vampir kann man sich was vorstellen, der Leser hat im Verlauf der Handlung immer noch genug damit zu tun, dass bei diesem Völkchen nicht alle über einen Kamm zu scheren sind. Es gibt da genauso normale Typen, böse herrschsüchtige oder Querdenker wie unter den Menschen. Übrigens war in einer meiner ersten Kurzgeschichten („Ihre Tochter“) eine Vampirin eine Adlige aus dem französischen Rokoko.

CB: Humor ist ein wichtiger Baustein Ihrer Arbeiten. Auch in Asanghia wird so manches gewohnte Element eher auf den Kopf gestellt behandelt – der Kommandant der Sicherheitsgarde eher ein Feigling, eine der drei weisen Frauen ein wenig senil, die Menschen sind diejenigen mit den spitzen Ohren etc. Angesichts vorheriger Veröffentlichungen von Ihnen, hätten Sie gerne noch mehr Humor einfließen lassen, oder haben Sie sich eher gebremst?

Martin Frei: Asanghia sollte tatsächlich im Gegensatz zu meinem anderen realistischen Comic Gregor Ka um einiges leichter und lockerer rüberkommen, deshalb gibt es einige eher humoristisch oder schräg angelegte Charaktere. Ohne dabei in Funnywelten ala Superbabe abzutauchen. Vieles wird aber auch durch die Handlung vorgegeben. Dass eine der weisen Frauen angesichts der Situation Angstzustände bekommt, verdeutlicht ja nur, welche gefährliche Aufgabe Asanghia und ihre Gefährten zu bewältigen haben.

CB: Verschiedene Zeichentechniken ziehen sich durch Ihre Arbeit. Auf welche Art arbeiten Sie am liebsten und – ein Lieblingskind hat meist jeder – welche Veröffentlichung hat Ihnen bisher am meisten Spaß gemacht?

Martin Frei: Mein Lieblingskind ist immer das, an dem ich gerade arbeite. Abwechslung ist das Stichwort. So zieht es mich nach der Oppulenz eines 4-Farb-Fantasycomics jetzt wieder hin zum schwarzweiß. Mein nächstes Projekt wird ein Krimi sein. Aber der Spass wird hier nicht zu kurz kommen. Und ich finde dass dieses Genre- und Artworkhopping einen künstlerischen Stillstand verhindert.

CB: Mit Asanghia entstand eine völlig neue Fantasy-Welt. Das Album kann bisher nur einen kleinen Teil abbilden. Haben Sie bereits Ideen für Fortsetzungen? Wird der Leser Asanghia, Fadelloe und den kleinen Zebus wieder sehen?

Martin Frei: Asanghia ist ein abgeschlossenes Album. Den Leser erwartet also eine runde Sache, ohne auf Fortsetzungen warten zu müssen. Ein Band 2 wird es erst geben, wenn die Verkäufe und die Lizenzen ins Ausland dies nahelegen.

CB: Dann bleibt zu hoffen, dass Asanghia ein Erfolg wird. Darüber hinaus freue ich mich auf Ihr nächstes Projekt. Ich bedanke mich für dieses Interview und wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg und Freude an Ihrer Arbeit.

Bereits im Comicblog besprochen: Asanghia – Der Vorleser der Vam-Pyräi

Freitag, 11. August 2006

Smoke – Good Boys Grow Up To Be Soldiers

Filed under: SciFi,Thriller — Michael um 17:45

Smoke - Good Boys Grow Up To Be SoldiersLondon, The Big Smoke im Volksmund, ist ein Moloch geworden. Terror von oben, Armut von unten, Irre aus der Mitte, nichts stimmt mehr im bekanntesten Königreich der Welt.
Rupert Cain war einmal ein respektables Mitglied der englischen Gesellschaft. Bis zu seinem Geburtstag, als eine Bombe sein Leben zerstörte. Wir schreiben die Zukunft. London erfüllt seine Vorurteile. Walled City, auch Soho genannt, ist endgültig ein Auffangbecken für den Bodensatz der Gesellschaft geworden. Hier ist Cain zu Hause. Für Menschen wie ihn ist es der sicherste Platz der Welt, denn der Teufel verunreinigt nicht das eigene Heim. – Außerdem ist es der einzige Flecken Erde, auf dem ein Albino wie Cain nicht schräg von der Seite gestarrt wird.

Nicht mehr viele Verbindungen existieren zu Cains altem Leben. Aber eben jene Verbindungen sind Cain heilig. Als eines Tages ein Freund aus jener Zeit umgebracht wird, die ihm aus heutiger Sicht die schönste scheint, zerbricht etwas in ihm. Cain beginnt damit, Nachforschungen anzustellen.
Der Ausblick in die Vergangenheit wird für ihn äußerst schmerzhaft. Alte Wunden werden aufgerissen.

