Freitag, 28. Oktober 2005
In der letzten Zeit habe ich die Ausgaben von Spider-Man und Wolverine, die von John Romita Jr. gezeichnet wurden, mit recht großer Begeisterung verfolgt. Dabei ist Junior inzwischen etwas falsch. Zwar ist er der Sohn des legendären John Romita, einem Urgestein bei Marvel, aber als Jahrgang 1956 ist er weit davon entfernt ein Junior zu sein.
Sein zeichnerischer Stil ist im Gegensatz von so penibel ausgeführten Zeichnungen von Terry Dodson oder Jim Lee geradezu hingeworfen. Von Kevin Maguire (X-Men aller Zeiten) will ich gar nicht reden. Er wirkt nicht so elegant, vielleicht ist der Eindruck sogar manchesmal klotzig.
Im Auftakt von Michael J. Straczynski tuscht Scott Hanna Romitas Bilder und gibt ihnen noch etwas Graziles mit. In der neuesten Wolverine-Ausgabe (22) ist der Eindruck eher grob. Inker Klaus Janson macht seinen Job gut, zweifelsohne, aber es ist interessant, wie sich der Eindruck durch zwei verschiedene Inker verschieben kann.
Seltsamerweise habe ich Romita Jrs. Zeichnungen nicht immer gemocht. Eine Zeitlang empfand ich sie sogar als Frechheit.
Im aktuellen Band von Wolverine 22 findet ein Angriff von Superhelden statt (die von Hydra umgedreht wurden). Der folgende Kampf im Shield-Carrier ist für meine Begriffe ungeheuer dynamisch dargestellt. Perspektiven und Bildfolgen zwingen das Auge zu schnellem Überfliegen – na, wenigstens meine Augen, weil ich wissen will, wie es weitergeht. In diesen Szenen muss ich einfach wissen, wie es weitergeht.
Ein ähnliches Beispiel findet sich in Band 19. Hier tritt Elektra gegen Gorgon an. Obwohl Gorgon nicht einfacher gezeichnet sein könnte, ist die Figur einprägsam. Die Kampfszene ist besser geschnitten als manche Szene in einem Kinofilm.
Zuerst war ich skeptisch, ob Romita Jr. und Wolverine zueinander passen, aber er holt verdammt viel aus den Charaktere heraus – obwohl, und das kann ihm auch angekreidet werden, Romitas Figuren sich im Gesicht sehr ähneln. Schwamm drüber, selbst die allerbesten Zeichner wie ein Alex Ross haben ihre Schwachstellen.
Aber es gibt auch Ausnahmen: Fukuko. Hier zeichnet Romita Jr. ein asiatisches Frauengesicht, das mit unglaublich wenigen Strichen auskommt. Ich liebe das.
Apropos Wolverine: Der Abschluss der vorliegenden ersten Episode hat wohl den coolsten Cliffhanger seit langem. Das kleine Gespräch über die Mannstärke von Hydra und den Umstand, was Logan mit ihnen zu tun gedenkt, ist ein Faktum, warum Wolverine so beliebt ist.
(Eine ähnliche coole Szene gab es in jüngerer Zeit nur, als Peter Parker und Logan sich gegenüber stehen und beinahe prügeln. Das Größenverhältnis war einfach putzig.)
Infos zu John Romita Jr.:
Bilder bei Google
Kurzbiographie
Spider-Man von John Romita Jr. im Vergleich zu anderen Zeichnern 😀
Sonntag, 23. Oktober 2005
Comics greifen nicht selten soziale Missstände, Krieg und menschliche Katastrophen als Themen auf. In der Science Fiction sind die Umstände zumeist frei erfunden, aber nicht weniger realistisch als zum Beispiel bei historischen Themen.
Homero (Edition Kunst der Comics) befasst sich damit, was geschieht, wenn jegliches soziales Netz der Gesellschaft verloren gegangen ist und die Menschen, die aus den verschiedensten Gründen an den Rand gedrängt wurden, eingepfercht werden.
In der Eiswüste befindet sich ein heruntergekommenes Gefängnis. Hier sind die Freaks untergebracht, die Kranken, die Alten. Die Bewachung ist nicht minder übel dran und will es den Insassen auch nicht leichter machen. Gewalt, Hunger und Drogen bestimmen den Alltag.
Eines Tages tritt eine noch schlimmere Notsituation ein: Die Versorgungstransporte von außerhalb bleiben aus. Zur Eindämmung möglicher Aufstände lässt der Gehilfe des Direktors einen Söldnertrupp einfliegen. Mögliche Rädelsführer sollen ohne Umschweife getötet werden. Homero und seine Leute verrichten den Auftrag ohne Skrupel.
Erst als die Situation sich auch gegen sie richtet – denn ohne Nachschub von außen bleibt auch ihre Bezahlung aus – verhelfen sie einigen wenigen Häftlingen zur Flucht.
Die Autoren Antonio Guiral und Fernando Rubio erzählen ihre Geschichte, ohne allzu tief in die menschliche Psyche vorzudringen – jedenfalls nicht weiter, als die eigene Vorstellungskraft reicht. Ähnliche Szenen kennt der Betrachter bereits aus Gefängnisgeschichten, hier werden sie lediglich noch einmal überspitzt dargestellt.
In der Geschichte regiert der Wahnsinn und – wenn man es so nennen will – das pure Böse. Es ist eine reine Schwarzweißmalerei. Der Wechsel von Homero auf die Seite der Guten erklärt sich aus einer reinen Notwendigkeit heraus. Besser macht ihn das auch nicht.
