Alte Legenden, Religion und undurchsichtige Organisationen haben schon immer die Phantasie von Autoren beflügelt. Ganz vorne weg spielt hierbei die katholische Kirche eine große Rolle.
Unlängst hat Dan Brown mit Illuminati eine wahre Welle von Verschwörungsgeschichten losgetreten. Dabei ist die Idee einer Kirche, die sich im geheimen Krieg mit sich selber oder anderen Organisationen befindet, nicht neu. Bereits der Bestseller Assassini griff eine ähnliche Thematik auf.
Wie diese Thematik, die freilich etwas unverfroren ist aus katholischer Sicht, auch eine spannende Graphic Novel ergeben kann, zeigt der Mehrteiler Das geheime Dreieck. Die Geschichte geht auf eine Theorie zurück (auch nicht eben neu), dass Jesus einen Bruder (Thomas) gehabt hat, der an seiner statt gekreuzigt worden ist. Ebenfalls greift es die Theorie eines weiteren Evangeliums auf, das nach der Kreuzigung von Jesus selbst verfasst wurde.
Jesus, der hier eine Familie, eine Frau, einen Sohn hat, ist hier gar zu menschlich, der seinen verräterischen und neidischen Bruder opfert, um weiterhin seine Lehre aus dem Geheimen verbreiten zu können.
Diese doch recht frei interpretierte Version verschiedener Theorien spart denn auch weitere Organisationen nicht aus, die bereits zu Lebzeiten von Geheimnissen umwittert waren: die Templer, Freimaurer und Katharer. So lässt es auch nicht den Ordensführer Jakob de Molay aus, der auf Geheiß von König Philipp verbrannt wurde. Wie in der Legende verflucht er Papst und König vor seinem Tod. Schlussendlich nimmt er hier auch das Geheimnis um das Testament des Narren mit ins Grab.
In der dritten und letztlich wichtigsten Zeitebene machen sich Gelehrte aus der Neuzeit, geheimnisvolle Kirchenvertreter auf die Suche nach den Fragmenten dieses geheimnisvollen Testaments. Natürlich geht diese Jagd wegen ihrer kulturellen Wichtigkeit nicht ohne Leichen ab.
Die Geschichte, die hier von Didier Convard in Szene gesetzt wurde, ist absolut spannend geraten und entspinnt sich wie ein Film, bei dem keine Szene verpasst werden darf, um am Ball zu bleiben. Besonders gefällt mir der doch recht langsame Aufbau der Handlung. Der Sprung zwischen den Zeitebenen ist zu Beginn gewöhnungsbedürftig, veranlasste mich jedoch dazu, die einzelnen Bände erst nach der letzten Seite beiseite zu legen.
Die Zeichnungen allerdings haben mich dann doch etwas enttäuscht. Die Cover-Bilder von André Juillard versprechen hier mehr als die eigentlichen Comic-Bilder bieten. Das ist recht schade, da es durchaus Comic-Alben gibt, die die abgebildete Qualität der Cover durchgehend halten.
Andererseits, und das hat mich wirklich erstaunt, waren mir die Zeichnungen nach den ersten Seiten ziemlich egal. Denn die Geschichte entwickelt eine solche Eigendynamik, dass die Bilder eher als Beiwerk erfasst werden. Man lernt die einzelnen Hauptfiguren zu mögen, auch die Zwielichtigen. Die lebendige Schilderung und die sorgsame Ausarbeitung der Details prädestinieren die Geschichte geradezu für eine Verfilmung. Es würde mich nicht wundern, wenn in der Rolle der Hauptperson Didier Mosèle sich Gerard Derpardieu auf die Leinwand wagen würde (den Obelix hat er ja bereits geschafft).
Wer mit Akte X und Illuminati etwas anfangen konnte, wird an Das geheime Dreieck bestimmt seine Freude haben. 🙂