Marv ist verliebt in Goldie. Die schöne junge Frau sucht bei ihm Schutz. Aber Marv ist ziemlich betrunken und Goldie ist nach der Liebesnacht tot. Kurz nachdem Marv neben der Toten aufwacht, ist auch schon die Polizei zur Stelle.
Für Marv bleibt nur ein Schluss: Nur zwei Menschen können von Goldies Tod wissen. Der Mörder und er. Und Marv hat die Bullen nicht angerufen.
Ihm bleibt vorerst nur die Flucht und der Wunsch nach Rache.
Bald nachdem Marv seine Fühler ausgestreckt und von seiner Bewährungshelferin Lucille verarztet worden ist, erscheinen bereits die ersten Killer und wollen Marv umlegen. Aber Marv will Antworten und so ist er es, der am Ende die Fragen stellt und die Leute umlegt. Seine Antworten erhält Marv über den Rücken von Leichen. Es ist nicht einfach und die Wunden und Blessuren, die er dabei davon trägt, sind zahlreich. So zahlreich, dass selbst er es kaum ertragen kann, wie es scheint.
Auf einem Bauernhof außerhalb der Stadt gerät er auf eine wirklich heiße Spur und mitten hinein in einen Alptraum. Lucille ist die Gefangene des Killers. Als Marv das erste Mal gegen Kevin antritt, hat er keinerlei Chance. Kevin ist wahnsinnig schnell, stark, brutal und lautlos.
Im weiteren Verlauf der Geschichte gerät Marv in einen absoluten Alptraum. Am Ende, das weiß er ziemlich schnell, wird es nicht gut für ihn ausgehen. Selbst wenn er gewinnt, wird er dennoch verlieren.
Marv beendet seinen Rachefeldzug. Es ist blutig, sehr brutal und er zahlt alles, was man ihm angetan hat (und noch antun wird), zehnfach zurück.
Mehr habt ihr nicht drauf, ihr Weicheier?
Mit Sin City – Stadt ohne Gnade hat Frank Miller endlich seine Bestimmung gefunden. Seine Batman Interpretationen haben mir nicht gefallen und mit Ronin konnte er mich auch nicht hinter dem Ofen hervorlocken. Frank Miller verträgt sich einfach nicht mit Farbe.
In Schwarzweiß ist die Sachlage ganz anders.
Wenn ich mir die Bildkompositionen in Stadt ohne Gnade anschaue, und anders sind sie wirklich nicht zu nennen als Kompositionen, dann scheint es fast als habe Frank Miller das Rad des Comics neu erfunden.
Es gibt einige wirklich herausragende Szenen in diesem Band. Dazu gehören Marvs erste Begegnung mit zwei Killern, der erste Kampf mit Kevin und Marvs Wanderung durch den Regen in Sin City.
Alleine die Regenszene zeigt, was ein Comic mit Bildsprache alles erreichen und erzählen kann. In einer anderen Szene wird Miller sogar nostalgisch. Marvs Sprung in die Tiefe auf einer einzelnen Seite erinnert doch sehr stark an das Dark Knight Cover vor dem nächtlichen Blitz.
Millers Geschichte um Marv entführt in die guten alten Zeiten des Film Noir, als die Welt schwarzweiß war und die Ganoven Narbengesichter und riesige Kanonen mit sich herumtrugen. Fast meint man in Marvs Nachtclub gleich Edward G. Robinson oder Humphrey Bogart um die Ecke kommen zu sehen – vorausgesetzt, man hätte es in Hollywood in den 40er Jahren des letzten Jahrhunderts gewagt, solche brutalen (und anzüglichen) Filme zu drehen.
Als alles vorüber zu sein scheint und Marv alleine auf einer Seite steht und über sein Werk sinniert, enttäuscht ist, weil Kevin nicht geschrieen hat, dann gehört das zu den monströsesten Szenen, die es wohl in Comics gegeben hat.
Seltsamerweise kann der Leser Marv es nicht übel nehmen. Marv hat Schlimmes erlebt, niemand ist jemals gut mit ihm umgesprungen. Die Gegner dachten, niemand werde Marv vermissen. Möglicherweise hatten sie damit sogar recht, doch sie rechneten nicht damit, dass er es ihnen so schwer machen würde.
Miller erzählt eine Geschichte, in der niemand unschuldig ist, am allerwenigsten Marv. Trotzdem mag man ihn, vielleicht weil er der Einzige in diesem Spiel ist, der noch einen Ehrenkodex hat und Mitleid verdient.
Doch es soll nicht zuviel in einen Comic hineininterpretiert werden. 🙂
Für mich bleibt zum Schluss nur, dass ich einen der besten Krimis seit langem gelesen habe und das war zufällig ein Comic. 😀