Bei aller Gewaltdarstellung verzichtet der Comic auf allzu drastische Bilder. Das ist der Geschichte anzurechnen, die Oberflächlichkeit zieht den Band wieder deutlich ins Minus. Natürlich erwartet der Betrachter heutzutage kaum noch neue Erkenntnisse oder revolutionäre Sichtweisen von einer Geschichte, Comic oder nicht. Aber etwas mehr Tiefgang kann nicht schaden. Interessant ist lediglich der Schluss: Die Zurückgebliebenen weigern sich, das Unvermeidliche anzuerkennen. Sie warten weiterhin auf den Nachschubtransport, der niemals eintreffen wird.
Mit Der ewige Krieg (Carlsen) nach einer Vorlage von Joe Haldeman und umgesetzt durch die Federführung von Marvano verhält es sich völlig anders.
Im Weltall herrscht Krieg – es ist eine besondere Art von Krieg, in der für die Truppen im All die Zeit viel langsamer vergeht als auf der Erde. Für die Männer und Frauen an der Front spielt sich ein ganz anderes Zeitalter als Zuhause ab.
Auf der Erde herrscht Notstand, der technische Fortschritt wird vorangetrieben, in Folge der Überbevölkerung wird das Praktizieren von Homosexualität unter den Menschen gefördert. Bildung und Platz bedeuten Luxus.
Die Menschen im All verlieren jeden Bezug zum Ziel des Krieges. Ihre Angehörigen auf der Erde altern viel schneller, Leben der Soldaten werden mit künstlichen Gliedmaßen verlängert.
Ein drastisches Beispiel zeigt die Beziehung eines Soldaten und einer Soldatin zueinander. Eines Tages werden sie so weit voneinander an verschiedene Posten versetzt, dass die Möglichkeit, in Folge der Zeitversetzung sich jemals wieder zu sehen, gleich Null ist.
Der Soldat denkt an Selbstmord. Mein Leben gehörte der Armee. Ich würde ihr nicht auch noch meinen Tod schenken.
Eine realistisch anmutende Geschichte, mit der Joe Haldeman Teile seiner eigenen Kriegserfahrungen in Vietnam verarbeitete. (Auch als Roman erhältlich.) Wenn die Soldaten im All kämpfen und die Generation, die den Krieg begonnen hat, zwischenzeitlich auf der Erde wegen Überalterung stirbt, spätestens dann sollte jeder die Sinnlosigkeit eines kriegerischen Unterfangens erkennen.
Man merkt der Geschichte deutlich an, dass sie auf einer Romanvorlage fußt. Viele Blickwinkel und Details, sehr echt angelegte Akteure machen Der ewige Krieg nach meiner Meinung zu einem echten Klassiker. 🙂
Freitag, 21. Oktober 2005
Ein neuer Auftrag: Befreiung aller Gefangenen aus einem Hochsicherheitsgefängnis.
Elektro übernehmen sie.
Schlechte Zeiten liegen hinter den Rächern. Es gibt sie nicht mehr. Nachdem die Scarlet Witch sogar für den Tod verschiedener Helden verantwortlich ist, weil sie ihre Chaos Magie nicht mehr unter Kontrolle halten konnte, hielt es die verbliebenen Rächer nicht mehr am Ort der zerstörten Rächerzentrale.
Eigentlich hatte sich Spider-Man auf einen ruhigen Abend eingerichtet. Da sorgt ein Stromausfall für ein Desaster in der ganzen Stadt. Spider-Woman, Luke Cage und Matthew Murdock (Daredevil) sind gerade zu Besuch auf dem Floss von Ryker’s Island, als auch Elktro der Gefängnisinsel einen Besuch abstattet.
Ein paar Helden schaffen es noch auf die Insel zu gelangen, darunter auch Spider-Man und Captain America. Aber sie kommen zu spät. Die Superschurken haben sich bereits aus ihren Zellen befreit und haben nichts besseres zu tun, als sich bei den Helden für ihren langen Aufenthalt auf Ryker’s Island in ihrer Form zu bedanken.
Carnage gehört noch zu den einfacheren Gegnern auf der Insel. (Ein Scherz 🙂 Wie gut, dass auch einer der mächtigsten Helden der Welt auf Ryker’s Island im Gefängnis sitzt: Sentry.
Hat das Ultimative Universum nun auch in den normalen Marvel-Alltag Einzug gehalten?
Fast scheint es so, denn der Auftakt der neuen Reihe, in der sich Spidey im Team der neuen Rächer wieder findet, ist dermaßen bombastisch geraten, dass es nicht nur Brian Michael Bendis zu verdanken ist, dass dieser Start so gut geraten ist. Zeichner David Finch übertrifft sich selbst.
Einige mögen diesen Kracher gewöhnungsbedürftig finden, da bereits zum Ende der alten Rächer alles in Schutt und Asche gelegt wurde. Auch die Wahl der Helden, die sich hier zusammenfinden, ist nicht unbedingt das, was der Otto-Normal-Marvel-Leser erwartet hatte: Wann hat man zuletzt etwas von Spider-Woman gehört?
Nun, wenigstens zur Optik steuert sie ordentlich etwas bei. Gleichwohl schlägt sie sich ebenso gut wie alle anderen Rächer auch.
