Hunderttausend heulende und jaulende Höllenhunde! Hagel und Granaten! Kaffern! Lumpen! Geistige Tiefflieger! Habenichtse! Doppelmissgeburten! Saubande! Vampire! Rohlinge! Fuseleulen! Banditen! Hanswürste! Mörder! Blindgänger! Einfaltspinsel! Pfeffersäcke! Zulukaffern! Analphabeten! Hinterwälder! Waschlappen! Pantoffeltierchen! Lausejungen! Pestbeulen! Ikonoklasten! Hunderttausend eiternde Pestbeulen! Freibeuter! Piraten! Patagonier! Antipoden! Teppichhändler! Kleptomanen! Dreckiges Drecksland! Süßwassermatrose! Rennfahrer! Straßenschreck! Zum Kuckuck! Donnerkiel! Blutsauger! Menschenfresser! Bahnhofspenner! Gauner! Paviane! Sie Mückengehirn in Aspik! Angeber! Egoist! Troglodyt! Pennbruder! Stinktiere! Ausbeuter! Rüpel! Lümmel! Anthropophage! Sie wild gewordener Straßenfloh! Sie fehlgeleitete Rakete!
Dieser kleine Auszug von Kapitän Haddocks Schimpfworten ist dem neuesten Band der Bild Comicbibliothek entnommen. Aus heutiger Sicht lässt sich bestimmt sagen, dass so manches Wörtchen nicht mehr politisch korrekt ist.
Aber Tim und Struppi gehören zweifellos zu den Comics, die wegen der Einbindung von kulturellen und politischen Gepflogenheiten Kinder ihrer Zeit sind.
Der vorliegende Sammelband Bild Comic-Bibliothek 8 – Tim und Struppi vereint die Geschichten Die sieben Kristallkugeln, die darauf aufbauende Handlung Der Sonnentempel und Der Fall Bienlein.
Die ersten beiden Geschichten erfuhren 2001 in Belgien auch eine Musical-Umsetzung. (Vielleicht gibt es auch noch jemanden, der verschiedene der feinen Hörspielumsetzungen von Tim und Struppi unter dem maritim-Label sein eigen nennt.)
Die Auswahl dieser Geschichten ist Abenteuer pur. Wer cineastisch interessiert ist, mag sich fragen, wer hier alles bei Tim und Struppi abgeschaut hat. Der gruselige Auftakt mit den sieben Kristallkugeln erinnert an spätere Verfilmungen um Mumien. Die Abenteuer in Peru (Der Sonnentempel) lassen Indiana Jones ziemlich alt aussehen. Die vielen Agenten, Mordanschläge und die Hubschrauberverfolgungsjagd im Fall Bienlein schaffen eine ordentliche James Bond Atmosphäre.
Was Tim und seine Freunde aber allen ihren möglichen Vorgängern und Nachfolgern voraushaben, ist der wirklich wunderbare Humor.
Ich weiß nicht, ob hier die beste Auswahl getroffen worden ist aus den zahlreichen Abenteuern, die mit diesen tollen Charakteren zur Verfügung stehen. Das mag jeder für sich selbst beantworten. Ich finde aber, dass eine gute Auswahl getroffen wurde.
Professor Bienlein ist für mich schlicht eine tolle Figur. (Er gefällt mir besser als der vergleichbare Graf von Rummelsdorf, der eine ähnliche Genialität und Verwirrtheit aufweist.) Als Leser werde ich des Running Gags um seine Schwerhörigkeit nicht überdrüssig – auch nach mehrmaligem Lesen nicht. Nicht zu vergessen: das Pendeln. Jene doch merkwürdige Lösungsfindung ergreift schließlich auch Schultz und Schulze. Allerdings geht es bei den beiden ordentlich daneben. Zwar können sie ausmachen, in welcher Höhe sich Tim und Haddock befinden, nur sind sie stets auf dem völlig falschen Kontinent unterwegs. – Ich würde sogar sagen, dass sie auf dem falschen Kontinent unterwegs sind. 😀
Als Leser könnte den Geschichten eine gewisse Naivität vorgeworfen werden. Es mag sein, dass dieser Aspekt ein Bestandteil davon ist. Doch bei unterhaltsamen Geschichten, die wirklich gut erzählt sind, damit sie sich einem wirklich breiten Publikum erschließen können, ist dies nicht selten der Fall.
Noch ein Wort zu den Zeichnungen: Die Welt rund um Tim und Struppi bietet einen ähnlichen Rückblick, wie es Filme der 40er und 50er Jahre des letzten Jahrhunderts heute leisten. Unabhängig davon, ob einem die Geschichten gefallen, lassen sich in der Darstellung viele liebevolle Details entdecken. Hier ragen natürlich die Fahrzeuge heraus, deren Darstellung besonders zum altmodischen Flair beiträgt. 😀