Montag, 31. Juli 2006
Hauptmann Colby versucht die letzten drei Tage seiner Dienstzeit gemächlich hinter sich zu bringen. Auf ihn wartet ein ziviles Leben mit seinen beiden Freunden Warson und Delaney, die allerdings lieber auf ihre Spitznamen Warsow und Taxi hören. Sie wünschen sich eine eigene kleine Fluggesellschaft. Der schnellste Weg, dafür genügend Geld zu verdienen, scheint die Gründung einer Privatdetektei zu sein. Da trifft es sich, dass Colbys Kommandeur auch gleich einen Auftrag für die Drei hat.
Der Bruder des Kommandeurs ist in einem kleinen Kaff im Nirgendwo des amerikanischen Hinterlandes verschwunden. Colby macht sich auf den Weg. Was ihn erwartet ist nicht nur die Suche nach einem Verschwundenen, sondern auch ein äußerst spannendes Rätsel. Bald stellt sich die Frage, was ihn zuerst ums Leben bringen wird: seine Verfolger oder ein mit tödlichen Fallen gespickter Weg.
Colby – Flughöhe Null erinnert ein wenig an den Kinoklassiker mit Spencer Tracy von 1955: Bad Day At Black Rock (Dt.: Stadt in Angst). Ein Mann kommt in ein Nest irgendwo in der Wüste. Er hat nur noch eine Hand und sucht jemanden. Aber die Einwohner sind gewillt, das Geheimnis um den Verschwundenen mit allen Mitteln zu wahren.
Ähnlich ergeht es Colby, der sich gleich mit zwei Verschwundenen auseinandersetzen muss. Allerdings lassen ein paar der Einheimischen ihn länger bei seiner Suche gewähren, denn er soll erst noch ein Geheimnis für sie lüften. Wie es Spencer Tracy in dem hervorragenden Drama (einem Western nicht unähnlich) vormachte, setzt sich auch Colby mit Abschaum auseinander, der sich für besonders schlau hält.
Die Kriminalgeschichte, die sich dem Leser hier präsentiert, wird von Autor Michel Greg mit sehr leichter Hand erzählt. Greg ist ein Veteran aus der Welt der Comics. AndyMorgan, Comanche, Bruno Brazil, Marsupilami oder Episoden von Spirou + Fantasio, Greg gehört zu den erfolgreichen Erzählern dieses literarischen Zweigs. Ähnlich wie er schon mit Hermann einen genialen Zeichner an seiner Seite hatte, trifft er mit Zeichner Michel Blanc-Dumont einen Künstler, der akribisch und mit großer Detailtreue die Welt der 50er Jahre zum Leben erweckt.
Colbys Aufdeckung des Rätsels erinnert an Indiana Jones und in der Tat sind die Fallen und Hinweise, denen sich Colby stellt, nicht weniger einfallsreich.
Ein anderes erzählerisches Kaliber ist Wenn die Sonne zweimal untergeht, der zweite Band der Colby-Erzählungen. Zwar verschlägt es die Akteure nicht mehr in ein hinterwäldlerisches Kaff, aber die Thematik ist enger an Bad Day At Black Rock angelehnt. Colby und seine Freunde Warson und Delaney haben es nach dem Krieg nicht leicht. Aber für ihren Traum, ein eigenes Flugunternehmen, sind die ehemaligen Flieger der US Air Force bereit, einiges zu tun. So haben sie eine Privatdetektei gegründet, aber die Fälle kommen nur sporadisch. Die Aufträge sind außerdem wenig aufregend und noch weniger lukrativ.
Eines Tages spaziert ein waschechter Anwalt mit einem wohlhabenden Klienten in das Büro der Blue Sky Privatdetektei. Der Auftrag: Colby und seine Freunde sollen einen verschollenen Japaner finden. Der Auftrag rührt zuerst noch an die Erinnerungen der Freunde. Zu frisch haften noch die Erlebnisse aus dem Krieg gegen Japan in ihrem Gedächtnis.
Ein Japaner ist verschwunden. Wieder geht es einerseits um das alte Thema Habgier, aber andererseits auch um die Vorgehensweise der Amerikaner, während des Zweiten Weltkriegs Internierungslager einzurichten, in denen auch japanisch stämmige Landsleute inhaftiert wurden.
Greg erzählt auch diese Geschichte spannend und außerdem mit Fingerspitzengefühl, ohne Effekthascherei oder anklagenden Zeigefinger. Erfreulicherweise kommen hier auch Colbys Freunde deutlich mehr zum Einsatz, was der Geschichte auch mehr Spielraum gibt.
Die Bände haben zwar schon ein paar Jährchen auf dem Buckel, sind aber immer noch zu finden (zu annehmbaren Preisen, wie ich finde). Wer Krimis mit 50er Jahre Atmosphäre (und wirklich richtig schönen Zeichnungen) mag, sollte zugreifen. 😀
Samstag, 29. Juli 2006
Scott Summers alias Cyclops (James Marsden) trauert seiner verstorbenen Freundin Jean Grey immer noch hinterher. Seit ihrem Tod ist er nicht mehr der Alte. Auch Wolverine (Hugh Jackman) kommt nicht umhin, mit seinen Gefühlen für Jean zu kämpfen. Scott, der um Wolverines Rivalität um Jeans Gunst wusste, wird seine Trauer dadurch nicht leichter gemacht. Doch damit nicht genug. Magneto alias Eric Lensherr (Ian McKellen) sammelt immer mehr unzufriedene Mutanten um sich, damit ein endgültiger Schlag gegen die Menschen geführt werden kann.
In diese emotional aufgewühlte Zeit platzt die Nachricht, dass der Worthington-Konzern ein Mittel gefunden hat, um das Mutanten-Gen zu unterdrücken. Nicht wenige Mutanten sehen darin die Möglichkeit endgültiger Befreiung ihres Außenseiterdaseins. Besonders Rogue (Anna Paquin) tendiert stark zu dieser Möglichkeit, stellt es doch für sie den einzigen Ausweg dar, ihren Freund Bobby alias Iceman (Shawn Ashmore) endlich zu berühren, ohne ihm zu schaden.