Was sich hier an den verschiedenen Kriegsschauplätzen tut, ist absolut sehenswert. Spider-Man fällt zwar nicht unter die Räuber, so doch unter die Superschurken. Derart ist Spidey lange nicht mehr gefleddert worden. Die Szene ist sehr realistisch gestaltet. In so manchen Szenen vergangener Folgen diverser Spidey-Serien kam der Spinnenmensch schon häufig in Schwierigkeiten. Dieser Kampf ist so inszeniert, dass Spider-Man sogar sterben könnte – wenigstens von der Schurkenseite aus betrachtet, ist dies das Ziel der Aktion. Die Tatsache seines Maskenverlusts rückt hierbei vollkommen in den Hintergrund.
Der Auftritt des Sentry ist eine echte Überraschung. Der kleine Coup, den Marvel mit dieser vermeintlich verschollenen Heldenfigur vor einiger Zeit landete, ist wohl noch so manchem Marvel-Leser in Erinnerung. Sein Auftauchen in dieser Geschichte, vor allem sein Aussehen, hat etwas von einem Thor-Ersatz.
Sein Handeln ist vergleichsweise ebenso beeindruckend, weil die Leichtigkeit, mit der er Carnage besiegt, viel für die Zukunft erwarten lässt (man wünscht sich geradezu ein Aufeinandertreffen mit dem Hulk).
Die gesamte Szenerie ist wie ein Showdown angelegt. Es ist schmutzig, dunkel, die Örtlichkeiten muten an wie in einem Abwasserkanal, das Heranstürmen der Schurken macht einen apokalyptischen Eindruck. Die Brutalität der Szene – auch das – stützt diese Atmosphäre.
Der vorliegende Band, unabhängig davon, ob es eine neue Serie ist oder nicht, ist eine der wirklich erwachsenen Geschichten des Marvel-Universums, wo selbst Spideys Humor nicht mehr zündet. 🙂
Montag, 17. Oktober 2005
New York. Justine Gallagher führt ein merkwürdiges Leben. Ihr Job als Polizistin genügt ihr nicht, sie ist außerdem noch als Aktmodell unterwegs, um ihre Kasse aufzubessern. Gerade erholt sie sich noch von einem Einsatz vor der Kamera (der für den Fotografen alles andere als befriedigend zu Ende geht), als sie von einer Geiselnahme im Empire State Building erfährt. Gegen den Befehl ihrer Vorgesetzten lässt sie sich auf dem Wolkenkratzer absetzen und beginnt eigenmächtig mit der Befriedung.
Eine andere Welt. In einem großen Gefängnis mit den gefährlichsten Insassen, die Diesseits und Jenseits jemals gesehen haben, vergeht eine der Aufseherinnen vor Lust nach einem besonderen Häftling: Vlad Tepes. Der brutale Tepes nutzt das ungewollte Schäferstündchen auch sogleich zur Flucht.
Aber bei der Verfolgung einer seiner Wächterinnen kommt es zu einem Versehen. Vlad Tepes findet sich plötzlich im New York der Gegenwart wieder. Justine, die vom Auftauchen dieses nackten Irren, mehr als verwirrt ist, legt sich trotzdem mit dem wahnsinnigen Mörder an.
Das Geheimnis lautet: Magika.
Eine gute und eine böse Seite befinden sich im ewigen Kampf miteinander. Das Gute hat bislang die Oberhand behalten und verschiedene Vertreter des Bösen eingekerkert. Justine wird zu einer Wächterin des Guten berufen und handelt sich damit erst so richtig Ärger ein.
Die Irren gehen um in Magika. (Erschienen bei Kult Editionen.)
Nur ganz selten hat man von Polizisten gehört, die sich im Nebenjob ausziehen. Justine Gallagher gehört zu dieser Spezies und so wie sie zu Papier gebracht worden ist, kann sie es sich auch leisten.
Außerdem ist sie eine Art weiblicher Demolition Man. Sie fackelt nicht lange, sondern schwingt sich ins Kampfgebiet und räumt auf. Freaks haben keine Chance mehr, der Justiz übergeben zu werden. Justine richtet erbarmungslos.
Diese Eine Frau sieht rot-Masche macht sie nicht unbedingt als Hauptfigur sympathisch.
Vlad Tepes musste bereits mehrmals für Horrorgeschichten herhalten, dabei sind die diversen Dracula-Geschichten noch nicht einmal mitgezählt. Hier ist er der ultimative Krieger. Vom Bruder verraten und vertrieben, kehrt er eines Tages zurück, besiegt die Türken und alle Verräter bezahlen mit dem Tod auf dem Pfahl. Sein erbarmungsloses Vorgehen gegen die Ungläubigen bringt ihm die Unterstützung Roms ein, bis man ihm vorwirft, mit einer Hexe verheiratet zu sein.
Der Rückblick ist im zweiten Band hervorragend umgesetzt, erzählerisch wie grafisch. Nach all den Morden, die Tepes begangen hat, bekommt man nach dem Verlust seiner beiden Kinder sogar ein wenig Mitleid mit ihm. Letztlich ist er aber nur in eine Falle geraten.
Die Wege dieser beiden Hauptfiguren werden durch das Konstrukt der Magika zusammengeführt. Inmitten eines riesigen Labyrinths steht ein gewaltiger Turm, der die miesesten Verbrecher aller Zeiten beherbergt. Hier liegt Tepes neben Stalin, Hitler, David Koresh (Verantwortlich für die Erstürmung der Sektierer-Festung in Waco, USA, durch die Polizei. Dabei starben über 80 Menschen.) und andere Wahnsinnige.
Justine Gallagher will ihre Anwesenheit in der anderen Welt sogleich dazu nutzen, Hitler eine Kugel durch den Kopf zu jagen.
