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Comic Blog


Samstag, 01. Oktober 2005

Eine Braut, für die man mordet

Filed under: Thriller — Michael um 17:41

Eine Braut, für die man mordetAls Sally von ihrem Luden umgebracht werden soll, ist Dwight McCarthy zur Stelle. Eigentlich hatte er nur Fotos von diesem sexuellen Akt machen sollen. Als der Lude durchdreht, um das Geheimnis seines kleinen Techtelmechtels zu wahren, rettet Dwight die Prostituierte.
Dwight lebt nur noch ein kleines unscheinbares Leben. Er hält das mörderische Tier in sich im Zaum. Er trinkt nicht mehr und versucht Ava, die Frau, die ihm das Herz brach, zu vergessen. Denn Ava hat ihn verlassen, weggeworfen, als sie ihn nicht mehr brauchte und den größten Gangsterboss der Stadt geheiratet.

Plötzlich ist Ava wieder da. Verführerisch wie damals. Und Dwight lässt sich verführen. Er glaubt ihre Horrorgeschichte einer furchtbaren Ehe, über Folter und Machtspielchen. Er glaubt, dass ihr Mann Damien Lords sie töten wird.
Sein erster Ausflug in die Villa des Mannes, der ihm die Frau genommen hat, verläuft wenig erfreulich. Dwight wird erwischt. Obwohl er sich als Spanner ausgibt, lässt Damien nicht die Polizei rufen. Er übergibt Dwight an den riesenhaften Manute, den Aufseher seiner Leibwächter.

Dwight sieht für sich nur eine Chance. Er muss sich Verstärkung holen. Wie gut, dass Marv, ebenfalls ein riesenhafter Berserker, nicht an sich halten kann, wenn es um den Schutz von Frauen geht.
Marv nimmt sich Manute vor und Dwight holt sich Damien als Gegner. Doch dann läuft alles aus dem Ruder. Dwight wurde wieder einmal reingelegt.

Frauen sind nicht gut für harte Kerle!
Dwight McCarthy, die Hauptfigur dieser zweiten Geschichte aus Sin City in Eine Braut, für die man mordet, kann ein Lied davon singen. Ava, ist eine Frau, die einen ganz besonderen Reiz auf die Männer ausübt. Durch ihren Körper, ihre Stimme, ihr Aussehen, wie sie sich gibt. Das ist im Comic schwer darzustellen, sollte aber für die männlichen Leser nachzuvollziehen sein.
Ava sorgt nicht nur dafür, dass ein anderer Körperteil als das Gehirn beim Mann das Kommando übernimmt, sie vernebelt den Männern um sie herum auch vollkommen den Blick auf die Realität.

Dwight ist ein Charakter, der nicht nur gegen andere, sondern auch gegen sich selbst kämpft. Aus dieser Tatsache zieht er die Sympathie des Lesers. Und Frank Miller bedient sich auch wieder des Mitleids des Lesers, denn wie so häufig ist auch Dwight eine verlorene Seele. In Basin City, kurz Sin City genannt, scheint es nur verlorene Seelen zu geben.
Miller zeigt aber auch die vermeintlich Standhaften. Ein Polizist verfällt Ava, obwohl er kurz zuvor noch prinzipientreu auf seine Ehe verwies.
Am Ende steht wie üblich der Tod. Das ist nichts Neues bei Miller und verrät natürlich auch nicht, wer nun den Tod findet.

Erfreulich zu vermerken ist, dass Miller die Geschichten nicht chronologisch, sondern wie eine Art Puzzle zu erzählen scheint. Durch diesen Umstand ist wieder Marv mit von der Partie, der es Dwight abnimmt, gegen Manute anzutreten. Einzelne Szenen aus anderer Perspektive finden sich, die der Leser aus Stadt ohne Gnade wieder erkennt. Und der Leser wird auch feststellen, dass Miller vorausdachte, indem Miller im ersten Band Szenen am Rand spielen ließ, die nun eine wichtige Funktion haben.

In dieser Geschichte wird auch deutlich, nach welchem Muster sich Sin City für den Leser erschließt. Nach dem Auftakt durch Marvs ureigene Geschichte findet sich der Leser im zweiten Teil sehr schnell zurecht. Szenen und Charaktere, die der Leser erkennt, fesseln weiter – und es wird langsam zur Tatsache, dass man sich auch in Schwarzweiß nicht von Nancy losreißen kann.
Ich glaube, selbst Frank Miller hat etwas für Nancy übrig.

Im Anhang findet sich ein Interview mit Frank Miller. Seine Erläuterungen zu seinem beruflichen Werdegang und seinen Arbeiten sind ein interessanter Blick hinter die Kulissen. Man übertrug ihm seinerzeit die sinkenden Schiffe Daredevil und Batman. Er hatte das Glück, nichts falsch machen zu können. Zu dem Zeitpunkt konnte er nur dabei gewinnen. Sein Traum war es, Krimis zu schreiben. Er hat dieses Element, so oft es eben ging, in seine diversen Arbeiten einfließen zu lassen.

Es wäre unfair, die vergangenen Arbeiten von Miller aus dieser Sicht als Fingerübungen zu betrachten. Letztlich ist es aber gut, dass Miller endlich in seinem nach seiner Sicht wahren Element angekommen ist. 😀

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