Unter den X-Men herrschen allerdings auch starke Vorbehalte gegen das neue Mittel, das nicht nur die Mutanten, sondern auch die Menschen spaltet. Bald spitzen sich die Ereignisse zu. Scott sucht den See auf, in dem Jean ihr Leben verlor. Es wird Scotts letzter Ausflug. Als Wolverine und Storm (Halle Berry) auf Scotts Spur auch zum See gelangen, hat sich dort die Realität verschoben. Sie finden einzig Scotts Quarzbrille schwebend vor. Ein furchtbarer Verdacht bemächtigt sich ihrer.
Leider ist ihre Sorge nicht nur berechtigt, sie erfasst auch nicht im geringsten die Bedrohung, der die X-Men in der nächsten Zeit gegenüberstehen werden. Die wirklichen Feinde kommen diesmal nicht aus der Bruderschaft der Mutanten – sie kommen aus den eigenen Reihen.
Eine Form von Lifting erfährt der Kinozuschauer, als Professor X und Eric Lensherr die junge Jean Grey besuchen. Patrick Stewart und Sir Ian McKellen erhalten dank modernster Computerretusche ein um 20 Jahre jüngeres Aussehen, faltenlos und frisch.
Computerretusche – oder besser: Arbeiten mit oder an lebenden oder verstorbenen Menschen sind nicht neu. Erinnert sich noch jemand an den Werbespot mit Steve McQueen für eine bekannte amerikanische Automarke? Die Szenen mit seinem Gesicht wurden dem Thriller Bullit entnommen und recht genial eingebaut. Als vor ein paar Jahren Gerüchte aufkamen, es solle ein Film mit Sean Connery verfilmt werden – aber mit einem jüngeren Ich aus der Zeit der Bond-Filme, wollte ich das nicht so recht glauben. Diese kleine Szene aus dem neuen X-Men Film stellt aber genau einen weiteren Schritt zu diesem Endergebnis dar.
Die Möglichkeiten, die sich so erschließen, sind schier endlos. Und besonders Freunde der phantastischen Genres können zu mancher Idee angeregt werden. – Mir jedenfalls geht es so.
Wer die X-Men aus den Comics mag, gerade in jüngster Zeit, wird auch diese Verfilmung mögen. Im Gegensatz zu den ersten beiden Teilen finde ich die Szenen zwar ein wenig abgehackt zusammengefügt, aber der Spannung tut das keinen Abbruch. Mein zweiter Eindruck war die Bilderwucht. Insgesamt ist die gesamte Szenerie viel gewaltiger. Was Phönix alias Jean Grey (Famke Janssen) entfesselt, setzt die Telekinetik auf wirklich beeindruckende Weise in Szene. – Und ich muss sagen, nach den ersten beiden Teilen gefällt mir Famke Janssen in ihrer Rolle richtig gut.
Letztlich finde ich, dass die Umsetzung des Comics atmosphärisch wieder sehr nah am Original bleibt – dass sich die manigfaltigen Handlungsstränge aus den Comics nicht zur Gänze auf die Leinwand übertragen lassen, versteht sich von selbst.
Das Beast war ein Fest, der Kampf der Bruderschaft gegen eine Auswahl der X-Men für Fans einfach nur herzergreifend, Wolverines Todesstoß für meine Begriffe spitzenmäßig in Szene gesetzt.
Ich hoffe, alle sind bis zum Schluß (nach dem Abspann) sitzen geblieben und haben noch die kleine hoffnungsmachende Szene auf eine Fortsetzung gesehen: Wer nicht, muss eben die DVD abwarten.
Fest steht, dass nachfolgende Comic-Verfilmungen – z. B. der Ghost Rider oder Superman returns – sich an diesem Feuerwerk aus Handlung und Effekten messen lassen müssen.
Freitag, 28. Juli 2006
Eigentlich sollte es nur ein kleiner Rundflug über der unberührten Natur von Brasilien werden. Doch Bob Morane und sein Freund Bill Ballantine haben enormes Pech. Ihr kleines Sportflugzeug versagt ausgerechnet über dem Dschungel den Dienst. Morane bringt die Maschine in einem kontrollierten Absturz zu Boden.
Die beiden Männer gehen mit der Situation auf männlich bärbeißige Art um. Irgendwo in diesem undurchdringlichen Grün muss es einen Weg nach Hause geben. Später als beiden lieb ist, stoßen sie auf eine winzige Ortschaft im Nirgendwo. Sao Francisco beherbergt feindselige Gesellen, die die Fremden am liebsten sofort wieder los wären – sogar tot, wenn es sein muss.
Moranes und Ballantines Glück ist es, dass Piloten gebraucht werden. Und die beiden Männer sind ziemlich neugierig, als ein undurchsichtiger Jorge Serena ihnen einen Job anbietet. Die beiden Männer nehmen an, schließlich wollen sie auch aus dem Dschungel wieder heraus und dies scheint dafür auch die beste Gelegenheit zu sein. Serenas Luftflotte ist alt, aber gut gewartet. Gleich beim ersten Auftrag nehmen sie eine merkwürdige Fracht auf. Zeit, um die Neugier zu befriedigen, bleibt nicht. Sobald sie wieder in der Luft sind, werden die beiden Freunde von zwei Düsenjägern angegriffen. Werden die beiden in ihrer DC3 eine Chance haben?
Bob Morane – Die Atomschmuggler ist ein ganz klassischer Abenteuer-Comic aus jenen Tagen, als Männer noch Männer waren, die Whisky und Bier tranken und nebenbei aus jeder Misere wieder herauskamen. Es sind Männer wie Buck Danny, Andy Morgan, Dan Cooper oder eben Bob Morane, die wissen, was ein Mann tun muss. – Spaß beiseite. Ich liebe diese doch recht klassischen Abenteuer-Geschichten. Ein kurzer Auftakt und es geht los.