Manchmal wundere ich mich doch sehr über die Faszination, die dieser Irre auf diverse Autoren ausübt. Nach der x-ten Hinrichtungs- oder Auferweckungsphantasie wirkt ein solches Szenario etwas ausgelutscht. Und ihn auf eine Stufe mit Jack the Ripper zu stellen, mutet auch reichlich taktlos an. Auf diese Passage hätte sehr gut verzichtet werden können.
Sieht man von diesem Ausrutscher einmal ab, findet der Leser eine reichliche Gewaltorgie vor, die ihre Paten bei Quentin Tarantino und Clive Barker gefunden hat. Die mysteriöse Frau im Hintergrund, die zwei irre Söhne hat und nicht sterben will, erinnert ein wenig an die jüngst vorkommenden Gestalten in Wolverine: Die Hand lässt grüßen.
Grafisch gibt es solide Handarbeit. Da gibt es schon einmal qualitative Unterschiede von Seite zu Seite, aber in der Mehrzahl kann sich die Geschichte sehen lassen. Richtig gelungen sind jene Seiten, in denen eine Farbtönung dominiert und eine intensive Atmosphäre schafft.
Leser, die einem ordentlichen Horror nicht abgeneigt sind, können hier zugreifen. Alle anderen, denen das Genre eher ein Graus ist: Finger weg. 🙂
Sonntag, 16. Oktober 2005
Nash Tulsa ist auf seine Art ein ganz normaler Mann in dieser verrückten Welt. Seit er den Dienst bei der Armee quittierte, arbeitet er als Kopfgeldjäger. Seine Frau Ethel hat sich von ihm getrennt und arbeitet jetzt als Stripperin. Seine kleine Tochter Audrey hat eine Immunschwäche und lebt in einem Krankenhaus.
Sein Leben nimmt eine völlig andere Richtung, als Unbekannte Nashs kleine Tochter entführen. Die Hinweise verdichten sich, dass die Unbekannten außerdem den Rest von Audreys Familie töten wollen. Nash kann seine Exfrau nur knapp vor einem Attentäter schützen.
Die Vergangenheit meldet sich zu Wort. Die ersten Spuren erweisen sich als falsch und Nash muss gehörig Prügel einstecken. Bald jedoch meldet sich ein geheimnisvoller Militärangehöriger bei ihm. Und Nash erinnert sich.
Audrey entstand nicht durch natürliche Zeugung. So sehr Ethel und er sich auch bemühten, es hatte nie geklappt. Vermutlich lag die Ursache in verschiedenen Chemikalien, die Nash während seiner Militärzeit einnehmen musste. Professor Labory half ihnen schließlich weiter durch künstliche Befruchtung.
Die Spur führt nach Sao Paulo. Hier machen Nash und seine Exfrau im Haus von Laborys ehemaligem Kollegen Sangrenegra eine unheimliche Entdeckung: Die junge Tochter des Doktors sieht ebenso aus wie Audrey und besitzt die gleiche Immunschwäche.
Nash steht vor einem sehr großen Rätsel. Was er auch macht, immer wieder werden seine Nachforschungen vom gewaltsamen Vorgehen des Militärs durchkreuzt.
Jean-Pierre Pécau und Damour haben mit der Geschichte um Nash einen beinharten und abenteuerlichen SF-Reißer zu Papier gebracht, der zu keinem Zeitpunkt langweilig ist.
Die zeichnerische Umsetzung gefällt mir sehr gut. Es ist eine Mischung aus französisch-belgischer Schule und Manga. Als Euro-Manga würde ich es nicht unbedingt bezeichnen, aber Anleihen sind durchaus vorhanden. Sehr gut sind die Ansichten der Welt, in der Nash lebt. Sie schaffen eine sehr dichte Science Fiction Atmosphäre. Hier wird der Vergleich mit Mangas sehr deutlich. Die Ansichten sind sparsam gezeichnet, aber sehr exakt, die leichte Kolorierung erinnert an einen Zeichentrickfilm japanischer Machart.
Wer sich ein wenig in der populären Science Fiction auskennt, wird sich in dieser Welt schnell zurechtfinden. Manches schaut aus wie in Blade Runner oder Total Recall, überhaupt scheinen Anleihen oder Inspirationen aus den Ideen eines Philip K. Dick gezogen worden zu sein. Das schadet jedoch keineswegs und wer wenigstens die Filmumsetzungen mochte, zu denen auch Minority Report gehört, wird auch diesen Comic mögen.
Es ist eine Geschichte um (berühmt) berüchtigte Versuche des Militärs, die einen Ausnahmesoldaten zu schaffen wollen. Die Codenamen dafür lauten: Alphas, Kains, Liliths und Engel. Wer den Engeln begegnet, hat keine Zeit mehr sein Testament zu machen. Leider ist auch Nashs Tochter ein Ergebnis dieser Experimente. Das mag nicht sonderlich innovativ klingen, ist allerdings gut strukturiert erzählt. Die Geschichte verheimlicht auch nicht, welche Handlungen und Sci-Fi-Welten sie zum Vorbild hat. Einmal wird von einer Zeugin namens Ripley berichtet, die leider nicht weiter zu befragen ist, da sie glaubt, außerirdische Eier in ihrem Körper auszubrüten.
Im ersten Band Morgenstern ist die Strichführung noch recht dick geraten, beinahe wie ein Entwurf. In den Folgebänden Jenseits von Eden und Königin der Engel ändert sich das massiv. Hier haben die Striche einen beinahe zerbrechlich aussehenden feinen Charakter. Das erhöht den Zeichentrickcharakter noch mehr. Alleine in den All- und Laboransichten in Band 3 wird dieser Effekt besonders schön deutlich.