Unabhängig von Cain nimmt das Chaos seinen Lauf. Der Vorsitzende der OPEC, Morales, ist zu Gast in Großbritannien. Das Königreich bettelt um mehr Öl, während das englische Königshaus seinen Rausch im eigenen Erbrochenen und inmitten von Huren ausschläft. Und da der Teufel Soho in Ruhe lässt, wählt er den Rest von London für seine Zwecke aus. Eine terroristische Vereinigung, die für sich das Recht in Anspruch nehmen möchte, auch schön zu sein, entführt den OPEC-Vorsitzenden. Spätestens jetzt wird aus London ein Irrenhaus.

Smoke – Good Boys Grow Up To Be Soldiers ist ein Blick in eine Zukunft, die so abwegig bei genauerer Betrachtung nicht erscheint. Die Trennung zwischen Arm und Reich ist stärker denn je. Maßstäbe von Reichtum, Macht und Schönheit bestimmen das tägliche Leben und die Schicksale der Menschen.
Die Autorin Alex de Campi nimmt in dieser Geschichte kein Blatt vor den Mund. Dieses London scheint in naher Zukunft erkennbar. Slums, wie mit Soho beschrieben, sind nicht abwegig. Der englische Königsspross ist dekadenter als alles, was sich derzeit in den europäischen Königshäusern tummelt. Butler sind englischer, als es die Queen erlauben würde – wie ein Hof-Butler einen unanständigen Antrag in vornehmes Amtsenglisch übersetzt, ist ein echter Brüller.
Damit nicht genug. De Campi setzt die Bilder einer Fasanenjagd denen eines Attentats gegenüber. Vielleicht ungewollt, vermitteln die Bilder der Jagd das Gefühl des Attentats. Der Jäger ist zuerst skeptisch, macht sich Gedanken, ob das Gewehr vielleicht sogar zu laut sei, schließlich spricht sein Gesicht Bände: Es macht ihm höllischen Spaß, als die Fasane ringsum ihn zu Boden prasseln.
Cain, der Attentäter, der diese Gefühle möglicherweise auch hegt, entschuldigt sich nach der Tat bei seinem Opfer.

London ist ein wichtiger Protagonist in diesem Szenario. Better Living Through Chemicals verspricht ein Werbeplakat. Oder Mrs. Beaton’s Ready Meals – Because Fresh Food Has Germs! – verkehrte Welt. Wo es an Öl zur Energiegewinnung fehlt, dominieren künstliche Nahrung und Chemikalien aus dem Land des größeren Verwandten USA.
Schlank- und Schönheitswahn sind schuldig daran, dass sich eine terroristische Vereinigung gebildet hat, die ihre Schönheit(schirurgie) mit Gewalt erzwingen will, da sie sich die Kosten nicht leisten können.
Ausgerechnet ein Auftragsmörder ist in dieser Geschichte die normalste und ehrlichste Figur – und bringt dies auch durch das Weiß seines Äußeren zum Ausdruck.

Für die zeichnerische Umsetzung ist Igor Kordey verantwortlich. Er war bereits in den verschiedensten erzählerischen Universen unterwegs: Star Trek, Batman/Tarzan oder X-Men. Kordey verschafft der Geschichte ein beinahe dokumentarisches Leben, arbeitet ein wenig wie ein Zeichner, der Momentaufnahmen dieser Welt abliefern musste. Sein Zeichenstil ist schnell, skizzenhaft, immer auf dem Punkt.
Das verstärkt den Blick auf dieses äußerst pessimistische Zukunftsbild.
Interessant wie unterschiedlich Kordey die beiden Hauptkiller dieser Geschichte gestaltet. Während Cain eher ein Todesengel ist, irgendwie rein in dem, was er macht, ist die Anführerin der Terroristen eine Art überzüchteter Sinéad O’Connor, ohne gesangliches Talent, dafür mit einer gehörigen Portion brutalem Durchsetzungsvermögen ausgestattet.

Persönliches Fazit: Ein sehr durchdachter, sehr gut konstruierter Thriller mit Science Fiction- und einer Menge Satire-Elementen, die eine verdammt spannende Handlung ummanteln und in perfektem Artwork präsentiert werden. 😀

Links: Alex de Campi Homepage

Donnerstag, 10. August 2006

Break Point – Die Matroschka

Filed under: Thriller — Michael um 19:24

Break Point 1 - Die MatroschkaSaindoux hat ein Problem. Die Schussverletzung in seinem Bauch wird wahrscheinlich seinen Tod bedeuten. Der gepanzerte Raum der Matroschka, der den eigentlichen Tresor enthält, weist in seiner Tür ein riesiges Loch auf. Saindoux’ Kumpane sind tot, niedergeschossen. Saindoux selbst erwartet mit einer gehörigen Portion Galgenhumor das Ende – und die Polizei. Der Kosak, ermittelnder Polizist, sterbenskrank, kennt kein Erbarmen, aber das kurze Verhör ergibt nichts.
Der als absolut einbruchssicher bekannte Tresor Matroschka wurde geplündert.