Selbstverständlich kann ein Mann wie Bob Morane nicht alle Facetten eines Mannes abdecken, weshalb wenigstens ein Duo erforderlich ist. Bob hat Bill Ballantine an seiner Seite, trinkfest, draufgängerisch, immer etwas zu schnell mit den Fäusten und einer großen Klappe bei der Sache.
Charakterlich ist Bob Morane der vernünftige der beiden Männer – eigentlich ist er derjenige, der weniger Spaß macht während des Lesens. Zwar bringt sich Ballantine viel schneller in Schwierigkeiten, aber er sorgt auch für spannende Situationen – er ist die Art von Charakter, den der Leser sympathisch findet und sich gleichzeitig die Haare über so viel Unvernunft rauft. (Wie kann er nur!? – Diese Frage stellt man sich spätestens, wenn Ballantine bereit ist, sich wegen einer Büchse Bier zu schlagen.)
Bob Morane startete in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts in Comic-Form und ist, wenn man es so nennen kann, ein Ableger einer Romanserie. Seine Grundthematik wird wohl mit einer realistischen Science Fiction umschrieben. Morane muss sich mit diversen Feinden herumschlagen. Eine davon, die geheimnisvolle Miss Ylang Ylang, zieht auch im vorliegenden Band ihre Fäden im Hintergrund. Von Science Fiction ist allerdings in dieser Geschichte nichts zu spüren. Die Atomschmuggler ist ein sehr geradliniger Abenteuer-Band und sehr techniklastig. (Wer Buck Danny wegen seiner technischen Ausstattung mag, wird sich bei Bob Morane in diesem Band wie zu Hause fühlen.)
Zeichner William Vance zeichnet Männer mit kantigen Zügen, eckigen Kinnpartien und strengen Blicken. Seine Gangster sehen wie Gangster aus, entweder gelackt wie ein Papagallo oder unrasiert, ungepflegt und düster. Vance gestaltet seine Figuren mit starken Tuschestrichen. Infolge der Kolorierung wirken die Bilder ein wenig altmodisch – andererseits gibt es mittlerweile Arbeiten aus jüngerer Zeit, die ähnliche Stile haben und so einen entsprechenden Effekt erzielen.
Ich finde solche Bilder sehr gelungen, weil auch die Geschichte Spaß macht und Abenteuer pur ist. Wenn eine Staffel aus Corsairs und Messerschmidts angreift und einen Bandenkrieg thematisiert, bricht ein richtiges Actionfeuerwerk los. Da lösen Sturz- und enge Kurvenflüge einander ab, knattern die MGs und werden Napalmbomben abgeworfen. – Es ist erstaunlich, dass eine französische Frauenzeitschrift (Femme d’Aujourd’hui) an Vernes mit der Idee herantrat, aus Bob Morane eine Comic-Serie zu gestalten. Nun, wahrscheinlich war der metrosexuelle Mann damals noch kein Thema und kantige Kerle wie Belmondo faszinierten die Frauen.
(Wer sich noch mehr für Vance’ Arbeiten interessiert, mag vielleicht die Serie Ramiro, seinerzeit Splitter Verlag, ein eher mittelalterliches Szenario, aber sehr spannend.)
Bei genauer Betrachtung reiht sich Morane auch in die Riege von Bond ein – spätestens aus dessen Plots sollten die Leser/Zuschauer die ominöse Verbrecherorganisation kennen, die im Hintergrund ihr Unwesen treibt.
So gesehen, ist Bob Morane auch ein Wegbereiter solider Agenten- und Thrillergeschichten. Künstlerisch hat er optisch und handwerklich einiges zu bieten, weshalb Comic-Freunde, die schon ähnliche Comic-Helden, die echte Kerle sind, in ihrer Sammlung bevorzugen, hier bedenkenlos zugreifen können.
Ich jedenfalls freue mich auf die nächste Ausgabe. 😀
Donnerstag, 27. Juli 2006
Guillaume besucht eine ganz besondere Schule, das unsichtbare College. Leider sind seine Leistungen ebenso unsichtbar. Als Magier ist er einfach schlecht. Aber Guillaume ist nicht dumm. Eine Schummelei macht ihn in Windeseile zum Klassenbesten. Was eigentlich eine gute Sache ist, wird für Guillaume der Auftakt zu einem rasanten Abenteuer, das er sich in seinen kühnsten Träumen nicht vorgestellt hätte.
Seine Mitschüler sind nicht davon begeistert, plötzlich in die zweite Reihe gedrängt zu werden, hielten sie Guillaume doch bisher für eine Niete. Auch Guillaume hat Probleme mit seiner plötzlichen Popularität. – Denn das absolut Böse geht um!
Auch das sollte Guillaume nicht weiter interessieren, gäbe es nicht das kleine Volk, Trolle, Elfen und andere Fabelwesen, die glauben, nur der Oberzauberer könne sie vom absoluten Bösen befreien. Und wer könnte wohl der nächste Oberzauberer werden, wenn nicht der Klassenbeste des unsichtbaren Colleges?
Ehe Guillaume sich versieht, ist er nicht nur der Besitzer eines kleinen Drachen, er befindet sich außerdem im Kampf mit dem absolut Bösen.
Ein Schüler an einer Schule für Magier ist sicherlich nicht die neueste Idee. Doch es kommt auf die Umsetzung an, die hier ziemlich von einem anderen bekannten Zauberschüler abweicht. Guillaume wird von der Handlung eher mitgerissen, er bestimmt sie nur zu einem kleinen Teil selbst.