Geradlinige Science Fiction Action, perfekt in Szene gesetzt. 😀
Mittwoch, 12. Oktober 2005
Der MSV Duisburg spielt. Das Stadion kocht und auf den Rängen gibt es noch viel mehr Ärger als auf dem Platz. Ein Mann wird erstochen. Wie immer gibt es viele Augenzeugen, doch so richtig gesehen, hat niemand etwas.
Für Schimanski ist der Fall, so traurig der Anlass auch ist, eine willkommene Abwechslung. Tanner wohnt seit kurzer Zeit bei ihm und er könnte dem Kollegen jetzt schon an die Gurgel gehen. Thanners Putzfimmel macht die gesamte unsaubere Gemütlichkeit von Schimmis Wohnung zunichte.
Außerdem ist Bea Klein vom Erkennungsdienst eine echte Augenweide.
Der Tote soll von Punks umgebracht worden sein.
Schimanski versucht einen Fuß in das Milieu zu bekommen. Fiete und Kurti waren mit dem italienischen Freund der Mutter nicht einverstanden. Dieser fand bei der Messerstecherei im Stadion den Tod und Kurti war der letzte, der im Streit mit dem Toten gesehen wurde. Schimanski erarbeitet sich Fietes Vertrauen. Obwohl viel zu alt dafür, zieht er ein paar Male mit der Jugendbande herum, gibt ihnen Alkohol aus. Leider verliert er dabei auch seine vorgeschobene Tarnung. Als die Gang herausbekommt, dass der betrunkene Schimanski ein Polizist ist, findet dieser sich später zusammengeschlagen und nackt mitten auf dem Stadionrasen wieder.
Aber Schimmi gibt nicht auf. Während er in den Niederungen Duisburgs ermittelte, hat Thanner schon handfestere Ergebnisse vorzuweisen. Schließlich haben die beiden die Lösung.
Nicht immer findet ein Comic nur den Weg ins Kino, manchmal findet eine Geschichte auch den Weg vom Fernsehen ins Comic-Album.
Film-Adaptionen im Comic-Format sind keine Neuerung auf dem Comic-Markt, aber nur selten sind sie wirklich gut. Enttäuschungen finden sich auch in bekannten Werken wie Punisher oder auch James Bond 007 – Lizenz zum Töten.
Eine löbliche Ausnahme ist Tatort – Zweierlei Blut. 1991 verabschiedete sich Schimanski aus der Tatort-Reihe, 1992 erschien der vorliegende Band. Grafisch ist hier eine wirklich tolle Arbeit gemacht worden, bei der sich vergleichsweise amerikanische Kollegen auch mal eine dicke Scheibe abschneiden können. Martin Frei setzt die Vorlage mit vielen Details und sehr exakt um. Schimanski (Götz George) und sein Kollege Thanner (Eberhard Feik) sind stets erkennbar, zuweilen liefert Frei auch perfekte Portraits ab, was in einem Comic ab einer bestimmten Bildgröße alles andere als einfach ist.
Sehr schön werden auch die allseits bekannten Stimmungen der Folgen um Schimmi eingefangen. Da ist einmal die Beziehung vom Schimanski zu Thanner, die sehr viel von emotionalen Ausbrüchen und Gesichtsausdrücken lebt. Ferner gibt Schimanskis Hang, sich selbst in Schwierigkeiten zu bringen, viel her. Hier wird es durch den nackten Schimmi im Stadion getroffen. Außerdem ist die Szene, in der Schimmi in Beas Armen einschläft, ein Paradebeispiel, obwohl der Tausendsassa endlich am Ziel angelangt ist.
Ein dritter Hauptdarsteller ist natürlich Duisburg. Zechen, heruntergekommene Straßen, der MSV, nicht alle Motive schmeicheln der Stadt, gestalten jedoch ein lebhaftes Bild von der Umgebung, in der die beiden Kommissare arbeiten.
Zu guter Letzt ist es eine schöne Verbeugung vor einem schönen Abschnitt der Tatort-Reihe und für alle, die realistische Comic-Geschichten mögen, ein tolles, spannendes Album aus Deutschland mit urigen Hauptdarstellern. 😀
Dienstag, 11. Oktober 2005
Ein Batman führt sich wie eine undisziplinierte Flasche auf, flirtet lieber, als den Gangstern Saures zu geben. – Wo gibt es denn so was?
Es dauert nicht lange und Batman muss diese Disziplinlosigkeit mit dem beinahe Schlimmsten bezahlen: der Demaskierung.
Die Danger Girls sind in Gotham. Unter der Leitung ihres Mentors Deuce haben Abbey, Sydney und Valerie einen Auftrag in der Stadt des dunklen Ritters auszuführen. Ein alter Bekannter der Danger Girls hat es nach Gotham verschlagen. Das Team um Deuce befürchtet das Schlimmste.
Die Befürchtungen sind nicht unbegründet, denn Conrad, so der Nachname des Unholds, lässt sich auf ein Geschäft mit dem Joker ein. Conrad besitzt den Aktivierungscode für ein Gerät zur Gedankenkontrolle und ist bereit gegen entsprechende Bezahlung diesen Code an den Joker weiterzugeben. Diese Bezahlung lautet: Rache an den Danger Girls.
Batman, der sich selber schon damit auseinandersetzen musste, dass Vigilantentum nicht gern gesehen ist, hat etwas dagegen, dass Fremde in seinem Revier wildern. Gemeinsam mit Catwoman legt er sich mit den Danger Girls an.
Gebt mir ein B! Gebt mir ein D!
