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Comic Blog


Dienstag, 04. Oktober 2005

Ein nostalgischer Blick zurück

Filed under: Klassiker,Selbst gemacht — Michael um 21:22

Nostalgischer BlickMir sind weitere alte Zack-Hefte und Taschenbücher (Pockets) in die Hände gefallen. Dabei habe ich ein Trüppchen wiederentdeckt, bei dem ich mich frage, wieso ich es vergessen konnte.
Der Graf, Jean, Moose, Kurt und Pedro sind: Die Gentlemen GmbH.
Diese Einbrecherbande, auf den Weg gebracht von Ferdinando Tacconi (Zeichner) und Alfredo Castelli (Text), ist eine vergnügliche Mischung aus den Herren Einbrechern und James Bond. In heutiger Zeit dürfte Abenteuer Dylan Dogs aus der Feder Castellis bekannter sein. Hierzulande sind seine schriftstellerischen Qualitäten außerdem in Docteur Mystère zu bewundern.

Ein paar der Charaktere haben mich immer an Schauspieler erinnert. Der Graf hat eine gewisse Ähnlichkeit mit David Niven ohne Bärtchen. Moose sieht ein wenig aus wie Bud Spencer. Pedro könnte Franco Nero nachempfunden sein. (Hier bin ich aber nicht so richtig sicher.)
Einigen dürfte vielleicht schon aufgefallen sein, dass ich gerne nach Schauspielergesichtern in Comics Ausschau halten. Bis auf wenige Ausnahmen ist nie so eindeutig, ob der Zeichner sich tatsächlich an einigen Hollywood-Größen orientierte.
In einem Fall der Gentlemen ist es allerdings zu 100% eindeutig.

In James Bond backt kleine Brötchen wird Sean Connery und seine berühmteste Rolle so toll karikiert, dass sich die Balken biegen. Bond ist hier auf Otto Ochs angesetzt (Gert Fröbe lässt grüßen) und hat leider in seiner Karriere etwas Hüftspeck angesetzt, auch sind seine Reflexe nicht mehr so gut, wie er es gerne hätte. Da werden die Gentlemen von M zur Unterstützung angefordert.

Es ist einfach herrlich, wenn Connerys Gesicht sich vor Ärger verzieht, weil sein Wagen nicht Öl auf die Straße spritzt, sondern ein automatischer Arm ihm ein Feuerzeug anbietet. Der berühmte Hut, den Bond bei seiner Ankunft im Büro auf den Haken wirft, fliegt hier einfach aus dem Fenster.
Im Großen und Ganzen funktionieren wenigstens die technischen Tricks der Gentlemen, die dem Erfindungsgeist eines Q in Nichts nachstehen.
Es ist erstaunlich, dass ein Comic dieser Art aus Italien kommt. Irgendwie passt er nicht so recht in die sonstige Vielfalt aus dem italienischen Raum. Sei’s drum, es ist gelungen und nur das zählt. 😀

Sonntag, 02. Oktober 2005

Die rechte Hand des Schicksals

Filed under: Mystery — Michael um 17:10

Die rechte Hand des SchicksalsEin Pfannkuchen verändert alles und erschüttert die Hölle.
Hellboys Verhalten erregt aber auch auf der Erde Aufsehen, denn ein Club von Eingeweihten möchte gerne wissen, wie es um den Menschen ehrenhalber bestellt ist. Die Geister Norwegens bescheren Hellboy gefährliche Erlebnisse und lassen ihn die Bekanntschaft mit Verrat und Habgier machen. Hellboy verschlägt es nach Japan. Menschenfressende Geister, die ihre Köpfe zur Jagd ausschicken, erledigt er zwar nicht mit links, aber leicht fällt ihm der Auftrag nicht.

Hellboy wähnt sich nach einer langen Jagd endlich am Ziel, als er die Vampirin vor sich im Sarg liegen sieht. Der Pflock ist bereit, doch die Gräfin macht ihm einen Strich durch die Rechnung. Bald erscheint der Varcolac, der Herr aller Vampire, so riesig, dass er es vermag, Mond und Sonne zu verschlingen.