Der Auftakt zeigt Abgesandte des kleinen Volkes, die alle ihre Tricks anwenden, um in das unsichtbare College vorzudringen. Diese kleinen Details machen die Geschichte sehr amüsant. Wenn eine Dame des kleinen Volkes Guillaume ihr Dekolleté ihm geradezu aufdrängt, damit er auf sie aufmerksam wird, dann ist das schon einen Schmunzler wert. Zuvor hatte sie gemeinsam mit ihren Freunden in seinem Kleiderschrank gehockt und gewunken. Guillaume hatte sie trotzdem nicht gesehen. – Spätestens nachdem eine weitere Abgesandte, die Feenkönigin, von Guillaumes Drachen verschluckt wurde, lässt sich das Lachen nicht mehr halten.
Werwölfe, die mit Katzen Ball spielen, Drachen, die in eine Handtasche passen und trotzdem eine fürchterliche Bedrohung sind, weil sie Feuer spucken können wie ein Großer.
Erstaunlicherweise wird es mit dem Auftauchen des absoluten Bösen auch absolut blutrünstig – das passt irgendwie nicht so sehr zu der zuvor doch sehr humorvollen Handlung, und auch nicht zum eher humorvollen Schluss. Diesen Schnitzer von Autor Ange kann ich mir nicht erklären, denn er wäre so nicht nötig gewesen.
Zeichner Donsimoni beherrscht einen zeichnerischen Stil, der sich zwischen Disneyscher Tradition und der neuen Generation im Sinne eines Humberto Ramos bewegt. Mit wenigen Strichen erreicht er sehr viel Volumen, was durch die Farbgebung von Besson noch verstärkt wird. Die magische Welt, mit ihren schönen Einfällen, erwacht durch Donsimoni zu einem eher knuffigen und fein anzuschauenden Leben.
Wer hätte gedacht, dass eine magische Schule ähnlich einem Ausbildungszentrum des britischen Geheimdienstes über einen Kampfschulungsraum verfügt.
Der kleine Drache dürfte wohl das putzigste Maskottchen (oder auch Haustier) seit langem sein – gegen diese Kulleraugen kommt selbst eine Post holende Eule nicht an. Da scheint es schwer verständlich, dass ein magischer Ausbilder nicht dem Charme dieses Drachens erliegt – nun, erlegen will er den Drachen schon.
Wer das Ende aufmerksam verfolgt, ganz besonders den Schluss, kommt nicht umhin, Vergleiche ganz anderer Art anzustellen. Es war einmal in einer weit, weit entfernten Galaxis, da zerstörte ein junger Mann den Todesstern und wurde auf einer Feier geehrt. Wer sich die Perspektive anschaut, vergleicht wie die Charaktere sich aufgestellt haben, wird kleines Déjà-vu erleben.
Ein absolut kurzweiliges und lustiges Abenteuer in einer neuen magischen Welt, das wegen seiner Anspielungen und vielen Details richtig Spaß macht. Ich bin wirklich auf Guilaumes weitere Abenteuer gespannt (deren Fortsetzung bereits angekündigt ist). 😀
Mittwoch, 26. Juli 2006
Das normale Leben hat Clark Kent in Metropolis eingeholt. Der Reporter des Daily Planet kommt wie jeden Morgen zur Arbeit, beinahe ungesehen, da irgendwie kaum einer richtig auf ihn reagiert. Einzig Perry White, seines Zeichens Boss, hält dem zwar emsigen Reporter eine Standpauke. Qualitativ ist Clark spitze, aber es fehle ihm der nötige Biss. Wie gut, dass Clarks Alter Ego Superman über die nötige Energie verfügt. Als er hört, dass Lois Lane mitten in einer terroristischen Erpressung in Paris gelandet ist, macht er sich sogleich auf den Weg.
Die Rettungsaktion verläuft dramatisch, jedoch erfolgreich. Allerdings zieht Supermans Entsorgung einer Bombe weitere Konsequenzen nach sich. Drei kryptonische Schwerverbrecher, die von Supermans Vater Jor-El einst persönlich inhaftiert wurden, werden durch die Explosion der Bombe aus ihrem Gefängnis, der Phantomzone, befreit. Leider befindet sich das durch das All wandernde Gefängnis gerade in der Nähe der Erde. Die drei Schurken erhalten durch die Strahlen der Sonne die gleichen Kräfte wie Superman.
Von all dem ahnt der schwer verliebte Clark noch nichts. Er muss sich gegen Lois’ Ahnungen wehren, die die Vermutung hegt, er sei Superman. Zuerst vermag er noch diesen Verdacht zu zerstreuen. Doch bald passiert ihm ein folgenschwerer Fehler. Superman ändert sein Leben radikal. Für Lois ist er bereit, auf seine Kräfte zu verzichten. Derweil haben die anderen Kryptonier die Erde erreicht. General Zod und seine Spießgesellen beginnen damit, die Erde unter ihre Herrschaft zu zwingen. Ihr Weg führt bis ins Weiße Haus. Nur Superman könnte sie aufhalten, doch der bleibt verschwunden. Zu allem Überfluss bietet ein weiterer Verbrecher den dreien seine Dienste an: Lex Luthor.
Nachdem Superman sogar die Zeit beeinflusst hat, bekommt er es im zweiten Teil der Saga mit drei Landsleuten zu tun, die furchtbarerweise ebenso stark sind wie er selbst. Christopher Reeve ist hier wieder in der Rolle zu sehen, die sein Leben verändert hat.
Cineasten können sich über Terence Stamp als General Zod freuen. (Star Wars Fans kennen Stamp auch als den Hohen Kanzler Valorum aus Episode I.) Supie-Fans konnten im englischen Original der Serie Smallville erleben, dass er dort die Stimme von Jor-El übernahm. In der Verfilmung Electra wechselte er kurzzeitig das Comic-Universum. Sarah Douglas spielt als Ursa an seiner Seite. (In Conan der Zerstörer trat sie als Königin Taramis in einem anderen Comic-Universum auf – freilich gab es Conan als Pulp Fiction zuerst.) Auch Douglas lieh ihre Stimme dem DC-Universum. Zunächst in der Superman Zeichentrickserie, später in Batman of the future (Orig.: Batman beyond). So schließt sich auch hier ein kleiner Kreis.