Und noch ein Crossover. Ich muss zugeben, auf dieses Crossover hatte ich mich richtig gefreut. Die Danger Girls von J. Scott Campbell und Andy Hartnell (Hier als Autor zuständig.) war zum Zeitpunkt ihrer Entstehung eine große Überraschung.
Versatzstücke von James Bond, Indiana Jones und Tomb Raider wurden genial miteinander vermischt. Dazu kamen die Zeichnungen von Campbell, der einen Sean Connery als Deuce und einen Timothy Dalton als Conrad karikierte.
Die Danger Girls waren allesamt sexy anzuschauen, obligatorische Nazis, die ein uraltes Relikt zum Leben erwecken wollen (Indy lässt grüßen) und ein geheimnisvoller Ninja, der bei den Bösen ein Pendant besitzt und den schicksalshaften Zweikampf anstrebt.
Passt das zu Batman?
Im Prinzip schon. Auch Batman ist ein Charakter, der dem Phantastischen durchaus zugeneigt ist. Beispielhaft seien allein seine Begegnungen mit Ra’s Al Gul genannt. Zeichner Leinil Francis Yu hat bereits mit Superman bewiesen, dass er mit Superhelden umgehen kann. Aber ich möchte behaupten, dass er (bisher) niemand ist, der einen Zugang zur dunklen Seite gefunden hat. Grafisch ist es zwar allererste Sahne, aber die Atmosphäre erreicht den Betrachter nicht so richtig.
In Superman – Birthright hat er die Geschichte perfekt umgesetzt! (Und seine Interpretationen der Welt Krypton und seiner Bewohner waren toll.)
Vielleicht liegt es aber auch an der Geschichte. Die Danger Girls brauchen die Übertreibung und es sind einige schöne Anekdoten vorhanden. Abbeys Vorliebe für PS-starke Fahrzeuge ist sehr schön dargestellt. Wie sehr ein SLK gegen das Batmobil abstinkt, ist göttlich anzuschauen. (Außerdem ist die Zeichnung des Batmobils ein echter Hammer.)
So sehr wie die Danger Girls von Zitaten und Anspielungen leben, so funktioniert es hier einfach nicht. Freilich hat es etwas, wenn Sydney auf Bruce Wayne steht und der Milliardär die Danger Girls anflirtet, aber es zündet für mich nicht.
Möglicherweise wäre es eine Wahnsinnssache gewesen, wenn Campbell den Zeichenstift in die Hand genommen hätte. Es wäre interessant gewesen zu sehen, welche Figur für Batman hätte herhalten müssen. Wahrscheinlich ist er aber mit den Wildsiderz voll ausgelastet.
Unter dem Strich hat die Begegnung von Batman mit den Danger Girls dank des Jokers ein wenig MAD-Charakter. Es ist solide, grafisch aufwendige Kost, nur hängt die Geschichte für mich ein wenig durch. 🙂
Samstag, 08. Oktober 2005
Sie sehnen sich danach, jedes Licht, jedes Leben zu verschlingen, auf dass alles so kalt und leer werde, wie sie selbst es sind.
Österreich 1939. Gemeinsam mit amerikanischen Soldaten stürmt Lobster Johnson eine Burg in den Alpen. Ihr Vorhaben: Die Verhinderung eines geheimen Nazi-Experiments. Eine Rakete soll in den Weltraum geschossen werden. An Bord befindet sich ein verstorbener Nazi-Wissenschaftler.
1961. Aufklärungssatelliten haben eine beunruhigende Entdeckung gemacht. Ein Komet nähert sich der Erde auf Kollisionskurs. Im Kern des Kometen befindet sich die Raketenkapsel, die Ende der 30er Jahre gestartet worden war. Der Fall wird zu einer Angelegenheit für Hellboy und seine Kollegen.
Auf Burg Hunte verbirgt sich das Grauen. Hellboy trifft mit Hermann von Klempt auf einen alten Feind. Der irre Wissenschaftler, der in Wahrheit nur noch aus einem Kopf besteht, hetzt einen neuen Kampfaffen auf Hellboy.
Derweil trifft der Homunkulus Roger auf Lobster Johnson. Der Held und Agent fordert Roger auf, sich zu beweisen. Für Roger ist der Kampf gegen die Monstren hart und er wird bis an seine Grenzen geführt. Aber er beweist sich.
Derweil führt von Klempt sein Experiment fort. Was niemand außer ihm weiß: Mit dem Inhalt der Rakete kommt das absolut gnadenlose Böse auf die Erde, was die Menschheit für immer zerstören wird. Für von Klempt ist dies das größte Ziel. Es gibt nichts anderes, was er erreichen möchte.
Seine Enkelin, die Hellboy und Roger in die Falle lockte, ist für von Klempt nur eine kurzzeitige Zuschauerin, die seinen Triumph erleben und bewundern soll.
Als der Wurm erwacht, dessen einziger Lebenszweck das Fressen ist, tritt Hellboy zu einem atemberaubenden Kampf an. An seiner Seite ist Roger, der endgültig zeigt, dass das Vertrauen in ihn berechtigt ist.
Die düstere Geschichte rund um den Sieger Wurm steht der spannenden Handlung des Kinofilms in nichts nach.
Die Handlung ist von Mike Mignola sehr vielschichtig gestaltet worden. Der Leser wird in Hellboys Vergangenheit entführt. Die Bedrohung geht wieder einmal von Abkömmlingen des Dritten Reiches aus. Ein Held aus der Vergangenheit taucht wieder auf. Monster aller Art, magische wie technische, stellen sich zum Kampf. Innerhalb der eigenen Gruppe herrscht Misstrauen.
