Eben noch war Harrison Banks einer der mächtigsten Männer der Welt, nun ist er ein gesuchter Verbrecher. Natürlich versucht er sich vor der Polizei für die Vergehen, die man ihm zur Last legt, zu verteidigen. Die Beamten kommen sogar seinem Ansinnen nach, seine Sekretärin auf Golden City zu kontaktieren. Doch leider wartet dort auch ein anderer Harrison Banks auf den Anruf. Bei zwei Banks’ ist einer zuviel: So wird der (vermeintliche) gemeingefährliche (und doch echte) Doppelgänger im wahrsten Sinne des Wortes in einer Zelle versenkt.
Allerdings ist auch ein vermeintlicher Doppelgänger für die Intriganten im Hintergrund eine Schwachstelle. Harrison Banks muss sterben, eine andere Lösung kann es nicht geben. So wird eine Auftragsmörderin auf Banks angesetzt. Inmitten der Slums auf den Küstenstreifen des Kontinents existieren genügend verbrecherische Seelen, die für ihr Auskommen beinahe jeden Auftrag übernehmen.
So muss Banks lernen, dass Polizeigewahrsam nicht mit Schutz gleichzusetzen ist. Aber er lernt die Gesetze dieser andersartigen Welt, in der es Menschen gibt, die für einen vergleichsweise geringen Einsatz alles gewillt sind zu riskieren.
Mifa, die Jugendliche, die ihm bereits einmal half, vertraut immer noch auf seine Worte, er werde sie mit einer ordentlichen Summe belohnen. Bald stellen sich diese Worte als Trugschluss heraus. Banks’ altes Leben wird mehr und mehr beschnitten.
Das Science Fiction Abenteuer Golden City geht weiter. Mit Banks gegen Banks steigt die Spannung einmal mehr mit der Geschichte um einen Mann, der eben noch alles besaß und im nächsten Moment nur noch um das nackte Überleben kämpfen kann.
Golden City verbindet die Elemente von Thriller und Science Fiction. Zur Erklärung: Der Titel der Serie bezeichnet eine gigantische schwimmende Stadt. Sie ist eine Wohnstatt für die Reichsten der Reichen dieses Planeten. Durch ihre Mobilität hält sie sich ständig außerhalb der Grenzen der bestehenden Länder – und somit außerhalb der Gesetze und (noch viel wichtiger) außerhalb der Steuervorschriften. Golden City wird auf diese Weise zu dem Steuerparadies auf Erden. Die Idee einer schwimmenden Stadt findet sich in diesen Tagen sogar in der Realität. Die Zielgruppe ist identisch mit jener, die der Autor Daniel Pecqueur anführt.
Die Umsetzung, eigens für diese Geschichte erdacht, fällt denn doch noch eine Spur phantastischer und technisch aufwändiger aus, als es die Realität bislang noch erlaubt. An der Wasseroberfläche ähnelt die Stadt einer Art überdimensionaler Kappe. Unter der Oberfläche, wie von Eisbergen her bekannt, ist die Hauptmasse von Golden City untergebracht. Alleine die technischen Finessen bieten eine unglaubliche Menge an Hintergrundmaterial. Dies und die übrige beschriebene (bzw. gezeigte) Welt trägt zur glaubwürdigen Erzählung der Geschichte bei.
Pecqueur lässt sich auch auf eine intensive Gestaltung seiner Charaktere ein und lässt dabei auch die verschiedensten Motivationen, die Mensch für sein Handeln anführen kann nicht aus: blankes Überleben, Habgier, Hass, Sex und vieles mehr.
In kurzen Abschnitten bringt der Autor seine Figuren dem Leser (also mir) nahe. Er schafft es, diese Charaktere sehr lebendig zu gestalten.
Der Zeichner Nicolas Malfin schafft es blendend die detailreiche und technische Seite der Handlung umzusetzen. Malfin hat ein Kameraauge. Die Blickwinkel sind wie eine Reise, auf die der Leser mitgenommen wird. Malfin lässt die Akteure auf den Betrachter zugehen. Es sind diese Situationen, in denen der Zuschauer (Leser) mehr weiß als die Protagonisten. Auf bekannte und neue Arten erzeugen Autor und Zeichner so Hand in Hand Spannung von der ersten bis zur letzten Seite.
Malfin hat außerdem eine sehr leichte Art der Darstellung, filigran und exakt. Sein Zeichenstil erinnert an ähnlich gezeichnete Mangas. Manche Zeichnung, in der Geschwindigkeit von Fahrzeugen oder Aktionen gezeigt wird, verweist sehr auf diese asiatischen Zeichentechniken. Malfin portiert diese Technik hervorragend in die europäische Erzählform und drückt ihr seinen eigenen Stempel auf.
Zusammen mit den Koloristen Pierre Schelle und Stéphane Rosa entsteht so eine richtige Bilderpracht, die wie Screenshots eines Animes ausschauen.
Toll erzählte Science Fiction in einer klasse Aufmachung! 😀