Nur Jack O’Halloran alias Non, der etwas schweigsame kryptonische Muskelprotz fand nicht mehr den Weg zurück.
Seien wir ehrlich, die Bösewichte in Superman 2 sind recht eindimensional. Weder Stamp noch Douglas empfehlen sich hier für eine schauspielerische Auszeichnung. O’Halloran kann immerhin ein komödiantisches Potential zugebilligt werden. Seine mageren Versuche, den Hitzeblick anzuwenden, sind schon für einen Lacher gut.
Stamp spielt einen General, der einfach zu dumm ist. – Inzwischen sind die Bösewichter schlauer geworden, wie die Zuschauer unlängst in Batman begins sehen konnten.
Was den Film für Fans auf jeden Fall sehenswert macht, ist ganz einfach Christopher Reeve. Die Szenen, wie er versucht, Lois Lane von ihren Nachforschungen abzubringen, machen Spaß. Die Sensationsreporterin glaubt, dass Clark Kent und Superman eine Person sind. – Sehen wir den Autoren nach, dass ein Stolpern für Supies Demaskierung verantwortlich ist. (Erstaunlich, dass Mario Puzo, der den Paten ins Leben rief, am Szenario von Superman 2 beteiligt war. Ich glaube, er hat den Job zu leicht genommen.)
Lex Luthor, gespielt vom begnadeten Gene Hackman, gerät in der zweiten Folge von Superman leider etwas ins Hintertreffen. (Wir werden sehen, wie Kevin Spacey, immerhin von einem ähnlichen schauspielerischen Kaliber, mit diesem Erbe klar kommt. Wir werden ihn in Superman returns als Lex sehen dürfen.)
Vielleicht unter dem Strich etwas altmodisch anzuschauen – aber gerade das macht auch einen guten Teil des Charmes des Films aus. Es sollte allen Fans aber auch die Wartezeit bis zum nächsten Kinoabenteuer verkürzen. 🙂
Arctic Nation: Ein weißes Gespenst geht unter den Tieren um. John Blacksad sieht zusammen mit anderen Augenzeugen die Leiche eines Geiers, aufgeknüpft an einem Laternenpfahl. Blacksad ist nicht begeistert von diesen Zeiten, aber er lässt sich auch nicht beirren. Ohne zu zögern übernimmt er den Auftrag, ein aus einem Kindergarten verschwundenes Mädchen zu suchen.
Der schwarze Kater setzt all seine Fähigkeiten als Privatdetektiv ein, aber die Niedertracht und Unmenschlichkeit (na, Untierischkeit) um ihn herum ist ein tiefer Sumpf. Schneller als ihm lieb ist, macht er die Bekanntschaft mit Vertretern der sich selbst so bezeichneten weißen Rasse.
Blacksads Ermittlungen führen ihn zur Mutter des vermissten Mädchens. Die junge Frau schwankt zwischen der Sorge um ihr Kind und tief empfundener Angst um das eigene Leben. Der Kater sucht weiter. Bald zeigt sich, dass es Hass und Rassismus überall gibt, egal welche Farbe gerade vorherrscht. Als er die junge Frau tot auffindet, wird der Fall endgültig persönlich.
Rote Seele: Vegas. Was soll jemand wie Blacksad machen? Auch er ist gezwungen seinen Lebensunterhalt zu verdienen. So arbeitet er für einen alten Schildkröterich als Leibwächter und Geldeintreiber. In jenen unsicheren Zeiten, in denen Atombomben getestet werden, erfüllt Blacksad seinen Job, so gut er seinen Stolz unterdrücken und gegen seine Langeweile angehen kann. Da trifft es sich, dass ein alter Freund, der Wissenschaftler Otto Lieber, einen Vortrag gibt. Der Professor ist hoch erfreut, Blacksad zu sehen, seine Assistentin ist weniger von dem Privatdetektiven angetan.
Was als schöne Episode in Blacksads Leben beginnt, entpuppt sich alsbald als Fall, der John ganz persönlich berührt. Nicht nur, dass er sich zu Alma Mayer, der Assistentin des Professors hingezogen fühlt, im Umfeld des alten Freundes werden plötzlich Kollegen und Freunde umgebracht. Wenig später muss sich Blacksad seiner Haut erwehren. Nun geht es um sein Überleben.
Die Krimifälle des John Blacksad sind richtige kleine Kunstwerke. Diese Serie gehört zu jenem Comics, an denen man sich begeisterter Leser wohl kaum satt sehen kann. Selten sind selbst Graphic Novels derart liebevoll und technisch versiert gestaltet.
Die Comics führen zurück in die gute alte Zeit des Film Noir, wo Gangster noch richtige Gangster waren und die Welt nur in Schwarzweiß existierte. Andere mögen dieses Genre auch als Schwarze Serie bezeichnen. Richtig bekannt wurde dieses Genre durch Stars wie Bogart, Robinson, in Frankreich durch Stars wie Belmondo, Delon oder Gabin.
Obwohl die Akteure in Blacksad tierischer Natur sind, nimmt das den Geschichten keinesfalls die Ernsthaftigkeit. Zwar werden die Geschichten durch Tiergestalten nicht fabulös, aber die Charakterisierung durch Tiergestalten hilft enorm, um eine vorläufige Einführung der Figuren zu erreichen. Durch die Eigenarten, die der Leser mit bestimmten Tieren verbindet (durch Fabel- oder diverse Disney-Kost), kann der Schuss auch nach hinten losgehen. Besonders deutlich wird das am Beispiel von Blacksads altem Freund, der in Gestalt einer Eule daher kommt. Die Eule ist freilich ein Gelehrter, aber auch mit einer dunklen Vergangenheit behaftet – von Weisheit also keine Spur. So gesehen erzählt Autor Juan Diaz Canales nicht nur sehr spannend und unterhaltsam, sondern er spielt auch sehr schön mit den Erwartungen seiner Leser.