Die Atmosphäre der Geschichte ist sehr düster, nicht zuletzt wegen des Titel gebenden Textes von Edgar Allan Poe. Dieser Einstieg beschreibt den Rahmen, die Untergangsstimmung perfekt. Das Streben des bösen Menschen nach der endgültigen Vernichtung ist die Richtschnur und ausgerechnet ein Wesen aus der Hölle soll das verhindern.
Wie Mignola die einzelnen Teile zueinander führt, ist absolut lesenswert. Lesenswert deshalb, weil sich hier die Bezeichnung Graphic Novel wunderbar verwenden lässt.
Die Geschichte ist originell, sie besitzt eine stetig steigende Spannung, sie nimmt sich selber nicht ganz so ernst (fliegende Köpfe und Kampfaffen als Gegner, ein Held namens Lobster).
Die Zeichnungen laufen der Handlung entgegen. Sie sind durchgehend düster. Das bröckelige und später einstürzende Gemäuer, die Kellergewölbe mit der Rufbereitschaft (wenn man den Toten einen Namen geben will), die Landung der Rakete und nicht zuletzt der Wurm, den Mignola einer riesigen Raupe nachempfunden hat, tragen ihr Übriges dazu bei, dass der Leser nicht vergisst, dass er es mit einer Horrorgeschichte zu tun hat. Horror kommt zwar nicht ohne ein ironisches Element aus, was gerade auch bei Hellboy vorhanden ist, doch hier kommt dieses erzählerische Talent von Mignola nicht derart zum Vorschein, wie es noch in einigen Kurzgeschichten der Fall war.
Deutlich reiht sich Mike Mignola in die Riege sehr guter Erzähler ein, die außerdem noch visuell begeistern können.
Im Anhang des Bandes findet sich eine Galerie deutscher Comic-Künstler, die mit ihren Bildern einen kleinen Kniefall vor Mignolas genialer Vorlage machen. Besonders gelungen ist hier Hellboys Kampf mit der Hexe (aus Hänsel und Gretel) von Geier (alias Jürgen Speh).
Beide Daumen rauf für einen gezeichneten Top-Gruselroman. 😀
Freitag, 07. Oktober 2005
Dwight McCarthy ist wieder zurück. Das Gesicht ist neu, die Haarpracht auch, aber die Probleme sind die alten geblieben. Als er sich mit Shellie eingelassen hat, der Kellnerin, die in der Vergangenheit so nett zu ihm gewesen ist, sollte es nur ein vergnügliches Stelldichein werden. Doch jetzt könnte es bedrohlich werden.
Shellies Ex weiß noch nichts von seinem Status in der Beziehung zu Shellie und ist auch nicht bereit, diese Tatsache zu akzeptieren. Jack Rafferty, Iron Jack genannt, ist ein Mann, der sich gerne vor seinen Kumpels profiliert, indem er Frauen schlägt und wie Dreck behandelt.
Solche Typen bringen stets den Kavalier in Dwight zum Vorschein. Jack muss nicht lange warten, bevor Dwight Jacks Kopf in die Toilettenschüssel taucht.
So gedemütigt macht sich Jack mit seinen Kumpels davon. Shellie bleibt unbehelligt, aber Dwight möchte auch verhindern, dass anderen Frauen nichts geschieht. Einen Warnruf von Shellie überhört er.
Die Verfolgungsjagd führt in die Altstadt von Sin City. Ein Polizeiwagen, der sich an die Fahrzeuge, dreht in der Altstadt gleich wieder um, denn die Altstadt wird von den Prostituierten beherrscht und kein Polizist, geschweige denn die Mafia, wagt sich hierhin.
Jack und seine Kumpels sind betrunken. Sie geben nichts auf diese Geschichten. Sehr schnell haben sie ein Opfer auserkoren. Becky befindet sich nach einem langen horizontalen Arbeitstag auf dem Heimweg. Sie hält die Bande auf Abstand, erkennt aber auch, dass diese nicht locker lassen werden. Sie führt sie in eine Sackgasse.
Dwight kann nicht eingreifen. Die Falle schnappt zu. Die tödlichste Killerin der Mädchen verrichtet erbarmungslos und präzise ihre Arbeit.
Was nach einem Akt der üblichen Selbstverteidigung der Mädchen ausschaut, wird zu einer Katastrophe. Einer von der Bande war kein gewöhnlicher Krimineller.
Da werden Weiber zu Hyänen.
Dieser altbekannte Spruch ist hier nicht ganz zutreffend. Die Gruppe der Mädchen ist weitaus schlagkräftiger.
Die Kampfmaschine, die kleine tödliche Miho, ist einer der gefährlichsten Charaktere, die in Comics jemals gegen Bösewichter angetreten sind. Frank Miller hat Miho sehr klein, beinahe verletzlich aussehend geschaffen. Umso erstaunlicher sind für den Leser ihre Kampfeswut und ihre Brutalität. Hinzu kommen ihre Beweglichkeit und ihr sehr guter Umgang mit allen möglichen Waffen. Ihre Präzision macht das Maß voll.
Und in der ganzen Zeit gibt Miho keinen Laut von sich.
Wie der Titel dieser verfilmten Geschichte aus dem Universum von Sin City schon besagt, Das große Sterben, ist Gewalt ein sehr zentraler Punkt. Mehr noch als in den beiden Geschichten zuvor führt nur Gewalt für alle Beteiligten zum Ziel.
