Spirou hat es nicht leicht. Gerade hetzt er sich ab, um pünktlich zu seinem Psychiater zu kommen, da muss er aus der Luft auch noch einen alten Mann vor einem herannahenden LKW retten. Dank erfährt er hierfür nicht.
Fantasio unterdessen freut sich auf einen einfachen Putztag im ehemaligen Haus seines Onkels Tanzafio. Der merkwürdige alte Mann, der sich unerlaubt Zutritt zum Haus verschafft, macht ihm allerdings einen Strich durch die Rechnung. Und ehe Fantasio sich versieht, kreuzt auch noch sein Cousin Zantafio, das schwarze Schaf der Familie, auf und verwandelt die beschaulich geplante Zeit in ein neues Abenteuer:
Der Mann, der nicht sterben wollte.
Durch einen kleinen Schluck einer unbekannten Substanz gelingt es dem alten Mann, sich ein wenig in den vermissten Onkel Tanzafio zurückzuverwandeln. Unter Zwang erzählt er seine Geschichte. Vor vielen, vielen Jahren fand er das Geheimnis des ewigen Lebens in der geheimnisvollen Stadt Eldorado. Die Aussicht auf enorme Reichtümer veranlassen Zantafio und seine beiden schurkischen Getreuen, die einzige Wegbeschreibung nach Eldorado zu stehlen.
Eine Jagd beginnt. Sie führt Spirou, Fantasio und Tanzafio auf der Fährte von Zantafio quer über den Ozean nach Guaracha, einem fernen Land, in dem Zantafio auf seine verbrecherische Art bereits reichlich Erfahrung gesammelt hat.
Alle gemeinsam gelangen zwischen die Fronten eines Freiheitskampfes. Jeder nutzt auf seine Art den Vorteil aus, der ihm geboten wird. Während Spirou und Fantasio mit Ehrlichkeit Unterstützung erlangen, lügt und betrügt Zantafio, um seine neuen Freunde auf seine Seite zu ziehen.
In Eldorado treffen alle zusammen. Was eben noch den Anschein eines Bürgerkrieges hatte, wird zu einer phantastischen Reise in uralte Zeit. Und auch hier müssen die Abenteurer größte Vorsicht walten lassen, denn die vergangenen Wächter jener untergegangenen Kultur wollen die Freunde mit ihrer Beute nicht ziehen lassen.
Das 46. Abenteuer von Spirou und Fantasio: Der Mann, der nicht sterben wollte, von Jean David Morvan geschrieben und von José-Luis Munuera zeichnerisch in Szene gesetzt, übernimmt ein großes Erbe u. a. von Andre Franquin.
Wo in früheren Tagen Humor, kleine Seitenhiebe und auch purer Klamauk Trumpf waren, steht heute das Abenteuer an erster Stelle und übernimmt damit die Tradition neuerer Vorbilder wie Indiana Jones. Durch das Aufgreifen bereits bekannter Charaktere wie Tanzafio und Zantafio wird eine Brücke geschlagen zu alten Geschichten.
Die Rasanz der Szenen springt einem sofort ins Auge. In einer Stelle des Anhangs wird das Wort Storyboard erwähnt. Im Normalfall zeigt ein Storyboard eine filmische Abfolge von Bildern, um bereits im Vorfeld eines Filmes die Umsetzung eines Drehbuches zu veranschaulichen. Der Vergleich zum 46. Abenteuer könnte nicht besser sein, denn mit all seinen Perspektiven bietet Der Mann, der nicht sterben wollte bereits die perfekte Anleitung für einen abendfüllenden Zeichentrickfilm.
Für mich stellt sich nicht die Frage, ob dieser Band besser oder schlechter ist als seine vielen Vorgänger, dafür hat er eine ganz eigene Machart und hat (auch farblich) eine sehr gute Umsetzung erfahren. Ich habe die phantastische Atmosphäre sehr genossen und auch die etwas stärkere Ernsthaftigkeit sehr gemocht. Wahrscheinlich ist diese sehr eigenständige Erzählweise ein sehr besserer Weg als die Kopie der Erzählweise von Franquin und Greg.
Fans von Spirou + Fantasio müssen für sich selber entscheiden, ob sie dieser Geschichte eine Chance geben, die sie mehr als verdient hat.
Wie der Leser aus einem sehr schön aufbereiteten Anhang erfährt, kann Zantafio auf eine Entstehung vor 50 Jahren zurückblicken. Daneben sehen wir den Fantaschrauber wieder in Aktion und bekommen eine neue Variante des Turbots gezeigt. Schön sind auch die Einblicke hinter die Kulissen, die dem Leser mit Entwurfszeichnungen, verworfenen Szenen und der Entwicklung einer kompletten Seite dargeboten werden.
Ein rundum gelungener Band, der Spirou + Fantasio komplett in die Neuzeit transportiert. 😀