Die Bilder von Zeichner Juanjo Guarnido sind sehr aufwendig gestaltet. Während die Männer ihren tierischen Vorbildern sehr ähnlich sehen, gibt er den Frauen deutlich menschlichere Gesichtszüge. Was natürliche Proportionen der echten Tiere anbelangt, so nimmt sich Guarnido bei seinen Zeichnungen viel Freiheit – ein Kater und ein Hengst könnten sich sonst nicht Auge in Auge gegenüber stehen. Neben der Gestaltung bieten viele Bilder auch ein hohes Maß an Atmosphäre: Innenräume, Straßenzüge, Fahrzeuge, Wettereinflüsse wie auch ungewöhnliche Blickwinkel, Guarnido scheint einfach alles bedacht zu haben.
Kleine Anspielungen finden sich natürlich auch in Blacksad – was nicht ausbleibt angesichts des Genres, das sich häufig auch selbst zitiert.
In einer Szene hockt Blacksad im Schneegestöber auf einem Vordach. Sein Schattenriss, die spitzen Ohren und der Mantel, die Aussicht auf eine schmutzige Stadt, lassen mich sofort an Batman denken. (Der maskierte Rächer ist inzwischen sehr stark in der Schwarzen Serie zu Hause.)
Irgendwann habe ich vergessen, dass ich Tiercharaktere schaue. Wenn Professor Lieber in Rote Seele den Verstand verliert, könnte das in einer menschlichen Fassung kaum beeindruckender erzählt werden.
Mein persönliches Fazit: Selbst Leser, die nur wenig mit Krimis anfangen können, aber Comic-Fans sind, könnten von der Umsetzung begeistert sein. 🙂
Blacksad Bilder bei Google
Blacksad Homepage bei Dargaud (franz.)
Sonntag, 23. Juli 2006
Ein Krieg zieht auf. Der Planet Gharan erlebte bisher nur kleinere Scharmützel, Übergriffe wilder Vampire. Doch nun drohen sie mit einem Überfall auf die Minensiedlung Doathan.
Diese Situation bringt die friedliebenden Vampire, die innerhalb der Mauern von Doathan leben, in Bedrängnis. Viele Bewohner warten nur darauf, den Vampiren zu schaden. Unter den friedlichen Vampiren befindet sich die junge Asanghia. Entgegen ihrem Willen wird sie in ein gefährliches Abenteuer hineingezogen.
Der Vorleser der Vam-Pyräi ist geflohen. In seinem Gepäck befindet sich ein uraltes Dokument, das zu vorbezeichneter Zeit dem Volk der Vampire vorgelesen werden soll. Dieses Dokument könnte eine Wende in der Kultur der Vampire herbeiführen. Doch, was geschieht, wenn jemand die Lesung manipuliert? Der Vorleser bittet die Menschen um Hilfe, eine Bitte, der die Menschen aus Doathan nur mit Misstrauen nachkommen.
Eine kleine Gruppe macht sich auf den Weg ins weit entfernte Queatz Kar. Asanghia, friedliche Vampirin, soll dem Krieger Fadelloe helfen, das Ziel zu erreichen.
Asanghia 1 – Der Vorleser der Vam-Pyräi ist kein Erstlingswerk. Autor und Zeichner Martin Frei ist bereits recht lange im Bereich Comics zu Hause.
Der Comicblog berichtete bereits über eine seiner Arbeiten: Tatort – Zweierlei Blut. Hat er mit seiner zeichnerischen Arbeit über Schimanski einen absolut bodenständigen Krimi abgeliefert, stellt der Ausflug auf den Planeten Gharan einen ziemlichen Genre-Wechsel dar. Auch im Vergleich zu anderen Produktionen wie Gregor Ka (SciFi, alternativer Realitätsstrang) oder Beiträgen in MAD. Stilistisch beschreitet Frei einen anderen Weg. Die Outlines sind fetter, so manche Figur einen stärkeren Cartoon-Touch und wirkt weniger realistisch gezeichnet als es noch in Gregor Ka oder im Tatort der Fall war.
Asanghia bietet eine schöne neue Fantasy-Welt. Ich bin seit langem Fan von Vampiren in aller Art von Geschichten. Mit Asanghia steht eine Vampirin im Mittelpunkt, der es vor Blut graust. Im Gegensatz dazu haben die wilden Vampire alles, was der Leser von diesen Bestien gewohnt ist – außer der Unsterblichkeit. Dieses kleine, nicht unwesentliche, Detail sähen die Vampire gerne erfüllt, weshalb es an Asanghia und dem Krieger Fadelloe ist, dies – mit etwas Hilfe – zu verhindern.
Die junge Frau ist dank ihrer Jagdfähigkeiten kämpferisch nicht unbegabt. Erfreulicherweise ist ihr Charakter so angelegt, dass sie wirkliche Schwierigkeiten hat, das Abenteuer zu überstehen. Nach und nach lernt sie dazu, auch dank des Vorbilds ihres Kampfgefährten.
Am Ende, so viel kann verraten werden, denn etwas anderes wäre die Überraschung schlechthin, steht eine erfahrenere Asanghia, die auf neue Abenteuer wartet. Und natürlich kann sie auch auf neue Freunde zurückgreifen.
Zuri Dip, der Chef der Sicherheitsgarde von Doathan, erinnert rein äußerlich an James Coburn oder Christopher Lee. Das kann Zufall sein. Ob nun nachempfunden oder nicht, Dip agiert nicht wie der Kommandant einer Sicherheitsgarde, dafür legt er zu viel Feigheit an den Tag. Die Art und Weise der handelnden Figuren ist gegenläufig zu bekannten Szenarien und Charakteren, weshalb die Überraschungen beim Lesen vorprogrammiert sind.
Es gibt auch kleine Anspielungen, die natürlich auch Zufall sein können, vielleicht auf einer Recherche von historischen Kleidungen beruhen. Das aristokratische Äußere der Fürsten der wilden Vampire erinnert ein wenig an jüngere Verfilmungen des Themas. Der Fürst selbst ist beinahe karrikiert.