Hellboys steinerne Hand gibt so manchem ein Rätsel auf. Er selbst weiß auch nicht, was es damit auf sich hat. Als ein Besuch ihn nach Spanien führt, gibt ihm ein Priester einige Hinweise. Viel deutlicher jedoch wird es in England, wohin es ihn zusammen mit Abe Sapien verschlägt.
Ein Dämon erwacht. Er steht einem Mann zu Diensten, dem es nur um Macht und Geld geht. Später wird es ein Kampf um die Fähigkeiten und die Bestimmung Hellboys. Und Abes Tierliebe wird auf eine harte Probe gestellt.

Mike Mignola besitzt einen wunderbaren Humor.
Die erste kleine Episode, obwohl nur zwei Seiten lang, besticht durch eine originelle und witzige Pointe. (Das hat es wohl im weiten Feld von Grusel und Mystery so noch nicht gegeben.)
Hellboy-Fans werden sich freuen, wie die Geschichten im vorliegenden Band einerseits den Charakter und die Hintergrundgeschichte Hellboys weiter ausbauen und ihm zusätzliche Tiefe verleihen.
Mignola teilt die Geschichten in Die frühen Jahre, Die mittleren Jahre und Hauptgeschichten wie Die rechte Hand des Schicksals auf, die inhaltlich umfangreicher ausfallen. Letztere sind sehr gut gelungen und vermitteln das (bislang) unnachahmliche Flair aus Hellboys Welt auf gewohnt souveräne Art.

Die Geschichten um Hellboy zeichnen sich durch ein wirklich gutes Maß an handwerklichem Geschickt aus. Zwei, die mir besonders gefallen haben, sind König Vold und Die Truhe des Bösen. In dem Abenteuer um König Vold greift Mignola die norwegische Sagenwelt auf. Hier zeigt es sich allerdings, dass das Land optisch keine so große Rolle spielt. Es hätte genauso gut England sein können, denn hier vermutet der Leser eher kopflose Könige, die rachsüchtig durch die Nacht ziehen.
Die übrige Optik, der Auftritt des Königs und seines Jagdrudels, gefällt mir außerordentlich gut, was aber daran liegen mag, dass ich seit langem ein Fan von schönen Geistergeschichten bin. Die Pointe, hier die Bezahlung des Königs, ist konsequent.

Die Truhe des Bösen konfrontiert Hellboy mit seiner Herkunft. Am Ende hat er eine äußerst unheimliche Begegnung, über die Hellboy mit seiner gewohnten Coolness hinweg geht. Der Epilog zu dieser Geschichte zeigt, dass die Coolness nur gespielt ist, dass Hellboys Charakter tiefer reicht.
Mignola hat zweifellos erkannt, wie ein guter Charakter in einer Geschichte aufgebaut sein muss (gut im Sinne von ausgefeilt). Mike Mignola ist nicht nur ein Zeichner mit einem ganz eigenen Stil, sondern er ist auch ein sehr guter Erzähler, der mit seinen Geschichten sicher auch Leser begeistern kann, die sich sonst für dieses Genre nicht so sehr interessieren.

Im Anhang findet sich eine Skizzengalerie, die Mignolas Fähigkeiten als Grafiker sehr schön unter Beweis stellt und zeigt, dass er sich in den Geschichten selbst noch einmal reduziert. Außerdem finden sich darunter schöne Beispiele seiner Ideenvielfalt.
Ein Artikel über Mignolas künstlerische Einflüsse und eine eindrucksvolle Galerie von Fremdkünstlern mit Hellboy-Bildern schließen den Band ab.
Ein rundum tolles Comicvergnügen. 😀

Samstag, 01. Oktober 2005

Eine Braut, für die man mordet

Filed under: Thriller — Michael um 17:41

Eine Braut, für die man mordetAls Sally von ihrem Luden umgebracht werden soll, ist Dwight McCarthy zur Stelle. Eigentlich hatte er nur Fotos von diesem sexuellen Akt machen sollen. Als der Lude durchdreht, um das Geheimnis seines kleinen Techtelmechtels zu wahren, rettet Dwight die Prostituierte.
Dwight lebt nur noch ein kleines unscheinbares Leben. Er hält das mörderische Tier in sich im Zaum. Er trinkt nicht mehr und versucht Ava, die Frau, die ihm das Herz brach, zu vergessen. Denn Ava hat ihn verlassen, weggeworfen, als sie ihn nicht mehr brauchte und den größten Gangsterboss der Stadt geheiratet.