Die einen sind Dilettanten, andere sind absolute Profis, wieder andere sind eher Handwerker. Dwight balanciert irgendwo dazwischen. Er ist die Sorte Mann, der es nicht so recht begreifen kann, wenn eine Frau zu Gewalt greift. Interessant ist seine Beziehung zu Gail, der Anführerin der Mädchen. Für ihn ist sie seine Kriegerin, seine Amazone, die perfekte Mischung aus Brutalität und Sexualität. Dwight ist einfach vernarrt in diese Frau und setzt alles daran, ihr zu helfen.
Die Schauplätze im vorliegenden Band sind sehr gut ausgewählt und spielen eine wesentliche Rolle. Die Teergruben mit ihren steinernen Dinosaurierfiguren in Lebensgröße liefern Atmosphäre. Der schmale Zugang bei dem Austausch von Geiseln und Beweisstücken erinnert auch textlich an die Thermophylen, den Schlachtort der Spartaner gegen die Perser. Miller verarbeitete dieses historische Thema bereits zusammen mit seiner Frau Lynn Varley in Miller’s 300.
Ist die vorliegende Geschichte auch nicht im klassischen Altertum angesiedelt, so verhalten sich ihre Protagonisten wenigstens auf mittelalterlichem Niveau. Das Schlachtfeld wechselt zwischen Festung und städtischem Dschungel.
Dazwischen findet sich Millers sehr schwarzer Humor, der hier meist mit Gewaltszenen in Einklang gebracht wird. Zu diesem Zeitpunkt ist der Leser bereits so sehr von der Geschichte gefesselt, dass das Lachen zur Befreiung wird und eine kurze Verschnaufpause gewährt. Diese währt allerdings nicht lange. Wenn der Showdown startet, hält der Leser (zumindest ging es mir so) schlichtweg die Luft an. 😀
Donnerstag, 06. Oktober 2005
Johnny Estacado möchte sich ein neues Geschäftsterrain unter den Nagel reißen. New York genügt nicht mehr, jetzt soll es Metropolis sein.
Kaum dort eingetroffen, bekommen er und seine Gehilfen eine eindeutig ablehnende Botschaft von einem Handlanger des ansässigen Gangsterbosses: Metallo stellt sich selbst der Darkness furchtlos entgegen und er gibt keinen Penny für dessen Drohungen.
Estacado weiß genau, auf wessen Terrain er sich in Wahrheit bewegt: Superman. Dieser Superheld bereitet ihm tatsächliche Sorgen und eine Lösung dafür hat er noch nicht gefunden. Die Darkness traf bereits einmal mit Batman zusammen und sogar dort holte er sich eine blutige Nase. Aber vor Batman hat er regelrecht Angst, während Superman ihm einen gehörigen Respekt einflößt.
Erste Tests verlaufen wie erwartet. Das erste Zusammentreffen der beiden gerät jedoch ganz anders, als die beiden vorhersehen konnten.
Wen hat die Darkness eigentlich noch nicht kennen gelernt?
Die Begegnungen zwischen der Darkness und der Witchblade sind bereits Standard. Beide legten sich als Team schon mit Aliens und Predatoren an. Eine Begegnung, dem wir sogar einen Alien-Darkling verdanken.
Crossover von DC und Top Cow gab es bereits auch schon zwischen der Witchblade und der JLA, eine Begegnung, die ich recht enttäuschend fand, da Zeichner Mark Pajarillo einen sehr klinisch, kalten Job ablieferte.
Die Begegnung der Darkness mit Batman (Dino Crossover 30) war seinerzeit schon besser. Die Charaktere, beide von Haus aus düster, passten recht gut zueinander. Marc Silvestri, Dave Finch und Clarence Lansang bringt hier wunderbar gruselige Bilder zu Papier. Darunter sind einige sehr schöne Batman-Portraits und Ansichten seines Batmobils. Two-Face sah niemals schauderhafter aus. (Natürlich nur eine Hälfte.) Die Handlung war spannend aufgebaut und das Zusammentreffen ist gelungen. Batman wäre nicht Batman, würde er nicht die kleine Lichtschwäche der Darkness ausnutzen.
Besser geriet eigentlich nur das Zusammentreffen zwischen der Darkness und dem Hulk. Eine perfekte Erzählung nach allen Regeln der Kunst, die auch eine neue Fähigkeit der Darkness zum Vorschein brachte: Estacado konnte sehen, wann und wie ein Mensch sterben würde, wenn der Zeitpunkt in nicht allzu ferner Zukunft lag.
Apropos Lichtschwäche. Im vorliegenden ersten Teil des Crossovers zwischen dem Stählernen und der manifestierten Dunkelheit verpasst Supie der Darkness eine Breitseite mit dem Hitzeblick. Bislang war ich der Ansicht, dass es ein laserähnliches Licht ist. Das sollte eigentlich außer ein paar Schmerzen größere Auswirkungen auf die Darkness haben. Und was ist mit dem grellen grünen Licht, was das Kryptonit-Herz von Metallo abstrahlt?
Nun, man soll Comics nicht so sehr den Puls fühlen.
Das Team um Autor Ron Marz, der Zeichner Tyler Kirkham, Tuscher Matt Banning und John Starr hat eine grafisch beeindruckende Szenerie in Metropolis geschaffen.
(Wenngleich ich auch nicht verstehen kann, was die Macher an Metallo, dieser zur Terminator-Imitation gewachsenen Figur, finden. Ich finde ihn ziemlich langweilig. Ein Zusammentreffen mit dem Parasiten und/oder Bizarro hätte dem Ganzen vielleicht mehr Pep verliehen.) 😀