Der gewählte Zeichenstil täuscht auf den ersten Blick. Es geht ziemlich zur Sache, was nicht zuletzt an der blutgierigen Darstellung der Vampire liegt.
Wie es zu einer ordentlichen Fantasy-Geschichte gehört, kommt es hier zu zahlreichen Kämpfen, dramatisch, mal in Duellen, mal gegen ganze Horden und immer ordentlich spannend.
Daumen rauf für eine feine Fantasy-Geschichte! 😀
Mittwoch, 19. Juli 2006
Eben noch war Harrison Banks einer der mächtigsten Männer der Welt, nun ist er ein gesuchter Verbrecher. Natürlich versucht er sich vor der Polizei für die Vergehen, die man ihm zur Last legt, zu verteidigen. Die Beamten kommen sogar seinem Ansinnen nach, seine Sekretärin auf Golden City zu kontaktieren. Doch leider wartet dort auch ein anderer Harrison Banks auf den Anruf. Bei zwei Banks’ ist einer zuviel: So wird der (vermeintliche) gemeingefährliche (und doch echte) Doppelgänger im wahrsten Sinne des Wortes in einer Zelle versenkt.
Allerdings ist auch ein vermeintlicher Doppelgänger für die Intriganten im Hintergrund eine Schwachstelle. Harrison Banks muss sterben, eine andere Lösung kann es nicht geben. So wird eine Auftragsmörderin auf Banks angesetzt. Inmitten der Slums auf den Küstenstreifen des Kontinents existieren genügend verbrecherische Seelen, die für ihr Auskommen beinahe jeden Auftrag übernehmen.
So muss Banks lernen, dass Polizeigewahrsam nicht mit Schutz gleichzusetzen ist. Aber er lernt die Gesetze dieser andersartigen Welt, in der es Menschen gibt, die für einen vergleichsweise geringen Einsatz alles gewillt sind zu riskieren.
Mifa, die Jugendliche, die ihm bereits einmal half, vertraut immer noch auf seine Worte, er werde sie mit einer ordentlichen Summe belohnen. Bald stellen sich diese Worte als Trugschluss heraus. Banks’ altes Leben wird mehr und mehr beschnitten.
Das Science Fiction Abenteuer Golden City geht weiter. Mit Banks gegen Banks steigt die Spannung einmal mehr mit der Geschichte um einen Mann, der eben noch alles besaß und im nächsten Moment nur noch um das nackte Überleben kämpfen kann.
Golden City verbindet die Elemente von Thriller und Science Fiction. Zur Erklärung: Der Titel der Serie bezeichnet eine gigantische schwimmende Stadt. Sie ist eine Wohnstatt für die Reichsten der Reichen dieses Planeten. Durch ihre Mobilität hält sie sich ständig außerhalb der Grenzen der bestehenden Länder – und somit außerhalb der Gesetze und (noch viel wichtiger) außerhalb der Steuervorschriften. Golden City wird auf diese Weise zu dem Steuerparadies auf Erden. Die Idee einer schwimmenden Stadt findet sich in diesen Tagen sogar in der Realität. Die Zielgruppe ist identisch mit jener, die der Autor Daniel Pecqueur anführt.
Die Umsetzung, eigens für diese Geschichte erdacht, fällt denn doch noch eine Spur phantastischer und technisch aufwändiger aus, als es die Realität bislang noch erlaubt. An der Wasseroberfläche ähnelt die Stadt einer Art überdimensionaler Kappe. Unter der Oberfläche, wie von Eisbergen her bekannt, ist die Hauptmasse von Golden City untergebracht. Alleine die technischen Finessen bieten eine unglaubliche Menge an Hintergrundmaterial. Dies und die übrige beschriebene (bzw. gezeigte) Welt trägt zur glaubwürdigen Erzählung der Geschichte bei.
Pecqueur lässt sich auch auf eine intensive Gestaltung seiner Charaktere ein und lässt dabei auch die verschiedensten Motivationen, die Mensch für sein Handeln anführen kann nicht aus: blankes Überleben, Habgier, Hass, Sex und vieles mehr.
In kurzen Abschnitten bringt der Autor seine Figuren dem Leser (also mir) nahe. Er schafft es, diese Charaktere sehr lebendig zu gestalten.
Der Zeichner Nicolas Malfin schafft es blendend die detailreiche und technische Seite der Handlung umzusetzen. Malfin hat ein Kameraauge. Die Blickwinkel sind wie eine Reise, auf die der Leser mitgenommen wird. Malfin lässt die Akteure auf den Betrachter zugehen. Es sind diese Situationen, in denen der Zuschauer (Leser) mehr weiß als die Protagonisten. Auf bekannte und neue Arten erzeugen Autor und Zeichner so Hand in Hand Spannung von der ersten bis zur letzten Seite.
Malfin hat außerdem eine sehr leichte Art der Darstellung, filigran und exakt. Sein Zeichenstil erinnert an ähnlich gezeichnete Mangas. Manche Zeichnung, in der Geschwindigkeit von Fahrzeugen oder Aktionen gezeigt wird, verweist sehr auf diese asiatischen Zeichentechniken. Malfin portiert diese Technik hervorragend in die europäische Erzählform und drückt ihr seinen eigenen Stempel auf.
Zusammen mit den Koloristen Pierre Schelle und Stéphane Rosa entsteht so eine richtige Bilderpracht, die wie Screenshots eines Animes ausschauen.
Toll erzählte Science Fiction in einer klasse Aufmachung! 😀
Samstag, 15. Juli 2006
Auf der falschen Seite des Krieges: Der Widerstand bricht. Wieder einmal ist das Imperium siegreich. Lieutenant Janek Sunber ist in vorderster Front dabei, als die imperialen Soldaten den Feind zur Aufgabe zwingen. Doch für Sunber hat der Sieg einmal mehr einen schalen Beigeschmack. In seinem neuen Quartier angekommen, muss er feststellen, dass die Gefangenen als Arbeitssklaven gehalten werden. Sunbers Vorstellungen vom Imperium werden ein weiteres Mal erschüttert. Die Haltung von Nichtmenschen als Sklaven war für ihn ganz normal, aber mit Menschen ebenso zu verfahren, bringt ihn zu zweiflerischen Gedanken. Schließlich weiß er nicht mehr, was ihn mehr anrührt: die Sklaven oder seine Gedanken, die den Verrat in sich bergen.
