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Comic Blog


Freitag, 28. Juli 2006

Bob Morane – Die Atomschmuggler

Filed under: Abenteuer,Klassiker,Thriller — Michael um 18:45

Bob Morane 1 - Die AtomschmugglerEigentlich sollte es nur ein kleiner Rundflug über der unberührten Natur von Brasilien werden. Doch Bob Morane und sein Freund Bill Ballantine haben enormes Pech. Ihr kleines Sportflugzeug versagt ausgerechnet über dem Dschungel den Dienst. Morane bringt die Maschine in einem kontrollierten Absturz zu Boden.
Die beiden Männer gehen mit der Situation auf männlich bärbeißige Art um. Irgendwo in diesem undurchdringlichen Grün muss es einen Weg nach Hause geben. Später als beiden lieb ist, stoßen sie auf eine winzige Ortschaft im Nirgendwo. Sao Francisco beherbergt feindselige Gesellen, die die Fremden am liebsten sofort wieder los wären – sogar tot, wenn es sein muss.

Moranes und Ballantines Glück ist es, dass Piloten gebraucht werden. Und die beiden Männer sind ziemlich neugierig, als ein undurchsichtiger Jorge Serena ihnen einen Job anbietet. Die beiden Männer nehmen an, schließlich wollen sie auch aus dem Dschungel wieder heraus und dies scheint dafür auch die beste Gelegenheit zu sein. Serenas Luftflotte ist alt, aber gut gewartet. Gleich beim ersten Auftrag nehmen sie eine merkwürdige Fracht auf. Zeit, um die Neugier zu befriedigen, bleibt nicht. Sobald sie wieder in der Luft sind, werden die beiden Freunde von zwei Düsenjägern angegriffen. Werden die beiden in ihrer DC3 eine Chance haben?

Bob Morane – Die Atomschmuggler ist ein ganz klassischer Abenteuer-Comic aus jenen Tagen, als Männer noch Männer waren, die Whisky und Bier tranken und nebenbei aus jeder Misere wieder herauskamen. Es sind Männer wie Buck Danny, Andy Morgan, Dan Cooper oder eben Bob Morane, die wissen, was ein Mann tun muss. – Spaß beiseite. Ich liebe diese doch recht klassischen Abenteuer-Geschichten. Ein kurzer Auftakt und es geht los.
Selbstverständlich kann ein Mann wie Bob Morane nicht alle Facetten eines Mannes abdecken, weshalb wenigstens ein Duo erforderlich ist. Bob hat Bill Ballantine an seiner Seite, trinkfest, draufgängerisch, immer etwas zu schnell mit den Fäusten und einer großen Klappe bei der Sache.
Charakterlich ist Bob Morane der vernünftige der beiden Männer – eigentlich ist er derjenige, der weniger Spaß macht während des Lesens. Zwar bringt sich Ballantine viel schneller in Schwierigkeiten, aber er sorgt auch für spannende Situationen – er ist die Art von Charakter, den der Leser sympathisch findet und sich gleichzeitig die Haare über so viel Unvernunft rauft. (Wie kann er nur!? – Diese Frage stellt man sich spätestens, wenn Ballantine bereit ist, sich wegen einer Büchse Bier zu schlagen.)

Bob Morane startete in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts in Comic-Form und ist, wenn man es so nennen kann, ein Ableger einer Romanserie. Seine Grundthematik wird wohl mit einer realistischen Science Fiction umschrieben. Morane muss sich mit diversen Feinden herumschlagen. Eine davon, die geheimnisvolle Miss Ylang Ylang, zieht auch im vorliegenden Band ihre Fäden im Hintergrund. Von Science Fiction ist allerdings in dieser Geschichte nichts zu spüren. Die Atomschmuggler ist ein sehr geradliniger Abenteuer-Band und sehr techniklastig. (Wer Buck Danny wegen seiner technischen Ausstattung mag, wird sich bei Bob Morane in diesem Band wie zu Hause fühlen.)

Zeichner William Vance zeichnet Männer mit kantigen Zügen, eckigen Kinnpartien und strengen Blicken. Seine Gangster sehen wie Gangster aus, entweder gelackt wie ein Papagallo oder unrasiert, ungepflegt und düster. Vance gestaltet seine Figuren mit starken Tuschestrichen. Infolge der Kolorierung wirken die Bilder ein wenig altmodisch – andererseits gibt es mittlerweile Arbeiten aus jüngerer Zeit, die ähnliche Stile haben und so einen entsprechenden Effekt erzielen.
Ich finde solche Bilder sehr gelungen, weil auch die Geschichte Spaß macht und Abenteuer pur ist. Wenn eine Staffel aus Corsairs und Messerschmidts angreift und einen Bandenkrieg thematisiert, bricht ein richtiges Actionfeuerwerk los. Da lösen Sturz- und enge Kurvenflüge einander ab, knattern die MGs und werden Napalmbomben abgeworfen. – Es ist erstaunlich, dass eine französische Frauenzeitschrift (Femme d’Aujourd’hui) an Vernes mit der Idee herantrat, aus Bob Morane eine Comic-Serie zu gestalten. Nun, wahrscheinlich war der metrosexuelle Mann damals noch kein Thema und kantige Kerle wie Belmondo faszinierten die Frauen.
(Wer sich noch mehr für Vance’ Arbeiten interessiert, mag vielleicht die Serie Ramiro, seinerzeit Splitter Verlag, ein eher mittelalterliches Szenario, aber sehr spannend.)

Bei genauer Betrachtung reiht sich Morane auch in die Riege von Bond ein – spätestens aus dessen Plots sollten die Leser/Zuschauer die ominöse Verbrecherorganisation kennen, die im Hintergrund ihr Unwesen treibt.
So gesehen, ist Bob Morane auch ein Wegbereiter solider Agenten- und Thrillergeschichten. Künstlerisch hat er optisch und handwerklich einiges zu bieten, weshalb Comic-Freunde, die schon ähnliche Comic-Helden, die echte Kerle sind, in ihrer Sammlung bevorzugen, hier bedenkenlos zugreifen können.
Ich jedenfalls freue mich auf die nächste Ausgabe. 😀

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