Das in gefährlichen Abenteuern erprobte Team mit Yoko, Vic und Knut ist zum Amazonas aufgebrochen. Die drei folgen einer Einladung zu einem Schachturnier. Yoko ist außerdem in Begleitung ihrer Tochter Morgentau, die von ihrer Mutter auch sogleich ins nächste Abenteuer mitgerissen wird.
Dabei fängt alles so harmlos an. Sicherlich, Emilia, die Tochter ihres Piloten ist ein richtiger Tausendsassa und fliegt bereits mit 14 Jahren wie der Teufel. Klar, die Entführung von Vic und Knut stand auch nicht auf dem Plan. Auch die Gräfin, eine alte Bekannte von Yoko, ist in diesem Fall nur für eine Menge Ärger gut. Und Rasputin kann eine echte Nervensäge sein.
Als Yoko versucht, ihre Tochter wieder zu finden, schlittert sie immer tiefer in ein Abenteuer, mit dem sie in diesem Teil der Welt einfach nicht rechnen konnte. Tief im Dschungel befindet sich eine alte Fabrik, deren Zweck zunächst unbekannt ist. Je mehr Yoko und ihre Freunde jedoch erfahren, umso mehr wird deutlich, wie sehr ihr Abenteuer zu einem guten Ausgang gebracht werden muss, soll nicht eine riesige Katastrophe ihr aller Ende bedeuten.
Die Technik und überaus exakte Zeichnungen waren von jeher ein Markenzeichen der Serie. Roger Leloup ist ein herausragendes Beispiel für die frankobelgischen Comickünstler. Details werden hier keinem Zufall überlassen. Fahrzeuge jeglicher Art, Gebäude, Hintergründe, stets hinterlassen die Bilder einen filmischen Eindruck. Der optische Augenschmaus mischt sich bei Yoko Tsuno mit phantastischen Einflüssen, die stets mit großer Fingerfertigkeit in die Realität eingebunden werden. Seien es gruselige Elemente, Science Fiction oder auch Thriller-Anteile, immer verbindet sich die technische Raffinesse der Wirklichkeit mit den Ideen von Leloup aufs Trefflichste.
Für mich hat die Serie ein gleich bleibendes hohes Niveau und auch der vorliegende Band Der siebente Code reiht sich nahtlos in diese feine Comicserie ein.
Die Geschichten um Yoko Tsuno ziehen Elemente so heran, dass eine Handlung nie vorhersehbar wird. Was im 24. Band als Auftakt zu einem privat organisierten Schachturnier im Amazonasgebiet beginnt, wird alsbald zu einer Geschichte, die tief in die Vergangenheit greift und später phantastisch und beinahe apokalyptisch wird. Eine uralte Fabrik tief im Dschungel erhält durch die Handlung den Anschein eines verwunschenen Tempels und auf gewisse Weise haust in ihm auch ein furchtbarer Gott – ein Vergleich, der gar nicht so weit hergeholt ist. (Mehr soll nicht verraten werden, aber ein, zwei bestimmte Science Fiction Geschichten kennt, wird diesem Vergleich sofort zustimmen.)
Im Gegensatz zur Technik haben Leloups Figuren in der Yoko Tsuno Reihe stets etwas Puppenhaftes. Sie sind weit davon entfernt jenes übermenschliche Aussehen zu haben, was sich in vielen Comics seit zig Jahren findet. Ich finde sie sehr menschlich gelungen, obwohl sie etwas Künstliches haben. Künstlich heißt jedoch nicht, dass sie unsympathisch sind: Das Gegenteil ist der Fall. Ähnlich wie der Leser es zum Beispiel von Tim und Struppi her kennt, zieht Yoko Tsuno einen großen Teil des Charmes (den die Geschichten wahrhaftig besitzen) aus ihren wirklich liebevoll angelegten Charakteren. Selbst neue Figuren, wie die der draufgängerischen 14 Jahre alten Emilia, wachsen einem schnell ans Herz.
Die zeichnerische Darstellung der Menschen hat sich etwas verändert. Sie ist nicht mehr so glatt wie früher. Wer die Bilder aus den ersten Alben mit dem des aktuellen Bandes vergleicht, wird den Unterschied schnell sehen. Es ist immer noch Leloup, aber gereifter, man könnte auch sagen: Yoko ist erwachsen geworden. (Angesichts ihrer Tochter kein abwegiger Gedanke.)
In der Reihe findet sich immer ein, na, ich nenne es einmal Betthupferl. Das ist häufig etwas ganz Besonderes. In diesem Fall ist es der Zar. Das kleine Fluggerät, irdischen Ursprungs diesmal, erinnert an die technischen Errungenschaften des Volkes von Vinea. Vielleicht ist es Leloups eigene Hommage an sich selbst. Das ist natürlich reine Spekulation. Trotzdem ist es schön zu sehen, dass Leloup bei Liebe zum Detail bestehender Technik sich immer noch die tollsten Vehikel selbst ausdenkt und diese so echt konzipiert, als hätten sie tatsächlich eine Werkshalle verlassen.
Spannung, Abenteuer, und das von der ersten Seite an, technische Finessen und eine Handlung, deren Verlauf nicht vorhersehbar ist: Comickultur vom Feinsten. Comicleser, was willst Du mehr? 😀