Derweil spielen sich noch andere Machenschaften ab, von denen Sunber nichts ahnt. Ein Einsatzkommando der Rebellen hat sich in den Stützpunkt eingeschlichen. Ein wichtiger Gefangener des Imperiums soll befreit werden. Zuerst läuft die Mission mit der Präzision eines Uhrwerks ab. Bald stellen sich allerdings den Rebellen unerwartete Probleme in den Weg. Auch sie entdecken die Sklaven. Die Mission wird ausgeweitet, nicht ohne Diskussionen unter den Rebellen auszulösen. Schließlich entscheiden sie sich doch alle dafür, die Sklaven ebenfalls zu befreien. Die Rebellen sind mit allem Eifer bei der Sache. Dann geschieht etwas, mit dem niemand gerechnet hat.
Luke Skywalker, der einer der Einsatzleiter ist, wird von einem alten Jugendfreund entdeckt: Lieutenant Janek Sunber.
Janek Sunber ist mit einer neuen Geschichte zurück. Bereits in Star Wars 46 und 47 (Bis zum letzten Mann) erlebte Sunber eine Art intergalaktisches Alamo im Kampf gegen eine nichtmenschliche Spezies. Seine Tapferkeit führte schließlich zu einem Erfolg – nicht zu einem Sieg im eigentlichen Sinn. Und es kam für Sunber auch völlig unerwartet.
Sunbers Charakter, von Autor Welles Hartley beschrieben und in Szene gesetzt, ist eine für den Leser zwiespältige Figur, da sie trotz ihrer Zugehörigkeit zum Imperium sympathisch angelegt ist. Sunber ist nicht das Monster, der typische imperiale Offizier, der nur eine Art Vader ohne Maske und Macht ist, aber mit der gleichen Skrupellosigkeit. Sunber stellt seine Vorgesetzten in Frage, noch hält er einen gewissen Ehrbegriff hoch, der ihn im vorliegenden Band Star Wars Sonderband 32 Auf der falschen Seite des Krieges in Schwierigkeiten bringt.
Als ein anderer Offizier die Sklaven als sein ganz persönliches Bordell ansieht und sich entsprechend bedienen will, schreitet Sunber ein. Prompt macht er sich in seiner neuen Station auch seinen ersten richtigen Feind.
Gerade diese Kleinigkeiten, sehr viele Grautöne unter den Charakteren, und eine nicht vorhersehbare Handlung machen die Geschichte zu einem kleinen Science Fiction Erlebnis. Ausgerechnet ein Nichtmensch unter den Rebellen setzt sich für die Befreiung menschlicher Sklaven ein, während seine menschlichen Kameraden lieber die ursprüngliche Mission beibehalten wollen. Deena, die Rebellin, geht für ihren Auftrag mit einem imperialen Offizier ins Bett, um die falschen Informationen an den richtigen Mann zu bringen, damit ein Ablenkungsmanöver gelingen kann.
Und schließlich trifft Luke den alten Kumpel Janek Sunber. Letzterer wähnt Luke dem Imperium zugehörig. Als Sunber hört, dass der gemeinsame Freund Biggs im Kampf gefallen ist (Star Wars Sonderband 18 Darklighter), ist er erschüttert. Erst spät realisiert Sunber die ganze Wahrheit.
Hartley erzählt seine Geschichte um die Befreiungsmission sehr straff und ohne Schnörkel, sprich überflüssige Szenen. Da gibt es keine Länge – nur gemeine Szenenwechsel, die immer genau dann anstehen, wenn es besonders spannend wird. Hartleys Erzähltaktik führte denn auch dazu, dass ich den Band erst zur Seite legte, als ich ihn zu Ende gelesen hatte.
Ihm zur Seite als Zeichner steht Davidé Fabbri, der schon die eingangs erwähnte Vorläufergeschichte um Janek Sunber realisierte. Seine technische Art der Zeichnungen passt wunderbar zum imperialen Szenario. Die klaren Linien des imperialen Designs erlauben keine großen Experimente. Entsprechend genau fällt die Kulisse des Comics aus. Das hat zur Folge, dass der Wiedererkennungseffekt recht groß ist und der Leser erhält Einsichten in die Architektur und die Technik, die ihm sonst eher versagt bleibt in den Filmen, da es sonst ziemlich schnell an dem Zuschauer vorüberrauscht.
Davidé Fabbri zeichnet mit einem tollen Augenmaß. Es ist erstaunlich, wie sehr es ihm gelingt die Charaktere erkennbar zu zeichnen, ohne den Lebewesen die gleiche technische Aura zu verleihen wie dem Rest.
Es bleibt eine dramatische, äußerst spannende und auch tragische Episode des Star Wars Universums, die sich ein Fan nicht entgehen lassen sollte. Auch SciFi Fans können hier dank der Tiefe der Geschichte bedenkenlos zugreifen. 😀
Der Film zu 300, der Graphic Novel von Frank Miller, wird fleißig produziert. Unter 300themovie.warnerbros.com finden sich im Production Blog einige interessante Infos über die Umsetzung des bildgewaltigen Comics. Die verschiedenen Ansichten von Bildumsetzungen haben mich ziemlich beeindruckt. – Sicher, Kollege Computer schafft heute alles, aber wie sich ein Bild von der Aufnahme bis zur fertigen Szene wandelt, wirkt immer noch wie ein kleiner Zaubertrick. Insbesondere hier, da die Bilder ein metallisches Leuchten erhalten, um der (im wahrsten Sinne des Wortes) spartanischen Grundstimmung gerecht zu werden.