Dabei hatte es für William Saindoux doch einigermaßen gut begonnen. Gerade war er im Gefängnis, wurde entlassen, beschloss den Freitod, da erhält er einen Tritt zwischen die Beine und findet sich auf einem Treffen für heruntergekommene Verbrecher wieder. Gorgo, ein bekannter und berüchtigter Einbrecher, plant, sich aus dem Berufsleben zurückzuziehen.
Dem äußerst radikalen Verbrecher scheint es daher angebracht, einige Loser anzuheuern und mit der Aussicht auf etwas Glück zu ködern. Anders gesagt, Gorgo macht ihnen ein Angebot, das sie nicht ablehnen können. William lässt sich als Hacker anwerben, er macht sich nicht einmal richtig Gedanken darüber, ob er will oder nicht, plötzlich hat er lediglich den Wunsch weiterzuleben.
Aus Angst. Und auf einmal findet er einen richtigen Freund.

Break Point 1 – Die Matroschka bildet in bester Thriller-Manier den Auftakt zu einer Geschichte, der neuere Erzähltechniken verwendet, wie der Leser sie vielleicht von Filmen wie Die üblichen Verdächtigen kennt.
Wie geschah es? so lautet die Frage. William weckt zu Beginn sicherlich keine Sympathien. Er liegt im Sterben, verflucht eigentlich alles, was geschehen ist, bis auf Alex, den er als Freund schätzen gelernt hat. Fragen durchziehen die Geschichte von Anfang bis Ende, denn die Geschichte schlüsselt sich auf in die Rahmenhandlung und die Erlebnisse, die die Charaktere in diese auswegslose Situation gebracht haben.
Die Brutalitäten, der William und die anderen Gang-Mitglieder begegnen, sind nichts Besonderes, sie sind ein Teil ihrer Welt. Wie man ihnen begegnet, so begegnen sie anderen. Beim Anblick von Toten bleiben ihre Gesichter absolut ausdruckslos.
Erfahrungen, wie sie Alex macht, sind kurzzeitige Ausreißer, die sogleich in einer Katastrophe münden. Menschen wie Alex, so die Theorie des Thrillers mit Underground-Protagonisten, verdienen keine Hoffnung und besitzen schon gar kein Recht auf etwas Liebe in ihrem Leben. Auch William stolperte über diese Erkenntnis. Was sich mit grundsätzlicher Sicherheit sagen lässt, ist, dass diese menschlichen Wesen sich im besten Fall das Leben untereinander so schwer wie möglich machen werden.

Aber trotzdem lernt der Leser, die verschiedenen Gangster, die in eine Falle Gorgos tappen, zu mögen oder wenigstens zu bemitleiden. Autor P. Saimbert außerordentlich spannend und greift die neue Krimikultur auf, die den Verbrecher wieder vermehrt in das Zentrum des Interesses rückt, setzt jedoch auch viele eigene Akzente.
Es ist bitterböser Humor, wenn ausgerechnet eine festungsähnliche Anlage zum Schutze von millionenschweren Diamanten den Namen einer putzigen kleinen, in sich verschachtelten Puppe (Matroschka) erhält. Es ist eine Tragödie, wenn eine Gruppe von Menschen einen Coup in Angriff nimmt, der zum Scheitern verurteilt ist – zumal sie allenfalls eine 50prozentige Chance vorausgesagt bekommen. Selbst Gorgo, der ihnen diese Chance wie einen Knochen vor die Nase hält, glaubt nicht an ihren Erfolg.

Die Welt im Untergrund ist tot. Die, die in ihr leben, sind nichts als lebende Leichnahme – diesen Eindruck vermittelt der Aufbau der Seiten wie auch die Farbgebung durch Busachini. Einige wenige schöne Erinnerungen bringen realistische, von der Sonne beschienene Farben in die Geschichte, oder auch eine Katze, der William ein klein wenig Liebe schenken kann, weil sie ähnlich wie er auf der Seite der Verlierer beheimatet ist.
Die Individuen, die Saimbert entwirft, werden von Zeichner Andrea Mutti sehr schön in allen Einzelheiten entworfen. Der gruseligste von ihnen, Karl, erinnert durch sein Verhalten und Aussehen an eine Art Monster von Frankenstein, schweigsam, stark, übergroß, ein Mensch, der sich durch Schweißen ablenkt.
Die Farbgebung hat diese wunderbaren milchig ausgeführten Farbtöne. Solche mit dem Pinsel ausgeführten Bilder haben inzwischen einen feinen authentischen Charakter. Das funktioniert und passt nicht immer zur Geschichte – hier allerdings, in Verbindung mit einer knallharten Gangsterstory, passt es ganz hervorragend.

Daumen rauf für eine moderne Verbrecherballade, die spannend von Anfang bis Ende ist. 😀