Plötzlich ist Ava wieder da. Verführerisch wie damals. Und Dwight lässt sich verführen. Er glaubt ihre Horrorgeschichte einer furchtbaren Ehe, über Folter und Machtspielchen. Er glaubt, dass ihr Mann Damien Lords sie töten wird.
Sein erster Ausflug in die Villa des Mannes, der ihm die Frau genommen hat, verläuft wenig erfreulich. Dwight wird erwischt. Obwohl er sich als Spanner ausgibt, lässt Damien nicht die Polizei rufen. Er übergibt Dwight an den riesenhaften Manute, den Aufseher seiner Leibwächter.

Dwight sieht für sich nur eine Chance. Er muss sich Verstärkung holen. Wie gut, dass Marv, ebenfalls ein riesenhafter Berserker, nicht an sich halten kann, wenn es um den Schutz von Frauen geht.
Marv nimmt sich Manute vor und Dwight holt sich Damien als Gegner. Doch dann läuft alles aus dem Ruder. Dwight wurde wieder einmal reingelegt.

Frauen sind nicht gut für harte Kerle!
Dwight McCarthy, die Hauptfigur dieser zweiten Geschichte aus Sin City in Eine Braut, für die man mordet, kann ein Lied davon singen. Ava, ist eine Frau, die einen ganz besonderen Reiz auf die Männer ausübt. Durch ihren Körper, ihre Stimme, ihr Aussehen, wie sie sich gibt. Das ist im Comic schwer darzustellen, sollte aber für die männlichen Leser nachzuvollziehen sein.
Ava sorgt nicht nur dafür, dass ein anderer Körperteil als das Gehirn beim Mann das Kommando übernimmt, sie vernebelt den Männern um sie herum auch vollkommen den Blick auf die Realität.

Dwight ist ein Charakter, der nicht nur gegen andere, sondern auch gegen sich selbst kämpft. Aus dieser Tatsache zieht er die Sympathie des Lesers. Und Frank Miller bedient sich auch wieder des Mitleids des Lesers, denn wie so häufig ist auch Dwight eine verlorene Seele. In Basin City, kurz Sin City genannt, scheint es nur verlorene Seelen zu geben.
Miller zeigt aber auch die vermeintlich Standhaften. Ein Polizist verfällt Ava, obwohl er kurz zuvor noch prinzipientreu auf seine Ehe verwies.
Am Ende steht wie üblich der Tod. Das ist nichts Neues bei Miller und verrät natürlich auch nicht, wer nun den Tod findet.

Erfreulich zu vermerken ist, dass Miller die Geschichten nicht chronologisch, sondern wie eine Art Puzzle zu erzählen scheint. Durch diesen Umstand ist wieder Marv mit von der Partie, der es Dwight abnimmt, gegen Manute anzutreten. Einzelne Szenen aus anderer Perspektive finden sich, die der Leser aus Stadt ohne Gnade wieder erkennt. Und der Leser wird auch feststellen, dass Miller vorausdachte, indem Miller im ersten Band Szenen am Rand spielen ließ, die nun eine wichtige Funktion haben.

In dieser Geschichte wird auch deutlich, nach welchem Muster sich Sin City für den Leser erschließt. Nach dem Auftakt durch Marvs ureigene Geschichte findet sich der Leser im zweiten Teil sehr schnell zurecht. Szenen und Charaktere, die der Leser erkennt, fesseln weiter – und es wird langsam zur Tatsache, dass man sich auch in Schwarzweiß nicht von Nancy losreißen kann.
Ich glaube, selbst Frank Miller hat etwas für Nancy übrig.

Im Anhang findet sich ein Interview mit Frank Miller. Seine Erläuterungen zu seinem beruflichen Werdegang und seinen Arbeiten sind ein interessanter Blick hinter die Kulissen. Man übertrug ihm seinerzeit die sinkenden Schiffe Daredevil und Batman. Er hatte das Glück, nichts falsch machen zu können. Zu dem Zeitpunkt konnte er nur dabei gewinnen. Sein Traum war es, Krimis zu schreiben. Er hat dieses Element, so oft es eben ging, in seine diversen Arbeiten einfließen zu lassen.

Es wäre unfair, die vergangenen Arbeiten von Miller aus dieser Sicht als Fingerübungen zu betrachten. Letztlich ist es aber gut, dass Miller endlich in seinem nach seiner Sicht wahren Element angekommen ist. 😀