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Comic Blog


Freitag, 07. Oktober 2005

Das große Sterben

Filed under: Thriller — Michael um 14:06

Sin City - Das große SterbenDwight McCarthy ist wieder zurück. Das Gesicht ist neu, die Haarpracht auch, aber die Probleme sind die alten geblieben. Als er sich mit Shellie eingelassen hat, der Kellnerin, die in der Vergangenheit so nett zu ihm gewesen ist, sollte es nur ein vergnügliches Stelldichein werden. Doch jetzt könnte es bedrohlich werden.
Shellies Ex weiß noch nichts von seinem Status in der Beziehung zu Shellie und ist auch nicht bereit, diese Tatsache zu akzeptieren. Jack Rafferty, Iron Jack genannt, ist ein Mann, der sich gerne vor seinen Kumpels profiliert, indem er Frauen schlägt und wie Dreck behandelt.
Solche Typen bringen stets den Kavalier in Dwight zum Vorschein. Jack muss nicht lange warten, bevor Dwight Jacks Kopf in die Toilettenschüssel taucht.

So gedemütigt macht sich Jack mit seinen Kumpels davon. Shellie bleibt unbehelligt, aber Dwight möchte auch verhindern, dass anderen Frauen nichts geschieht. Einen Warnruf von Shellie überhört er.
Die Verfolgungsjagd führt in die Altstadt von Sin City. Ein Polizeiwagen, der sich an die Fahrzeuge, dreht in der Altstadt gleich wieder um, denn die Altstadt wird von den Prostituierten beherrscht und kein Polizist, geschweige denn die Mafia, wagt sich hierhin.

Jack und seine Kumpels sind betrunken. Sie geben nichts auf diese Geschichten. Sehr schnell haben sie ein Opfer auserkoren. Becky befindet sich nach einem langen horizontalen Arbeitstag auf dem Heimweg. Sie hält die Bande auf Abstand, erkennt aber auch, dass diese nicht locker lassen werden. Sie führt sie in eine Sackgasse.
Dwight kann nicht eingreifen. Die Falle schnappt zu. Die tödlichste Killerin der Mädchen verrichtet erbarmungslos und präzise ihre Arbeit.

Was nach einem Akt der üblichen Selbstverteidigung der Mädchen ausschaut, wird zu einer Katastrophe. Einer von der Bande war kein gewöhnlicher Krimineller.

Da werden Weiber zu Hyänen.
Dieser altbekannte Spruch ist hier nicht ganz zutreffend. Die Gruppe der Mädchen ist weitaus schlagkräftiger.
Die Kampfmaschine, die kleine tödliche Miho, ist einer der gefährlichsten Charaktere, die in Comics jemals gegen Bösewichter angetreten sind. Frank Miller hat Miho sehr klein, beinahe verletzlich aussehend geschaffen. Umso erstaunlicher sind für den Leser ihre Kampfeswut und ihre Brutalität. Hinzu kommen ihre Beweglichkeit und ihr sehr guter Umgang mit allen möglichen Waffen. Ihre Präzision macht das Maß voll.
Und in der ganzen Zeit gibt Miho keinen Laut von sich.

Wie der Titel dieser verfilmten Geschichte aus dem Universum von Sin City schon besagt, Das große Sterben, ist Gewalt ein sehr zentraler Punkt. Mehr noch als in den beiden Geschichten zuvor führt nur Gewalt für alle Beteiligten zum Ziel.
Die einen sind Dilettanten, andere sind absolute Profis, wieder andere sind eher Handwerker. Dwight balanciert irgendwo dazwischen. Er ist die Sorte Mann, der es nicht so recht begreifen kann, wenn eine Frau zu Gewalt greift. Interessant ist seine Beziehung zu Gail, der Anführerin der Mädchen. Für ihn ist sie seine Kriegerin, seine Amazone, die perfekte Mischung aus Brutalität und Sexualität. Dwight ist einfach vernarrt in diese Frau und setzt alles daran, ihr zu helfen.

Die Schauplätze im vorliegenden Band sind sehr gut ausgewählt und spielen eine wesentliche Rolle. Die Teergruben mit ihren steinernen Dinosaurierfiguren in Lebensgröße liefern Atmosphäre. Der schmale Zugang bei dem Austausch von Geiseln und Beweisstücken erinnert auch textlich an die Thermophylen, den Schlachtort der Spartaner gegen die Perser. Miller verarbeitete dieses historische Thema bereits zusammen mit seiner Frau Lynn Varley in Miller’s 300.

Ist die vorliegende Geschichte auch nicht im klassischen Altertum angesiedelt, so verhalten sich ihre Protagonisten wenigstens auf mittelalterlichem Niveau. Das Schlachtfeld wechselt zwischen Festung und städtischem Dschungel.
Dazwischen findet sich Millers sehr schwarzer Humor, der hier meist mit Gewaltszenen in Einklang gebracht wird. Zu diesem Zeitpunkt ist der Leser bereits so sehr von der Geschichte gefesselt, dass das Lachen zur Befreiung wird und eine kurze Verschnaufpause gewährt. Diese währt allerdings nicht lange. Wenn der Showdown startet, hält der Leser (zumindest ging es mir so) schlichtweg die Luft an. 😀

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